Kakerlakenhirn
Offensichtlich hatte der Werwolf von gestern ein Rudel und das hat es irgendwie geschafft sie aufzuspüren. Hans kann riechen dass diese Menschen keine normalen Menschen sind, jedes Wesen hat einen speziellen Geruch und dieser mischt sich unter den eigentlichen, ist dann kaum wahrnehmbar. Die roten Augen wandern über die Menschen, suchen sich die stärksten und schwächsten Mitglieder raus. Er schätzt ein wen er schnell umbringen muss, sollten sie angreifen. Im Moment wirkt es noch nicht so als ob man einen Zug machen möchte, somit wird er auch nicht einfach das Schlachten beginnen. Man wirft ihm etwas an den Kopf, was er aber nicht verstehen kann. Russisch können nur Alucard und Noëlle, keiner der beiden ist anwesend. Um ein wenig Eindruck zu schinden und vielleicht auch unnötiges Blutvergießen zu vermeiden, nimmt er die direkte Werwolfsgestalt an und blickt auf die anderen hinunter. Vielleicht sind sie aggressiv, vielleicht wollen sie ihren Kameraden rächen! Aber sie dürften nicht dumm sein. Sie sollten wissen dass man gegen einen reinrassigen Werwolf, so wie er es einer ist, nicht oder nur sehr schwer ankommt. Selbst wenn man zahlentechnisch weit überlegen ist. Einer der Frauen gestikuliert herum und wirkt offensichtlich stinksauer, deutet auf ihn. Brüllt herum. Aber noch passiert nichts direkt. Kein Angriff, nur irgendwelche Worte in einer Sprache die er nicht versteht. Im nächsten Moment hört er aber etwas, was ihn den Kopf drehen lässt.
Eine Wölfin mit hellbraunem Fell stapft durch den Schnee auf sie zu. Ruhig. Gelassen. Sollte Noëlle nicht die Fotos machen?! Wieso ist sie hier! Ohne sonst etwas zu machen, geht sie an ihm vorbei und setzt sich vor ihn hin, die Ohren aufgestellt und zu den Menschen gerichtet. Noëlle wartet nur, wobei sie nickt als man ihr vorwirft ihren Rudelführer in der Nacht umgebracht zu haben. Mit Pistolen hat sie gerechnet, nicht aber dass sie durch Hans Bewegung um sie zu schützen, die Konzentration so verliert dass ihr Schutzschild geschwächt genug ist um eine Kugel durchzulassen, der Rest wird von ihm aufgefangen. Die Magierin spürt den Aufprall der Kugel, spürt dass das Blut sich den Weg nach draußen bahnt, bleibt aber regungslos sitzen. Hans, der sich sofort wieder regeneriert, dreht seinen Kopf zu ihr und sieht die blutende Wunde an der Schulter. Noëlle gibt ihm mit einer Kopfbewegung an dass er sich bitte darum kümmern möge, es ist keine fatale Wunde. Es steigt so etwas wie Wut in dem Werwolf auf, Wut die ihn dazu bringt die Gruppe frontal anzugreifen und nicht ansatzweise erbarmen zu zeigen. Zum ersten Mal seit 23 Jahren nutzt er dafür die Form des Kometen, während sein Kopf vorhanden bleibt und alles zerfetzt was ihm vor die Schnauze kommt, verschwimmt der Rest seines Körpers zu einer undefinierbaren Masse, welche er wie einen Kometenschweif hinter sich herzieht.
