Kapitel 40
Kapitel 40
Tabitha wagte nicht, nachzufragen. Dabei war sie neugierig. Neugierig darauf, wie viele Probleme die Dämonin ihm brachte.
Aaron bezog Tabitha in viele der Dinge mit ein, die er durchging und bat um ihre Meinung dazu. Das sorgte dafür, dass sie sich wieder gebraucht fühlte. Dabei ahnte sie nicht, dass es eigentlich eine Beschäftigungstherapie für sie war.
Wie bereits zuvor gab sie Anmerkungen und Hilfe, wenn sie eine Meinung dazu hatte. Es fühlte sich genauso an, als wäre nie etwas zwischen ihnen vorgefallen. Nur, dass Aaron ein wenig niedergeschlagen wirkte. Das machte sie stutzig, denn er hatte sonst immer so fröhlich gewirkt.
Wobei fröhlich auch nicht das korrekte Wort war. Er war schon immer mit seinen Gefühlen nicht ganz so deutlich gewesen, aber zumindest hatte er nie niedergeschlagen gewirkt. Meist hatte er sich kaum aus der Ruhe bringen lassen. Egal, was das Problem war.
Selbst am späten Nachmittag war er noch genauso, weshalb sie sich beschloss, ihn doch zu fragen. "Was ist los? Du wirkst ... unglücklich", fragte sie den Engel, der ihr gegenübersaß, vorsichtig.
"Ist nicht wichtig", winkte er ab. "Wenn wir das hier wieder hinbekommen, dann habe ich einige Probleme weniger."
"Wenn du meinst", erwiderte Tabitha vorsichtig. Sollte sie vielleicht ...? In ihrem Kopf reifte gerade ein Plan, der ihr helfen könnte zu wissen, was mit Aaron los war. "Gibt es etwas, was ich für dich tun kann, Aaron?", wollte sie von ihm wissen. Dass die Geschäfte nicht gut liefen, war ihr bekannt. Schließlich kam sie mit diesen Dingen in Berührung, wenn sie für den Engel arbeitete.
"Nein, danke", murmelte Aaron und streckte sich.
Tabitha stand auf und ging auf ihn zu, um die Arme um ihn zu legen. "Ich wünschte, dir würde es besser gehen. Möchtest du heute Abend mit mir zusammen essen? Ich verspreche, keine Dummheiten zu machen", fragte sie ihn hoffnungsvoll.
Aaron seufzte erneut. "Danke, aber ich möchte noch ein bisschen fliegen gehen, bevor sich mich hinlege", sagte er.
Enttäuscht sah sie Aaron an. "In Ordnung", murmelte sie niedergeschlagen und ließ ihn los. Jetzt hatte sie sich schon vorbildlich benommen und er schlug alle ihre Vorschläge in den Wind. Tabitha biss sich auf die Lippen, zwang sich aber zu einem Lächeln. "Ich werde noch arbeiten. Es gibt Dinge, die ich nachzuholen habe", sagte sie zu ihm und verließ sein Arbeitszimmer.
Da sie ging, entschied er sich, ebenfalls zu gehen und trat auf den Balkon zu, um seine Flügel zu strecken und in die Wolken abzuheben. Wie es wohl Saori ging?
Tabitha sah, wie Aaron abhob und die Insel verließ. Das bekannte Gefühl der Eifersucht war wieder da. Er hatte sie wohl loswerden wollen, damit er gehen konnte, nur um zu der Dämonin zu kommen. Wütend biss sie sich auf die Fingerkuppe, als ihr gemeiner Plan weiter in ihrem Kopf reifte. Von Arbeit war keine Rede mehr.
Nachdem sie Morgens aus dem Bad gekommen war, hatte sie sich zuerst auf die Suche nach den Katzen begeben, die sich in der Residenz aufgehalten hatten. Zusammengemurmelt schliefen sie auf einem hellen Sofa, auf denen sie mit ihren schmutzigen Pfoten Spuren hinterlassen hatten.
Das hatte ihr gerade noch gefehlt. So gut es ging, säuberte das Dämonenmädchen, dessen Schwanz träge nach unten hing, das Sofa. Sie schimpfte nicht einmal mit den Katzen, die in der Zwischenzeit aufgewacht waren und sich an sie schmiegten, um Aufmerksamkeit zu bekommen.
