Rückenkratzer
Alucard dreht den Kopf als er spürt wie sie die Treppen hochkommt und dreht sich in die Richtung. Noëlle kommt mit einem entgeistert verzogenen Gesicht und sich den Nacken reibend zu ihnen und seufzt. „Sie hat mich echt überrumpelt, das muss ich zugeben." Hans stellt sich vor sie, der Urvampir geht dafür sogar einen Schritt auf die Seite und sieht den Werwolf höchst amüsiert und mit einem wissenden Blick an. Sie hat keine Sekunde später seine Hände an ihren Wangen und wird dazu gezwungen den Weißhaarigen anzusehen, perplex, wenn man dass noch hinzufügen dürfte. Was hat er denn jetzt? Mit halb zusammengequetschten Wangen versucht sie noch zu reden, ist nur etwas schwierig. „Hab ich was falsch gemacht von dem ich nichts weiß?" Hans lehnt sich nach vorn, seine Nasenspitze streift ihre bevor er seufzt und sie schon fast vorwurfsvoll ansieht. Ihr Lächeln beruhigt ihn nur ein kleines bisschen. „Ist doch alles gut gelaufen, oder? Auch wenn ich nicht geplant hatte kurzzeitig als Dönerspieß zu enden." Entgeistertes Schnauben und sein Griff wird kurzzeitig fester. „Hey! Ich kann nicht in die Zukunft sehen, okay? Ich kann keine Angriffe vorhersagen..."
Er lässt sie los und geht auf ein Knie runter um sich genau anzusehen ob da wirklich alles in Ordnung ist! „Uhm... Hans?" Sie legt den Kopf leicht schief. „Das mit dem auf die Knie gehen ist für etwas anderes bestimmt. Das einzige was du finden wirst ist hier der eine Blutfleck." Sie deutet auf die Stelle an der rechten Seite der Hose, knapp oberhalb des Hüftknochens. „Aber das kriegt man wieder raus. Jetzt steh wieder auf, langsam wird es unangenehm wenn du so starrst." Der Werwolf folgt ihrer Anweisung und sieht noch einmal kurz nach unten, bevor er ihr wieder einen vorwurfsvollen Blick zuwirft. Das war trotzdem so ein kleiner Schock, nicht nur für ihn! Quentin mustert die beiden und sieht dann auf die Seite. „Arbeitskollegen. Klar.", murmelt er und Alucard schmunzelt. „Ich habe auch nur für mich gesprochen, was die beiden sind- keine Ahnung. Aber sicherlich keine Arbeitskollegen." Das hat der Urvampir aber laut genug ausgesprochen sodass Noëlle und Hans ihn beide ansehen, bei ihr geht wenigstens noch eine fragende Augenbraue hoch. Alucard hingegen lehnt sich gemütlich an die Mauer und zuckt mit den Schultern. „Ach kommt schon, ihr könnt mir nicht krummnehmen dass DAS nach vielem aussieht. Aber sicherlich nicht nach Arbeitskollegen." Tja, was soll man da noch drauf antworten? Kann man an sich nicht wirklich, egal was man sagt oder tut, es würde falsch aufgenommen werden.
