07 Alpha
"Justin? Der Krieg hat begonnen!" Mein Freund und Rechtsanwalt, der Sohn des Rechtsberaters und Freundes meines Vaters, schnappt nach Luft, als ich ihn mit diesen Worten begrüße."
"Wie?"
"Er hat mich einem Omega in Hitze aufgedrängt."
"Unmöglich, wer?"
"Richmonds Sohn."
"Ugh, wir wissen, was dein Vater sich davon verspricht, aber das ist vielleicht nicht dasselbe wie für Alpha Richmond."
Ich nicke, auch wenn er mich nicht sehen kann. "Vielleicht will er das Baby für sich. Er braucht immer noch einen Erben und mein Vater braucht für sein Ziel nur den Beweis, dass ich ein Kind gezeugt habe. Es muss nicht dauerhaft bei uns leben." Ich erzähle ihm, was passiert ist und was gesagt wurde, und er hört aufmerksam zu und lässt mich noch ein paar Fragen beantworten.
"Du musst unbedingt sicherstellen, dass es keinen Zweifel an deiner Vaterschaft für dieses Kind gibt." Justin ist schon voll im Anwalts-Modus und ich lausche seinen Worten präzise, denn genau dafür habe ich angerufen. Um seinen Rat einzuholen.
"Er hat mir bereits gesagt, dass ich sein Erster bin und ich habe weitere Beweise. Mein Halstuch ist voll vom Blut seiner Entjungferung." Ich hatte es ihm für alle Fälle untergelegt, als ich ihn das erste Mal nahm.
"Hmm, was für ein Glück, dass die Membran, die den Geburtsgang des Omegas absichert, noch intakt war."
"Also muss ich hier bleiben, bis ein Schwangerschaftstest gemacht werden kann?" Darauf bin ich zwar nicht vorbereitet, aber ich kann das organisieren. Ich laufe mit dem Telefon am Ohr auf und ab und blicke ab und an aus dem Fenster in den Garten von Haus Richmond.
"Ja, danach kannst du gehen. Stell aber sicher, dass du den Termin bei einem Arzt für einen Bluttest und eine erste Schwangerschaftsvorsorge organisierst und dann ebenfalls dort bist. Wenn du ihm dann vor dem gesamten medizinischen Personal einen Antrag machst, kann selbst Richmond nichts mehr tun, solange dein Omega ja sagt.
Nachdem wir abgesprochen haben, dass jemand das Halstuch holen kommt und zu einem Labor bringt, veranlasse ich noch, dass er meinen Freund anruft, um ihn wissen zu lassen, dass ich eine Weile nicht erreichbar sein werde. Warum werde ich ihm später selbst erzählen. Anschließend fische ich einen Zip-Beutel aus einer Seitentasche meiner Reisetasche und stecke mein Halstuch und den Datenstick mit dem Video hinein, ziehe ihn zu und schiebe alles wieder zurück in die Seitentasche und selbige außer Sichtweite. Was ich jetzt ganz sicher nicht gebrauchen kann, ist irgendein hilfreiches Reinigungspersonal, das meine Beweise vernichtet. Justin weiß Bescheid und wird sich entsprechend um alles kümmern.
Justin hatte noch mehr gute Neuigkeiten für mich. So wie der Fall liegt, wird die Jury, wenn es hart auf hart kommt und Richmond meinen Plan mit einer Anklage zu torpedieren versucht, auf meiner Seite sein. Perfekt, beste Voraussetzungen für meine Pläne.
Zeit, die Väter aufzusuchen und weitere Forderungen zu stellen. Mich stört es nicht mal, dass ich hier für ein paar Wochen sozusagen eingesperrt sein werde. Dabei kann ich mich um so mehr mit meinem Omega anfreunden und vielleicht sogar etwas mehr über Richmonds Ehemann und dessen persönlichen Alpha-Wächter herausfinden. Eine Familie, die auf ihren Omega achtet und ein Alpha, der bereit ist, sein eigenes Leben für diese Pflicht zurückzustellen, das ist wirklich sehr aufschlussreich. Es könnte zu Wissen führen, das ich bei meinen Zukunftsplänen nutzen kann.
