Kapitel 82
Kapitel 82
„Das wollte sie sagen?", fragte sie verwirrt und betrachtete ihre Finger. Diese gaben keinen Anschein darauf, dass die Tränen ihr geschadet hatten. Sicherlich war es bei einer wirklichen Todbringerin so. Aber bei Saori? Sie wirkte eher wie eine Wiedergeburt der Reinheit.
"Ich denke, sie wollte sagen, dass ihr die Tränen nicht wegwischen dürft", erklärte er und gab sich Mühe Saori zu beruhigen. Auch, wenn diese wohl nicht viel mitbekam.
„Armes Kind", sagte sie mitfühlend und berührte sogar die Stirn von Saori. Diese war kühl, aber irgendwie auch nicht. Eine seltsame Mischung, die wirklich ungewöhnlich war. „Brauchst du bei etwas Hilfe, Aaron?", fragte sie den Engel, der sich über Saori gebeugt war. Allerdings sah sie nun, was zu viel Stress und Angst bei ihr auf dem Fest auslösen würde.
"Ich habe meinen Arzt rufen lassen", sagte er und nahm die Dämonin in den Arm, wo er sie mit seinen Flügel bedeckte, damit sie sich geborgener fühlte. Gleichzeitig nutzte er den Staub, damit sie erst einmal schlief.
Wobei er das eigentlich gar nicht brauchte, nachdem sie in Ohnmacht gefallen war. Sie bekam überhaupt nichts mehr um sie herum mit.
„Es wird schwer für sie werden, wenn das Fest stattfindet. Ich hoffe, du kannst das unter Kontrolle bringen. Sonst müssen wir es noch einmal verschieben. Oder wir finden eine andere Lösung", meinte die Königin, die noch immer die Hand der Dämonin hielt. Es schmerzte sie, dass Saori so seelisch verwundet war. Ob das jemals wieder gerichtet werden konnte?
"Eine andere Lösung würde nur sehr viele Fragen aufwerfen", bemerke Aaron leise. "Und die Blicke würden noch mehr in unsere Richtung gehen. Ich hoffe, dass sie es schafft, wenn nicht so viele Leute ihr zu nahe kommen", sagte er und streichelte ihre Wange.
„Ich hoffe es auch. Es sollte möglich sein, wenn sie einen Abstand einhalten müssen", erwiderte die Königin sanft. Sie spürte, dass Aarons Herz an der Dämonin verloren gegangen war. Warum, war klar ersichtlich. Man musste Saori einfach gern haben.
Wenn sie laut Aarons Arzt jedoch so weitermachte, würde Aaron wohl eines Tages allein sein.
"Ein Abstand wäre wirklich ideal, aber ich denke nicht, dass sich die anderen daran halten werden", sagte Aaron fast schon traurig und fuhr Saori über das schmale Gesicht.
„Ich werde persönlich dafür sorgen, Aaron", versprach sie ihm und legte ihre schlanke Hand mit den schimmerten Armreifen auf seinen Arm. „Ich kann zwar nicht bei allem helfen, aber ich werde tun, was ich kann."
"Vielen Dank", sagte er erleichtert und streichelte Saori. "Ich wäre so gern immer bei ihr, aber mit in meinen Palast kann ich sie nicht nehmen und um Tabitha im Auge zu behalten, wechsle ich jeden Tag hin und her. Vielleicht hattet Ihr damals unrecht, als Ihr glaubtet, ich wäre in der Lage die Inseln meiner Eltern zu verwalten", sagte er, wobei er am Ende immer leiser wurde.
„Wenn du Probleme hast, dann komm zu mir und sage Bescheid. Ich verstehe, dass alles für dich so schnell ging und du einige Probleme hast", sagte die Königin zu Aaron. Es war niemals einfach, seine Eltern zu verlieren, doch für den Engel war es unerwartet und viel zu früh gekommen.
„Wie wäre es, wenn ich dir einen Verwalter zur Seite stelle, der dich unterstützen soll?", schlug sie dem Engel vor. Sie war überzeugt, dass Aaron es schaffen konnte. Es fehlte ihm lediglich an Erfahrung.
Aaron lächelte und wirkte dankbar, aber auch skeptisch. "Das wäre sehr gut", sagte er. "Aber wird er Probleme mit Saori haben?"
„Sicherlich nicht. Er ist vielen Dämonen im Leben begegnet und wird positiv überrascht sein. Du kannst dir aussuchen, ob du ihn für hier oder deine Hauptinsel möchtest. Raffael ist mit jeglicher Verwaltung vertraut und kann dich in jedem Fall unterstützen", erklärte sie ihm und lächelte ihm zu. „Ich werde dich bei allem unterstützen, Aaron. Dafür verspreche mir, gut auf Saori aufzupassen", bat sie ihn.
"Ich werde gut auf sie achten", versprach er. Es war, als würde die Königin genau das in Saori sehen, was auch er in ihr sah. Vielleicht sogar noch mehr. "Es wäre sehr hilfreich, wenn er mir bei meiner Hauptinsel helfen könnte."
„Er kann dich auch gegebenenfalls vertreten, wenn es gar nicht anders geht. Du bist noch jung Aaron. Niemand verlangt von dir, dass du in der kurzen Zeit alles beherrschen musst", sagte sie zu ihm und warf ihm ein aufmunterndes Lächeln zu. Sie würde sofort alles veranlassen, sodass Raffael so schnell wie möglich anfangen konnte. Es tat ihr leid, dass sie Saori so einem Stress ausgesetzt hatte.