Seufzend verdreht Sage die Augen. „Denk was du willst, ich wollte nur kurz bescheid geben dass ich mich noch umziehe und dann geht's wieder zurück. Zoey dürfte von Trish in genau diesem Augenblick eingesperrt werden und dann können wir über das reden was ich eigentlich vorhatte." Alucard runzelt die Stirn. „Wir hatten eigentlich nur vor das Haus zu stürmen und Informationen zu holen. Jetzt sind wir hier, es gab dieses komische Grabor-Dingens-" „Gribor.", berichtigt ihn Quentin seufzend, wobei der Schwarzhaarige abwinkt. „Meinetwegen auch das. Aber ich habe EINIGE Fragen, Madame! Und DU wirst mir da ein paar davon beantworten!" Noëlle blinzelt ein paar Mal, bevor sie nickt und mit den Schultern zuckt. „Klar, aber lass mich erst umziehen. Auch wenn das Ding vielleicht gut aussieht... es juckt!" Sie verzieht das Gesicht und versucht sich am Rücken zu kratzen, kommt aber nicht hin. Hans geht um sie herum und fährt mit der Hand unter das Oberteil, wobei sie zusammenzuckt. „H-Hey! Das- Oh fuck... ein bisschen rechts. Hoch. Mhhhhh..." Zufriedenes Brummen, die Augenlider gehen runter. Er hat die Stelle gefunden. Alucard hebt seine Hand und legt sie Quentin auf die Augen, bevor er seufzt. „Kleines, auch wenn ich es schätze dass du uns vertraust... entweder ihr verschiebt das in einen privaten Raum und ich gebe bescheid dass es ein paar Minuten dauert, oder du brauchst ein längeres Oberteil. Und wie es aussieht einen neuen BH, der Metallbügel ist schon am Durchbrechen." Eiskalt zieht Sage einen Teil des Oberteils nach oben und betrachtet die Stelle, ehe sie leicht nickt. „Huh... fuck. Können wir uns im nächsten Land aufteilen und ich geh kurz BH's kaufen?" „Bleibt dir was anderes übrig?" „Free the tiddys." „Du läufst nicht ohne rum." „Ja Papa...", mault sie und verdreht die Augen, wobei Hans seine Hand wegnimmt und sie das Oberteil wieder nach unten zieht. „Kann ich jetzt gehen? Dankeschön." Dann sieht sie aber noch kurz zum Werwolf und lächelt. „Und danke dir für das Kratzen." Während sie geht, lässt Alucard die Hand wieder sinken und sieht Quentin warnend an. Dieser ist komplett stumm und sagt gar nichts mehr. Die Konstellation wie wer zu wem steht ist ihm zu kompliziert geworden.
Quentin bringt sie, ohne auch nur ein einziges Wort zu allem anderen zu sagen, zurück in den oberen Teil des Gefängnisses und sie warten an sich nur noch auf Noëlle und Trish, die mitsamt der Golems unten Zoey nicht nur einsperrt, sondern auch behandelt. Sie sind hier keine Unmenschen, sie achten auf ihre Gefangenen und ihre Gesundheit. Zumindest aus medizinischer Sicht fehlt ihnen an nichts, auch darauf sind die Golems programmiert. Sage kehrt als erstes wieder zurück, bekommt zur Begrüßung von Alucard einen leichten Schlag auf den Hinterkopf, was die anderen wiederum in geschockte Stille versetzt. „Hey, wofür war das?", zischt die Magierin und reibt sich den Hinterkopf, sieht den Urvampir entgeistert an. „Erstens hast du mich angelogen, von wegen du kannst nicht kämpfen. Bei der nächsten Lüge lasse ich mir was anderes einfallen, sei dir da mal sicher! Und zweitens- Wie kannst du uns so einen Schock verpassen und dich verdammte Scheiße aufspießen lassen?! Du hast keine Schmerzen, aber du kannst uns noch verrecken du magischer Vollpfosten!" Die Sekunden vergehen, bevor Alucard die Augen verdreht und die Umarmung zwar nicht erwidert, ihr aber eine Hand auf den Kopf legt. „Damit ziehst du dich nicht aus der Affäre.", brummt er warnend, wobei er das leise Kichern deutlichst hören kann. „Danke Alucard, für die Sorgen." Sie zieht sich damit immer noch nicht aus der Affäre! Er ist immer noch sauer auf sie! Aber je länger die Umarmung geht, desto mehr bröckelt die Einstellung und irgendwann legt er ihr schnaubend eine Hand auf den Rücken. „Mach das ja nicht noch einmal." Noëlle hebt den Kopf und sieht ihn grinsend an, wobei es auch ein wenig entschuldigend wirkt.
„Wenn es jemand wünscht-" „Musst du es machen weil Tradition und so. Yada, yada, yada, du erzählst mir nichts mehr neues." Sie lässt ihn los und nickt ihm zu. „Tut mir leid dass ich den allwissenden Alucard belehren wollte." Dieser verschränkt die Arme. „Sollte es auch." Ein paar Augenblicke vergehen bis sich der Urvampir wieder ein wenig entspannt und die Arme hängen lässt. „Aber jetzt mal ganz ehrlich... eine andere Dimension? Und du hast nicht irgendwie daran gedacht uns mal kurz bescheid zu geben?" Der vorwurfsvolle Ton erinnert sie an ihren eigentlichen Vater, unheimlich wie ähnlich die beiden sich teilweise sind. „Ich dachte es wäre klar, meinst du so ne fette transition gibt's einfach so? Für was hast du das gehalten, ne Illusion mit den Fetzen? Ich meine- ihr habt den ersten Teil schon nicht mitbekommen, als es schwarz wurde und so. Aber das mit den Fetzen... wer würde das bitte nicht für etwas größeres halten als eine einfache Reise zwischen Orten?" Schulterzuckend streckt Alucard seine Arme aus. „IHR Magier seid doch für eure Extravaganz bekannt, woher sollte ich wissen ob das eine einfache Reise ist oder etwas anderes?"
