Kapitel EINUNDZWANZIG
Zwei Wochen verstrichen bereits seit dem Tag, an dem mich die Menschenhändler gefangen nahmen und als Kastanie am Marktplatz zu verkaufen versuchten. Schnell stellten sie fest, dass ich ein schwerer Verkaufsfall war. Der Käufer musste schon extrem dumm sein, mich zu kaufen oder mindestens auf meinem Niveau liegen und das gab es natürlich nicht.
Ich spuckte jeden Mann an, der mir zu nah kam und brach jeden die Finger, der mich berührte. Lang konnte ich das gleiche Schema leider nicht durchziehen, denn die Händler sperrten mich in einen Käfig ein. Das hinderte mich nicht daran, wie ein Papagei im Käfig alle vorbeigehenden Menschen zu beleidigen.
Doch wie natürlich mal wieder das Schicksal in meine Hände spielte, fand doch noch jemand Gefallen an mir. Es war ein Adeliger, der die Hoffnung hatte, wenn er mich als eine Mätresse an den herrschenden Lord dieses Ortes verkaufen würde, bekäme er dessen Gunst. Nett wie ich war ließ ich ihn in dem Glauben.
Gebannt starrte ich mit geweiteten Augen den riesigen Burghof des dort lebenden Lords an. Mägde und Knechte rannten gestresst an mir vorbei. Während des langen Ritts- man band mich an ein Pferd und verfrachtete mich so in das Schloss des Lords- verhielt ich mich sehr pflegeleicht und brav. Ich spielte das unschuldige Mädchen, das sich nichts traute.
Noch immer fehlte mir die göttliche Kraft, sonst wäre ich sicherlich bereits auf freiem Fuß. Hoffnung, das es eine Person gab, die mich befreien würde, hatte ich keine.
Es gab niemanden, dem ich besonders Nahe stand und auch keinen der meine Nähe genoss.
Hades schien immer noch dermaßen in seinen Arbeitsvorbereitungen für die Apokalypse zu stecken, dass er keine Zeit für einen Besuch hatte.
Den Mann, dessen Namen ich nicht mehr ausspreche, (Tobirama) hat mich höchstwahrscheinlich bereits vergessen.
Kurz spielte ich mit dem Gedanken, ob vielleicht meine Feinde Interesse hatten mich zu retten. Vielleicht der Weihnachtsmann. Wenn ich ihm nur einen Wunschzettel schreiben könnte...
Sofort verflog der Gedanke wieder, als ich an das letzte wenig erfreuliche Gespräch mit ihm denken musste.
Unsanft stieß mich der Adelige in eine Halle hinein und warf mich auf den Boden, sodass ich kniend wenigsten meinen Kopf aufrichtete, um zu sehen, wer der Mann auf dem Thron war.
Der Mann hatte rotes geschmeidiges Haar, eine staatliche Statur und Muskeln, die man trotz seines Umhangs erkennen konnte. Interessiert musterten seine golden wirkenden Augen mich.
„Mylord, ich möchte Euch diese junge Frau als Geschenk bringen", erklärte sich der Adelige verbeugend.
„Wie heißt du, Kleine?", fragte mich der Lord.
„Azula", sagte ich grinsend, denn er sah echt nicht schlecht aus, „Und du?"
Überrascht und etwas wütend zugleich, dass ich ihn duze, schlug er auf die Stuhllehne. „Man nennt mich den roten König."
Da ich seine Wut erst später entlocken wollte, beließ ich das duzen. „Aber Ihr seid doch kein König, sondern ein Lord", erklärte ich ihm.
„JA! Aber man nennt mich so!", knurrte er und wunderte sich sicher über meinen Mut als Frau in dieser doch noch ziemlich mittelalterlichen Gegend ihm zu widersprechen.
„Ich suche eine Mätresse", erklärte der Lord und wollte gerade etwas sagen, als ich ihn unterbreche.
„Ich suche auch eine."
Völlig irritiert über meine Worte schaute er mich an. „Ja, aber ich such doch eine!"
„Und dann darf ich keine suchen?"
„Nein, weil ich dich nehme!", knurrte er immer wütender.
Seufzend versuchte ich nicht durchzudrehen. Ich würde schon irgendwie von hier wegkommen, schließlich nannte man mich nicht umsonst Rachegöttin. Mein loses Mundwerk bescherte schon viele Nervenzusammenbrüche.