Ich gehe zur Bibliothek und bleibe vor der geschlossenen Flügeltür stehen, strecke meinen Rücken durch, atme tief ein und aus und setze meinen strengen Blick auf. Dann drücke ich beide Flügeltüren mit Schwung auf, ohne anzuklopfen, und betrete den Raum, als ob er mir gehört. Mit großen Schritten nähere ich mich den alten Männern, die in Ohrensesseln in einer Ecke sitzen, Whiskygläser in der Hand, und mich gleichermaßen überrascht und verärgert über mein unangekündigtes Erscheinen anstarren.
Ich ignoriere sie, ziehe den hochwertigen Bürostuhl vom teuren Schreibtisch aus Edelholz, der in der gegenüberliegenden Ecke steht, schleife ihn auf seinen Rädern achtlos über den Holzboden und setze mich vor sie, ungeachtet ihrer angewiderten Blicke aus vor Wut rot angelaufenen Gesichtern. Bevor sie mit irgendwelchen Anschuldigungen oder Beschwerden über mein unangebrachtes Verhalten loslegen können, übernehme ich die Führung und rede wie der Alpha, der ich sein sollte.
"Herzlichen Glückwunsch, ich bin sicher, dass ihr beide bald Großeltern sein werdet." Meine fröhliche Stimme passt nicht zu meinem harten Blick. "Jetzt, wo ihr mich gezwungen habt, meine eigene Familie zu gründen, gibt es ein paar Dinge, die ich von euch brauche."
Mein zukünftiger Schwiegervater hat zu viel Spaß daran, meinen eigenen Vater bei seinem Untergang zu beobachten, um zu erkennen, dass er auch auf meiner Liste für Forderungen steht. Ich nutze das zu meinem Vorteil und sehe meinem Vater direkt in die Augen.
"Wenn du wieder zu Hause bist, sorge bitte dafür, dass mein persönlicher Haushälter mir einen Reisekoffer packt, inoffizielle Kleidung und alles, was für zwei Wochen unterwegs benötigt wird, mein Ladegerät für mein Handy und das Tablet mit eigenem Ladegerät auf meinem Nachttisch. Es ist bereits jemand bestellt, der den Koffer morgen früh um acht von zu Hause abholt. Du musst dich also um nichts weiter kümmern."
Meinen Vater mit sich kämpfen zu sehen, weil er nicht weiß, wo er anfangen soll und wie er mich wieder auf meinen Platz verweisen kann, hat etwas befriedigendes, auch wenn ich nicht bereit bin das offen zu zeigen. Ich lasse ihm auch nicht die Zeit, sich zu sammeln und die passenden Worte zu finden. Stattdessen richte ich meine Aufmerksamkeit wieder auf Richmond.
"Ich brauche auch jemanden aus deinem Haus, der sich um meinen Anzug kümmert. Er wurde bei den Ereignissen der letzten zwei Tage in Mitleidenschaft gezogen und ich brauche ihn vielleicht für eine mögliche, offizielle Begegnung, während ich hier bin."
Jetzt runzelt er genauso die Stirn wie mein Dad und endlich verstehen sie, was ich gesagt habe.
"Du bleibst hier?", fragt mein Vater ungläubig und: "Für die nächsten zwei Wochen?", fragt Richmond ebenso überrascht, aber ich gebe nicht nach. Stattdessen gebe ich mich, als wäre das eine Selbstverständlichkeit.
"Natürlich. Ich muss sicherstellen, dass eine Schwangerschaft besteht und mir niemand die Position als Vater dieses Kindes streitig machen kann."