„Ich bitte dich, nicht von Raffaels Auftreten beeinflusst zu werden. Er ist sehr ... streng und lässt nichts durchgehen. Das heißt nicht, dass er nicht auf dich hören wird. Du wirst sein Meister sein, dem er dient. Aber er erledigt jede Aufgabe tadellos", bat sie Aaron.
Raffael war jemand, der wahrscheinlich sehr einschüchternd auf Saori wirken würde. Hinter der kalten Fassade versteckte sich jedoch ein herzensguter Mensch, der sehr gerne Späße machte.
Aaron nickte. "Ich werde nicht über ihn urteilen, bevor ich ihn kennengelernt habe", sagte er und wiegte Saori sanft in den Armen. "Ich hoffe sehr, dass er mir helfen kann." Gleichzeitig wusste er jedoch auch, dass es Tabitha gar nicht gefallen würde. Denn im Grunde würde er ihre Aufgaben erledigen.
Und wahrscheinlich um einiges gewissenhafter als sie. „Übrigens hat er sehr viel Erfahrungen im finanziellen Bereich. Dort kann er dich hauptsächlich unterstützen, damit es bei dir besser läuft", schlug sie ihm vor.
„Sollte es zu weiteren Problemen kommen, zögere nicht und gebe mir Bescheid. Ich muss leider gehen. Sage Saori, dass es mir leid tut, dass ich sie geschockt habe. Vielleicht sollte ich öfters vorbeischauen, damit sie die Scheu verliert", sagte die Königin nachdenklich.
"Wenn es Eure Zeit erlaubt, würden wir uns geehrt fühlen", antwortete er dankend. Es war gut, dass sie jetzt ging, denn dann konnte sich Saori wieder beruhigen.
„Ich werde mir Zeit nehmen", versprach sie ihm. Aber sie würde sich dann auch anmelden, dass er sie darauf vorbereiten konnte.
Die Königin stand elegant auf und wies Aaron mit einer Handbewegung nur an, dass er sitzen bleiben konnte. „Es ist gut, dass ich nun weiß, was passiert ist", sagte sie zu ihm und legte eine Hand auf Aarons Schulter. Sie hatte das ganze Ausmaß zuvor nicht gewusst.
"Vielen Dank für Euer Verständnis", sagte er dankbar. Die Unterstützung der Königin zu haben, würde sehr viel verändern.
Die Königin ließ sie mit einem Kopfnicken zu Zephyr, die ihr tief zunickte, allein.
„Kann ich etwas tun, Meister Aaron?", fragte das Dienstmädchen sofort, als die Königin in ihre Kutsche gestiegen war. Diese war nur wenige Minuten nach ihnen angekommen und hatte gewartet.
"Ich werde sie rein bringen. Bitte warte bis Ikaia ankommt und bringe ihn dann zu mir", bat er Zephyr und wiegte Saori weiter, während er mit ihr Richtung Residenz lief.
„Natürlich, Meister Aaron", erwiderte Zephyr und nahm die Decke, auf denen sie gesessen hatten, aber auch die Bilder unter die Arme, um sie reinzubringen.
Aaron schritt genau auf das Schlafzimmer zu, wo er Saori aufs Bett legte und sie schließlich versuchte mit seinen Staub zu wecken.
Langsam kam die Dämonin zu sich, zitternd und schwer atmend. Hatte sie etwa einen Albtraum gehabt?
Aaron nahm sie sanft in die Arme. "Es ist alles in Ordnung. Wir sind allein und du bist in Sicherheit", sagte er sanft und küsste ihre Stirn.
Er konnte das Salz durch den Angstschweiß sogar schmecken, als er seine Lippen auf ihre Haut legte.
„Es war kein Traum ...?", fragte Saori heiser. Sie suchte mit ihren Händen das Bett ab, um sich orientieren zu können. Gerade eben war sie doch noch draußen gesessen.
"Es ist alles in Ordnung", versicherte Aaron ihr erneut und schlang die Flügel um sie, so gut es ging.
„Bitte stellt sicher, dass sie nicht stirbt", begann Saori schluchzend zu flehend. Dass man ihr die Tränen abgewischt hatte, nagte an ihr. Wenn Aaron das tat, wusste sie, dass nichts passierte.
Aber was, wenn sie dadurch die Königin auf dem Gewissen hatte? Es würde nicht lange dauern, bis man sie in den Tod jagen würde.
"Ihr geht es gut", versicherte Aaron ihr. "Sie ist nicht verletzt und sie fühlt sich auch nicht seltsam", versicherte er ihr. "Sie war noch eine Weile da und hat mit mir über geschäftliche Dinge gesprochen. Dabei wirkte sie sehr gesund."
So ganz beruhigen konnte sich die Dämonin jedoch nicht. Sie versteckte sich an Aarons Brust und weinte. „Ich habe Euch vor ihr blamiert", schluchzte sie.
"Nein, das hast du nicht. Sie war fasziniert von dir und deiner Reinheit", sagte er sanft und küsste erneut ihre Stirn. "Sie macht sich Sorgen um dich", erklärte er ihr. "Sie wird sogar den Tanz verschieben, wenn du es bis dahin nicht schaffst, dass du nicht zusammenbrichst", sagte er leise und hoffte sie damit zu beruhigen.
So ganz glaubhaft klang es für sie nicht. Ihre kleinen Finger krallten sich an Aarons Tunika fest, um einen Halt zu finden, obwohl sie im Bett lag. Warum würde jemand wegen ihr so etwas tun wollen?
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro