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Kapitel 89

Ariana Grande - One Last Time

Montag, 27. Oktober

"Sicher, dass ich nicht mitkommen soll?", fragt Can mich. Ich nicke. "Ranja reicht da schon, geh zu Ramazan oder Malik, sie bringt mich dann nach Hause. Da ist sie schon." Ich gebe Can einen flüchtigen Kuss und laufe schmunzelnd zu Ranjas kleinem Auto. "Süßes Ding", kommentiere ich. "Das Ding ist nicht mehr so süß, wenn ich zwischen den fetten Karren dort parken muss", lacht sie. "Bald kannst du dir sicherlich auch ein schöneres Auto zulegen, aber ich mag den Furz hier." Ich schnalle mich an und gebe Ranja die Adresse. Gestern waren die Schmerzen erträglicher. Das Wochenende hat sich recht harmonisch ergeben, Can war komplett auf mich fokussiert, er hatte keine negativen Gedanken, was mich echt glücklich gemacht hat. "Wohin sollen wir danach? Burger King? Ich hoffe, es dauert nicht zu lange, ich will essen." Ich verdrehe schmunzelnd die Augen. "Darf ich erst einmal schauen, was ich habe, bevor wir darüber reden können?", meckere ich belustigt. "Nein, das Essen geht vor." Ich haue ihr gegen den Arm. "Wie läuft es mit dir und Nadim?" Sie macht piepsige Geräusche. "Wir waren immer noch nicht beim Imam", summt sie peinlich berührt. Wissend hebe ich meine Augenbrauen. "Aha." Ich verschränke die Arme vor der Brust. "Kommt noch, wirklich", murmelt sie. Ungläubig verdrehe ich die Augen. Meine leichten Kopfschmerzen stören mich, aber wenigstens ist mein Fieber weggegangen. Wir kommen bei der Praxis an, wo ich mir auch mein Hormonstäbchen hab implantieren lassen. Vorne gebe ich Bescheid und lasse mich dann neben Ranja nieder. Heute sind wenige Fraue hier, also komme ich schnell dran und kann dann essen. Als mein Name aufgerufen wird, muss ich schmunzeln. Frau Jamil, das hört sich immer noch so frisch, so exotisch an. "Bleib hier, du wirst eh nichts verstehen", witzele ich. Ranja schaut empört und guckt schnaubend zur Seite. Ihr riesiges Grinsen kann sie auch nicht durch ihre Kringellocken verdecken.

"Hallo, Shana." Ich schüttele meiner Ärztin die Hand, als ich sie ebenfalls begrüße. "Was kann ich für Sie tun?" "Na ja, am Freitag hatte ich starke Unterleibsschmerzen, was ich echt nicht gewohnt war, zudem kam auch Fieber dazu, der sich bis zum nächsten Tag gezogen hat." Schulterzuckend sehe ich sie an. "Okay, die letzte Kontrolle des Stäbchens hat auch nichts gezeigt. Hat sich Ihre Periode verändert und wann war die letzte Blutung?" "Ich hatte eigentlich immer kurze Schmierblutungen, wegen des Stäbchens - falls es überhaupt zur Periode kam - und da meine Periode immer unregelmäßig ist, weiß ich ehrlich gesagt gar nicht, wann die letzte Blutung war. Diesmal war sie aber wie vor dem Implantat, nur schmerzhafter." Sie summt. "Wann hatten Sie das letzte Mal Geschlechtsverkehr." Oh Gott, ich muss wieder an die Nachbarn denken. "Das war am letzten Mittwoch." Ich fahre mir über meine erhitzte Stirn. Oh Mann, das war unvergesslich. "Benutzt Ihr Mann auch ein Kondom?" Ich verneine es. Mir ist jetzt ganz warm. Es kann keine Schwangerschaft sein. Ich werde langsam nervös. "Dann einmal bitte hinlegen, Hose öffnen und das Oberteil bitte anheben." Schluckend tue ich es. Es ist sicherlich eine Zyste oder ähnliches. Sie verteilt das Gel auf meinem Bauch, gebannt schaue ich auf das Gel und dann auf das Ultraschallgerät. Verdammt, ich bin total aufgeregt! Was soll ich Can dann sagen? Moment, ich weiß doch nicht einmal, ob ich wirklich schwanger bin. "Oh, was haben wir denn hier?" Ich drehe mich sofort zum Monitor. Oh mein Gott, mein Herz rattert, mir ist heiß und kalt. Embryo! Das ist ein Embryo! Mir rutscht das Herz in die Hose. Das ist ein kleines Embryo! "Schwanger?", hauche ich. "Einen Moment." Ich schaue wieder auf meinen Bauch. Wie? Aber wie? Ich schaue zur Ärztin, ihre Augenbrauen sind gehoben. Es herrscht eine Stile im Raum, die mich verrückt werden lässt. Ich kann gerade nicht richtig denken. Ich bin schwanger?! "Okay, Sie können wieder aufstehen." Sie gibt mir Tücher, damit ich mir das Gel wegwischen kann. Da war ein Embryo, ich bin schwanger?! Etwas benebelt stehe ich auf, richte meine Kleidung und will einfach mehr Informationen bekommen. Sie richtet ihre schwarze Brille.

