05 Omega
"Oh mein Gott, das war schneller als ich erwartet habe. Die Hitze, die zu meiner Schwangerschaft und deiner Geburt geführt hat, hat fast vier Tage gedauert. Meine eigene Hitze hat damals allerdings auch immer fast zwei Wochen in Anspruch genommen. Erst nach deiner Geburt wurde sie immer kürzer, bis sie schließlich ganz verschwand."
Mein Om sitzt neben mir auf dem Bett und plappert vor sich hin, ohne zu bemerken, dass ich nicht zuhöre. Ich strecke mich und schwinge dann die Beine auf der anderen Seite aus dem Bett, um mich auf diese Weise effektiv seiner Nähe zu entziehen. Jegliche Berührung vermeidend stehe ich auf und gehe ins Bad, um zu duschen und mich anzuziehen. Als ich wieder herauskomme, sitzt er immer noch auf meinem Bett und plappert.
"Glaubst du, er hat dich mit einem Alpha beschenkt? Er sah sehr männlich und stark aus, also muss so sein, oder? Oh, ich kann es nicht abwarten, bis dein Vater endlich seinen Alpha-Erben hat und wir dann frei sind, um ein anständig verwöhntes Leben zu führen und zu genießen."
Mein Om begleitet mich, als ich den Raum verlasse, nur um in meinen eigenen zurückzukehren. Ich muss eine Weile alleine sein, um die Dinge zu überdenken, wie ich es versprochen habe. Aber mein Om braucht anscheinend nicht einmal Luft zum Atmen.
"Es gab Zeiten, in denen ich dachte, er würde mich rausschmeißen, mich gegen einen anderen eintauschen. Zum Glück hat er auf mich gehört, als ich ihn daran erinnerte, dass sein Erbe eine Generation überspringen könnte. Ich hoffe, die Familie, die er gewählt hat, ist die richtige. Ich meine, Ihr Oberhaupt ist bereits überaltert und sein Sohn ist zu jung, um zu wissen, wie Verträge gebrochen werden können. Also könnte es in unserem Interesse ausgehen."
Ich fahre zu ihm herum und werfe ihm ungläubige Blicke zu. Habe ich das richtig gehört? Er hat die Pläne meines Vaters nicht nur mitgemacht, er hat sie zur Sprache gebracht? Hat er sie ihm in den Kopf gesetzt, um sein eigenes Leben zu retten?
Froh, bereits vor meinem Zimmer zu stehen, packte ich mit einer Hand den Türknauf hinter meinem Rücken. Ich ziehe mich von meinem Om zurück und stoße ihn mit der flachen Handfläche meiner anderen Hand von mir, als er versucht, mir in mein Zimmer zu folgen.
"Hey, was machst du? Begreifst du denn nicht? Sobald das Baby geboren ist, können wir uns ganz aufeinander verlassen. Selbst wenn es wieder ein Omega ist, wird der Deal mit der Familie seines Alpha-Vaters uns für eine Weile den Rücken freihalten und deinen Papa beschäftigen."
Ich schlage ihm die Tür direkt vor der Nase zu und schließe sie ab, bevor ich zu meinem eigenen bequemen Bett gehe, mich unter der Decke vergrabe und dann meine Gedanken schweifen lasse. Bis jetzt dachte ich, mein Om wäre ein liebevoller, fürsorglicher Vater, bei dem ich bleiben wollte, egal wie grausam mein Vater ist. Aber jetzt?
Sicher, Alpha ist ein unbekanntes Risiko, aber es gibt so viele Dinge, die mich glauben lassen, dass ich ihm vertrauen kann. Warum zum Beispiel sollte er mir von der Möglichkeit erzählen, dass er nur mit mir spielt? Ich bin an einem Punkt angekommen, an dem die bekannten Lebensumstände mit meinen Eltern mir so schlimm erscheinen, dass mir das Unbekannte als die bessere Alternative vorkommt. Vielleicht ist das Glücksspiel um ein besseres Leben den Einsatz wert.
Auch wenn meine Schwangerschaft noch nicht bestätigt ist, weiß ich, dass ich die Entscheidung nicht nur für mich, sondern auch für mein ungeborenes Kind treffen muss. Und egal wie es kommt, es ist in keinem Fall mit mir als Om in diesem Haus besser dran als mit einem Alpha-Vater, der sich für ihn einsetzt, egal wo wir uns niederlassen.
Also, Papa, Entscheidung getroffen, ich denke, du wirst schon bald eine Überraschung erleben.
Ähm, wo kommt das jetzt her? Es ist nicht meine Art, so zu denken oder mit einem Problem umzugehen. Aber es fühlt sich unglaublich gut an. Ich bin gerade mal achtzehn, alt genug, um Sex mit einem Erwachsenen zu haben, aber noch darf ich nicht alleine und ohne Führung leben. Deshalb hoffe ich, Alphas Plan ist gut. Ich denke, ich werde mich auf seine Versprechen verlassen und an ihnen festhalten, bis er mir das Gegenteil beweist, und dann werde ich weiter sehen.
Das Beängstigende daran, sein Nest zu verlassen, liegt in der Gefahr, auf der Straße zu landen, dort überrollt zu werden und einen frühen Tod zu sterben. Ob ich es riskieren würde, wenn es nur um mich ginge? Vielleicht nicht. Andererseits gibt es in diesem Haus auch keine Sicherheit für mich. Wenn es mir nicht gelingt, ihm einen Alpha-Erben zu geben, schubst er mich vielleicht auch auf die Straße, sobald ich einundzwanzig werde. Ich habe mich hier bisher immer sicher gefühlt, weil ich an meinen Om geglaubt habe, aber jetzt?
Ich habe darüber hinaus den Eindruck gewonnen, dass eine Hochzeit mit mir und ein gemeinsames Kind nicht nur für Alpha selbst, sondern auch für seinen Vater von Interesse ist, und das macht mir die Entscheidung leichter. Es ist mir egal, was mit mir passiert, aber ich möchte mein Kind nicht den Grausamkeiten meiner Eltern aussetzen, besonders wenn es sich als ein Omega herausstellt.
Und wenn ich mir ansehe, wie Papa mit diesem Vertrag umgeht, oder wie er Alpha behandelt? Wie er ihn mit seiner Einladung in mein Bett gezwungen hat, mit dem Plan ihn fallen zu lassen, sobald er hat was er will? Bei diesen Gedanken will ich ihm auch keinen Alpha-Sohn schenken.
Als mein Blick auf die geschlossene Tür fällt, richten sich meine Gedanken auf meinen Om. Ob er noch immer da draußen sitzt und darauf wartet, dass ich ihn reinlasse? Dabei trifft mich eine weitere Erkenntnis wie ein Schlag in der Magengrube. Wenn Papa den Zugriff auf mich und mein Baby verliert, ist er dann bereit, Om wegzuwerfen und es mit einem anderen Omega noch einmal zu versuchen? Alles zurückzulassen ist für mich in Ordnung, aber kann ich damit umgehen, was mit Om passieren kann, wenn ich verschwinde? Muss ich mich wirklich zwischen dem Schicksal meines Ungeborenen und dem meiner Eltern entscheiden? Scheisse. Scheint, ich bin wohl doch noch nicht bereit.
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