Jetzt erst kommt Bewegung in die Sache und man stürmt auseinander. Die Menschen versuchen sich zu retten, versuchen zu verschwinden! Geschrei wird laut. Gebrüll. Das Zerreißen von Fleisch. Brechende Knochen. Jammern. Dann, nach ein paar Augenblicken der kompletten Verwüstung, Stille. Hans schießt sofort wieder zurück und stellt sich neben sie, betrachtet die Wunde besorgt. Da wird nicht viel helfen, aber warum macht sie selbst nichts!? Vorsichtig stößt er sie mit der Schnauze an, leckt ihr über die eigene Schnauze und sieht dann wieder auf die Wunde. Noëlle schnaubt und erwidert die Geste, für ihn ist es Sorge, für sie ein kleines Zeichen der Dankbarkeit, bevor sie als Mensch neben ihm steht und die dicke Winterjacke auszieht. In aller Ruhe. Ohne Hektik. Erst jetzt fällt ihm wieder ein dass sie keine Schmerzen spüren kann, aber das hilft nicht wirklich dabei die Gewebs- und im schlimmsten Fall auch Knochenschäden zu beheben! Nach der Jacke folgt der Pullover und sogar das Shirt, wobei das schon einen großen Fleck besitzt, da es das Blut aufgesogen hat. „Oha, hier im kalten Schnee? Nehmt euch n Zimmer!", ruft Alucard amüsiert und sieht dann aber die Wunde. Die Mundwinkel gehen runter, sein Blick geht zu den Leichen. Was genau ist hier passiert. „Nur der eine Schuss?" Sie nickt und hält die linke Handinnenfläche nur knapp über die Wunde. Das Blut läuft an der Haut herunter, dass ihr Kalt ist kann man deutlich erkennen. Abwartend ist ihr Blick, weder sauer noch von Schmerz gezeichnet oder rachsüchtig. Vielleicht sogar ein wenig gelangweilt. Die Handinnenfläche fängt an violett zu glühen, wenn auch nur schwach. Die beiden Männer können dabei zusehen wie die Kugel langsam nach draußen geschleust wird und blutig nach unten in den Schnee fällt, nicht aber ohne den BH vorher noch einzusauen. Aber der hat eh schon genug Blut abbekommen.
Auch die Wunde schließt sich und das wars. „Ist... alles wieder in Ordnung?" Der Urvampir weiß nicht so recht ob da noch irgendwas gemacht werden muss oder nicht. Ein leichtes Kopfschütteln reicht aus und sie lässt die Hand wieder sinken. „Mir ist nur kalt, alles andere passt schon. Wo warst DU eigentlich?" Die Magierin sieht ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an, wartet auf eine Antwort. Der Schwarzhaarige sagt im ersten Moment nichts dazu, räuspert sich dann aber. „Ich hatte telefoniert und ich dachte das Fellbündel würde dich gut genug schützen als ich die anderen gespürt hatte." Alucard sieht daraufhin zu Hans. „Was ja offensichtlich nicht der Fall ist! Was kannst du eigentlich? Du hast EINE Aufgabe!" „Und die hat er erledigt!" Noëlle geht in die Hocke um sich das Shirt wieder zu nehmen und zieht es sich drüber. „Ich bin selbst in das Schussfeld gekommen, da hatte er überhaupt keine Schuld." Der Urvampir stellt sich direkt neben sie und schnippt ihr gegen die Schläfe. „Fast 500 Jahre lebst du und dann so ein Scheiß? Wie hast du das bis jetzt eigentlich überlebt?!" Die violetten Augen starren ihn emotionslos an, ein paar Augenblicke vergehen bis sie seufzt. „Bis jetzt habe ich mich noch nie sicher genug gefühlt um zu bleiben, ich bin immer abgehauen. Und wenn ich Hans an meiner Seite habe, werde ich mich weiterhin nicht von der Stelle bewegen weil ich weiß dass er da ist." Skeptisch mustert er sie, die hat ja verdammt viel Vertrauen in jemanden den sie gerade einmal ein paar Tage kennt und vor dem sie eigentlich noch Todesangst hatte. Der Pullover und die Jacke folgen, bevor sie den Kopf in dir Richtung dreht aus der sie gekommen ist. „Hoffentlich bekomme ich noch ein paar Bilder..." Mit diesen Worten geht sie zurück, wobei Hans aufsteht und ihr hinterher trottet.
