Kapitel 87
Kapitel 87
"Ja, wollte ich eigentlich, aber die Vorstellung mit dir zusammen zu fliegen gefällt mir viel besser", sagte er und küsste ihre Nase.
"Ihr geht das Risiko ein, dass meine Frisur durch den Wind zerstört wird? Was soll das denn bitte für einen Eindruck auf Euren neuen Angestellten machen?", fragte sie empört und stemmte ihre Hände in die Hüften. Dass sie jedoch nur Spaß machte, konnte man an ihren Mundwinkeln sehen, denn diese zuckten bei den Worten.
"Dann machst du sie dir neu, wenn wir gelandet sind. Außerdem finde ich dich mit windzerzausten Haaren sehr schön", lachte er und spielte mit einer ihrer Haarsträhnen.
Seufzend stupste sie in seine Seite, bevor sie in das Schlafzimmer zurückging und sich das dunkelviolette Kleid nahm, um es sich anzuziehen. Noch war sie unschlüssig, ob sie die Haare geöffnet lassen sollte oder nicht. Doch sie entschied sich dafür, denn das würde einiges verdecken. Hoffte sie zumindest.
Aaron folgte ihr und nahm eine Tunika, die zu ihrem Kleid passte, um sie sich anzuziehen. "Bist du soweit?", fragte er und öffnete die Tür zum Balkon.
„Niemals", antwortete sie trocken, trat aber hinter ihn. Für so etwas würde sie niemals bereit sein. Trotzdem freute sich Saori irgendwie. Hoffentlich hatte sie die Möglichkeit zu schaukeln, bevor sie wieder zurückkam.
Der Traum fühlte sich noch sehr real für sie an, obwohl sie wach war.
Aaron hob sie hoch, so dass sie sich festhalten musste und ohne jegliche Vorwarnung ließ er sich mit ihr fallen, um dann hinauf in den Himmel zu steigen.
Ihre Arme hatte sie fest um ihn geschlungen. Schon länger war sie nicht mehr mit ihm so geflogen. Es kam ihr Ewigkeiten vor. In ihren Gedanken versunken sah sie nach unten, wie die Insel, die sie nun bewohnte, immer kleiner wurde. Damit stieg allerdings auch die Nervosität und die Panik, denn somit kamen sie seiner Insel immer näher.
Aaron machte machte sogar einige Saltos, damit Saori auf andere Gedanken kam.
Dankbar sah sie den Engel an, da das tatsächlich half. Nicht sehr viel, aber zumindest ein bisschen.
Er flog weiter mit ihr und immer wieder machte er mit ihr zusammen ein paar akrobatische Flugeinlagen, so dass die Zeit schneller verging und sie der Insel näher kamen.
Sobald die Dämonin jedoch die Insel sah, verkrampfte sie sich, hielt sich an Aaron richtig fest und ihr Atem ging schneller. Die blauen Augen, in denen Furcht lag, waren geweitet.
"Es ist alles gut", sagte er sanft, bevor er landete. "Nichts wird passieren."
Wenn es nur so einfach wäre!
Saori begann, ihre Haare zu richten, sobald sie den Boden unter den Füßen spürte. Ihre Finger glitten zu dem Halsband, um sich der heißen Temperatur anzupassen.
Tabitha hatte gesehen, dass Aaron gelandet war und ging die Flure entlang, um ihn zu begrüßen. Saori hatte sie dabei gar nicht gesehen.
„Guten Morgen Aar...", begann sie fröhlich, als sie die Eingangstür öffnete. Die Worte blieben ihr im Hals stecken, als sie die Dämonin, die gerade ihr langes, silbernes Haar richtete, entdeckte. Was machte die hier?
Sofort verzog Tabitha säuerlich ihren Mund.
"Guten Morgen, Tabitha", sagte Aaron sanft. "Wir bekommen heute wichtigen Besuch. Die Königin schickt einen Berater", erklärte er ihr und blieb höflich, aber kalt.
Ihre Augen fixierten Saori, die sich hinter Aaron versteckte und sich klein machte. Sie nickte Aaron zu und machte auf dem Absatz kehrt, bevor sie wieder in den Palast rauschte.
"Lass dich davon nicht entmutigen", bat er sie leise und strich ihr mit dem Flügel über ihren.
„Ich will hier weg", flüsterte Saori unwohl, während ihr Blick Tabitha verfolgte, die ihren Ärger anscheinend Luft machte.
"Sobald du Raffael kennengelernt hast, wird Tabitha bei mir sein. Dann kannst du zu Mal gehen", erklärte er ihr leise. "Ich werde Tabitha im Auge behalten."
Langsam nickte sie und hoffte, dass dieser Engel bald auftauchte und Aaron nicht warten ließ. Ihr war richtig schlecht vor Aufregung und das Eis bahnte sich einen Weg nach oben an.
Aaron legte ihr eine Hand auf den Rücken. "Komm, gehen wir ins Arbeitszimmer", sagte er sanft und hoffte, dass Tabitha sich wieder beruhigt hatte.
Das sah allerdings nicht ganz so aus. Sogar auf den Fluren zu seinem Arbeitszimmer konnte man ein Fluchen vernehmen, was Saori sehr einschüchterte und sie richtig hinter Aaron verstecken ließ.
Dass Tabitha sie nicht mochte, war in Ordnung. Aber sie machte ihr trotzdem Angst.
"Tabitha, reiß dich zusammen", fuhr Aaron sie gedanklich an. Er hatte keine Zeit für diesen Kindergarten. Es war wichtig, dass alles lief.
„Warum hast du sie mitgebracht?", knurrte sie gedanklich. Sie saß an ihrem Schreibtisch und versuchte, sich zu beruhigen.
