Nicht die Nuggys!
Es braucht ein wenig bis Alucard seine Stimme wiederfinden kann. „Und das- Das hast du einfach so vergessen? Als wäre es nichts?" Noëlle zuckt mit den Schultern. „Das ist überlebenswichtig in meinem Job. Wenn du dir zu lange Gedanken um etwas machst, bekommst du deinen nächsten Job nicht richtig hin und das Geld ist futsch. Alucard... wir sind nicht SO unterschiedlich wie du denkst. Wir zerstören beide Familien, Freundschaften und Leben. Der einzige Unterschied bei uns ist, dass meine Opfer sich des Schmachs im Nachhinein bewusst sind, deine überleben es nicht." Sie richtet sich ein wenig auf und legt das Handy auf den Tisch. „Meine Opfer werden oftmals von der ganzen Welt verehrt. Geliebt. Gehasst. Und ein Foto reicht aus um das alles zu zerstören. Ein Foto zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Ein Video, so gestochen scharf als würden es die Leute selbst beobachten können. Mord ist eine Kunst, dass ist meine Arbeit aber auch. Wenn ich mir Gedanken darüber machen würde ob sich jemand deswegen jetzt das Leben nimmt oder wie ich deren aktuelle Lage beeinflusst habe, dann werde ich erstens nicht mehr fertig mit Nachdenken und zweitens würden mich meine Gewissensbisse ins Grab bringen." Sie tippt sich selbst an die Schläfe, lehnt sich dann ein wenig nach vorn. „Man muss abschalten, darf sich die Schicksale nicht zu Herzen nehmen und muss professionell arbeiten. Wie ein... Scharfschütze. Du liegst stundenlang auf der Lauer. Beobachtest dein Ziel. Verfolgst es. Betrachtest es durch ein Objektiv. Nur der Schuss ist anders, auch ich setze mein Leben aufs Spiel. Hast du eine Ahnung wie oft ich schon angeschossen wurde? Wie oft... andere Dinge passiert sind weil ich damals noch zu jung und zu dumm war? Zu naiv? Ich habe meine Dinge gelernt und wie jeder andere auch, habe ich das aus Erfahrung. Und diese Erfahrung... überspielt manche Dinge. Wenn du verstehst." Der Urvampir mustert sie, nickt aber leicht. Das war mehr als verständlich.
„Außerdem passieren viele schräge Sachen an die man sich erinnern könnte und das ist jetzt auch schon wieder drei Jahre her- Ich kann froh sein wenn ich weiß was ich gestern zum Frühstück hatte!" Um auf die Ablenkung einzugehen, schnaubt Alucard und lässt sein Genick knacken. „Was hatte die Dame denn wunderbares." Im nächsten Moment ist sie still. Sieht auf den Tisch vor sich. Was hatte sie gestern zum Frühstück. „Uhm... Pizza?" Pizza? Bei der gibt es einfach so Pizza zum Frühstück? „Und Mittags?!" Die braucht doch was anderes, etwas nährstoffreiches! Sie hat einen menschlichen Körper mit menschlichen Bedürfnissen! „Pizza..." Schon wieder?! „Sag mir nicht dass es Abends auch Pizza gab." Noëlle räuspert sich. „Da haben wir sie bestellt." Eh? Wie geht das, wenn sie zum Frühstück und... zum... Mittagessen... „Du hattest gestern, für den ganzen Tag, eine mickrige, vor Fett triefende, überteuerte Pizza?" Die Magierin blickt auf ihre Finger. „Sie war gut... okay?" Hans mustert sie und reibt sich im nächsten Moment den Nasenrücken. Kein Wunder dass sie das Zeug inhaliert hat als wäre sie ein Staubsauger am Strand. Muss er wirklich auf eine erwachsene Frau und ihr Essverhalten aufpassen? Hatte er das nicht mit dem vorherigen Boss hinter sich gebracht?
„Sag mir nicht dass ich mich jetzt um dich auch noch kümmern muss, Gör."
„Musst du nicht?! Ich kann das!"
„M-Hm, hat man gehört."
„Wie soll ich sonst so lange überlebt haben? ALLEIN!"
„Pures Glück?"
„Idiot."
„Gör."
„Hab dich lieb."
„Ich dich auch."
