Ankunft in England

Jede Menge Stress und Chaos schlug Anna am Londoner Flughafen entgegen, als sie am Gepäckband auf ihren Koffer wartete. Sie kämpfte sich durch das Gedränge der vielen Anwesenden und versuchte, unter den ganzen Namensschildern ihres auszumachen.

Anna wurde von der Agentur abgeholt und auf das Gelände in Watford gebracht. Das Areal war riesig. Es befanden sich große Hallen darauf, in denen die unterschiedlichen Szenen gedreht wurden.

Etwas dahinter waren die Wohncontainer, von denen sie gleich einen eigenen zugewiesen bekam. Dieser bestand aus zwei Räumen. Ein Wohn- Essbereich, der aus einer Kochnische mit einem kleinen Tisch und einem gemütlichen Sofa bestand.

Typisch Engländer, dachte sich Anna. Denn auf der Anrichte stand bereits eine Teekanne mit Tassen bereit. Einem starken Earl Gray Tee, mit einem Spritzer Zitrone, konnte Anna doch sehr viel abgewinnen. So beschloss sie, in Kürze ein paar Teesorten zu besorgen.

Am meisten aber war sie über den schönen Schlafbereich überrascht. Es war ein großes, gemütlich wirkendes Bett und im Anschluss befand sich ein kleines Bad mit Dusche. Alles, was man benötigte, dachte sie erfreut. Sie fand ihr neues, kleines Reich sehr schön und konnte sich gut vorstellen, das sie es locker das nächste halbe Jahr hier aushalten würde.

Anna bekam zwei Stunden Zeit sich etwas in ihrer neuen Behausung einzuleben. Danach würde sie von einem Mitarbeiter abgeholt werden, der ihr den Weg zu ihrem neuen Arbeitsplatz zeigen würde.

Der tägliche Ablauf wurde ihr erklärt und es wurde darauf hingewiesen, die Schauspieler nicht zu befragen. Nur wenn diese mit einem reden wollten, dann durfte man antworten. Keiner der Darsteller sollte unnötig belästigt werden und man musste zusätzlich eine gesonderte Verschwiegenheitserklärung unterschreiben. Denn unter anderem war auch der berühmte Schauspieler Alan Rickman, als Professor Snape dabei. Auch die Bitte um ein Fanfoto war nicht gestattet. Man sollte lediglich seine vorgegebene Arbeit erledigen.

Die ganze Unterweisung dauerte bis zum frühen Abend, danach war alles erledigt und Anna begab sich müde in ihren Trailer. Sie stellte ihren Wecker auf 5 Uhr früh, da noch einiges vorzubereiten war, bevor die Maske beginnen konnte.

Frisch und munter stand Anna am nächsten Morgen auf ihrem angedachten Arbeitsplatz. Sie half fleißig mit, alles zu organisieren. Sie durfte einige Perücken herrichten, unter anderem die von Professor Snape. Es galt die Haare zu frisieren und zu stylen, damit sie frisch für den Drehtag waren.

Plötzlich wurde es unruhig, mehrere Leute quatschten nervös durcheinander. Es entstand ein kleiner Tumult vor dem Eingang des großen Raumes. Doch Anna ließ sich nicht von ihrer Arbeit abhalten und gab ihre Professionalität zum Besten.

„Good Morning", erklang eine tiefe, schöne Stimme, die ihr durch und durch ging.

Anna drehte sich kurz in die Richtung, aus dieser die Worte gekommen waren und sah Alan Rickman dort stehen. Da sie nicht der Typ war und Leute anstarrte, erwidere sie nur kurz wie einige andere den Morgengruß und machte sofort mit ihrer Arbeit weiter.

Alan sprühte heute nur so vor Energie! Er hatte ein paar Tage frei gehabt, da er in den Dreharbeiten nicht gebraucht wurde. Er konnte es selbst nicht sagen, warum er so gut aufgelegt war, aber vielleicht gefiel ihm die heutige Szenerie besonders gut.

Sie würden heute beginnen die langen Szenen, rund um das Quidditchspiel zu drehen. In denen würde ihm sein Umhang von Miss Granger abgefackelt werden. Er hatte zwar nicht wirklich einen Text, aber gerade weil so viele Komparsen dabei sein mussten, wurden die Takes meistens öfter wiederholt. Bis endlich alle beteiligten Personen die richtigen Bewegungen machten, konnte es länger dauern.

Als er wie immer in die Maske ging und seinen Morgengruß auch wie immer abgab, viel ihm ein neues Gesicht in der Crew auf.

Aber wiedererwarten verhielt sich die junge Frau sehr professionell und starrte ihn nicht an, oder versuchte, ihm gleich nahezukommen. Er hatte schon ganz andere Dinge mit neuem Personal erlebt.

Anna kämmte gerade Snapes Haare und konzentrierte sich voll und ganz auf ihre Arbeit.

Alan saß bereits auf seinem zugewiesenen Stuhl und wartete, bis er an der Reihe war. Kurz darauf kam die Projektleiterin der Maske in den Raum. Diese schminkte jedes Mal sein Gesicht, ihre überhebliche Art nervte ihn irgendwie immer. Viel lieber sah er dem neuen Mädchen gebannt zu, wie sie seine Perücke liebevoll für ihn vorbereitete. Als die unsympathische Projektleiterin, bei der Hälfte ihrer Arbeit stoppte, keifte sie unfreundlich in die Richtung der jungen Frau. Sofort kam diese mit Snapes Perücke und einem frischen Satz Kontaktlinsen, die er für die fast schwarzen Augen von Severus benötigte.

Etwas schüchtern aber sehr professionell kam sie zu ihm und half, die Perücke aufzusetzen. Ihre Finger arbeiteten schnell aber auch sehr gefühlvoll. Kein unangenehmes Ziehen an seiner Kopfhaut, so schnell und angenehm wurde diese Prozedur hier noch nie erledigt. Alan war begeistert, wollte es sich aber nicht anmerken lassen. Auf Ihrem Namensschild stand Anna, diesen Namen wollte er sich unbedingt einprägen. Er studierte auch ihr Äußeres. Sie war keine klassische Schönheit, aber doch recht hübsch, obwohl sie etwas mehr auf den Hüften hatte.

Anna starb innerlich fast vor Nervosität, aber sie ließ es sich nicht anmerken. Sie wusste das Rickman ein sehr bekannter Theater- und Film Schauspieler war, aber ehrlich gesagt hatte sie ihn nie so wirklich auf dem Radar. Schließlich war er für sie in Österreich nicht relevant. Er wirkte sehr charismatisch, obwohl er nicht viel redete.

Seine fröhliche Energie, die ihn umgab und sein sanftes Lächeln wirkte besonders anziehend. Für sein vorgeschrittenes Alter war er doch noch sehr attraktiv. Er war um die 54 Jahre, so glaubte Anna zumindest. Als er sich Stück für Stück in Professor Snape verwandelte, stockte ihr der Atem vor Begeisterung. Es wirkte so, als ob ein anderer Mensch vor ihr stünde.

Mit einem kleinen Schminkkoffer wurde Anna an das Set geschickt, um zwischen den Szenen die Gesichter der Darsteller matt zu pudern. Oder andere Kleinigkeiten zu richten, wie die Haare zum Beispiel.

Wie er da so stand, in der schwarzen Robe und mit den Kontaktlinsen. Anna bekam den allergrößten Respekt vor ihm, er war ja auch noch groß. Alan wirkte so streng und konzentriert, er spielte seine Rolle perfekt. Einfach unglaublich, dachte sie sich und sah dem Ganzen gebannt zu. Seine Stimme war der pure Wahnsinn, so dunkel und samtig wie Schokolade und doch konnte er diesen Umstand in Sekunden wechseln.

Immer noch von seiner einnehmenden Präsenz überwältigt, sprach Anna noch weniger als sonst. Ungewöhnlich nervös, was sie wiederum ärgerte, frisierte sie ihm seine Haare zwischen einer Szene. Gut, dass sie selbst recht groß war, sonst hätte sie Probleme bekommen, diese Aufgabe zu erledigen. Schnell und sauber schloss sie ihre Arbeit ab. Zum Glück gelang ihr alles zu ihrer Zufriedenheit.