Kapitel 74
Kapitel 74
Ganz erschrocken von seiner Reaktion sah sie ihn verwirrt an. Warum hatte er das getan? Saori verstand den Engel in diesem Moment nicht ganz.
Ikaia warf Aaron einen Blick zu und fragte ihn, ob er ihn noch brauchte. Ob er hier bleiben oder zurück gehen sollte.
"Erst einmal kommen wir allein klar", sagte Aaron und entließ Ikaia so erst einmal.
Dieser nickte, stellte aber noch das Pulver auf den Tisch und die verschiedenen Gläser in den Kühlschrank, damit sie das hier hatte. "Und denk daran: Jeden Tag beides. Meister Aaron weiß, wie man es zubereiten muss. Er wird es dir erklären", sagte Ikaia zu der Dämonin und nickte dem Engel zu, bevor er sich auf den Rückweg zu Aarons Hauptinsel machte.
Aaron nickte ihm zu und küsste Saori auf die Wange. Sie war eine so starke Frau.
"Was sollte das gerade eben?", fragte die Dämonin ihn verwirrt und spielte damit darauf an, warum er sie plötzlich im Kreis gedreht hatte.
"Ich bin einfach nur stolz darauf eine so starke Geliebte zu haben", sagte er und lächelte.
Kopfschüttelnd stieß sie ihm sanft in die Seite. "Ihr seid einfach seltsam", meinte Saori, die sich bei ihm einhakte und ihm somit bedeutete, dass sie spazieren gehen wollte. Wie lange sie es aushalten würde, wusste sie nicht. Auch wenn sie erschöpft war, fand sie es nicht gut, nichts zu tun. "Danke für Eure Massage. Aber den Staub hättet Ihr nicht einsetzen müssen."
"Ich wollte nicht, dass du zu starke Schmerzen hast", gestand Aaron. "Wir haben es beide ein bisschen übertrieben."
„Nein. Ich habe Euch darum gebeten und Ihr seid meinem Wunsch gefolgt. Also trifft Euch nicht die Schuld", erwiderte Saori, die mit dem Engel die Flure entlang gingen, um die Treppen der Residenz nach unten zu gehen.
„Ich kann meinen Körper nicht sehr gut einschätzen. Meine größte Angst und Befürchtung ist, dass ich nicht damit klarkommen werde, wenn ich stärker sein sollte."
"Trotzdem hätte ich es verhindern können", sagte er ernst. "Aber ich wollte dir zeigen, dass ich deine Wünsche respektiere, auch wenn ich manchmal nicht dafür bin", erklärte er ihr.
Seufzend fuhr sie sich über ihr zusammengebundenes, silbernes Haar. Jetzt im Sonnenschein glitzerte es wieder mehr violett, was sie besonders wirken ließ.
„Ich bin froh, dass Ihr es getan habt. Sonst wüsste ich nicht den Unterschied zwischen Eurer sanften und harten Methode", gab Saori kleinlaut zu. Sie war jung und musste noch sehr viel lernen. Manchmal auch auf die harte Weise. Obwohl sie müde war, genoss Saori den Spaziergang mit Aaron. Vertrauensvoll schmiegte sie sich dabei an ihm und lächelte, als die Katudjalls sie entdeckten und zu ihnen angesprungen kamen.
"Ich hätte sie dir lieber nicht gezeigt", gestand Aaron. "Aber du hast darum gebeten und wärst du mir nicht so wichtig, hätte ich dich weiter gedrängt", erklärte er ihr und küsste sanft ihren Kopf.
„Wieso nicht? Verdiene ich es nicht, beide Seiten zu kennen, um zu wissen, welche mit eher liegt?", wollte sie von ihm wissen. Natürlich konnte Aaron es auch einfach zugehen, bis sie wirklich zusammenbrach. Nur schätzte sie den Engel nicht so ein.
Sie war erschöpft und fühlte sich so, als konnte sie sich nicht mehr bewegen. Dennoch tat sie es, weil sie es wollte und hoffte, so schneller damit klar zu kommen.
Ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, als er ihren Kopf küsste. Saori mochte es, da es ihr immer eine angenehme Gänsehaut bescherte.
"Ich habe ehrlich gesagt eher Angst davor, was du deshalb von mir denken könntest", erklärte er ihr leise. "Ich möchte der Mann sein, den du verdient hast und nicht das Monster, was ich anfänglich war."
Vorsichtig zuckte sie mit den Schultern. Um zu testen, ob sie diese überhaupt noch bewegen konnte. Dank Aarons Staub auf jeden Fall ein bisschen.
„Ihr seid, wer Ihr seid. Warum verstellen? Wenn Ihr jemand seid, der ein Training knallhart durchzieht ... dann ist das eben so. Ich möchte nicht, dass Ihr Euch deswegen verstellt", bat sie den Engel. Ihr Kopf drehte sich zu ihm und die blauen Augen sahen ihn eindringlich an, während sie den Weg um den See entlang spazierten.
„Ihr wurdet auf Erfolg und Kampf getrimmt. So etwas lässt sich nicht so einfach abstellen. Das kann ich auch akzeptieren", sagte Saori zu ihm.
Der Engel schüttelte leicht den Kopf. "Nein, so einfach ist das nicht", gestand er. "Es ist nur so, dass ich durchaus eine sadistische Seite besitze", gestand er ihr leise und auch mit gesenktem Kopf. "Nur ist es mir unangenehm, weil ich es selbst nicht möchte."
„Was bedeutet das genau?", fragte Saori, die nicht verstand, was genau er meinte. Sie kannte sehr wohl eine sadistische Seite. Die ihrer Rasse und wie Aaron anfänglich gewesen war. Aber war dass das Gleiche?
"Manchmal habe ich so Phasen", begann er nachdenklich, "da mag ich es andere zu fordern, bis diese nicht mehr können. Genieße die Kontrolle, die ich über sie habe und setze mich über ihre Proteste hinweg", versuchte er sich zu erklären.
„Inwieweit?", wollte sie genauer wissen. War es denn nicht normal, so fordernd beim Training zu sein? Nur so bekam man gute Ergebnisse.
"Es ist nicht richtig, wenn ich jemanden damit Schmerzen zufüge", sagte er.
„Mag sein, aber ein Kämpfer wird darauf trainiert, Schmerzen aushalten zu können. Was ist ... daran so schlimm, darauf vorbereitet zu werden?", kam die nächste Frage von Saori. Dass Aaron durchaus sadistisch sein konnte, hatte sie anfangs zu spüren bekommen.
Der Engel schüttelte den Kopf. "Nein, es ist nicht richtig, dass ich dich auf diese Art quäle", sagte er.
„Ich ziehe auch nicht in den Kampf", kicherte die Dämonin amüsiert.
"Das stimmt und es gibt keinen sinnvollen Grund, warum wir es auf diese Art machen sollten, wenn wir es auch angenehmer gestalten können", erklärte er ihr.
Sachte nickte sie. „Trotzdem wäre es gut gewesen, Euer Programm zumindest für einen Tag durchzuziehen", meinte Saori und blieb stehen, um auf den See zu blicken, der in der Sonne glitzerte.
„Anfangs wart Ihr durchaus sadistisch. Allerdings auf eine Art, die ich nicht kannte", gestand sie. Noch gut erinnerte sie sich daran, wie viel Angst sie gehabt hatte. Gefesselt und ausgeliefert zu sein.
"Nein, ich möchte nicht der Grund sein, warum dein Körper vielleicht Verletzungen davon trägt", sagte er entschieden. "Dazu bist du mir in deiner Ganzheit zu wichtig."
„Ich ... habe nicht direkt Angst vor Schmerzen, auch wenn sie sehr weh tun. Aber ich bin damit aufgewachsen", erwiderte die Dämonin leise und hob ihren Finger hoch, an dem die Fingerkuppe fehlte.