Extravaganz? Stirnrunzelnd legt sie den Kopf schief. „Wo habe ich bitte eine Extravaganz? Ich porte einfach so, ich nutze keine großen Sprüche oder Bewegungen... das einzig minimal andere war die Kleidung für den Gribor. Das wars." Der Urvampir kneift die Augen leicht zusammen. „Das wars? Kleines, wir haben einiges zu besprechen was deine Extravaganz angeht!" Ihr Blick geht zu Hans. „Irgendwelche Worte von deiner Seite noch dazu?" Dieser hebt abwehrend die Hände, er wird sich da sicherlich nicht einmischen. Das ist ein Ding zwischen ihnen beiden und egal auf welche Seite er sich stellen würde, es gibt immer nur Streit. Alucard verdreht die Augen.
„Du kannst ihn dahingehend nicht fragen, der steht doch eh auf deiner Seite."
„Muss nicht sein! Es gibt so etwas das nennt sich eigene Meinung. Schonmal was davon gehört, oder steigen dir die Befehle der Lady zu Kopf?"
„Junge Dame, langsam aber sicher solltest du dich zusammenreißen."
„Sonst was."
Noëlle verschränkt die Arme und zieht die Augenbrauen hoch, Alucard kennt das Verhalten von seinen eigenen Kindern und hebt das Kinn. Will da jemand wirklich austesten wie weit man gehen kann? „Es gibt Dinge, bei denen wünscht du dir den Tod herbei." „Schieß los." Alucard reibt sich den Nasenrücken und starrt die Magierin vor sich warnend an, die Augen flackern schon gefährlich. „Du wirst jetzt einfach nur die Klappe halten und mich nicht herausfordern." Sage, die ihre Chance wittert, schmunzelt. „Nein...?" Der Urvampir stellt sich direkt vor sie und legt ihr seine Hände auf die Schultern. „Bitte? Habe ich den Satz etwa mit den Worten angefangen ‚Wenn es Euch beliebt, Eure Hoheit?' Habe ich?" Noëlle erwidert den Blick zwar starrend, presst aber die Lippen aufeinander und sagt nichts mehr. Alucard lässt sie wieder los und dreht sich um, wobei sie ihm die Zunge rausstreckt. „Denk nicht dass ich das nicht gesehen habe." Wie?! Hat der Augen im Hinterkopf?
Alucard und Noëlle erklären den Rest nun bis ins kleinste Detail, nachdem der Urvampir noch einmal durch die Köpfe aller Anwesenden gegangen ist und es sonst keine weiteren Maulwürfe gibt. Die Situation ist ernst und das merkt hier jeder der anwesenden Magier. „Ich bin dabei!", ruft Quentin als erstes und nickt Noëlle mit glänzenden Augen zu. Trish reibt sich nachdenklich das Kinn, nickt dann aber ebenfalls. „Meine Hilfe kann Euch sicher sein, Lady Noëlle. Aber ich werde hierbleiben bis ich gebraucht werde. Wie könnt Ihr mich am besten erreichen?" Nelly hebt die rechte Hand und wackelt mit dem kleinen Finger, wobei Trish ebenfalls ihre rechte Hand hebt. Sage dreht ihren eigenen Ring um 90° und seufzt. „Nachricht an Patricia Hamstone. Test." Die braunhaarige blickt auf ihren eigenen Ring der im nächsten Moment violett aufleuchtet, vibriert und auf der schwarzen Oberfläche lässt sich der Text erkennen. „So hättest du mich die gesamte Zeit erreichen können, probiers." So einfach wäre es gewesen? Trish probiert es und der Ring bei Noëlle leuchtet grünlich auf und auf dem Ring steht ‚Test'. „Weißt du jetzt warum ich Fredrik gern noch einmal umbringen würde? Ich wette der alte Mann hat vergessen dieses kleine Geheimnis weiterzugeben, nicht wahr?" Die braunhaarige Magierin kann es nicht wirklich fassen, das hätte so viel Ärger, so viel aufgestaute Wut und so viele umständliche Dinge erleichtert wenn sie das nur vorher gewusst hätte!