"Es tut mir leid, aber Sie haben eine Totgeburt erlitten."

Mein Mund öffnet sich, meine Augen weiten sich. Ein kalter und gleichzeitig heißer Schauer läuft meinen Rücken hinab. Wie? Das-, Totgeburt. Ich... ich habe eine Totgeburt. Ich habe eine Totgeburt. Ich... ich weiß nicht, was ich sagen soll. In meinem Bauch liegt ein totes Baby. Eine Totgeburt! "Ich-, das..." Ich kann einfach nichts sagen, was soll ich denn auch sagen? Komplett sprachlos fahre ich mir durch mein Haar. Ich bin überfordert. "Also war das keine normale Periodenblutung, sondern es kam durch das Embryo?", flüstere ich. Ich schaue mich im Raum um. Ich kann das nicht richtig realisieren. Ich kann mir den Grund schon erdenken. "In der wie vielten Woche war ich? Wissen Sie das?" Fassungslos fahre ich mir über mein Gesicht. Ein Glück ist Can nicht mitgekommen. "Ganz genau kann ich das nicht sagen, aber durch die Ultraschallaufnahme konnte man sehen, dass es ungefähr in der dreizehnten Woche war. Durch die fehlende Information kann ich es aber nicht genau ermitteln." Ich nicke. Mein Handy hole ich raus und schaue im Kalender wann ich wohl ungefähr schwanger wurde. "Ich hatte keine Probleme", murmele ich verwirrt. Das kann doch nicht wahr sein. Ich das alles ein Traum? "Ich wäre dann am 28. Juli befruchtet worden. Hat das Implantat dann nichts gebracht?" Ich verstehe die Welt gerade echt nicht mehr. Ich habe ein kleines Baby im Bauch, dessen Herz nicht mehr schlägt. Ich wäre Mutter geworden. "Ich werde Ihre Werte kontrollieren und auch das Stäbchen durch ein neues ersetzen. Die Umstände tun mir leid." Ich nicke kaum vernehmbar. Ich weiß gerade nichts. Ich weiß nicht, was ich sagen soll, ich weiß nicht, was ich fühlen soll, ich weiß nicht, was ich denken soll und ich weiß auch nicht, wie ich denken und handeln soll. "Ich würde Ihnen die Ausschabung empfehlen, sonst könnte es zu gesundheitlichen Problemen kommen." Ich nicke.

