Kapitel 4
Kapitel 4
Tabitha warf dem Engel einen lächelnden Blick zu, sobald sie aus der Tür war.
Bevor sie jedoch an ihm vorbeihuschen konnte, zog er sie noch einmal zu sich und bat sie flüsternd, ihm ein kaltes Gericht zu bringen und zusätzlich einen Eimer Eiswürfel.
„Sofort, Meister Aaron", erwiderte sie und wandte sich zum Gehen. Es war nicht schwer, diese Dinge zu besorgen. Dabei fragte sie sich, warum ihr Meister das überhaupt tat. Die anderen Dämonen bekamen nicht solche Rechte.
Sie bekamen regelmäßig Nahrung, das schon, doch wenn sie sich danebenbenahmen, was diese Frau eindeutig getan hatte, wurden sie gemaßregelt und nicht verhätschelt.
Diese Maßregelungen waren niemals angenehm und Tabitha konnte nicht verstehen, warum er bei ihr eine Ausnahme machte. Ein kleiner Stich der Eifersucht stieg in ihr auf. Was, wenn er etwas für sie übrighatte?
Währenddessen versuchte Saori wirklich zu schlafen und die Präsenz des Engels, der noch immer in der Tür stand, auszublenden.
Aaron beobachtete sie nachdenklich. Sie schien erschöpft zu sein, was er ihr nicht übelnehmen konnte. Allerdings wusste er noch immer nicht, wie gefährlich sie war. Eigentlich hatte er vorgehabt ihren Namen zu erfahren und sie dann zumindest in ein anderes Zimmer zu verfrachten, doch so wie es jetzt war, musste sie hierbleiben.
Saoris Schwanz wedelte noch ein wenig, doch er wurde ruhiger, was ihm verriet, dass sie tatsächlich dabei war, einzuschlafen. Ihr Glöckchen am Schwanz legte sich auf ihrer Hüfte ab, als wolle es sie beschützen und gleichzeitig beruhigen.
Aaron entschied sich die Tür zu schließen und sie erst einmal schlafen zu lassen. Tabitha wies er an den Eimer und das Essen in eine Ecke zu stellen.
Das Dienstmädchen kam dieser Aufforderung nach und ließ sie dann allein.
Die junge Dämonenfrau schlief tief und fest und bemerkte es nicht einmal. Doch schon nach kurzer Zeit begann ihr Körper zu zucken. Die Hitze verfolgte sie im Traum, wo sie vor der Sonne wegrannte. Nur kam diese immer näher und Saori spürte, dass sie von ihr verbrannt wurde. Dabei rannte sie und flog sogar mit den kleinen Flügeln, aber es half alles nichts.
Schweißgebadet erwachte sie aus diesem Traum und fuhr erschrocken nach oben. Die Dunkelheit, die sie umgab, beruhigten sie etwas. Die Hitze und die Fesseln hingegen nicht.
Wie warm war es hier? Ihr lief bereits der Schweiß über die Haut und ihr war, als würde sie langsam ersticken.
Als sie ihren Blick durch das Zimmer wandern ließ, bemerkte sie etwas in der Ecke und verengte die Augen.
Vorsichtig näherte sie sich dem Eimer und sah das Eis, welches bereits angefangen hatte, zu schmelzen. Gierig tauchte sie ihre Hände in das Wasser und seufzte für einen Moment auf. Die Kühle tat so gut, dass sie den Eimer sogar nahm und langsam das kalte Wasser über ihren erhitzten Körper laufen ließ.
Das Aaron sie dabei beobachtete, war ihr überhaupt nicht klar.
Der Raum war mit magischen Steinen ausgelegt, sodass der Engel sie sehen konnte.
Nachdenklich runzelte er bei ihrer Aktion die Stirn. Er hatte ihr das Wasser für die Hände hingestellt, doch dass es ihr so warm war, war ihm nicht bewusst.
Ihre Kleidung war durchnässt, was ihr half, sich ein wenig abzukühlen. Dennoch trocknete der Stoff sehr schnell. Es war gut gewesen, dass sie nicht sofort das ganze Wasser verbraucht hatte, sondern nur ein Teil. Das Glöckchen begann, wieder zu klingeln, da ihr Lebensgeist dadurch wieder ein wenig erwacht war. Sie warf nur einen kurzen Blick auf das Essen, welches neben dem Eimer gestanden hatte, ignorierte es aber.
Vermutlich wollte er sie vergiften und sie damit foltern. Und eine Vergiftung war etwas, was einem wirklich schweren Schmerzen zufügen konnte.
Saori stellte den Eimer neben sich ab und legte den Kopf gegen die Wand. Ihre blauen Augen starrten in die Dunkelheit, die sie schätzen und mögen sollte. Doch sie machte ihr Angst. Auch die Tatsache, dass es ein sehr kleiner Raum war, gefiel ihr nicht.
Das Mädchen war ein ungewöhnlicher Dämon, der sogar manchmal Angst in der Dunkelheit hatte. Nicht immer, aber manchmal.
Die Tür öffnete sich erneut und der Engel trat ein. „Wirst du mir jetzt deinen Namen verraten oder möchtest du die nächste Zeit hier verbringen?", fragte er neugierig. Er wollte es noch einmal versuchen und vielleicht hatte er auch etwas gefunden, womit er ihr drohen konnte.
Undeutlich nuschelte das Mädchen den Namen, wagte es aber nicht, aufzusehen. Also war das bereits ein Teil der Folter. Sie der Hitze aussetzen, bis sie womöglich von innen heraus vertrocknete. Völlig erschöpft ließ Saori ihren Kopf wieder hängen, als hätte sie es aufgegeben, Widerstand zu leisten.