Sie war so eifersüchtig auf Saori. Hübsch hatte sie ausgesehen. Auch wenn Tabitha sie als verkrüppelt bezeichnet hatte, musste sie zugeben, dass Saori in dem Kleid gut ausgesehen hatte.
"Weil unser Besuch sie sehen soll", antwortete er ruhig. "Raffael ist als Verwalter von der Königin geschickt worden", erklärte er Tabitha. "Wegen der Probleme."
Diese knirschte nur mit den Zähnen, antwortete darauf jedoch nicht mehr. Sie musste sich zusammenreißen. Sonst ging das nur schief. Allerdings hoffte sie, dass die Dämonin bald verschwand. Tabitha konnte ihre Anwesenheit nicht mehr ertragen.
Aaron führte Saori in einen Teil des Gebäudes, den sie gar nicht kannte. Es war ein großes, geräumiges Arbeitszimmer mit einer gemütlichen Sitzecke.
Sie ließ sich darauf nieder und rieb sich die Arme. Dass sie sich unwohl fühlte, war klar erkennbar. Schweigend sah sich die Dämonin in seinem Arbeitszimmer um und betrachtete neugierig die Einrichtung.
Viele Bücher waren auf der einen Wandseite zu erkennen. Pflanzen gaben dem Raum etwas freundliches und wirkte sogar wie eine kleine Oase. Aarons Schreibtisch wirkte massiv und bot sehr viel Platz zum schreiben und ablegen. Dennoch wirkte er sauber und einladend. Noch nie war sie hier gewesen, was ihr zusätzlich zu schaffen machte. Es gehörte sich nicht, hier zu sein. Hier, wo Aaron seinen Geschäften nachging.
Er setzte sich zu ihr und streichelte sie sanft. "Hast du Angst?", fragte er leise.
Auf seine Frage hin nickte sie. Nicht nur Tabithas Verhalten machten ihr zu schaffen. Auch dieser Raffael, der noch gar nicht da war.
"Es wird alles gut", sagte er sanft und hörte gedanklich, dass Tabitha besagten Engel ankündigte.
Schritte waren vom Flur her zu hören. Tabithas hohe Schuhe, die unverkennbar für jedermann waren. Aber auch andere, beinahe sanfte, die irgendwie nicht dazu passten. Das schon allein reichte aus, um Saori in Panik verfallen zu lassen.
Höflich klopfte Tabitha an Aarons Zimmertür an, um eintreten zu können.
Aaron bat sie hinein und Tabitha öffnete dem Engel die Tür und ließ ihn eintreten.
Ein hochgewachsener, schlanker Engel betrat Aarons Arbeitszimmer und kam damit in ihren Blickwinkel.
Lange, blonde Haare, die im Nacken zusammengebunden waren, ließen ihn nicht weiblich wirken, wie es bei anderen wohl der Fall gewesen wäre. Seine grüne Augen wirkten auf den ersten Blick herablassend, als sie sich kurz umsahen. Die Hände hatte Raffael vor seiner dunkelblauen Uniform elegant zusammengefaltet. Diese war mit dem königlichen Wappen verziert. Zwei Flügel mit einer goldenen Krone zwischendrin. Das hatte Saori bisher nur in Büchern gesehen. Die Säume der Ärmel und der Kragen waren mit goldenen Verzierungen versehen. Seine flachen, schwarzen Schuhe ließen Raffael sehr elegant wirken. Die leicht gelblichen Flügel passten sehr gut zu der königlichen Uniform.
Seine Präsenz war so stark, dass Saori sich sofort hinter Aaron versteckte.
Raffael sah sehr streng aus und nicht so, als würde er oft lachen. Sobald er Aaron entdeckte, kam er mit langen Schritten auf ihn zu, blieb zwei Meter vor ihm stehen und verbeugte sich tief.
„Meister Aaron, Mylady Saori, es freut mich, Euch kennenlernen zu dürfen. Ich bin Raffael, der Berater und Finanzverwalter des Königshauses", stellte er sich vor. Seine Stimme klang leicht rau, was vielleicht vom Alter her rührte. Seine grünen Augen lagen dabei auf dem Engel und der Dämonin, die sich dahinter versteckte.
"Raffael", sagte Aaron und deutete auf den Sessel. "Setzt Euch doch", bat er und lächelte leicht. Dabei schirmte er Saori etwas mit seinen Flügeln ab.
Raffael nickte wortlos und ließ sich auf dem Sessel nieder. Er sah Aaron direkt dabei an und wartete darauf, dass er anfangen würde.
"Ich danke Euch, dass Ihr gekommen seid", sagte er und holte die vorbereitete Mappe hervor. Er hoffte dort war alles enthalten. "Das sind die letzten Berichte. Damit Ihr erst einmal einen ersten Überblick erhaltet."
Anscheinend wollte er so schnell wie möglich zur Sache kommen. Das gefiel dem Engel des Königshauses sehr gut. Raffael nahm diese entgegen und lehnte sich in dem gemütlichen Sessel zurück, bevor er sie aufschlug und die Berichte sehr genau durchlas.
„Soll ich euch Getränke bringen, Aaron?", fragte Tabitha gedanklich.
"Ja, vergiss aber nicht, sowohl kalte als auch warme zu besorgen", bat er sie.
Das Dienstmädchen bestätigte das und brach den Kontakt ab.
Stille hatte sich in Aarons Zimmer ausgebreitet, welche nur ab und zu von Saoris schnellem Atem unterbrochen wurde. Ihre schweißnassen Hände hatten sich in den Saum des Kleides gekrallt und sie fragte sich, was sie hier eigentlich zu suchen hatte.
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