Ich verlasse mit einigen Informationen das Zimmer, laufe schnell an Ranja vorbei, damit ich mir diese Termine vereinbaren kann. Vor der Praxis hole ich tief Luft. Ich habe eine Totgeburt, eine Totgeburt! Ranja legt ihren Arm um mich. "Was ist los? Was hat die Ärztin gesagt?" Ich schüttele benebelt den Kopf. Ich verspüre gerade nichts in meinem Körper, kein Gefühlschaos, nur innere Stille. Totenstille. "Ich will ins Auto", murmele ich. Mir schwirrt die ganze Zeit der Begriff im Kopf herum. Totgeburt. Ich sitze verstummt im Auto, fasse mir an den Bauch. Hier lebte ein kleines Lebewesen. "Bist du schwanger?", kommt es etwas überrascht von Ranja. Mit geschlossenen Augen schüttele ich den Kopf. Ich war schwanger. "Totgeburt." Ranjas Mund öffnet sich, sie kann aber nichts sagen. Was soll man in einer solch unbekannten Situation auch sagen? "Das darf niemand wissen. Wenn Can das irgendwie mitbekommt, dann würde seine Welt zusammenbrechen." Can würde verrückt werden, sich selber verletzen, er würde sich die Schuld geben, weil er mich oft traurig gemacht hat. Das Kind hat durch die Trauer und den Stress nicht überlebt. Es wäre auch ein Wunder, wenn das Baby es überstanden hätte. "War es geplant?" Ich verneine es. "Willst du nach Hause?" Ich nicke. An etwas anderes ist nicht zu denken. "Könnten wir das Essen verschieben?", flüstere ich. Ranja nickt sofort. Ich will mich einfach nur hinlegen. Das ist zu viel für heute. Seufzend lehne ich mich zurück. Ich weiß, dass ich kein Kind wollte, aber es ist einfach so verdammt komisch, wenn man ein Baby in sich trägt, das meine Gene besitzt und dieses dann einfach stirbt. Aber wie hätte ich das Baby in diesen Umständen erziehen sollen? Es wäre dem Baby nicht zu Gute gekommen. "Danke, Ranja, wir gehen noch Essen", verspreche ich ihr. Ich steige aus dem Auto, ich will mich einfach nur noch im Bett verkriechen und alleine sein.

Ich habe gar nicht mitbekommen, dass ich die Treppen alle schon bestiegen habe. Monoton schließe ich die Tür auf, es riecht nach Essen. "Shana?" Nachdem ich mir die Schuhe von den Füßen gestreift habe, laufe ich durch den Flur. Can kommt aus der Küche. "Ich dachte, du wolltest etwas Essen gehen?" Ich nicke. "Hat doch nicht geklappt", meine ich. "Was ist los? Was hat die Ärztin gesagt?" Totgeburt. "Nichts, ich kriege ein neues Stäbchen." Ich will an ihm vorbeilaufen, als er mich aufhält. "Wieso? Sicher, dass nichts passiert ist?" Ich komme ins Stocken, ich brauche eine Ausrede. "Ja, wirklich. Es gab wohl Probleme damit und ich hatte Angst, dass ich schwanger werde, aber es ist nichts." Ich komme mir so falsch vor, weil ich das gesagt habe. Habe ich damit mein totes Kind geleugnet? Ich will Kerzen anmachen, ich brauche Streichhölzer dafür. Im Schlafzimmer zünde ich sie an, ehe ich mich aufs Bett fallen lasse. "Das Essen ist gleich fertig, kommst du?" Ich schüttele den Kopf. Ich habe mein Kind verloren. Schnell blinzele ich mir die Tränen weg. Wäre es ein Junge oder ein Mädchen geworden? Ich hätte ein Kind bekommen, es ist tot! Unwillkürlich schluchzte ich. Wieso weine ich? Ich wollte doch gar kein Kind. Oh Gott, das ist zu viel für mich. Kopfschüttelnd palmiere ich mir mein Gesicht. Mein Kind ist tot. "Shana, was ist passiert?" Unser Baby liegt tot in meinem Bauch! Ich will nicht, dass Can leidet. Ich kann ihn nicht noch mehr leid antun. Er zieht mich in seine Arme, wie sooft. Sooft hat er mich in den Arm genommen und somit auch das Baby. Ich verstehe erst jetzt langsam, wie sich diese Bindung anfühlt - aber nur ein Bruchstück fühle und verstehe ich. Can küsst meinen Scheitel, seine Hände fahren fürsorglich über meinen Rücken. Ich will es einfach nur vergessen, aber das wird niemals passieren. "Hey, nicht weinen." Ich schüttele den Kopf. Ich muss diese Tage noch zur Ausschabung. Wenn mich jemand abholen kann, dann muss Can es tun. Was soll ich ihm sagen? Wie soll ich mich danach verhalten? Ich werde Schmerzen haben, was soll ich als Ausrede benutzen? Wie soll ich eines Tages ein Kind wollen, wenn es durch die ständige Trauer sowieso sterben würde? Aber Can hat das Recht, es zu erfahren. Ich kann es ihm aber jetzt nicht sagen. "Möchtest du etwas Bestimmtes haben?" Ich verneine es. Am Samstag hat Can mir schon genügend Sachen geschenkt, damit er mich glücklich machen kann. "Hat die Ärztin irgendetwas gesagt, was dich so aufgelöst hat? Du kannst es mir ruhig sagen, dir passiert nichts." Aber dir. Ich fürchte mich vor seiner Labilität. Ich will einfach nur Frieden. "Es... es war nur schockierend", nuschele ich. Ich kann es nicht sagen. Schniefend wische ich mir mein Gesicht trocken. Ich sehe diese Nachricht als Zeichen, ich weiß aber nicht wieso. Vielleicht weil mit dem Tod auch ein Neubeginn herrscht? Ich wünsche es mir so sehr! Ein Neubeginn mit Freude und Frieden. Ich habe mich noch nie so sehr nach dem Frieden gesehnt.

