Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Wo wir hingehen (10|3)

»Ist das dein Ernst?«

Ayk zog an der Schnur, mit der er mich gefesselt hatte. »Aber sicher doch. Der Chef verlässt sich auf mich.«

Ich tappte langsam hinter ihm her. »Sind wir nicht sowas wie Freunde?«

»Würde gerne, Zuckerfee«, seufzte Ayk. »Und wenn der Chef seinen richtigen Körper zurück hat, können wir gerne nochmal darüber sprechen.«

»Na toll. Bis dahin bin ich tot.«

»Ach, wer weiß? Vielleicht hat unser Geschäftspartner ganz andere Pläne mit dir.«

»Und das soll mich aufmuntern?«

»Vielleicht will er nur eine Audienz bei der zukünftigen Königin«, schlug Ayk vor.

Ich warf ihm einen bösen Blick zu. Anscheinend hatte sich mein Schicksal sogar bis zu den zwielichtigsten Ganoven Hertlands herumgesprochen.

Ayk erwiderte meinen Blick mit einem sanften, beinahe einfältig wirkenden Lächeln. Doch natürlich war er keineswegs so harmlos, wie er mich glauben machen wollte.

»Wer bist du, Ayk?«, wollte ich wissen.

Ayk wandte sich ab und zuckte mit den Schultern. Seine Rüstung war von Kratzern und Brandspuren übersät. Auch sein Gesicht und seine Rippen hatten etwas abbekommen.

Bei mir waren es der Rücken und die aufgeschürften Arme und Knie. Dazu der Schnitt an der Wange und mehrere nässende Brandwunden.

Es war nicht zu leugnen: Wir litten beide Schmerzen – und wir litten beide stumm, um vor dem jeweils anderen keine Schwäche zu zeigen.

»Was denkst du, wer ich bin?«

Ich legte den Kopf in den Nacken und spähte zu den Baumkronen hinauf. Pünktlich zur Sienada hatte das Laub eine rotgoldene Färbung angenommen. Als hätte der Herbst nur darauf gewartet, über das Land herfallen zu können. »Na ja ... du bist kein Sandalusier«, sagte ich, einfach nur, um meinen Kopf zu beschäftigen. »Aber du folgst Chatte wie ein Manu seinem Sandalkhan.«

»Wo komme ich denn deiner Meinung nach her?«

Ich musterte Ayks Rücken. »Deine Kehrseite ist nicht besonders aufschlussreich.«

Ayk lachte, drehte sich zu mir herum und setzte seinen Weg rückwärts gehend fort. Der Boden war mit Laub und Tannennadeln übersät, die unter unseren Schuhen ein knirschendes Geräusch verursachten.

»Hm ...«, machte ich. Ayks Hautfarbe nach zu urteilen, stammte er aus Zentral-Hertland, nicht aus dem warmen Süden und auch nicht aus dem kalten Nordwesten. »Aus Onderflor?«, riet ich.

Ayk blies die Wangen auf. »Wieso das?«

Jetzt war ich es, die nur mit den Schultern zucken konnte. »Du siehst ziemlich ... anders aus. Und die Menschen in Onderflor haben den Ruf, sehr anders zu sein.«

»Gutes Argument«, sagte Ayk nickend. »Aber nein, ich bin in Lyrien geboren.«

Ich runzelte die Stirn. Die Lyrer waren das genaue Gegenteil der Onderen. Ein Volk aus Berufsadeligen, dem man nachsagte, nur faulenzen und feiern zu können. Berühmt waren sie lediglich für ihre ständig wechselnden Regenten – und für die großen Edelsteinvorkommen im östlichen Teil der Krumrim-Berge.

»Was?«, fragte Ayk amüsiert. »Du wirkst ungläubig.«

»Bin ich auch.«

»Kann ich mir denken.«

Ayk wandte sich wieder dem Pfad zu, der eine bewaldete Anhöhe hinaufführte. Dicke, knotige Wurzeln wanden sich über den Weg. Der Wind raschelte in den Bäumen.

Unwillkürlich musste ich an Eldastin denken. Ich vermisste ihn. Keine Ahnung, warum. Vielleicht, weil er ein Teil meiner Vergangenheit war. Eine Verbindung zu meiner Heimat. Und weil ich Eigenarten an ihm entdeckt hatte, die ich von mir selbst kannte. Trotzdem kam es mir ungerecht vor, dass meine Gedanken ihm galten – und nicht meinen langjährigen Freunden Ludvik und Bruin.

»Aber du hast nicht ganz Unrecht«, seufzte Ayk. »Ich bin schon lange aus meiner Heimat fort. Hab mein Bündel geschnürt und mich vom Acker gemacht.«

»Und wohin?«

»Ich hab mich einer fahrenden Truppe angeschlossen. Schausteller, Zuckerfee. Sagt dir das was?«

»Du meinst ... Akrobaten? Jongleure? Seiltänzer?«

»Theaterleute«, korrigierte Ayk mich.

Das wiederum konnte ich mir gut vorstellen.