„Das ist nur eines der wenigen Dinge, die sie mir angetan haben. Aber diese ... Spritze, die Ikaia in meine Flügel gesteckt hat, um sie zu betäuben, war weitaus schlimmer für mich. Sowie die Angst vor Euch am Anfang, als Ihr mich ... gefesselt habt", gestand Saori verlegen.
Aaron küsste sie sanft auf den Finger. "Ich möchte nicht mehr, dass du Schmerzen erleiden musst, wenn es sich verhindern lässt."
„Aaron ... es ist unvermeidbar, dass man Schmerzen im Leben hat. Man kann einen nicht vor allem beschützen. Bitte versteht das doch. Es ist nicht so, dass Ihr mir mutwillig weh tut. Ihr fesselt und schlagt mich nicht oder gibt Euch an mir aus", erwiderte Saori und fügte hinzu, dass das bei ihrer Rasse sehr oft vorkam.
"Trotzdem", murmelte Aaron sanft. "Ich möchte dir auch so nicht weh tun."
Das konnte sie verstehen, weil sie das auch nicht wollte. Andere zu verletzen, egal in welcher Weise. „Es gibt trotzdem seelische und körperliche Schmerzen. Man kann zwar körperliche vermeiden, aber nicht die seelischen", erklärte das Mädchen.
"Leider", seufzte Aaron und starrte auf das Wasser. Er fühlte sich irgendwie schuldig.
Die Dämonin legte ihre Hand sanft auf seinen Oberarm. „Was ist los? Denkt Ihr dabei an Tabitha?", fragte Saori leise, denn bei ihr war sie sich sicher, dass sie seelische Schmerzen hatte, nachdem ihre Liebe nicht erwidert wurde.
"Nein, eigentlich überhaupt nicht", gestand er und lächelte schief. "Ich mache mir Sorgen um dich."
Fragend sah sie den Engel von unten her an. „Um mich? Wieso denn?", wollte sie erstaunt wissen.
"Ich mache mir Sorgen", gestand er. "Dein Körper hat viel zu schnell nachgegeben. Selbst wenn du fliegen kannst, befürchte ich, dass ich ständig Angst habe, dass du vor Erschöpfung abstürzen könntest."
Schweigend sah Saori auf den See vor sich und ließ Aaron los, um sich in das Gras zu setzen. „Das ist durchaus ein großes Problem", gab sie ehrlich zu. Deswegen vermutete Saori auch, dass sie nur mit kleinen Flügeln ausgestattet gewesen war, weil sie nicht fliegen konnte.
Die neuen, großen Flügel waren zwar die Richtigen, aber wahrscheinlich war ihr Körper zu schwach, um diese korrekt zu nutzen. Und selbst wenn, dann fehlte ihr die Kraft, das lange durchzuhalten.
Saori konnte Aarons Sorge durchaus verstehen. „Dann dürft Ihr mich eben nicht allein lassen", lächelte sie, wobei sie Aaron nur necken wollte. Es war klar, dass das nicht sein konnte.
"Ich möchte aber, dass du auch ohne mich fliegen kannst", sagte er und ließ sich neben ihr nieder.
Sofort lehnte sie sich an ihn und lächelte. „Ein Wunschtraum, der vielleicht nie in Erfüllung geht. Seid mit dem glücklich, was Ihr im Moment habt und trauert nicht um etwas, was ungewiss ist", bat sie ihn. Zwar wollte sie gerne fliegen können, aber das brachte auch nur Probleme mit sich. Was, wenn sie allein flog und angegriffen wurde?
Aaron legte den Flügel um sie. "Ich würde es mir wünschen. Damit du dich frei fühlen kannst."
„Ich bin doch ... in gewisser Weise frei. Ihr macht Euch zu viele Gedanken darum", seufzte sie und machte eine abwinkende Handbewegung. Sanft streichelte sie den Flügel, der sich um sie gelegt hatte und ließ ihren Blick durch die Bäume gleiten.
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