Kapitel 28
Schock
Alan bekam einen Anruf von Ella, der ihm den Boden unter den Füßen wegzog. Seine Anna würde in Kürze in das Krankenhaus eingeliefert. Wenigstens war er bereits in London bei einer Besprechung und somit nicht mehr weit vom Hospital entfernt.
Völlig neben der Spur sprang er auf und brach das Meeting ab. Ihm war im Moment egal, ob er die Filmrolle bekommen würde oder nicht. Anna und sein Sohn waren jetzt das Wichtigste für ihn!
Unfähig selbst zu fahren, rief er sich vor dem Bürokomplex ein Taxi und ließ sein Auto einfach stehen. Alan erregte sowieso schon viel Aufsehen in London, aber heute blickten ihm noch mehr Personen hinterher. Mit ausladenden Schritten lief er die Krankenhausgänge entlang, bis er Ella bereits von weiten stehen sah.
„Ella! Was ist los? Was ist mit Anna?", sprach er atemlos zu seiner Schwester.
„Sie lag einfach am Boden und war bewusstlos. Momentan ist sie im Zimmer und die Ärzte untersuchen sie", erwiderte Ella traurig.
„Ich könnte es mir nie verzeihen, wenn ihr etwa passiert ist! Ich hätte sie nicht den ganzen Tag alleine lassen sollen", brachte er gerade so noch heraus. Er ließ sich auf einen Sessel fallen und verbarg sein Gesicht in seinen großen Händen. Seine Schwester setze sich neben ihn und streichelte seinen Rücken, als sie merkte, dass er leise schluchzte.
Als er sich etwas beruhigt hatte, sah er sich auf der Station um. Was nützte es einem, wenn sie in der ersten Klasse des Krankenhauses lag. Was nützte das ganze beschissene Geld, was er hatte! Er wollte nur eines, seine Anna und sein Sohn Patrick sollen gesund sein!
Endlich kam ein Arzt und erklärte ihm, dass beide großes Glück gehabt hatten und er froh sein konnte, das Ella sie gefunden hatte. Ansonsten wäre es für Anna und Patrick vielleicht zu spät gewesen. Fix und fertig über diese Erkenntnis, ging er zittrig in das Zimmer, in dem Anna lag. Natürlich war es ein Einzelzimmer, was eher einem normalen Schlafzimmer glich. Seine Schwester ging aus Respekt nach Hause, nicht aber ohne das sie ihm jegliche Hilfe anbot, wenn er sie benötigen würde.
Alan setzte sich mit einem Sessel direkt an das Bett und starrte auf das bleiche Gesicht Annas. Vorsichtig streichelte er sie und hielt ihre Hand. Ihm wurde wieder einmal bewusst, dass man so vieles viel zu selbstverständlich nahm. Wenn es einen gut ging oder wenn man alles hatte. So schnell konnte sich das Blatt wenden.
Noch immer kamen ihm einzelne Tränen. Seine große Liebe lag regungslos vor ihm, noch nie hatte er so intensiv gefühlt. Er legte seinen Kopf vorsichtig am Bett ab und schloss seine Augen. Er hörte das gedämpfte Piepsen der Maschinen und Annas leises Atmen.
Anna wurde langsam wach und sah, dass sie in einem Krankenzimmer lag. Das letzte, an das sie sich erinnern konnte, war, dass sie in der Küche zusammengebrochen war. Alan lag mit seinem Kopf auf ihrem Bett, er hatte die Augen geschlossen und sein Gesicht war tränennass. Anna spürte eine innere Schwere in sich. Ihn so leiden zu sehen konnte sie einfach nicht ertragen. Langsam hob sie ihre Hand und streichelte ihn zärtlich am Kopf.
Machtlos. Ja, MACHTLOS! So fühlte er sich. Seine Gedanken drehten sich wirr im Kreis, als er plötzlich eine zarte Berührung auf seinem Kopf spürte. Er blickte auf und sah in Annas Gesicht, die ihn müde ansah. „Mein Herz", sprach er leise und überrascht, das sie bereits erwacht war.
„Mein Schatz, es tut mir leid. Es wird sicher wieder alles gut. Ich habe einfach das Bewusstsein verloren", erklärte sie.
„Shhhht. Nicht sprechen. Ruhe dich aus, ich bleibe bei dir", ermahnte Alan sie leise und gab ihr einen vorsichtigen Kuss.
Anna schloss die Augen und schlief sofort wieder ein.
Alan war erleichtert, das er wenigstens für ein paar Sekunden mit ihr hatte sprechen können. Er blieb noch lange bei ihr am Bett sitzen und sah sie einfach nur an und ließ seinen Gedanken freien Lauf.
Jetzt im Moment kam er sich so alt und auch so hilflos vor. Konnte er Anna und Patrick alles geben? An manchen Tagen spürte er mehr als deutlich sein voranschreitendes Alter und natürlich zeigte ihm sein Körper das auch immer wieder mal gerne, was sich in Rückenschmerzen oder kleineren Wehwehchen äußerte.
Alan war der Meinung, er hätte Anna überhaupt nicht verdient. Sie war das blühende Leben und er? Eher schon am absteigenden Ast. Auf diese Gedanken hin, musste er doch leicht lächeln. Immer wenn er dergleichen vor ihr äußerte, wurde sie böse und wies ihn zurecht, dass er alles für sie war.
Seine Anna.
Alles was für ihn gerade im Leben zählte, befand sich hier in diesem Raum. Alan schwor sich selbst, er würde alles Erdenkliche tun und dafür sogen, das seine kleine Familie in den besten Händen war. Dafür würde er auch sofort seine Karriere an den Nagel hängen, wenn es nötig wäre.
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