„Meinst du dass die Dinge, die dir weitergegeben wurden, alles nur schöner Schmuck oder dekorative Gegenstände sind? Du bist unsere Meisterin des Gefängnisses, Trish. Du solltest noch ein Schwert haben, wusstest du dass dieses Artefakt nicht nur für den Kampf ist, sondern auch für eine Massenverhaftung genutzt werden kann? Bis zu 100 magieresistente Handschellen mit nur einem Streich und man kann es dir nicht aus der Hand schlagen, weil es, wenn du es einmal mit deinem eigenen Blut fütterst, durch eine Handschelle an dich gebunden ist bis du stirbst. Die Kette! Uhm..." Nachdenklich sieht die Blondine auf die Seite. „Ich glaube bei dir war es... ein großer schwarzer Stein? Auf jeden Fall ist dass nicht nur ein Turmalin der eh schon als Schutzstein gilt, die Kette schützt dich vor der Einwirkung des Gebäudes hier. Dein Handy würde funktionieren, unten funktionieren alle möglichen deiner Fähigkeiten... Das alles funktioniert aber nur weil du eine Hamstone bist und das alles auf die Hamstones geprägt wurde." Seufzend schüttelt sie den Kopf. „Da sieht man mal wie viel Wissen über die Jahrhunderte verloren geht. Aber wir müssen wieder los. Ich lasse dich wissen wenn wir dich brauchen und wo, du trommelst den Rest zusammen." Noëlle nickt ihr lächelnd zu. „Ich vertraue dir, Trish." Mit diesen Worten dreht sich die Blondine um, Hans folgt ihr sofort und Alucard mustert die Braunhaarige noch kurz. Sie ist komplett überfordert und starrt bis jetzt nur auf den Ring.
„Lady Noëlle!" Die drei bleiben stehen und sie dreht den Kopf zu Quentin. „Lasst mich wenigstens ein Portal für Euch öffnen, Ihr seid vom Kampf sicherlich erschöpft!" Bevor Sage etwas erwidern könnte, ist so etwas wie ein Riss vor ihnen zu erkennen der sich immer weiter öffnet und etwas verschwommenes auf der anderen Seite sichtbar wird. Alucard zieht eine Augenbraue hoch. „Nettes Kunststück... Quentin." Dafür bekommt er einen leichten Rippenstoß mit dem Ellenbogen und Noëlle lächelt den braunhaarigen an. „Danke Quentin." Dieser neigt seinen Kopf und grinst breit, wobei die drei hindurchgehen und sich der Riss der Dimensionen hinter ihnen wieder schließt. „Ein wenig zu nett, der kleine Dreikäsehoch.", brummt der Urvampir und sieht zur Magierin, die nur mit den Schultern zuckt. „Wer weiß was seine Intentionen sind, wir haben aber ganz andere Dinge um die wir uns sorgen sollten." Der Schwarzhaarige blickt zu Hans, schmunzelt leicht. „Ach was... war doch eigentlich ganz fescher Bursche. Wäre der nichts für dich?" Sage, der keinem der beiden die Beachtung schenkt, holt nur ihr Handy raus und checkt ein paar Nachrichten die jetzt rankommen. „Ich steh nicht auf dunkelhaarige Personen, braun nur bei Frauen. Trish wäre interessant, wenn sie nicht schwanger wäre und einen Mann hätte.", murmelt sie und hebt den Kopf, blickt in die perplex geweiteten Augen von Alucard. „Was, sie hat mir in die Kleidung geholfen und wir Frauen reden halt!" Sie geht an ihm vorbei und die Treppe runter, da sie genau dort rausgekommen sind wo sie in die andere Dimension eintraten. „Will ich wissen was du sonst noch alles rausfinden könntest wenn du NUR redest?" Alucard folgt ihr die Treppe runter, Hans schließt als letztes auf. „So einiges, ich bin mehr für Diplomatie, auch wenn man das einer Verne nicht zutrauen würde." „Durchaus...", stimmt Alucard zu und nickt, bevor sie aus dem Haus gehen und ihnen die Hitze gefühlt das Gesicht wegbrutzelt. Sie haben alle komplett vergessen wo sie hier eigentlich sind und in welchem Land sie sich genau befinden.
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