Erst nachdem er es ausgesprochen hat, reißt der Urvampir den Kopf hoch und starrt Noëlle an, die einfach nur zufrieden grinst. „Oh du verflixtes Biest.", zischt er leise und springt auf, wobei er sie nicht zu fassen bekommt, sondern ein kleines, braunes Wiesel ihm durch die Beine läuft und entwischt. „Komm her! Mistvieh!" Urplötzlich taucht er vor dem kleinen und flinken Wesen auf, welches ihm aber wieder knapp durch die Lappen geht. Das Wiesel klettert auf seinen Stuhl und sieht ihn mit den schwarzen Knopfaugen an, wobei er den Blick erwidert. Er kann nicht verhindern dass einer seiner Mundwinkel hochzuckt, als sie ihm wieder durch die Hände springt und an seinem Bein herunterläuft. Schlussendlich bleibt er stehen und streckt seine Hand einfach nur aus, die Handinnenfläche nach oben deutend. „Spaß beiseite, Sage. Wir sollten unsere Kräfte für das schonen was uns noch bevor steht. Deal?" Sie mustert ihn skeptisch, klettert aber schlussendlich an ihm hoch und läuft über seinen Arm auf seine Hand, auch welcher sie sich ein wenig eingerollt hinsetzt und zu ihm hochsieht. „Schön dass wir uns verstehen." Misstrauisch lässt er zu dass sie wieder an seinem Arm hochkrabbelt und an seinem Nacken entlangwuselt, sich durch seine Haare kämpft und dort Spaß zu haben scheint. Weird.
Nach dem Landen und dem Aussteigen ist Hans froh endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben und frische Luft schnuppern zu können. Auch wenn es ein wenig kompliziert mit den beiden war, sie scheinen sich einigermaßen zu verstehen. Ansonsten würden sie sich nicht freiwillig so schnell beruhigen und vertragen. Alucard hatte die bekommenen Informationen auch an die Lady weitergegeben, die sich sofort an einen Hintergrundcheck gesetzt hat um alles über die beiden in Erfahrung zu bringen. Die war froh als dass Sage dann doch noch etwas gefunden hat, es hätte wohl noch länger gedauert wenn sie es sich noch gar nicht angesehen hätte. „Also gut, wo starten wir?" Noëlle sieht vor allem aber Alucard dabei an, immerhin steht er mit der Lady in Kontakt die sie hierher geschickt hatte. Der Urvampir erwidert ihren Blick mit einer gerunzelten Stirn. „Ich bin nicht derjenige der die Leute hier kennt." Oh stimmt, da war ja was. Leicht verstohlen blickt die Magierin in Richtung Jet, bevor sie über die weite Ebene blickt. Das ist keiner der großen Flughäfen, sondern mehr eine Landebahn für Sportflugzeuge. Wie verklickert sie den beiden jetzt dass sie hier zwar zwei Leute kennt, beziehungsweise über sie in ihren kleinen Tagebuch geschrieben hat, aber dass sie keine Ahnung mehr hat wo genau das war? Würde sie nicht so viel reisen, dann könnte sie sich das vielleicht auch merken! Aber dadurch dass sie so viele Orte in teilweiser kurzer Zeit bereist und dort ihre Aufträge abschließt, ist ihr Gedächtnis darauf geprägt es im Augenblick des Geschehens zu wissen, danach aber alles zu vergessen um mehr Informationen und Eindrücke aufnehmen zu können.
„Und du wartest jetzt worauf?" Oh scheiße. Sie starrt ihn an, er starrt zurück. „Auf... die Lady?" Warum sollte die jetzt auf die Lady warten? Was bringt ihr das? „Die bringt uns auch nicht weiter, die ist noch beschäftigt. Was wir jetzt brauchen sind Standorte!" „Die... ich nicht hab." Was. Alucard sieht an ihr runter und wieder hoch, kneift leicht die Augen zusammen. „Wie kannst du die Infos nicht haben. Du warst hier. In diesem Land. Mit diesen Leuten. Hast verrückte Scheiße erlebt. Und weißt nicht mal wo wir hinmüssen?!" Noëlle geht langsam einen Schritt von ihm weg. „Ich bekomme so negative Schwingungen von dir..." Die roten Augen leuchten kurz auf. „Oh du bekommst auch gleich andere Dinge von mir, die werden sich aber nicht auf Schwingungen begrenzen!" Sie reißt beide Arme nach oben. „WUHU! Umarmung!" Im nächsten Moment blickt sie in den Lauf einer seiner Pistolen. „Du kannst den Teufel umarmen und von mir grüßen, das wars.", zischt er angefressen und nimmt die Pistole weg als sie ihre Hand auf den Lauf legen will. „Weißt du noch was du vor drei oder vier Jahren gemacht hast in... Keine Ahnung, Italien?" Der Urvampir zuckt mit den Schultern, steckt die Waffe wieder weg und verschränkt die Arme. „Interessiert mich auch nicht mehr. Das ist-" Er verstummt abrupt und starrt sie ein paar Sekunden lang an, ehe er leicht nickt. „Touché."