"Geh essen", flüstere ich. "Komm mit, du musst auch essen." Langsam stehe ich auf. Mein Kopf tut weh, ich brauche eine Tablette. "Kannst du bitte nach einer Kopfschmerztablette suchen?" Ich habe echt keinen Appetit. Für einige Wochen habe ich ein kleines Lebewesen ernährt. Für wenige Wochen hat ein kleines Herz in mir geschlagen. Das kommt mir so verdammt surreal vor. Ich kann dieses Gefühl nicht beschreiben. Wie fühlt eine Person, die zwar keine Kinder wollte, aber dann urplötzlich ein Kind in sich trägt und dieses auch noch tot ist? Ich kann es mir nicht beantworten. Seufzend fahre ich mir über mein Gesicht, nehme das Glas Wasser und die Tablette an, die ich ohne Probleme schlucken kann. Wäre das Embryo noch am Leben, würde die Tablette ihm oder ihr schaden? Ich kann gerade nicht rational denken. Ich habe durch meine Trauer ein Leben beendet. Ich kann mir zum Glück nicht die Schuld dafür geben, da ich nichts vom Kind wusste und ich die Trauer sowieso nicht kontrollieren konnte. "Morgen müssen wir kurz zur Frauenärztin, sie setzt mir ein neues Implantat ein." Ich schaue auf den Teller, kann nur einige Löffel zu mir nehmen. "Das Ganze muss dich wohl total erschreckt haben." Ich nicke. Wann soll ich es Can sagen? Jetzt? Ich kann nicht. Ich will mit Mama reden. Ich will es einer Person ausführlicher erzählen. "Ich dachte, du wärst noch im Labor." "War ich auch." "Gehst du nicht mit den Jungs raus?", flüstere ich. "Ich lasse dich doch jetzt nicht alleine. Hier, du magst Kartoffeln doch." Hätte das Kind mehr Angewohnheiten von mir oder von Can? Hätte es meine Laktoseintoleranz, meine Neurodermitis und oder einige Unverträglichkeiten und Allergien vererbt bekommen? Ironischerweise habe ich morgen ausgerechnet mein gynäkologisches Blockpraktikum. Wie soll ich das hinkriegen? Niemals hätte ich gedacht, dass mir so etwas passiert. Was wohl mit mir passiert wäre, wenn ich vom Baby wüsste und eine Bindung dazu aufgebaut hätte? Ich wäre sicherlich am Boden zerstört.

"Iss doch noch ein bisschen. Das Uni-Essen reicht dir doch sonst nie." Er legt seinen Arm um mich. "Hey, sieh mich an." Can hebt mein Gesicht an, dreht es zu sich. "Ich weiß, dass du keine Kinder willst und auch nicht bereit dazu bist, ich verstehe es, aber es ist doch alles wieder gut ausgegangen, oder?" Mit dem Tot meines Kindes. Ich weiß nicht ob ich Ja oder Nein sagen soll. Es ist gut, dass mein Kind nicht in diesen Umständen auswächst, aber der Tod meines Kindes ist eine andere Welt. Schulterzuckend senke ich den Blick. "Ich bin satt." Ich habe Angst, die Ultraschallbilder hervorzuholen, die ich spontan wollte. Ich wollte wenigstens eine kleine Erinnerung an das Kind, das ich niemals großziehen kann. Ich muss schnell damit abschließen. Ich muss es positiv sehen: Ich habe mein Kind vor schlimmeren bewahrt, mein Kind ist jetzt im Paradies. Wie es sich wohl auf das Baby ausgewirkt hätte, wenn der Vater mit sich selber zu kämpfen hat und die Mutter versucht stark zu bleiben, obwohl sie selber daran kaputtgehen kann? Das hätte mit der Universität doch sowieso nicht harmoniert. 'Wenn ihr ein Kind kriegt, nennt es dann bitte Prinz Ramazan der Erste.' Ein ganz leichtes Lächeln umspielt meine Lippen. Wir haben einige Male über Kinder geredet, ohne auch nur ansatzweise zu wissen, dass ich schwanger war. Ich will mich einfach nur noch hinlegen und schlafen, aber an Schlaf ist nicht zu denken. Am Freitag ist die Ausschabung, am Freitag werde ich dann nicht zur Uni gehen. Wie soll ich dann nach Hause? Ich schreibe die Mädchen an, aber alle arbeiten um diese Uhrzeit. Wieso habe ich meinen Führerschein auch nicht gemacht? Ach, ich hätte eh nicht fahren dürfen, weil ich unter Narkose bin. Was soll ich ihm sagen? Verdammt, was soll ich Can sagen?! Zyste! Ja, eine Zyste! "Shana? Ich gehe kurz raus, okay?" Ich nicke. Jetzt kann ich meine Mama anrufen. "Wann kommst du wieder?", will ich wissen. "Das dauert nicht länger als zwanzig Minuten. Du warst immer noch nicht bei dem Hautarzt", tadelt er mit sanfter Stimme. "Samstag, versprochen." Er küsst meine Stirn, ehe er die Wohnung verlässt. Sofort rufe ich Mama an, die schnell rangeht.

"Hallo, Shana." Ich strecke mich unwohl.

"Hallo, wie geht es dir?"

"Gut und selbst? Du klingst müde." Ich will etwas ansetzen, tue es aber doch nicht.

"Heute war ein harter Tag." Sie summt.

"Ist das Studium sehr stressig?" Ich schnalze leise mit der Zunge.

"Es geht. Ich... ich wollte dir etwas sagen." Die Decke ziehe ich bis zu meinem Kinn. Mein Herz schlägt wieder schneller.

"Was ist los? Habt ihr beide Streit?" Ich verneine es. Meine Tränen blinzele ich weg. Tief atme ich durch.

"Ich war beim Arzt heute, ich hatte seit Freitag starke Schmerzen." Seufzend fahre ich mir über mein Gesicht. Das ist schwerer als gedacht.

"Bist du schwanger?" Ich hätte fast die Augen verdreht. Ich muss jetzt ganz ruhig bleiben. Es ist still, ich zähle bis drei.

"Ich war schwanger... das Kind ist... es ist tot." Sofort halte ich die Luft an. Es herrscht Stille.

"Wie? Nein", haucht sie. Ich höre ein bemitleidendes Wimmern.

"Das Kind ist aber jetzt an einem besseren Ort, es wäre nicht gut gewesen." Angestrengt blinzele ich.

"Wie ist es passiert? Wie alt war es? Ich dachte, du hast dieses Stäbchen." Ich höre sie schniefen. Mama ist die emotionalste Person, die ich kenne. Wegen ihr steigen mir die Tränen auf.

"Ungefähr im vierten Monat, ich habe nichts bemerkt, nur die Schmerzen am Freitag. Ich glaube, dass das Baby dort gestorben ist." Tröstend fahre ich mir über den Bauch.

"Wie ist es passiert?" Wieder schnieft sie.

"Ich glaube, es lag an der ganzen Trauer und am Stress."

"Also streitet ihr euch doch?"

"Nein, das ist es nicht. Es liegt daran..." Ich seufze. Ich weiß nicht, ob ich es sagen soll.

"Was ist es?"

"Can ist psychisch etwas labil, ihm geht es nicht gut. Daher kommt meine Trauer, ich sorge mich um ihn, aber er geht zur Therapie." Jetzt muss ich auch schniefen.

"Oh nein, wie geht es ihm? Er sah nie so aus." Ich weiß, ich weiß. Ich hätte es ja auch niemals erwartet.

"Es geht ihm besser, aber ich weiß nicht wie er dann reagieren würde. Wenn du es seiner Mutter erzählst, soll sie es nicht Can sagen. Wenn es dazu kommt, dann sage ich es. Wenn das Baby ausgeschabt ist, muss ich etwas Bestimmtes machen? Es muss bestattet werden, das weiß ich, aber irgendein Ritual?"

"Ich frag deinen Vater, wenn er zurück ist. Mein Enkelkind ist gestorben", schluchzt sie. Verdammt, sie macht es für mich nur noch schlimmer!

"Ich werde mit Samira reden und dann beten. Wenn dein Vater da ist, dann bespreche ich es mit ihm. Ist sonst etwas passiert?" Ich verneine es. Ich höre, wie die Tür aufgeschlossen wird.

"Mama, ich muss auflegen."

"Passt bitte auf euch auf."

"Mache ich, ciao." Ich lege auf, wische mir schnell die paar Tränen weg und atme tief durch. Es hat gut getan mit Mama zu reden, auch wenn es emotional war.

Ich schaue mir die kleinen Flammen an, ich sehne mich nach Körperwärme. Als Can ins Zimmer tritt, bekomme ich eine Gänsehaut. Ich verspüre leichte Panik, als er an meiner Tasche vorbeiläuft. Vor meinen Augen blühen rote Rosen, wunderschöne, rote Rosen. "Hier, das ist die Palette von Shevin. Kommt zwar sehr, sehr spät, aber sie hat sie noch behalten." Der öffnet die Highlighter-Palette und tut sich ein wenig auf seinen Wangenknochen, der schön glitzert. "Steht dir", lächele ich. Er küsst mich. "Mit wem hast du telefoniert?", fragt er mich. "Mit meiner Mama, nichts Neues." "Soll ich dir einen Kakao machen?" Ich nicke. Can tut die Rosen in eine Vase und bringt sie dann wieder ins Zimmer. Ich sehne mich gerade sehr nach ihm, nehme mir deswegen meine Kuscheldecke und folge ihm in die Küche, schlinge meine Arme um seinen starken Oberkörper und genieße einfach seine Wärme. Als er sich zu mir dreht, küsst er meine Stirn. Sind die negativen Ereignisse so viel stärker gewesen, als die positiven? So stark, dass sie ein Leben ausgelöscht haben? Mit dem Kakao gehen wir zurück ins Schlafzimmer. Meine Stille hat sich auch auf Can übertragen. Die Rosen sehen neben den Kerzen so viel schöner aus. So etwas darf mir nie wieder passieren. Nie wieder soll ein unschuldiges Kind wegen unseren Problemen sterben. "Wir müssen in Zukunft auf uns aufpassen", flüstere ich. Wir haben schon jemanden verloren. Mit geschlossenen Augen trinke ich den Kakao. "Ich habe gehört, dass Soufian wieder hier sein soll. Wenn die Polizei ihn fasst, ist alles wieder gut." Wann soll ich es ihm sagen? Soll ich es doch jetzt tun? Nervös lege ich die Tasse zurück.