„Flohteppich." Nur ungern bleibt der Wolf stehen und dreht den Kopf zu dem Vampir. Dieser verzieht das Gesicht und deutet hinter sich. „Zieh dich an, man. Ich bin da falls es Probleme geben sollte und du läufst nicht als Wolf in das Haus rein wenn wir das nachher stürmen." Hans legt den Kopf schief, der hat ihm ja mal gar nichts zu sagen. Unbeirrt geht er weiter, Alucard kneift die Augen genervt zusammen und folgt aber. Sie lassen das Schlachtfeld einfach hinter sich, das Blut tränkt den Schnee und die Wildtiere werden sich daran gütlich tun. Wenn das alles vorbei ist und genug Ruhe herrscht damit sie auftauchen können. Alucard entschließt sich ebenfalls dazu eine tierische Form anzunehmen und da eine Fledermaus wirklich auffällig wäre, lässt er sich dazu hinab als Gewürm herumzukrabbeln. Nichtsahnend dass Noëlle nicht weiß dass dieser schwarze Teppich aus Insekten Alucard ist, sieht sie erst zu Hans als dieser den Kopf hebt und schaut dann zurück. Ihre Augen weiten sich, ach du scheiße. Sofort reißt sie eine Hand von der Kamera weg, die Innenfläche leuchtet orangefarben auf und das Feuer versengt alles was es erreichen kann. Der Rest zieht sich zusammen und Alucard erscheint teilweise, die anderen Teile muss er noch regenerieren welche sie einfach mal kurz angezündet hat. „Scheiße- Spinnst du?", zischt er und sieht sie vorwurfsvoll und auch leicht geschockt an.
Die Magierin erwidert den Blick aber nur komplett geschockt, sie muss erst einmal verarbeiten dass sie Alucard gerade angefackelt hat. Erfolgreich. „Ich dachte du weißt alles von mir!" Noëlle runzelt die Stirn. „Nein?! Wann habe ich das je gesagt?!" „Aber das mit meiner Vergangenheit-" „Damals konntest du dich sicherlich noch nicht in fucking Insekten verwandeln du Kakerlakenhirn!" Seufzend lässt sie ihren Kopf hängen und schließt die Augen, das wars auch mit den restlichen Fotos. „Geht rein und macht die Scheiße fertig, ich habe ein paar Bilder, hoffentlich reichen die.", brummt sie geschlagen und Alucard sieht zu dem Haus, aus welchen man auch ihn anstarrt. Das nennt man dann wohl eine offene Geheimermittlung. „Flohteppich, es wird Zeit zum handeln." Das sture Mistvieh will ja unbedingt in dieser Gestalt bleiben. Er steht auf und streckt sich kurz, bevor er die Magierin ansieht die den Kopf zu ihm gedreht hat. „Viel Glück!" Sie spürt seine Nase an ihrer und schon geht er über sie drüber, bevor Alucard ihn im Schatten mitnimmt. Ihr Herz kracht immer noch gegen ihren Brustkorb, aber vielleicht bekommt sie noch ein paar Bilder die der Lady gefallen könnten. Somit bleibt sie liegen und wartet darauf dass man loslegt, lange dürfte es eh nicht mehr dauern. Und sie sollte recht behalten, mit allem. Alucard und Hans tauchen in dem Haus auf und machen nicht nur alles dem Erdboden gleich, sondern Noëlle schafft es auch noch einige Bilder zu machen, bevor man auch mit diesem Schlachtfeld fertig ist. Als sie die Bilder durchgeht, bleibt sie bei einem stehen und schmunzelt.
Währenddessen steckt Alucard die Waffen weg und sieht sich vor allem aber in dem Haus noch genauer um. Er weiß von den Gedanken der getöteten Menschen dass es sich um einen kleinen Außenstützpunkt der Organisation handelt, zuständig nur für die finanziellen Ressourcen der Gruppe. Aber das ist auch gleichzeitig der Jackpot für sie selbst, denn demnach sollte es hier Dokumente geben die man somit mit anderen Stützpunkten in Verbindung bringen kann und danach sucht er jetzt. Irgendwann hört Alucard doch glatt ein einziges, lautes Kläffen und fast augenblicklich ist er bei Hans. „Na dass ausgerechnet DU mal Laut gibst, den Glauben hatte ich eigentlich schon verloren. Willst du ein Leckerli wenn wir zurück sind?" Der Wolf starrt ihn emotionslos an, blickt dann auf den Ordner, nimmt ihn zwischen die Kiefer und geht damit raus. Der Urvampir sieht ihm perplex nach, haut der gerade mit Beweisen ab? „Hey! Was denkst du was du mit deinem sabbrigen Maul da machst?!", ruft er ihm hinterher und folgt ihn raus auf den Gang. Hans interessiert es überhaupt nicht was der da rumbrüllt oder nicht, er steht nicht unter ihm und somit ist er temporär taub. „HEY!" Alucard taucht vor ihm auf, was ihn aber auch überhaupt nicht interessiert. Anstatt stehen zu bleiben macht er eine 90° Wende in eines der offenen Zimmer und springt einfach nur durch das Fenster aus dem ersten Stock in den Schnee aus dem er sich kämpft. Der Schwarzhaarige sieht ihm perplex nach wie er zu dem Standort von Noëlle zurückkehrt. Ist der jetzt so eingeschnappt wegen dem Kommentar? Also von dickem Fell kann man bei dem nicht mehr reden, der ist ganz schön empfindlich geworden. Aber egal, vielleicht findet er ja noch mehr.
