Gefühlschaos
Alec POV:
Ich starre ihn an. Mein Körper spannt sich an und meine Augen hängen an seinen Lippen. Bei jeder Silbe von jedem Wort. Fassungslos versuche ich seine weiteren Worte zu registrieren.
,,Ich lasse es dir nicht durchgehen. Ich lasse dir nicht durchgehen, dass du jetzt wegläufst. Du deinen inneren Konflikt alleine führen möchtest. Ich will nicht das du denkst, dass du da alleine durch musst. Was auch immer es ist, ich möchte es hören."
Seine Worte bahnen sich ihren Weg in mein Gehirn. Ich versuche sie zu registrieren, sie zu ordnen und sie vor allem zu begreifen. Ich freue mich. Ich freue mich darüber, dass er hier ist. Das Magnus vor mir steht und mich erneut fixiert. Das er seine braunen Augen nicht von mir ablässt.
,,Willst du mit in mein Zimmer kommen?"
Warte Mal was? Was habe ich da gerade gesagt? Oh shit, ich habe es wirklich gesagt. Magnus Gesichtsausdruck wird von einem energischen und kampflustigen zu einem verwirrten. Er hat genauso wenig wie ich mit solch einer Antwort gerechnet. Seine hochgezogenen Augenbrauen und meine aufgerissenen Augen vollenden das Gesamtbild perfekt.
Ein paar Sekunden verweilen wir so und es ist schräg. Es ist sehr schräg und vermutlich sollte meine Frage weniger nach dem klingen wonach es vermutlich tut.
,,Ich würde gerne mit in dein Zimmer kommen. Vielleicht erklärst du mir dann ja mal was."
Wir gehen die Wendetreppe hoch, welche zu der oberen Etage führt wo mein Zimmer ist. Ich lasse ihn den Vortritt und schließe anschließend die Tür. Natürlich soll Jace nicht mitbekommen worüber wir reden. Und ja, nur reden Alec. Kriege das in deinen Kopf rein. Als ich aufblicke, sehe ich Magnus. Er schaut sich in meinem Zimmer um und nimmt dabei jedes Detail zur Kenntnis. Allerdings gibt es nicht viel in diesem Zimmer, was man anschauen kann. Ich habe ein einfaches Doppelbett, einen dunkelgrauen Kleiderschrank, einen dunkelgrauen Schreibtisch und ein paar Hängeregale auf denen Fotos von Momentaufnahmen stehen. Magnus bleibt vor einem Foto stehen.
,,Da waren meine Schwester Izzy und ich auf der ersten Schmuckausstellung von ihr und Clary. Jace hat das Foto gemacht." Meine Worte lockern die Stimmung und darüber bin ich ziemlich froh.
,,Das ist schön. Du siehst dort ziemlich glücklich aus."
,,Ja, ich freue mich sehr für sie. Izzy und Clary haben den Erfolg verdient. Sie arbeiten hart dafür. Ihre Arbeit ist außergewöhnlich."
Magnus hat sich mir zugewandt, aber er schaut nochmal kurz zu dem Foto und sagt dabei:
,,Ja, ich kenne den Schmuck, den sie herstellen. Er ist wirklich außergewöhnlich. So außergewöhnlich wie du. Du hast da etwas an dir das dich besonders macht."
Oh Gott, er macht mich verrückt. Ich hänge erneut an seinen Worten.
,,Was ist es, was du mir verschweigst?", es erscheinen wieder die grausamen Bilder vor mir, ,,was ist es, wovor du wegläufst?"
Ich atme durch.
,,Also gut. Ich erzähle es dir."
Wir setzen uns auf mein Bett und ich fahre fort:
,,Vor ungefähr einem Monat waren meine Partnerin und ich an einem Fall dran. Es ging um einen großen Drogenboss. Wir haben ihn schon seit Monaten verfolgt und waren endlich dicht dran ihn uns zu schnappen. Wir haben den Hinweis bekommen, dass er sich mit seinen Anhängern in einer Lagerhalle in New York aufhält. In der Nähe von einem Flughafen. Wir wussten das eine große Menge an Kokain in Umlauf gebracht werden sollten.
Also sind wir mit einem Spezialteam los und haben das Gebiet durchkämmt. Doch es war eine Falle. Wir wurden von allen Seiten beschossen und mussten uns zurück ziehen. Allerdings waren wir umzingelt. Viele unserer Männer waren schon erschossen und lagen verstreut auf dem Boden. Die Drogenleute entwaffneten uns und wir mussten uns auf den Boden knien. In diesem Moment wusste ich das es gleich vorbei sein wird. Das ich auch gleich zu den erschossenen Männern auf dem Boden gehören werde. Dann schlug meine Partnerin einen Handel vor. Die dürfen sie solange foltern und festhalten wie sie wollen und dafür dürfen wir gehen. Nicht mehr und nicht weniger. Die Entscheidung meiner Kollegin stand fest und ich konnte nichts tun, um sie davon abzuhalten. Die maskierten Männer mit ihren großen Gewehren, willigten dem Deal zu. Wir durften davonrennen. Ich hatte nicht die Möglichkeit nochmal zu meiner Partnerin zu schauen, aber ich konnte noch hören, wie sie geschlagen wurde. Täglich erhielten wir ein Bild und ein Video von ihr. Von Tag zu Tag sah sie schlimmer aus. Es war immer der gleiche Raum mit den gleichen Details. Wir hatten keine Spur, um sie zu retten. Wir hatten nix. Also mussten wir tatenlos zusehen, wie sie täglich zugerichtet wurde. Nach genau einer Woche erreichte uns ein Paket. Wir fanden dort drin ihre zerstückelten Körperteile. Von Wunden übersäht. Von diesem Moment an, habe ich mir gesagt, dass ich zu keinem Kollegen eine Bindung aufbauen will. Sie war über drei Jahre lang meine Partnerin und dementsprechend sind wir zu engen Freunden geworden. Dann habe ich mir eine Auszeit von drei Wochen genommen und bin dir begegnet. Deshalb lasse ich niemanden von der Arbeit an mich ran. Ich...ich will solch einen Schmerz nicht nochmal ertragen müssen."