Aaron verengte die Augen. Sie reagierte sehr heftig auf die Wärme, obwohl es hier nicht einmal warm war. Nicht wärmer, als im restlichen Schloss.
Er hockte sich zu ihr und hob sanft ihr Kinn. „Setzt dir die Wärme wirklich so sehr zu?", fragte er neugierig.
„Geht weg", fauchte sie ihn an und zog ihren Kopf von ihm weg. Sollte er sie eben hierlassen. Saoris erwartete gar nicht erst, dass es einen besseren Ort als diesen geben würde. Anscheinend war er blind, wenn er nicht sehen konnte, wie die Wärme ihr zusetzte. Das war schon ein Grund, warum sie eigentlich fast immer in den Tunneln gewesen war.
Aaron seufzte. „Du hast wirklich nichts gelernt, oder?", fragte er kopfschüttelnd. Sie war wirklich kratzbürstig. Allerdings wollte er sie auch nicht mit etwas quälen, was er nicht kontrollieren konnte. Dennoch war es eine interessante Tatsache, dass sie scheinbar auf Hitze so stark reagierte. „Weißt du, es geht auch noch wärmer. Was denkst du passiert, wenn ich den Kamin anmache? Das hier war einmal eine Sauna", erklärte er ihr im Plauderton.
Wenn er das wirklich tun würde, würde es nicht lange dauern, bis sie ein Häufchen Asche war. Sie konnte nicht wie die anderen Dämonen ihre Körpertemperatur regeln, sodass jeder Platz, der wärmer war als ihr Zuhause, ihr immer zusetzte.
Er hatte also ihre Schwäche herausgefunden, warum sollte sie es ihm dann noch unter die Nase binden? „Dann verbrenne ich ...", kamen die leisen Wörter aus ihrem Mund.
„Und ich bin mir ganz sicher, dass du das nicht möchtest", sagte er weiter, als würde er mit ihr plaudern, doch es klang auch wie eine Frage.
Leicht zuckte sie mit den Schultern. „Es ist egal, auf welche Weise Ihr mich foltert, der Tod wird unvermeidbar sein", flüsterte sie heiser. Natürlich hatte sie gewaltige Angst, falls das passieren sollte. Aber ändern konnte Saori das nicht. Also war es besser, es so hinzunehmen.
„Das ist richtig", bestätigte Aaron emotionslos. „Daher solltest du schön brav sein und tun, was ich dir sage. Dann wirst du auch keine Probleme haben, hier zu überleben."
Leicht schüttelte sie den Kopf. „Lieber sterbe ich, als für Euch zu dienen ...", erwiderte sie trotzig. So einen Sadisten wollte sie nicht bedienen, wobei ihr wohl keine andere Wahl übrig blieb.
„Ach", meinte er überrascht und mit einem Lächeln. „Du solltest mich ansehen und deinen Namen verraten. Die einfachsten Formen der Höflichkeit und du verweigerst schon das, obwohl es für dich Schmerzen heißt. Ich kann verstehen, wenn du dich weigerst, wenn ich dich unsittlich berühre", begann er und schüttelte erneut den Kopf. „Deine Prioritäten sind mir ein Rätsel."
„Wenn Ihr mir nicht zuhört, wenn ich meinen Namen sage, ist das Euer Problem und nicht meins", presste sie hervor. Sie hatte ihren Namen verraten, als er sie gefragt hatte. Sollte er sie weiter foltern, dann war es hoffentlich auch bald vorbei.
„Das erste Mal hast du dich geweigert", sagte er überrascht und hob eine Augenbraue. „Du hast mehrere Anläufe gebraucht", erinnerte er sie und klang sogar ein wenig tadeln.
„Ich habe ihn Euch gesagt", protestierte sie, wobei sie einfach in die Dunkelheit starrte. Als er zurückgekommen war und sie erneut gefragt hatte, war ihr Name leise über die Lippen gekommen.
Tadelnd hob er den Finger. „Mir zu widersprechen ist auch etwas, dass du dir sehr schnell abgewöhnen solltest, Saori", ermahnte er sie streng.
„Für was? Damit Ihr ein Hündchen habt, welches hinter Euch herläuft und Männchen macht, wenn Ihr es verlangt?", fragte sie sarkastisch. Hätte sie ihm bloß den Namen nicht gesagt. Die Art, wie er ihn aussprach, gefiel ihr nicht. Sie fand den Namen sowieso albern und fragte sich, warum sie ausgerechnet so einen hatte.
„Ja", war die schlichte Antwort auf ihre Frage. „Anders wirst du unter Engeln nicht überleben können."
„Habe ich auch nicht vor", murmelte Saori und fuhr sich durch ihre langen Haare. Es gab auch noch andere Möglichkeiten, der Sklaverei zu entgehen.
Aaron seufzte und hob die Hand. Die Ketten fielen klirrend zu Boden und lösten sich in Luft auf. Die Schellen um ihre Hände und Füße blieben jedoch. Mit einem Ruck wurden ihre Hände hinter ihren Rücken gezogen und hielten dort wie Handschellen zusammen.
Das schmerzte an ihren Gelenken, da sie dabei nicht so beweglich war, wie es normalerweise sein sollte. Das lag nur daran, dass ihr die Hitze und die ungewöhnliche Position zusetzte. „Was habt Ihr vor?", fragte sie mit panischer Stimme.
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