»Wenn du wirklich aus Lyrien kommst ... glaubst du deshalb, zu wissen, dass es zum Zeitpunkt meiner Geburt keine Prinzessin in Lyrien gegeben hat?«

Ayk schmunzelte. »Ich glaube nicht nur, das zu wissen, ich weiß es.«

»Und woher?«

»Spielt doch keine Rolle, oder?«

»Tut es das nicht?« Als Ayk darauf nichts sagte, fuhr ich fort: »Mal angenommen, ich glaube dir ... dann bedeutet das ... was? Dass meine Mutter keine lyrische Prinzessin war?«

»Scheint so, Zuckerfee.«

»Aber wer war sie dann?«, fragte ich. Meine Worte waren mehr an den Wald und den Wind als an Ayk gerichtet. »Hat mein Vater irgendein Bauernmädchen geschwängert?« Die Vorstellung amüsierte mich irgendwie. Weniger das Schwängern selbst als der Gedanke, dass mein Vater eine Geschichte erfunden haben könnte, um mir und anderen vorzugaukeln, meine Mutter wäre noblen Geblüts gewesen. Doch dann spann ich den Gedanken weiter und meine Freude versiegte. »Könnte sie dann noch am Leben sein?«

»Keine Ahnung«, brummte Ayk. »Ich weiß nur eines – und zwar, dass wir unserer Herkunft viel zu viel Bedeutung beimessen.« Er erreichte die Kuppe des Hügels und streckte die freie Hand aus, um ein paar dünne Äste aus dem Weg zu schieben. Vor uns erstreckte sich freies, von goldenen Feldern und silbrigen Wassergräben durchzogenes Land. »Es spielt keine Rolle, wo wir herkommen, Zuckerfee, nur, wo wir hingehen.«

Ich stimmte Ayk zu. Trotzdem konnte ich den Gedanken an meine Mutter nicht abschütteln. Die Vorstellung, dass sie noch leben könnte, machte mich ganz unruhig. Am liebsten wäre ich sofort aufgebrochen, um sie zu suchen. Doch dazu musste ich nach Albenheim zurückkehren und hoffen, dass mein Vater noch lebte, wenn ich dort ankam. Dann könnte ich ihn befragen, bis er mir verriet, wer die Frau gewesen war, die mich zur Welt gebracht hatte.

Den ganzen Tag grübelte ich darüber nach, während Ayk und ich im Schatten der Gräben nach Norden wanderten.

Immer wieder suchte Ayk den Himmel nach eventuellen Verfolgern ab, doch die Vindr schienen unsere Spur verloren zu haben.

Erst am Abend tauchten zwei Geflügelte auf. Sie flogen jedoch zu hoch, um uns im Schatten eines blühenden Dornengebüschs entdecken zu können.

»Am besten bleiben wir erst einmal hier und ruhen uns aus«, sagte Ayk und befestigte den Strick, mit dem meine Handgelenke gefesselt waren, an einem jungen, aber sehr robust aussehenden Eichenbaum, sodass ich mich nicht ohne weiteres befreien konnte.

Dann setzte er sich auf den Boden und zückte ein unscheinbares Artefakt. Um ehrlich zu sein, wusste niemand, ob es sich bei Tvillichen um ein Artefakt oder nur um eine geologische Besonderheit handelte. Ein ewiger Streitpunkt zwischen den betroffenen Fachbereichen.

Ich unterdrückte den Schmerz in meinem Rücken und rückte näher, um besser sehen zu können.

Ayks Tvillich war ein einfacher, grauer Stein. Oder vielmehr: eine Hälfte von einem einfachen, grauen Stein. Viele Linien und Zeichen waren in die Oberfläche eingeritzt. Manche ganz frisch, andere schon halb verblasst.

»Schonmal gesehen?«, fragte Ayk, während er mit einer Hand an seinem Zopf herumzupfte.

Ich nickte.

Ayk sah mich erwartungsvoll an.

»Was?«

»Keine Ahnung. Dachte, du wolltest was Lehrreiches sagen.«

»Nein. Eigentlich nicht.«

Es gab auch nicht viel zu sagen. Das Funktionsprinzip eines Tvillichs war simpel. Man ritzte etwas in die eine Hälfte des Steins und die Botschaft erschien zeitgleich auf der anderen Hälfte. Warum das so war, wusste niemand. Manche behaupteten, der Stein besäße eine Seele, weswegen er in manchen Gegenden auch Seelenstein genannt wurde. Andere vermuteten irgendein Oberling-Talent. Ich gehörte zur letzteren Fraktion. Schon allein, weil Tvilliche vermehrt in der Nähe von Bruchstätten gefunden wurden. Je nach Qualität waren sie mehr oder weniger wertvoll. Die besseren Exemplare erzielten auf dem freien Markt beträchtliche Beträge.

»Na schön. Ich seh mich mal ein bisschen um und versuche, den Chef zu kontaktieren«, sagte Ayk.

Ich nickte schicksalsergeben, wartete, bis er durch das Gebüsch davongekrochen war, und fummelte anschließend Eldastins Glücksbringer aus meiner Tasche.





Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro