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Die Nebelstube (4|5)

Mit diesen Worten zog Ludvik an einer Kordel, die neben der Tür von einem hölzernen Gestänge herabbaumelte. 

Daraufhin ertönte im Innern des Gebäudes ein helles Bimmeln. Es klang wie ein Glockenspiel, das vom Wind gestreift wurde.

In Albenheim gab es viele Glockenspiele, Gloribel genannt. Sie verliehen dem Wind eine Stimme, die auch von ungeübten Windlesern zu vernehmen war. In der Regel wurden sie von Kindern zum Entwickeln und Überprüfen ihrer Fähigkeiten genutzt.

Kurz nachdem das Bimmeln verklungen war, wurde die Tür geöffnet und vor uns erschien Generalin Zarola.

Ich erkannte meinen Irrtum beinahe sofort. Das hielt mein Herz jedoch nicht davon ab, wie verrückt gegen die Innenseite meines Brustkorbs zu hämmern.

Die Frau vor uns war nicht Generalin Zarola. Sie war nicht einmal eine Vindr. Nur eine Frau mit weiß geschminktem Gesicht in einer traditionellen Noeri-Tracht, bestehend aus einer kunstvoll bestickten Samthaube und einer mehrschichtigen Seidenrobe.

Meine Kollegin Sareen, die sich bis zu ihrem Weggang mit der Bekleidungskultur in Hertland befasst hatte, besaß selbst zwei oder drei dieser Roben. Alle deutlich älter und hochwertiger als das Exemplar unseres Gegenübers. Aber das war wohl nicht verwunderlich. Angeblich stammten ihre Roben aus dem Fundus der letzten nevellischen Kaiserin und waren ihr zu Forschungszwecken überlassen worden.

»Guten Morgen«, sagte Ludvik und legte eine Hand über die Brosche, die seinen Umhang zusammenhielt. »Wir suchen Mak Maggott.«

Die Frau musterte erst Ludvik, dann Eldastin und mich. Trotz der Schminke konnte ich ihr Missfallen spüren. »Keine Oberlinge«, sagte sie mit einem starken Akzent. Dusisch, vermutete ich. Mit ihren schwarzen Haaren und den dunklen Mandelaugen konnte sie eigentlich nur aus dem Nordwesten Hertlands stammen.

Ludvik lächelte gewinnend. »Können Sie nicht vielleicht eine Ausnahme machen?«

»Wir suchen eine Freundin«, fügte ich hinzu. »Einen Niederling. Ihr Name ist Bruin Fossa. Vielleicht haben Sie sie gesehen. Sie hat rote Haare, ist sehr hübsch, groß und laut.«

»Außerdem hat sie Mörder-Titten«, ergänzte Ludvik grinsend.

Die Frau zögerte noch einen Moment, dann presste sie die Lippen aufeinander, senkte den Blick und ließ uns eintreten.

»Musste das sein?«, brummte ich, während wir das Gebäude betraten.

»Aber es ist wahr«, gab Ludvik zurück.

»Was ist das hier?«, wollte Eldastin wissen.

Ludvik sah sich nach ihm um. »Eine Nebelstube.«

»Davon habe ich schonmal gelesen«, bemerkte ich.

»Gibt es etwas, von dem du noch nichts gelesen hast?«

Ich zuckte mit den Schultern. »Die Geschichte der Menschenlande interessiert mich eben.«

Wir durchquerten einen kurzen Flur und passierten einen klimpernden Perlenvorhang. 

Dahinter lag ein runder Raum mit einem Tisch in der Mitte, auf dem ein großes Räucherstövchen aus glasierter Keramik stand und einen intensiven, erdig-modrigen Geruch verströmte. Die Wände bestanden aus gebeiztem Holz und waren mit Intarsien versehen, die das legendäre Nevellische Nebellabyrinth abbildeten. Es herrschte eine stickige Wärme und Wasserdampf kondensierte an den schmalen Fenstern, die in einen dunklen Innenhof hinauszeigten.

Ich lockerte den Kragen meiner Bluse und atmete flach, um nicht zu viel von dem seltsamen Kräuterdampf einzuatmen. Trotzdem fühlte ich mich schon nach wenigen Sekunden unangenehm benebelt.

»Ist das Manroos?«, fragte ich mit heiserer Stimme.

Ludvik neigte den Kopf in meine Richtung und flüsterte: »Gut möglich. Wenn dieses Etablissement tatsächlich Mak Maggott gehören sollte.«

»Warst du schonmal hier?«

»Nein. Aber ich habe davon gehört. Der Laden hat einen gewissen Ruf.«

»Lass mich raten ... das ist keine richtige Nebelstube.«

Ludvik zog eine Grimasse. »Also ... den heilenden Dampf gibt es hier auch, aber das ist es nicht, was die Menschen hierher lockt.«

In diesem Moment betrat ein Mann den Raum. Der Fremde war wohlbeleibt, ziemlich behaart und nackt, bis auf ein Tuch, das er sich um die Hüfte gebunden hatte. Als er uns entdeckte, drehte er um und verschwand wieder durch den Perlenvorhang, durch den er gekommen war.

»Lasst mich raten«, sagte Eldastin. »Dieses Etablissement ist das, was man in den Menschenlanden ein Bordell nennt.«

»Nicht direkt«, sagte Ludvik. »Es ist eine Nebelstube. Aber eben mit gewissen Extras.« Er schmunzelte. »Ihr wisst schon ...« Seine Augenbrauen tanzten. »... Massagen und so.«

»Na prima«, seufzte ich.

»Bruin wird sich hier wohl fühlen.«

Damit konnte Ludvik Recht haben. Bruin trieb sich oft in zwielichtigen Läden herum. Das war ihre Definition von Spaß. Doch wenn sie nur hergekommen wäre, um sich zu vergnügen, hätte sie Ludvik keine eilige Nachricht geschrieben. Sie hatte damit gerechnet, dass es Probleme geben würde und ihr Niederling-Instinkt hatte sie nicht im Stich gelassen. Meine vage Hoffnung, dass es ihr gut ging und wir einfach bloß überreagiert hatten, schwand mit jeder Sekunde, in der Bruin nicht durch eine der Türen hereinstolzierte und uns auslachte.

»Und hier soll sich dieser Mann befinden, der Alina mit der enferischen Lunte belegt hat?«, wollte Eldastin wissen.

Bei der Erwähnung des Niederling-Talents warf ich ganz automatisch einen Blick hinter mich, doch da war keine Flammenraupe, die mich verfolgte.

»Das hat Bruin jedenfalls geschrieben«, antwortete Ludvik. »Sehen wir uns um. Klopfen an ein paar – hey!«

Eldastin hatte Ludvik nicht zu Ende reden lassen. Mit schnellen Schritten näherte er sich der Tür, durch die der Mann mit dem Handtuch gekommen war, glitt ohne ein Geräusch zu verursachen durch den Perlenvorhang und verschwand.

Kurz darauf konnte ich einen empörten Aufschrei vernehmen, gefolgt von wüsten Beschimpfungen.

Ludvik rieb sich die Stirn. »War der früher auch schon so?«

Seine Frage machte mich ratlos. Ich hatte keine Ahnung, wie Eldastin früher gewesen war. Für mich war er in erster Linie ein deutlich älterer und ziemlich unnahbarer Junge gewesen, der aus einer guten Familie stammte und daher von allen Alben respektiert wurde. Jemand ohne erkennbare Schwächen, ein guter Kämpfer, stolz, kalt, abweisend. Das waren Begriffe, die mir zu Eldastin einfielen. Ich hatte ihn zunächst bewundert und seit dem Tag unserer Verlobung auch gefürchtet. Wie ein Schicksal, dem man nicht entrinnen konnte. Aber wer Eldastin wirklich war ... was er fühlte oder was ihn antrieb ... davon hatte ich keinen blassen Schimmer.

»Ach ... beim Großen Drachenzahn«, seufzte Ludvik. »Komm, Alina.«

Ich folgte ihm durch den Perlenvorhang in einen engen Korridor, von dem mehrere Türen abzweigten. Hier war es sogar noch wärmer und stickiger als im Vorraum.

Bald wurde mir auch klar, woher diese Hitze stammte.

Eldastin hatte eine der Türen aufgestoßen und aus dem Raum dahinter quollen dichte Dampfschwaden, die durch ein Gitter aus dem Boden aufstiegen und dem Geruch von Moder noch eine süßliche Komponente hinzufügten. Der Duft erinnerte mich an Pfirsich und Honig und irgendetwas, das ich nicht benennen konnte. Wie Nieselregen schlug sich die Feuchtigkeit auf meiner Haut nieder und legte sich wie ein Ölfilm über meine Atemwege. Ein unangenehmes Beklemmungsgefühl machte sich in mir breit. Als könnte ich nicht mehr richtig atmen.

Inmitten des Dampfes entdeckte ich Eldastin, der die Schwaden mit einem schwachen Luftzug auf Abstand hielt. Bei ihm waren ein muskulöser Mann mit dunkler Haut und sandalusischen Clantätowierungen, sowie zwei Frauen. Alle drei hockten auf einer Holzbank am anderen Ende des Raumes und waren nackt. Vermutlich hatte Eldastin sie bei einer Massage gestört.

»Was soll das, verdammt?«, schimpft der Mann.

Eldastin hielt sich nicht mit langem Vorgeplänkel auf. »Sind Sie Mak Maggott?«

Die Frauen schienen zu bemerken, dass ihre Dienste vorerst nicht mehr benötigt wurden. Sie glitten von der Holzbank und huschten an uns vorbei zur Tür hinaus – allerdings nicht, ohne Ludvik verstohlen zu mustern und leise zu kichern. 

Ich vermutete, dass sie aus dem Norden stammten. Dafür sprachen jedenfalls ihre zierlichen Körper, ihre blasse Haut und die ovalen Augen. Die Frauen in Zentral-Hertland waren in der Regel kräftiger gebaut und im Süden waren die Hautfarben dunkler. Wie bei Ludvik, dessen menschliche Mutter auf der Insel Fieweroog geboren und aufgewachsen war.

»Beim schwarzen Lyrenfänger!«, zischte der Mann mit den Tätowierungen. »Nein, bin ich nicht!« Er deutete mit einer ruppigen Geste zur Tür. »Und jetzt verpisst euch!«

Eldastin warf Ludvik einen fragenden Blick zu.

»Er ist es nicht«, sagte Ludvik. »Maggott ist ein Freymanne und hat – soweit ich weiß – nur noch ein Ohr. Das andere haben sie ihm abgeschnitten und den Gehörgang mit einem heißen Eisen ausgebrannt, damit er die Lyren nicht mehr singen hören kann.«

Ich verzog angeekelt das Gesicht. Diese barbarische Tradition stammte aus der altsandalusischen Kultur und wurde nur noch bei ein paar fanatisch-religiösen Wüstenvölkern praktiziert.

»Jetzt verpisst euch endlich«, fauchte der Tätowierte. Er hatte nicht einmal den Anstand, seine Genitalien zu bedecken. Vollkommen ungeniert deutete er auf seine steife Männlichkeit. »Oder möchte mir jemand zur Hand gehen?« Er sah zu mir. »Was ist mit dir, Albenhure?« Seine Hand wanderte zu seinem Gemächt. »Willst du mal anfassen? Du hast bestimmt noch nie einen Schwanz angefasst. Wenn du ganz lieb Bitte sagst, darfst du ihn auch mal in den Mund neh-«

Sein Satz endete in einem erstickten Keuchen. Er fasste sich an den Hals und rang nach Luft. Die Augen traten ihm aus den Höhlen.

»Eldastin«, murmelte ich.

»Ich kenne mich mit der Kultur der Menschenlande nicht so gut aus, Alina«, erwiderte Eldastin in einem gelassenen Tonfall. »Aber da, wo ich herkomme, redet man nicht auf diese Weise mit einer Frau, geschweige denn einer Königin.«

Genau genommen, sprachen Alben überhaupt nicht über die Dinge, die zwischen Mann und Frau passierten und auf wundersame Weise zur Zeugung neuen Lebens führten.

»Lass es gut sein, Alben-Lord«, sagte Ludvik mit finsterer Miene. »Ich werde unserem Freund zur Hand gehen.«

Die Art, wie er das sagte, ließ mich Übles vermuten, aber ich hatte weder die Lust noch die Kraft, um ihn aufzuhalten. Stattdessen kehrte ich in den Korridor zurück und wandte mich der nächsten Tür zu. In der Nebelkammer dahinter war soeben eine Massage im Gange, aber keine der beteiligten Frauen hatte Bruins Haarfarbe. Also setzte ich meine Suche fort.

Während ich die dritte Tür öffnete und darauf wartete, dass der Dampf abzog, sodass ich etwas erkennen konnte, vernahm ich hinter mir einen langgezogenen Schrei, gefolgt von derben Flüchen und Beschimpfungen.


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