Kapitel ZWEIUNDZWANZIG
Wieder kehrte die Nacht ein und ließ einen Tag vergehen. Gedankenverloren starrte ich wie fast jede Nacht aus dem selben Burgfenster.
Nach dem ersten Tag meiner Ankunft auf dieser schottischen Burg wollte ich fliehen. Sieben Monate, über ein ganzes halbes Jahr, waren seitdem verstrichen.
Mein Wesen hatte sich von Tag zu Tag verändert. Ich sah nichts mehr locker und einfach. Ja, meine Welt war bereits dunkel, als ich zur Rachegöttin wurde, doch mit Verweilen auf dieser Burg wurde sie nur noch dunkler.
Entweder raubte mir dieses Land oder dieses Schloss all meine ganze Kraft. Es gab Tage an denen ich mich so schwach fühlte, dass ich mich nicht einmal auf den Beinen halten konnte. Dann wiederum gab es Tage, an denen ich spürte wie meine göttliche Kraft in mir loderte, doch benutzen konnte ich sie nicht.
Etwas oder jemand hemmte mein Wesen. Und dieser Grund löste in mir fürchterliche Angst aus.
Der rote König bemerkte am zweiten Tag, dass ich eine geborene Geschichtenerzählerin war. Zum Glück beschloss er mir den Job als Geschichtenerzählerin zu geben, statt dem der Mätresse.
Ein kalter Windhauch wehte in dem eigentlich geschlossenen Raum gegen meine Haut. Sofort bekam ich eine Gänsehaut. Die Kälte brachte wieder dieses komische Gefühl mit sich. Ich fühlte mich einsam, anderseits auch traurig ohne den wirklichen Grund zu wissen. Ich war es doch, die früher immer allein durch die Gegend wanderte. Nie hatte ich damals das Gefühl von Einsamkeit. Doch jetzt, selbst im Burghof, wo ich umringt von Menschen stehe, fühlte ich mich einsam, einfach grässlich.
Mir einem lauten Krachen flog plötzlich etwas gegen die Fensterscheibe. Erschrocken zuckte ich zurück. Zuerst dachte ich es wäre ein Vogel, doch dann zuckte ich bei der tiefen Stimme, die
hinter mir ertönte zusammen.
„Ein Burgfräulein, also soso."
Automatisch drehte ich mich in Richtung Tür.
In einem schwarzen Mantel eingehüllt stand Hades da.
Seine zusammengekniffenen Augen musterten die Gegend, während er auf und ab marschierte.
„Du bist ein bisschen weit vom Kurs abgekommen, findest du nicht", sagte er, „Anstelle bei den Akatsukis zu bleiben bis ich dir über die weitere Vorgehensweise für die Apokalypse berichtet habe, läufst du lieber in einem Kleid durchs Schloss."
Gebannt blieb ich an der Stelle stehen und musterte Hades. Wie auch im Club umgab mich wieder Besorgnis bei seiner Nähe. Er strahlte noch nie ein anderes Gefühl außer Hass und Kälte aus.
„Ich kann dort nicht mehr zurück", erklärte ich und versuchte dabei neutral wie möglich zu klingen.
„Warum nicht?", Hades blieb kurz vor dem kleinen Schrank stehen und beobachtete mich von dort aus.
„Meine göttliche Kraft ist plötzlich verschwunden. Unter den Akatsukis könnte ich mich nicht verteidigen."
Selbst Hades schien es klar zu sein, dass ich log.
„Und dieser Weißhaarige ist nicht der wahre Grund. Wie hieß er gleich nochmal",
nachdenklich schaute Hades durch den Raum, als es ihm einfiel, grinste er zufrieden, „Tobirama."
Wie ein Schlag gegen meine Brust zog sich plötzlich in mir etwas zusammen, als er den Namen aussprach.
„Und dieser Tobirama ist auch nicht der Grund, weshalb du Liebeskummer hast und deine Kräfte plötzlich verschwunden sind", fuhr er weiter fort.
Verlegen stellte ich mich schnell vor die Dartscheibe, worauf ein Bild von Tobirama hing, das ich ab und zu mit Pfeilen bewarf.
„Ich hab keinen Liebeskummer! Und er ist auch nicht der Grund für den Verlust meiner Kräfte!", ich knurrte schon fast.
„Tatsächlich", ich merkte wie Hades in sich hineinlachte, „Wie du hier dastehst. Wie eine Prinzessin, die in ihrem Schloss auf den Prinzen wartet, der herbeigeeilt kommt, um sie zu befreien. Enttäuscht, dass sich niemand um dich schert?"
