Kapitel 42
Kapitel 42
Aaron erklärte dem jungen Mann, dass es bereits Bereiche auf der Hauptinsel gab, wo man die Kakteen erntete und es hier wirklich nur um die Nachtzucht ging, um diese Plantage zu erweitern. Hier wollte er keine größere Zucht, da die Insel für andere Dinge geplant war. Es war also wichtig die Kakteen zu pflanzen, die mitten in der Wüste mit sehr wenig Wasser und sehr viel Sonne klarkamen.
"Ihr habt Recht. Genau deswegen wäre es wichtig, diese hier gut vorzubereiten. Je mehr Setzlinge es gibt, desto mehr kann geerntet werden", bestätigte Ephraim Aarons Worte.
"Was haltet Ihr bis jetzt zu dem Plan?", fragte er vorsichtig, da er sich nicht sicher war, ob es ihn zufriedenstellen würde oder nicht.
"Erst einmal muss es laufen, bevor wir uns über eine Erweiterung Gedanken machen können", erklärte Aaron. "Die Ideen sind gut, aber wir sollten klein anfangen."
Ephraim zeigte ihm den Plan für die Hauptinsel, wo die meiste Produktion ablaufen würde. Auch dort hatte er sich Gedanken gemacht, wie man bessere Ergebnisse erzielen könnte.
Aber es schien, als wäre der Engel nicht in der Laune, darüber zu reden und Ephraim akzeptierte das, weshalb er die Pläne zusammenfaltete.
"Ich glaube, wir können essen. Es ist ruhig, weshalb ich davon ausgehe, dass Zephyr mit Tischdecken fertig ist", sagte er lächelnd zu Aaron.
Es würde sich bestimmt eine andere Gelegenheit ergeben, mit ihm darüber zu sprechen. Aber Aaron hatte auch recht: Sie mussten zuerst sehen, wie es lief, bevor sie sich Gedanken um eine Erweiterung machten.
Der Engel nickte und war gedanklich gar nicht richtig bei der Sache. Er wollte, dass sich jemand um die Plantage kümmerte, damit diese erst einmal wieder lief und nicht gleich alles auf den Kopfstellte und umbaute.
"Ich habe übrigens Anbau von Pflanzen gelernt, als ich noch jung war. Unser Vater hatte es mir beigebracht. Ich würde sehr gerne auf Eurer Plantage arbeiten, damit ich mehr über die Kakteen erfahre und Euch eine bessere Hilfe sein kann", sagte Ephraim leise, während er Aaron hinaus auf dem Balkon führte, wo Saori und Zephyr bereits saßen. Er hatte das Gefühl, übereifrig gewesen zu sein und es falsch gemacht zu haben. Schließlich war er noch nicht lange hier.
Die Katudjalls saßen auf dem Schoß der beiden jungen Frauen und wurden ausgiebig gekrault.
Sobald Zephyr die beiden Männer sah, stand sie auf und zog Ephraim mit sich mit, damit sie die Schüsseln und Töpfe holen konnten. Diese waren noch auf dem Herd, damit sie nicht kalt werden konnten.
Außerdem hatte sie gemerkt, dass etwas zwischen Aaron und Saori nicht in Ordnung war. Nicht umsonst war die Dämonin so schweigsam gewesen und wollte ihnen nun Zeit geben, zu sprechen.
Aaron setzte sich zu Saori und musterte diese. "Was ist los?", fragte er sanft und besorgt. Das Gespräch mit Ephraim war vergessen.
"Nichts. Ich bin nur müde", gestand Saori, die vom Balkon aus einen hübschen Blick auf die Natur hatte. Sie konnte sogar die Pferde auf einer Weide grasen sehen. Das war von der neuen Residenz nicht möglich, denn die vielen Bäume versperrten den Blick.
Wie sollte sie dem Engel erklären, dass sie einfach versuchte, nicht zu widersprechen und sich höflich und vorkommend zu benehmen? Ihm den Gehorsam entgegenzubringen, den Aaron verdiente und den sie ihm versprochen hatte? Es würde nur in Diskussionen enden. Oder eher, dass er nicht wollte, dass sie anders war.
"Und hör bitte auf, mir immer zu widersprechen." Seine Worte hallten immer wieder in ihr. Sie vermutete, dass er in dem Moment einfach genervt gewesen war und nicht gewusst hatte, wie er in der neuen Situation mit ihr hatte umgehen sollen. Saori verstand selbst nicht, warum diese Worte sie verletzt hatten. Aber sie hatte auch nicht die Kraft, herauszufinden, warum.
Von drinnen war Geklapper zu hören, also hantierten die Geschwister mit den Töpfen und es würde bald Abendessen geben. Saori lächelte dem Engel für einen Moment zu und ließ Ronny los, der auf den Tisch krabbelte. Zephyr hatte darauf bestanden, dass die Katzen bei ihnen am Tisch ihren eigenen Platz und Teller hatten.
Aaron senkte den Blick. "Warum möchtest du mir nicht sagen, was mit dir los ist?", fragte er, weil er sich durchaus bewusst war, dass es nicht einfach nur die Müdigkeit war.
"Es ist nichts", winkte sie mit einer kleinen Handbewegung ab. Da sie wusste, dass Aaron ihre Stimmungen fühlen konnte, versuchte sie, sich an etwas Fröhliches zu erinnern, damit das Unwohlsein überdeckt wurde. "Es ist hier wirklich schön. Sehr angenehm, vor allem am Abend."
"Essen ist fertig!", rief Zephyr lächelnd und trug bereits einen Topf, den sie auf den Tisch stellte. Dort dampften Spaghetti mit einer Fleischsoße, die sehr gut roch. Wann hatte Ephraim das nur getan?
Aaron gefiel der Geruch, doch so richtig Hunger hatte er nicht. Außerdem wusste er, dass Saori kein Fleisch mochte. Für sie wäre es also nicht so lecker.
Dafür hatte Ephraim aber auch vorgesorgt. Seine Schwester hatte ihn darüber aufgeklärt, weshalb er einen extra Topf brachte, in dem es Spaghetti mit einer Tomatensoße gab. Diesen stellte er mit einem Lächeln vor Saori ab, die ihm freundlich zu nickte.
Die Stühle wurden gerückt und Ephraim bedankte sich bei Aaron, ihnen die Möglichkeit für einen Neuanfang gegeben zu haben. Erst dann begann er, sich an dem Essen zu bedienen.
Zephyr hatte sogar noch einen frischen Salat gemacht, der in einer Schüssel weitergereicht wurde.
Sie hatte Zephyr extra noch gebeten, ihr Essen abkühlen zu lassen, weswegen sie den Stein nicht brauchte.
Saori, die zum ersten Mal Spaghetti sah, nahm sich eine kleine Portion auf den Teller und betrachtete es misstrauisch. Wie aß man so etwas? Heimlich beobachtete sie die Geschwister dabei, wie sie es machten und begann dann, es genauso zu versuchen. Was allerdings in einer Sauerei endete, denn die Tomatensoße spritzte nach allen Seiten, als sie versuchte, die Nudeln auf die Gabel zu bekommen und diese in den Mund zu befördern.
Aaron, der neben ihr saß, schielte immer wieder zu ihr und lächelte leicht. Es wirkte, als würde sie ihn gar nicht brauchen. Vielleicht war es besser, wenn er sie ein bisschen allein ließ. Sie hatte Zephyr und Ephraim, die ihr Gesellschaft leisten konnten. Für ihn wirkte es im Moment nicht so, als würde Saori ihn brauchen. Trotzdem gefiel es ihm, dass sie scheinbar doch noch Freude empfinden konnte.
"Versuch es so", flüsterte Aaron ihr zu und zeigte ihr dann, wie er die Nudeln mit Löffel und Gabel eindrehte.
Auch diese Variante versuchte die Dämonin, die wesentlich besser funktionierte. "Danke", flüsterte sie zurück, als sie endlich eine Gabel in den Mund bekommen hatte, ohne dass alles wieder hinuntergefallen war. Andächtig aßen die Katudjalls neben ihr die Soße mit den Fleischstückchen.
Auch Nudeln hatten sie bekommen, doch diese schienen ihnen nicht sonderlich zu schmecken, weshalb sie nur die Soße schleckten.
Aaron hingegen musste zugeben, dass die Nudeln und auch die Soße sehr gut waren.
Das schien die Geschwister zu freuen. "Wir würden uns freuen, wenn Ihr uns ab und zu abends Gesellschaft leisten würdet", sagte Zephyr zu Aaron, nachdem sie sich satt zurücklehnte.
Langsam wurde es bereits dunkel und die ersten Sterne zeigten sich. Saori sah in den Himmel und lächelte leicht. Sie schien an etwas zu denken. Viel gegessen hatte sie nicht. Nach nur wenigen Gabeln hatte sie den Teller von sich geschoben.
Zephyr nahm es nicht als Beleidigung. Sie wusste, dass die Dämonin nicht viel aß, doch Aaron machte sich um die Menge wirklich Sorgen.
"Ich schaue, wie es sich einrichten lässt", lächelte der Engel.
Das freute Zephyr wirklich sehr. Sie gab den Katzen noch etwas zum Essen, da diese ständig versuchten, in den Topf zu klettern.
"Ich möchte bitte zurück, bevor es dunkel ist", bat Saori den Engel leise. Sie hatte Angst, allein zu gehen. Obwohl die Wege teilweise beleuchtet waren, fühlte sie sich nicht wohl, in der Dunkelheit draußen zu sein.
"Wir machen uns gleich auf den Rückweg", versprach Aaron ihr.
Dankbar nickte sie ihm zu und trank den Rest ihres Wasserglases aus. Ephraim, aber auch Zephyr tranken Wein, den sie Aaron ebenfalls angeboten hatten.
Der Engel hatte jedoch abgelehnt, da er im Moment nicht durstig war. Nahrung war für ihn Nebensache. "Ich danke euch für das Essen", sagte er mit einem Lächeln und wartete nur darauf, dass Saori ausgetrunken hatte.
Auch die Dämonin dankte den beiden und stand schließlich auf, um die Katzen einzusammeln. Ihre kleinen Bäuche waren rund, weil sie zu viel gefressen hatten. Vermutlich würden sie dann bis morgen durchschlafen.
Zephyr und ihr Bruder standen ebenfalls aus, um Aaron höflich mit einer Verbeugung und einem Knicks zu verabschieden.
Dieser erhob sich und nahm Myuvi auf den Arm, damit Saori nicht beide Katzen tragen musste. Dann machte er sich auf den Weg nach draußen, wartete aber auf Saori.
Schweigend folgte sie ihm und lächelte noch kurz den Geschwistern zu, die sie begleitet haben. Schon nach kurzer Zeit waren sie bereits auf dem Weg zurück zur Residenz. Saori hielt sich dicht an Aaron, weil sie sich durch die Dunkelheit eingeschüchtert fühlte.
Dieser legte einen Flügel über sie und wollte ihr so das Gefühl von Schutz geben. "Möchtest du wirklich nicht mit mir darüber reden, was dich bedrückt?", fragte er und es würde das letzte Mal sein, dass er sie fragte.
Zuerst reagierte Saori nicht darauf, aber sie drückte sich nah an ihn, sobald der Flügel um sie gelegt war. Eigentlich wollte sie nicht darüber reden, doch irgendwie begannen die Worte, aus ihr herauszusprudeln. Die Gefühle, die Ängste, die verletzenden Worte, die Unsicherheit über alles, die sie so reagieren ließ. "Ich möchte Euch nicht verletzen, aber ich habe Angst, wieder verletzt zu werden. Dass ich Euch sehr schnell verlieren werde, weil es für Euch nicht gut ist, ständig zwischen zwei Inseln zu schwanken", sagte sie leise, während sie den Weg entlang liefen.
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