Richmond erholt sich schneller als mein Vater und setzt ein Grinsen auf, als wäre ich ein unartiges Kind, das überzogene Forderungen stellt. "Du lädst dich also selbst als Gast in mein Haus ein?"
Ich verschränke meine Arme vor meiner Brust, lehne mich zurück gegen den Stuhl und zeige ihm ein strahlendes und entspanntes Lächeln das meine Augen mit Sicherheit nicht erreicht. Ich spiele nicht den Alpha, ich bin einer.
"Nein! Du bist es, der mich nicht nur in sein Haus, sondern auch gleich in seine Familie eingeladen hat. Oder was dachtest du, was passiert, wenn du mich deinem Sohn aufzwingst? Bis wir also den Beweis dafür haben, ob es eine Schwangerschaft gibt oder nicht, bleibe ich dem zukünftigen Om meines Kindes nahe. Danach werden wir sehen. Gerne können wir aber die Zeit nutzen, um den bestehenden Vertrag zwischen unseren Häusern zu überprüfen, um zu sehen, wie wir ihn anpassen können, bevor er wegen Nichtigkeit komplett verfällt. Euch ist doch klar, dass meine persönlichen Rechte in diesem Fall weit stärker gewertet werden als euer Vertrag, oder?"
Jetzt werden beide blass und ich nicke zufrieden. "Das dachte ich mir schon. Dad, dein Geheimnis ist gelüftet und du solltest dich darauf vorbereiten, auf die eine oder andere Weise in Rente zu gehen. Es gibt keinen anderen Weg, den Ruf unserer Familie zu retten, als dass ich die Führung übernehme. Du hast Zeit, deinen Rückzug vorzubereiten, bis ich wieder zuhause bin."
Er wird noch blasser und steht auf, um aus dieser Situation zu fliehen. Ich ignoriere seinen Rückzug und schaue zum Alpha des Hauses Richmond, um sicherzugehen, dass er inzwischen kapiert hat, mit wem er es schon bald zu tun bekommt. Dem neuen Oberhaupt des Hauses Cavendish.
"Mir gefällt nicht, was du mir angetan hast und ich werde es auch nicht vergessen, aber ich respektiere dich als den Alpha deines Hauses. Deshalb bin ich bereit, den Vertrag neu zu verhandeln. Dies ist das einzige Angebot, das du bekommst, nimm es an oder lebe mit den Konsequenzen."
Als der Alpha, der er ist, richtet er sich auf, hält seinen Kopf hoch und steht auf, versucht mich zu zwingen, wieder seiner Führung zu folgen. Viele Machtspiele beginnen mit der richtigen Körperhaltung.
"Ich werde darüber nachdenken und auf dich zukommen, falls ich Interesse daran habe. Aber du solltest nicht vergessen, dass du meine Zustimmung erhalten willst, wenn du kommst und um die Hand meines Sohnes anhältst. Ich bin bereit, dich ebenfalls als starken Alpha zu respektieren, aber im Gegenzug erwarte ich ein Mindestmaß an Höflichkeit."
Selbstverständlich lasse ich mich nicht von ihm drängen und lehne mich stattdessen in aller Ruhe nach vorne, nehme den zurückgelassenen Drink meines Vaters und leere das Glas in einem Zug. Dann stelle ich es zurück auf den kleinen Tisch zwischen den Ohrensesseln, bevor ich schließlich auch aufstehe und ihn mit einem kurzen Nicken dazu auffordere, vorauszugehen und mir den Weg zu zeigen. Oh ja, ich kenne das Spiel auch und ich beherrsche es besser als er.
"Wenn du interessiert bist, solltest du bald auf mich zukommen. Mein Angebot endet in der Sekunde, in der dein Sohn auf den Streifen pinkelt, der uns sagen wird, ob er schwanger ist oder nicht."
Ja, ihr alten Idioten habt mich mit Sicherheit unterschätzt und wenn meine Pläne aufgehen, werden euch noch ein paar weitere Überraschungen bevorstehen.
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