Schön dass er es endlich verstanden hat! „Also stehen wir hier dumm rum bis uns die Lady ein paar Infos gibt, ich liebe es." Sarkasmus pur, das muss man schon sagen. Alucard verdreht genervt die Augen und kann sich schöneres vorstellen als hier nichts zu tun zu haben, während einem ein potenzielles Opfer gerade durch die Lappen gehen könnte. „Ba-ba-ba-ba-baaa...", gibt Noëlle leise von sich und der Urvampir sieht sie entgeistert an.
„Kein McDonalds für dich, wenn du dich die ganze Zeit so benimmst."
„Hey!"
„Denk an die Chicken Nuggets."
„Nicht die Nuggys!"
Schon ist Stille eingekehrt. Für Hans aber eine sehr bedrückende und verdammt angespannte Stille. Noëlle taktiert Alucard schon fast, wobei der nur sein Handy rausholt und der Lady schreibt dass sie die Informationen brauchen wo es losgehen sollte. Als Ausrede nimmt er den Fakt dass sie nicht wissen ob der erste Anlaufpunkt immer noch der gleiche Ort ist wie damals, oder ob man aufgrund der ganzen Schande und Schmach umgezogen ist. Von seiner Frau ist er hoffentlich getrennt! Frauen. Mehrzahl. Also die Situation den Kindern zu erklären ist sicherlich ein Abenteuer wert, welchem er gern zuhören würde. ‚Dein Vater hat noch ein paar andere Familien und du hast ein paar Halbgeschwister weil dein Papa den Schwanz nicht bei sich behalten konnte. Außerdem hat er sich selbst prostituiert um genug Geld zu haben und er hat sich einen illegalen Sexclub aufgebaut.', die Kinder sind verstört fürs Leben. Von den Frauen will er erst gar nicht anfangen, immerhin müssen die schon die gesamte Zeit mit dem Wissen leben was mit ihrem ach so treuen und tollen Ehemann abgegangen ist! Tja, Menschen halt. Irgendwie ist er doch froh nicht mehr dazuzugehören.
Schlussendlich kann man dann doch froh sein dass man auf die Lady gewartet hatte, denn man hätte sich in diesem Teil des Landes zu Tode gesucht. Jarle Akirson hat sich auf die andere Seite der Insel begeben, eine Überraschung dass er nicht aus dem Land geflohen ist. Dennoch müssen sie einen weiteren kurzen Flug hinter sich bringen und landen dann an dem richten Flugplatz, wobei man Alucard kurzerhand als wandelnden Gepäckjungen hernimmt. In seine pocket Dimension passt halt das Gepäck und irgendwie muss das flexibel transportiert werden. Ist nicht ihre Schuld dass er das kann, oder? „Wie kann der Wichser eigentlich ne Arbeit haben...", murmelt Alucard und beobachtet den Mann in dem Laden. Er sieht überhaupt nicht danach aus als hätte er das alles gemacht, sondern eher wie der nette und vielleicht auch leicht nervige Nachbar von nebenan, der einem beim Garagenbau hilft oder so. Noëlle verzieht ihr Gesicht, er sieht noch genau so geschleckt aus wie vor ein paar Jahren. Da hat sich gar nichts geändert. „So wie du, ich und Hans ne Arbeit haben. Unter der Hand." Leicht dreht er den Kopf und mustert sie. „Und woher willst du das wissen?" Emotionslos erwidert sie den Blick. „Wie soll ich mir sonst erklären dass der Arsch ne Arbeit hat? Die einzige Verwendung die er in meinen Augen hat ist Unterhalt für die Kinder und wenn er sich denkt sich auf die faule Haut zu legen und nichts mehr bezahlen zu müssen, werde ich aus seinen Knochen scheiß Freundschaftsarmbändchen machen." Uff, da hat jemand keine Lust den Mann irgendwie auch nur ansatzweise glücklich zu sehen. „Krieg ich wenigstens auch eins?", brummt der Urvampir und sieht wieder nach vorn. Noëlle klopft ihm auf die Schulter und geht los. „Ich machs dir aus seinen Eiern, dein Handgelenksumfang ist nicht groß, genau wie seine ach so tollen Kronjuwelen." Bis jetzt hatte der Schwarzhaarige nichts gegen seine Handgelenke, jetzt fühlt er sich aufgrund derer nun doch ein klein wenig beleidigt. Zumindest wegen dem Vergleich. „Nimm wenigstens seine Wirbelknochen her!", ruft er ihr hinterher und sieht schon wie sie losflattert um sich alles ein wenig genauer anzusehen.
