Kapitel 69
Kapitel 69
Am nächsten Morgen wurde sie von einem sanften Streicheln und einer männlichen Stimme geweckt, die leise sang. Ein beruhigendes Lied und sehr angenehm in den Ohren.
Noch nie hatte sie Aaron singen hören. Sie war sich sicher, dass es Aaron war. Nur er konnte hier sein. Saori fand, dass seine Stimme sehr gut zu dem Lied passte. Dass sie aufwachte, konnte sie nicht verstecken, denn sie zuckte zusammen. Trotzdem genoss sie das streicheln sehr.
Noch immer fühlte es sich unwirklich an. Das, was geschehen war. Sobald sie klarer denken konnte, rückte seine Stimme in den Hintergrund und ihre Gedanken drehten sich wieder um das Thema vom Vorabend.
Dann war das Lied zu Ende und Aaron fuhr ihr sanft durch die Haare. "Hast du gut geschlafen, mein Schatz?", fragte er und beugte sich zu ihr, um sie zu küssen.
Unsicher erwiderte die Dämonin den Kuss, während sie gleichzeitig leicht nickte und kurz darauf den Kopf schüttelte. Richtig gut geschlafen hatte sie nicht. Gefühle und Gedanken waren gepaart mit Unsicherheit, die sie nicht abschütteln konnte. Selbst in den Träumen, die deshalb nicht erholsam gewesen waren.
„Ihr singt schön ... Aaron", sagte Saori leise zu ihm. Es fiel ihr so schwer, seinen Namen zu sagen.
Für Aaron hörte sich sein Name auf ihrem Mund jedoch sehr angenehm an. Daher nahm er sie sanft in den Arm. "Was möchtest du heute gern tun?", fragte er. Sie hatten noch Übungen vor sich, doch sonst hatte sie etwas Zeit zusammen.
„Übungen", nuschelte Saori undeutlich. Das, was sie tun musste, um die Flügel bewegen zu können und Aaron nicht zu blamieren.
"Und was ist es, was du gern tun würdest aber denkst, dass du es nicht tun kannst?", fragte er neugierig und hielt sie noch immer im Arm, ohne Anzeichen aufstehen zu wollen.
„Ich ... Übungen?", kam die Gegenfrage. Schließlich war das dass, was sie sie brauchte, um besser mit ihnen umgehen zu gehen.
Aaron hielt kurz darin inne, sie zu streicheln und blickte sie fragend an. "Nichts anderes?", fragte er überrascht.
„Schwimmen, aber das wird mit den Übungen verbunden sein", erwiderte Saori, die ebenfalls keine Anzeichen gab, Aufstehen zu wollen.
"Und sonst?", fragte Aaron weiter und streichelte sie sanft.
„Ich habe keine Wünsche", kam es von ihr leise. Sie fühlte sich wunschlos glücklich in diesem Moment. Es reichte ihr, wenn Aaron da war, auch wenn ihr das Gespräch noch im Magen lag.
"Dann bin ich glücklich", sagte er und fuhr ihr sanft durch die Haare.
Ein kleines seufzen erklang, aber sie rührte sich nicht. Saori brauchte einige Minuten, bis sie sich auf den Rücken drehte. „Ich gehe ins Bad, mich waschen und umziehen. Dann können wir beginnen", sagte sie zu Aaron.
"In Ordnung", meinte er und erhob sich ebenfalls langsam.
„Was war das für ein Lied, welches Ihr gesungen habt?", fragte das Mädchen, als sie auf dem Weg ins Bad war. Es war schwer zu erklären, aber Saori kam mit der neuen Situation nicht wirklich klar. Sie bereitete ihr Unbehagen, deshalb versuchte sie, durch Fragen abzulenken.
"Ein Liebeslied", sagte er sanft. "Über eine Legende zweier Götter, die sich innig liebten und durch ihre Liebe die Welt erschufen."
„Es klang hübsch", gestand Saori, die im Bad verschwand, um sich umzuziehen. Sobald sie jedoch wieder auftauchte, lehnte sie in der Tür und verschränkte die Arme. „Es tut mir leid, ich kann es einfach nicht. Euch beim Namen nennen. Es fühlt sich so falsch an", brachte sie es seufzend auf den Punkt. Sie widersetzte sich somit seinem Wunsch, was ihr nicht gefiel.
"Komm her", bat er sie und öffnete seine Arme einladend.
Langsam setze sie sich in Bewegung und kam auf ihn zu, blieb aber kurz vor ihm stehen, um ihn anzusehen.
Aaron erhob sich und nahm sie sanft in den Arm, um ihren Rücken streicheln zu können. "Es ist in Ordnung. Wenn es sich für dich nicht gut anfühlt, dann musst du das nicht tun."
„Danke. Vielleicht ... eines Tages. Aber nicht jetzt", flüsterte sie, dankbar, dass Aaron so gutmütig war. Vertrauensvoll schmiegte sie sich an ihn und fühlte unendliche Erleichterung darüber.
"Du bekommst alle Zeit, die du brauchst. Ich möchte dich nicht drängen", sagte er leise. "Du musst nicht immer sofort das tun, was ich möchte. Schon gar nicht, wenn du es selbst nicht möchtest."
„Dann wären wir heute nicht hier", gab sie zu. Es war gut gewesen, dass er sie zu Dingen gezwungen hatte.
"Vielleicht", murmelte er leise und küsste sie noch einmal. "Lass uns in die Küche gehen und etwas essen."
„Ich habe keinen Hunger. Es war gestern zu viel", wehrte Saori ab. Sie fühlte sich tatsächlich noch voll.
"Wirklich?", fragte Aaron überrascht und musterte sie. "Dann lass uns zuerst Schwimmen gehen."
Sie nickte langsam. Schon ewig lange hatte sie nicht mehr so viel gegessen. Es fühlte sich so an, als würde sie einen Monat nichts mehr brauchen. Schwimmen war immer gut. Vielleicht wollten die Katudjalls mitkommen, wenn sie schon wach waren.
Aaron akzeptierte es. Saori würde schon wissen, wann sie Hunger hatte. Er hatte immerhin gesehen, dass ihr das Essen geschmeckt hatte und das war gut.
Er löste sich von ihr und reichte ihr den Arm.
Saori nahm seinen Arm an und blickte kurz zu ihm nach oben. „Einen Mann wie Euch habe ich mir immer gewünscht. Einer, der mich nicht direkt zwingt, alles zu tun, was er möchte. Ich bin dankbar, dass Ihr einfach da seid, Meister", sagte die Dämonin glücklich.
"Ich möchte dich nicht zwingen", sagte er ehrlich. "Ich möchte, dass du glücklich bist."
„Danke ...", flüsterte sie und schmiegte sich an seinen Arm. Vielleicht schaffte sie es eines Tages, den Graben zwischen ihnen zu überwinden. Jetzt, nachdem sie wusste, dass Aaron dort warten würde, fühlte sie sich nicht mehr gezwungen.
„Darf ich Euch fragen, wie sich Geliebte normalerweise ansprechen? Mit Namen? Kosenamen?", fragte sie, als sie die Flure zum Schwimmbad entlangliefen.
"Das kommt auf die Liebenden an. Ich nenne dich Schatz, weil du es bist. Oder Liebes. Also Kosenamen", meinte er nachdenklich. "Aber es gibt auch Liebende, die sich mit Namen ansprechen."
„Spricht nur der Mann die Frau so an? Oder beide Seiten?", fragte sie neugierig. Vielleicht würden die Gespräche ihr helfen, aus sich herauszukommen.
"Beide Seiten", sagte er. "Immerhin wäre es sonst unfair. In einer Beziehung sollten beide Partner gleichgestellt sein."
„Sind sie das denn immer?", wollte sie wissen. Bei ihnen waren die Frauen gleichgestellt, sofern sie so stark wie der Mann war. War sie schwächer, stand sie automatisch unter ihm.
"Sie sollten es sein, ja", meinte Aaron nachdenklich.
„Ich verstehe", murmelte das Mädchen. Sie schien zu überlegen und öffnete die Tür zum Schwimmbad.
Ruhig lag das Wasser vor ihnen, wurde von den Lichtern der Halle erhellt und farbig beleuchtet. Schon vom ersten Moment an war sie davon fasziniert gewesen. Wie jedes Mal strahlten ihre Augen, wenn sie das sah.
Bevor sie jedoch sich umziehen ging, fragte sie den Engel, wie das zwischen den Liebenden war. „Sagen sie du zueinander oder bleiben sie trotzdem formell, auch wenn sie sich beim Namen nennen?", wollte sie wissen und fragte sich gleichzeitig. Was Aaron davon erwartete.
"Das ist unterschiedlich. Es kommt darauf an, was den beiden lieber ist. Einige sind formell, andere nicht", erklärte er ihr und nahm sich bereits aus dem Regal eine Badehose.
„Was ist Euch denn am liebsten?", fragte Saori direkt. Sie war in der Tür zur Umkleide stehen geblieben und drehte sich zu ihm um.
"Ich akzeptiere alles, was du möchtest", sagte er mit einem Lächeln. "Ich mag es, wenn du meinen Namen sagst, aber wann du das tust, ist ganz dir überlassen."
Kopfschüttelnd verschwand sie hinter der Tür. Das hörte sich nach einem Fetisch an. Als würde er danach lechzen, seinen Namen aus ihrem Mund zu hören.
Solange sie sich in dem Raum umzog und ihre Kleidung sorgfältig zusammen legte, dachte sie darüber nach. Es fiel ihr so schwer, Aaron diesen Wunsch zu erfüllen. Aber kostete es etwas, es zu versuchen? Sie konnte ihn immer noch bitten, das alte Konzept beizubehalten.
Deswegen traf sie eine Entscheidung, die sie mit einem tiefen Einatmen versiegelte, bevor sie wieder in die Schwimmhalle zurückkam.
Auch Aaron war bereits fertig und schon im Wasser, wo er sich auf seinen Lieblingsplatz, der Bank niedergelassen hatte.
Mit langsamen Schritten kam sie auf ihn zu und kniete sich hinter ihm nieder. Ihre dünnen Arme legten sich um die Schultern des Engels. „Ich werde es Euch zuliebe versuchen ... Aaron. Ihr habt es verdient", flüsterte Saori und gab ihm einen Kuss auf den Kopf. Obwohl sie leise gesprochen hatte, hallten die Worte in der Halle wieder.
Aaron erschauderte leicht und musste lächeln. Wenn sie sich nicht gezwungen fühlte und selbst entscheiden konnte, tat sie dann doch oft das, worum er sie gebeten hatte.
Er hob die Hand und fuhr ihr durch die Haare. "Vielen Dank."
Aber bei einigen Dingen blieb sie stur, egal was er sagte. Vielleicht legte sich das ebenfalls mit der Zeit.
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