Ich blicke wieder zu Magnus auf. Meine Hände sind ganz schwitzig, weil ich aufgeregt bin. Nur wenige Menschen wissen davon. Nur Jace und Izzy. Ich warte darauf, dass er irgendwas sagt. Das er mir ein Zeichen gibt, dass ich lesen kann, denn momentan verstehe ich nicht wirklich was in ihm vorgeht.
Dann sieht er zu mir auf. Sein Gesichtsausdruck ist noch immer unlesbar. Wir sehen uns in die Augen und ich habe das Gefühl, er könne meine Seele lesen. Er könne meine gesamte Persönlichkeit verstehen und sie in sich aufsaugen. Es fühlt sich an, als wäre er nicht ein Kollege, den ich seit zwei Tagen kenne. Nein, es fühlt sich an, als würde er mich schon viel länger kennen. Dann hebt er seine Hand. Wir sitzen uns im Schneidersitz gegenüber. Ich frage mich, was er jetzt vorhat. Magnus legt seine Hand an meine Wange. Ich zucke leicht zusammen, denn seine Körperwärme durchströmt mich. Mein Herzschlag wird schneller. Dann sagt er etwas, dass mich überwältigt:
,,Du hast das nicht verdient. Nichts davon. Es tut mir Leid, was deiner Kollegin, deinem Team und dir passiert ist. Aber weißt du, was du auch nicht verdient hast? Ein Leben, wie dieses. Was ist ein Leben wert, wenn man es nicht zulässt glücklich zu werden? Was ist ein Leben wert, wenn man es nicht zulässt sich mit einem bestimmten Menschen vollkommen zu fühlen?"
,,Es ist leider nicht so einfach. Lieber bin ich für den Rest meines Lebens unglücklich, als nochmal jemanden in Gefahr zu bringen."
,,Sie hat euch alle gerettet. Ohne ihren Vorschlag für den Handel wärt ihr alle erschossen worden."
,,Sie hat sich geopfert. Dieses Gefühl ist grausam. Die Leute von dem Spezialteam hat sie kaum gekannt, aber ich war ihr bester Freund. Wir hätten zusammen erschossen werden sollen oder ich hätte mich für sie opfern sollen. Ich kriege diese Schuld nicht los."
,,Das ist verständlich. Dennoch hätte sie nicht gewollt, dass du unglücklich bist. Lass ihren Tod nicht umsonst gewesen sein."
Und dann wird es mir klar. Mir wird alles klar. Er hat Recht. Gott, wie konnte ich nur so blind gewesen sein. Ich lasse gerade zu, dass sie umsonst gestorben ist. In diesem Moment durchfährt mich ein Energieschub. Ich spüre den Drang ihn zu berühren, durch meine Glieder schießen. Es ist ein Sog im Körper, den ich kaum kontrollieren kann.
Also bewege ich mich nach vorne. Bin nur noch paar Zentimeter von seinem Gesicht entfernt. Und dann küsse ich ihn. Es ist ein Chaos von Gefühlen. Magnus küsst zurück. Er zieht mich zu sich und lässt seine rechte Hand auf meiner Wange.
Ich stoppe und sehe ihn an. Ich könnte schwören, es ist der heißeste Blick, den ich je gesehen habe.
Ruckartig wendet Magnus uns und ich liege mit dem Rücken auf meinem Bett. Sein Körper ist über mir. Mit der linken Hand stützt er sich ab und seine Rechte legt er erneut an meine Wange. Ich tue es ihm nach und ziehe ihn an mich. Wir küssen uns wieder. Dieses Mal leidenschaftlicher. Energischer. Ich unterliege einem Rausch von Gefühlen. Meine linke Hand ist noch frei und ich bin mir unsicher, was ich damit machen soll. Kurz zögere ich, doch dann gehe ich meinem Streben nach und lege sie auf seinen Rücken. Ich wandere mit der Hand über seine Taille bis hin zu dem Rand seines Bauches. Ich spüre Muskeln. Neugierig fahre ich über seinen Oberkörper. Will jeden seiner Muskeln kennen lernen. Ich spüre wie er über meine Brust fährt. Wie auch er neugierig meinen Körper kennen lernen will. Ich fahre zusammen. Stehe unter Spannung. Es fühlt sich so gut an, wenn er mich berührt. Ich schnappe kurz nach Luft.
Magnus flüstert: ,,Wir sollten es erstmal dabei belassen."
,,Ja, sollten wir."
Yeahh, ich bin stolz drauf 🙈
Denkt daran, dass ihr mich auch auf Instagram unter marens_stories findet. Ich würde mich freuen, wenn ihr dort vorbeischauen würdet :)
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