„Gibt es eigentlich noch Hexenverbrennung?", hakte ich nach.
Der rote König schüttelte den Kopf. „Natürlich nicht! Hexen gibt es nicht."
„Angenommen ich wäre eine, könnte ich mich dann verbrennen lassen?"
„Du bist aber eine Kastanie", versuchte sich der Adelige aus der für ihn missliche Lage zu befreien.
„Würde, dass nicht eine Hexe sagen, um der Verbrennung zu entgehen?", mit hoch gezogener Augenbraue schaute ich von einem Mann zum anderen.
Jetzt waren beide still.
„Hexen gibt es nicht. Ich kenne mich mit der Entstehungsursache der Welt aus. Dank meinem Gelehrten Einstein", er deutete auf einen Stein, der neben ihm auf den anderen Thron lag.
Ein Stein. Ich seufzte. Wo bin ich hier gelandet? Was ist das für ein abgefucktes Herrschaftsgebiet.
„Wo sind wir hier eigentlich?", hakte ich freundlicher, als es meine Gedanken waren, nach.
„In Schottland wo sonst", murmelte der rote König.
In Schottland. Wo sonst. Natürlich.
„Aye, ich geh mich mal kurz aus dem Fenster werfen, wenn Ihr erlaubt oder möchten Sie die Hexenverbrennung doch noch einführen?"
„Es gibt keine Hexenverbrennung, junge Lady. Und Suizide in meiner Burg dulde ich nicht!", er sprang vom Thron auf und kam auf mich zu.
Er hob mein Kinn ein wenig nach oben, um mich genauer zu betrachten.
„Sie ist hübsch, Gustas", er schaute zum Adeligen, „Danke für das Geschenk. Ihr könnt jetzt gehen."
Der Adelige nickte und verschwand sofort. Jetzt widmete sich der rote König seinen Wachen. „Sperrt sie in ein Zimmer, das verschlossen genug ist, dass sie nicht fliehen kann", befahl er.
Unsanft packten mich die Wachen und zogen mich hoch. „Mylord, Ihr habt vergessen hinzufügen, ich solle in ein Zimmer eingesperrt werden, wo es keinen Schrank gibt, der mich in eine andere Welt führt. Zum Beispiel nach Narnia."
Meine Warnung ignorierend wand sich der Lord wieder seinem Gelehrten ein Stein oder wie er es bezeichnete Einstein zu.
Fast schon barbarisch warfen mich die Herrschaften in eines der Zimmer. Auf den Weg dorthin konnte ich nur einen Blick auf einen Turm erhaschen, aus dessen Fenster ragte dickes blondes Haar. Wahrscheinlich versuchten hier mehrere ihr Glück zur Flucht.
Sobald das Türschloss zu fiel, machte ich es mir in dem riesigen Himmelbett bequem. Wenn ich schon hier bleiben musste, dann soll es wenigstens gemütlich sein. Irgendetwas würde ich schon finden, um die Flucht zu ergreifen oder ich wartete stillschweigend auf die Apokalypse.
Wie auch immer. Gerade wollte ich kurz ein Nickerchen machen, da krachte etwas laut gegen das geschlossene Fenster. Neugierig öffnete ich das Fenster.
Der Lord nahm meine Aussage aus dem Fenster zu springen wohl nicht ernst.
Als das Fenster offen stand, erkannte ich einen jungen singenden Mann mit Gitarre.
Er schien mir ein Ständchen zu singen. Ich grinste und jubelte ihn zu bis ich etwas oberhalb meines Kopfes bemerkte.
Eine Blondine schaute verliebt aus dem Fenster, das über meinen Kopf ragte.
„Ach Romeo", sagte sie verträumt.
„Julia", sagte der Sänger.
Jetzt verstand ich erst, dass ich nicht gemeint war.
„Seid leise, wenn nicht einer von euch an Gift sterben möchte", fauchte ich und schloss das Fenster.
Wie ich Menschen hasste. Und Liebende noch mehr.
Stumm schaute ich durch den Raum. Es wurde Zeit zu verschwinden! Ich hatte keine Lust mehr hier zu bleiben! Vielleicht sollte ich mich einem Zirkus anschließen, die sind wenigstens lustig.
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