Hans sieht zu Alucard, der nur mit den Schultern zuckt. „Wenn schon denn schon." Freundschaftsarmbändchen. Der. Ganz sicher. Der Werwolf sieht wieder nach vorn und beobachtet die Situation lieber, mistig dass er da jetzt nichts machen kann wenn ihr etwas passiert. Aber sie soll die Lage erst einmal checken, denn man kann den Kerl jetzt nicht einfach aus dem Laden entführen in dem er Kassierer spielt und Alucard kann auch nicht einfach rein, alle manipulieren und die Infos rausholen. Noëlle hat sich geweigert die Kameraaufnahmen im Nachhinein zu löschen. Es wäre einfacher zu warten bis er fertig ist und ihn dann einfach wegsnacken und befragen. Beziehungsweise wird Alucard das übernehmen, der Einzige in dem kleinen Team der es schafft in jemandes Gedanken einzudringen. „Sag mal... sie ist ne Hexe. Hat sie dann auch so das typische Zeug in der Wohnung?" Hans sieht den Urvampir schon gar nicht an, zuckt nur mit den Schultern. „Pflanzen und so n Zeug. Kristalle überall, irgendwelche Schutzrunen, oder Bücher! Ne Katze hab ich nicht gerochen, auch kein anderes Tier. Räucherstäbchen und so?" Dann soll er das nächste Mal selbst nachschauen, warum muss er da irgendwie Übermittler spielen obwohl es den Kerl ja eigentlich nichts angeht? „Und Kerzen kann ich mir bei ihr vorstellen. Überall Kerzen. Aber mit irgendwas eingeritzt und- für irgendwelche Götter oder so! Ist sie in einem Kult?"
Kann es sein dass er da gerade alles klischeehafte zusammenschmeißt was er auch nur ansatzweise über Hexen und alles in der Art kennt? Er ist uralt, sollte er es nicht besser wissen? Sollte er nicht schon Magier kennen? Den Unterschied zwischen Magier, Zauberern und Hexen? „Hey, natürlich kenne ich den Unterschied. Ich will nur wissen ob ich mich auf irgendwas einstellen soll was- Was weiß ich. Vielleicht meckert sie weil sie irgendeine Pflanze nicht bewässert hat oder sonst irgendetwas in der Hinsicht.", murrt Alucard und verzieht das Gesicht. Innerlich aber muss er zugeben dass er sich ein wenig von der Fantasie leiten lies und eventuell aus den Augen verloren hatte was es zu bedeuten hat Magierin zu sein. Aber nur weil er sich der Fantasie hingab heißt das nicht dass sie nicht genau solchen Klischees entspricht! Da er weiß dass nicht wirklich etwas rauskommt wenn er ihn befragt, entschließt er sich auch einfach in die Gedanken zu gehen und sich durch seine Augen in ihrer Wohnung umzusehen. M-Hm, schönes Schlafzimmer! Vielleicht ein wenig kindisch mit den Kuscheltieren, aber es geht. Tatsächlich hat sie einige Pflanzen und es gibt keinen Raum ohne diese Dinger. Traurigerweise hat aber nichts davon irgendwie einen Magier-Vibe, es sieht eher aus wie eine Wohnung einer typischen Mitte 20-Jährigen Singlefrau die nichts mit ihrem Leben anzufangen weiß außer Arbeiten und in der Wohnung sitzen, oder sich mit Freunden treffen. Nichts besonderes.
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