Das weiße Kleid
Alaska war eine Prinzessin. Eine kleine Prinzessin, eigentlich zu klein für ihre vier Jahre.
Das Leben als Prinzessin ist nicht leicht- besonders, wenn man sehr klein ist.
Alaska hatte nicht sehr viel.
Sie hatte ein Schloss, in dem sie mit einer garstigen Hausmutter und bösen Kindern lebte, die genau wussten wie klein sie war. Manchmal wünschte sie sich, kein Schloss zu haben.
Sie hatte eine Familie. Eine Tante, die sie gestern besuchen gekommen war. Zum ersten Mal, seit sie Alaska vor vier Jahren in das Heim gebracht hatte.
Die anderen Kinder sagten, Alaska hätte nichts, was sie zur Prinzessin machte. Aber das stimmte nicht. Alaska hatte ein Kleid- nur für sich. Ein weißes Kleid, in ihrer Lieblingsfarbe.
Jede Prinzessin braucht ein Kleid, hatte Tante Gabriela gestern gesagt, als sie das Kleid gekauft hatten.
Alaska drehte sich im Kreis und bewunderte das Kleid, das um sie herum nach oben flog.
Ein dunkler Schatten regte sich am Rand ihres Blickfeldes. Johnny kam. Er war zwei Jahre älter als sie und sehr, sehr groß.
Sie hielt in ihrer Bewegung inne. Der Schlag traf sie nicht unvorbereitet, ihre Hände fingen den Aufprall ab, als sie in den Dreck fiel. Sie hörte ein Kinderlachen. Es war ein böses Lachen. Johnny ging, er hatte seine Aufgabe erfüllt.
Alaska erhob sich und sah an sich herunter. Ihr weißes Kleid war mit Schmutz beschmiert, der Saum hatte sich in den Dornen des Rosenstrauches verfangen. Die Hausmutter würde es wegwerfen.
Langsam rollte eine Träne über Alaskas rosige Wange. Ihre Finger hinterließen einen dreckigen Fleck auf ihrem Gesicht, als sie sie wegwischte.
Alaska war eine Prinzessin.
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