"Can?" Er zieht mich rittlings auf seinen Schoß. Er wird es sowieso erfahren, es wird zur Bestattung kommen. "Ich-, also ich..." Ich atme tief durch. "Ich habe eine Zyste an der Gebärmutter." Ich kann es ihm nicht sagen, ich habe zu viel Angst. "Ouh, wirst du operiert? Deswegen hattest du die starken Schmerzen?" Ich nicke. "Wann? Um wie viel Uhr? Wieso sagst du mir das nicht?", fragt er leicht angesäuert. Weil ich lüge. Ahnungslos zucke ich mit meinen Schultern. "Ich wollte nicht, dass du dir zu viele Sorgen machst." Ich fahre durch sein Haar. "Sei beim nächsten Mal einfach ehrlich, Shana. Ich mag es nicht, wenn du mich anlügst." Schluckend nicke ich. Jetzt fühle ich mich unter Druck gesetzt. Ist es jetzt besser, wenn ich es sage oder nicht? Wird es seiner Psyche mehr schaden oder nicht? Ich bin in einer Zwickmühle gefangen. Ich will mich zu meiner Tasche bewegen, tue es aber nicht. Nervös schaue ich auf den Boden, dort, wo die Tasche liegt. Can bemerkt meine Unruhe, verdammt! Wieso lasse ich es mir auch so leicht anmerken? Er läuft zur Tasche, mein Herz rattert. Verdammt, es kommt raus. Es kommt jetzt raus! Ich will etwas sagen, aber mein Mund ist wie verklebt. In den Seitentaschen schaut er nach, oh Gott, was passiert gleich? Wieso habe ich nach den Bildern gefordert? Seine Hände bleiben still, meine Atmung auch. Ich höre mein Herz bis zu meinen Ohren schlagen. Seine Augen weiten sich, er hat die Bilder gefunden. Ich erschaudere und schlucke. Was passiert jetzt? Er schaut zu mir, er fängt an zu lächeln, seine Augen funkeln voller Freude. Nein, Can, das ist es nicht. Niedergeschlagen schüttele ich den Kopf, sofort verfliegt sein Lächeln. Das ist ein Stich ins Herz für mich. "Wie?" Langsam kommt er mit den Bildern in der Hand auf mich zu.

Ohne ein Wort zu sagen, schaue ich zu Boden. "Wie, Shana? Wieso hast du es mir nicht gesagt?", fragt er aufgebracht. Ich will das nicht, ich will das nicht mehr. Ich halte mir den Kopf, ich will einfach nur schlafen. "Am Tod kann man doch sowieso nichts mehr ändern!", rufe ich. Ich kann doch nichts dafür, dass wir in einem Strudel der Trauer hängen. "Totgeburt, Can, ist es das, was du wissen willst?" Seine Augen weiten sich wieder. Wir schweigen. Ich schaue zu Boden, Can läuft auf und ab. "Wie lange warst du schwanger?" Seine Stimme ist wieder weich und vorsichtig. Langsam schaue ich auf. "Vier Monate, ich wusste von nichts." Fassungslos schaut er auf die Bilder. "Ich wäre also Vater", murmelt er seufzend. Er nimmt mich sofort in den Arm. Das brauche ich gerade so sehr wie nichts anderes. "Hey, alles wird gut." Leichter Druck setzt sich auf meinen Nacken. "Es ist nicht deine Schuld, das passiert vielen Frauen." Gemeinsam legen wir uns hin, mein Kopf ruht auf seiner Brust, seine Hand legt sich auf meinen Bauch, den er danach küsst. "Wieso wolltest du es mir nicht sagen?", fragt er vorsichtig. "Ich hatte Angst, dass sich deine Psyche verschlimmert", murmele ich. Wann kommt mein Schlaf endlich? Ich will einfach nur einige Stunden für mich haben, wo ich nicht aktiv denken muss. "Ich versuche mich zu ändern, ich will dich nicht traurig machen. Du kannst ja am Freitag mit dem Therapeuten reden", schlägt er vor. Ich nicke. "Hast du schon mit deiner Mutter gesprochen?" Wieder nicke ich. "Okay, möchtest du etwas?" Ich schüttele diesmal den Kopf. "Lass mich einfach nur in deinen Armen einschlafen", wispere ich. Ich will nichts Sehnlicheres, als diesen Schlaf zu kriegen, damit ich einfach nur neutraler werde.

Ich wünsche mir nichts Sehnlicheres als die Wiedergeburt unserer Freude.

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Ich hatte ab der Stelle, wo Shana gehört hat, dass jemand die Tür aufschließt, einen Geistesblitz gehabt: Ich wollte dann eigentlich, dass Soufian irgendwie reinpatzt und sie entführt, heheheheheh, aber das wäre mir zu unrealistisch

- Helo

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