Hans hingegen bleibt bei dem Platz stehen wo sie eigentlich sein sollte. Der Schnee ist plattgedrückt, aber sie ist nicht da. Ihrem Geruch folgend geht er an den Leichen vorbei und zu dem Ort an dem er seine Kleidung und auch ihre Tasche zurückgelassen hatten. In aller Ruhe packt sie die Kamera ein und macht den Reißverschluss der Tasche zu, bevor sie ihn bemerkt. Sie will ihn begrüßen, stockt aber als sie den Ordner in seinem Maul sieht. Stirnrunzelnd steht sie auf und geht zu ihm. „Was ist mit dem Ordner?" Er übergibt ihn ihr und sie öffnet ihn, liest sich die ersten Seiten durch und blättert vorsichtig darin herum. „Kann Alucard kein Kyrillisch?" Die Magierin sieht zu Hans, der aber gibt weder ein Nicken noch ein Kopfschütteln von sich. Leicht kneift sie die Augen zusammen. „Weiß Alucard dass du den Ordner hast?" Ein Nicken. „Und hat er selbst schon reingeschaut?" Kopfschütteln. „Also hast du den Ordner einfach genommen und bist zu mir?" Nicken. Grinsend lässt sie den Kopf hängen, Ouh das wird dem Vampir gar nicht passen. „Du bist schon ne fucking Nummer für sich, was?", murmelt sie, aber bekommt das Grinsen nicht aus dem Gesicht weil sie weiß dass das für ihn nervig ist.
Es braucht eine halbe Stunde bis Alucard wieder da ist und höchst entnervt auf diesen Ordner und den Werwolf starrt, der sich aber wieder in den Menschen gewandelt und angezogen hatte. „Ein Wunder dass du bei dem Sabber noch was lesen kannst.", brummt der Urvampir und starrt auf den Ordner in ihrer Hand. „Es war ein bisschen nass, aber ich hatte schon andere Dinge an meinen Händen. Spucke ist echt das geringste Übel.", erwidert sie leicht gedankenverloren und blättert weiter. „So genau wollte ich es nicht wissen!" Sie brummt nur leise und zustimmend und liest weiter. Alucard sieht zu Hans, der gibt ihm aber nur gedanklich weiter dass sie schon die gesamte Zeit am Lesen ist und sie beide nur noch auf ihn gewartet hätten. „JEMAND musste ja abhauen, also habe ich das Haus allein auf den Kopf gestellt um die restlichen Informationen zu bekommen. Ist auch überhaupt nicht vorwurfsvoll gemeint, nein." Von dem triefenden Sarkasmus könnten Leute in aller Welt zehren. „Wusstest du dass die Flyer mit meinem Namen angefertigt haben? Junge... Komplette Idioten..." Die Magierin blättert wieder weiter, das wird noch ziemlich dauern bis sie mit dem vollen Ordner durch ist. „Wie... Flyer. Haben die Werbung damit gemacht?" Noëlle hebt ihren Kopf und blickt ihn ein klein wenig perplex an, bevor sie eine Augenbraue hochzieht. „Nein, sie haben sie als Kondome benutzt. Was denkst du denn bitte wofür man Flyer braucht?! Zum Essen sicherlich nicht." Alucard mustert sie und holt etwas aus seiner Tasche, was er ihr hinhält. Irritiert blickt sie auf den Schokoriegel und dann zu ihm hoch. „Iss mal was, dein Frühstück bestand aus Kaffee und einer Orange und gestern Abend hattest du nur Apfelmus." Perplex starrt sie wieder auf den Schokoriegel, beißt sich auf die Innenseite der Wange und nimmt ihn zögerlich aus seiner Hand, der Kopf ein wenig eingezogen. „Danke..." Was Essen nicht so alles ausmachen kann.
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