Aufmüpfig hob ich mein Kinn in die Höhe. Auch wenn seine Worte teilweise Wahrheit in sich hatten, wollte ich ihm nicht den Gefallen tun, meine Verletzlichkeit zu zeigen.
„Dein Tobirama durchkreuzt langsam meinen Plan", Hades zuvor sanfte Stimme bekam einen Hauch Wut.
Allein wie er "dein Tobirama" sagte, machte mich wütend.
„Der Kerl scheint Pain über seine Theorie des Friedens umstimmen zu wollen. Der Trottel denkt tatsächlich, es würde mit Diplomatie funktionieren."
Je mehr Hades über Tobirama sagte, desto schneller schlug mein Herz. Nicht, weil er seinen Namen erwähnte, sondern weil er über alles Bescheid wusste.
Hatte er mich und alle andern Akatsuki-Mitglieder beschattet?
War er der Feind im Stillen, verkrochen im Dunkeln des Schatten?
„Geh wieder zu den Akatsukis und bring Ordnung hinein. Sie dürfen sich nicht um etwas dummes wie Diplomatie und Zusammenschluss kümmern", befahl er.
Zornig schaute ich ihn an. „Seit wann gibst du mir Befehle, Hades? Ich gehe dort nicht mehr zurück und das habe ich dir schon gesagt!"
„Also willst du aus dem gesponserten Apokalypsen-Plan aussteigen?"
„Ja", antwortete ich sofort.
Hades Mund zog sich zu einer schmalen Linie. Seine Haut wurde plötzlich leichenblass. „Gut, wie du willst", er machte eine Handbewegung und plötzlich erschienen zwei Gestalten vor mir.
Beide kannte ich!
Mein ganzer Leib begann zu zittern. „Katuro, mein Bruder", murmelte ich leise und wollte zu dem kleinen braunhaarigen Jungen rennen, doch Anubis, der eine Hand auf der Schulter meines Bruders hatte, hielt mich von meinem Vorhaben ab.
Verdammter Schakal!
„Ein Familientreffen zum dahin schmelzen", sagte Hades sarkastisch.
„Ara?", murmelte der kleine Junge, während er verwirrt mit leeren Augen zu mir schaute.
Ein Schauder durchzuckte mich, als ich zum ersten Mal seit Langen meinen Geburtsnamen hörte. Niemand nannte mich mehr so....
Niemand seit dem schlimmsten Tag meines Lebens...
„Alles wird gut, Katuro", versuchte ich ihn zu beruhigen.
Ich ignorierte den hasserfüllten Blick, den Anubis mir zu warf und schaute verwirrt zu Hades.
„Tja, man kann kein Grab finden, dass nicht existiert", lachte Hades laut auf.
In diesem Moment verstand ich es. Mein Ziel, das ich stets vor Augen hatte, verschwamm plötzlich. Jeden Tag meines gottverdammten langen Lebens hatte ich mich auf die Suche nach den Grab meines Bruders begeben und die unmöglichsten Menschen wiederbelebt stets in der Hoffnung meinen Bruder zu finden.
Und jetzt musste ich erfahren, dass alles umsonst war! Er, Hades hatte ihn die ganze Zeit in seinen Fängen!
Wütend sprang ich auf und wollte Hades angreifen, da machte der Unterweltgott ein Handzeichen und Anubis und mein Bruder waren fort.
„Du bekommst deinen Bruder, wenn du meine Befehle ausführst. Kehre zu den Akatsukis zurück, aber sei diesmal ein braves freundliches Mädchen. Du redest nur, wenn man dich darum bittet und bist nicht mehr diese Verrückte. Überzeug sie, dass Diplomatie nicht zum Frieden führt."
„Das werde ich", sagte ich wie ein Roboter, „aber ich komme nicht aus dieser Burg heraus, noch ist meine Kraft weg."
„Pssst", Hades legte einen Finger auf meine Lippen, „Er müsste bald hier sein und bringt dich heraus. Nun, ich habe einen zweiten, wenigstens manipulierbaren Handlanger gefunden. Du kennst ihn." Hades grinste breit und löste sich in Luft auf.
Bevor ich mir weitere Gedanken machen konnte, knallte plötzlich die Tür auf. Grinsend stand ein Mann vor mir.
Ich kannte ihn sehr wohl. Dieses Psycho-Grinsen gehörte niemanden anderen als Madara Uchiha!
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