Erst danach war Saori langsam noch einmal durch die Residenz gelaufen, um sich die Flure und die Zimmer zu merken. Schließlich war sie nach draußen gegangen und hatte sich auf den Weg zum See begeben, um dort zu malen. Dazu hatte Saori extra einen Block mitgenommen.
Doch fröhliche Bilder kamen ihr nicht in den Sinn, obwohl die Natur ein Schauspiel an Farben bot. Sie brauchte eine ganze Weile, um ein Bild zustande zu bringen, welches den See und die Bäume um ihn herum zeigte. Nicht wie sonst strahlte das fertige Bild und gab den Eindruck, als würde man sich inmitten einer Landschaft befinden.
Saori war an dem Tag sehr zurückgezogen gewesen. Selbst zu Zephyr und Ephraim, mit denen sie zu Mittag gegessen hatte. Die beiden Geschwister sprachen und lachten viel, aber Saori war nicht dazu zu bewegen, mehr als ein paar Worte zu sagen. Wenn man sie etwas fragte, nickte sie lächelnd, egal was die Frage gewesen war.
Danach bat die Dämonin die zwei, die noch beim Einrichten der Wohnung waren, sich zurückziehen zu dürfen. Kurz darauf war sie auch schon mit den beiden Katudjalls im Wasser, wo sie den Rest des Tages blieb.
Aaron flog nicht lang, wie er es eigentlich vor hatte, sondern landete schon bald auf dem Balkon seiner neuen Residenz.
Er streckte seine Sinne aus und diese verrieten ihm, dass Saori sich im Keller im Wasser befand. Sie schien ähnlich schlecht gelaunt zu sein, wie er. Oder innere Konflikte zu haben. Sollte er zu ihr gehen oder nicht?
Gemeinsam mit den Dämonenkatzen schwamm sie Runde um Runde im Wasser. Anfangs war sie wirklich nicht gut gelaunt gewesen, doch je mehr die beiden Katzen Unsinn im Wasser machten, desto fröhlicher wurde sie. Oft transportierte sie Ronny und Myuvi von einer Seite zur anderen und lächelte, wenn sie tollpatschig zurück ins Wasser fielen, nachdem sie diese am Rand abgesetzt hatte.
Ihr hatte der Tag gut getan. Allein zu sein und Ruhe vor allem zu haben. Nachdenken zu können. Sie hatte Aaron schrecklich vermisst. So viel mehr, dass sie öfters mal geweint hatte, wenn sie sich unbeobachtet gefühlt hatte. Das kannte Saori nicht, denn bis jetzt war sie immer locker damit umgegangen, wenn er wegmusste. Doch heute hatte sie ihn extra gebeten, zu gehen.
"Möchtest du allein sein, oder darf ich dir Gesellschaft leisten?", erklang Aarons Frage in ihrem Kopf.
Was sollte sie antworten? Den ganzen Tag über hatte Saori es vermieden, an ihn zu denken. Aus Angst, er würde sie hören können.
"Ihr dürft Gesellschaft leisten", antwortete die Dämonin. Es wurde erwartet und sie wollte Aaron nicht noch mehr enttäuschen.
"Weil es so sein sollte, oder weil du es dir wünschst?", fragte er nach, machte sich aber bereits auf den Weg zu ihr. Er hatte sie so vermisst.
Darauf bekam er keine Antwort und es blieb still. Dafür sah er Saori, die sich im Wasser treiben ließ. Die Steine an der Wand und auf dem Boden ließen die Schwimmhalle im Keller in ein magisches Licht tauchen. Das Dämonenmädchen ließ sich auf dem Rücken treiben, wobei sie beinahe in der Mitte des Schwimmbades war. Sie sah so klein auf dem Wasser aus.
Aaron zog sich um und kurz darauf, glitt auch er ins Wasser, wo er sich auf die Bank setzte und Saori beobachtete. Er wollte zu ihr, traute sich aber nicht.
Sie machte auch keine Anstalten, dass sie kommen würde. "Wie war Euer Tag?", fragte sie nach einer Weile des Schweigens. Ihre sanfte Stimme hallte in der Halle und sie hörte, wie die Katzen erneut ins Wasser kamen. Vermutlich war es Myuvi, die zu Aaron wollte.
"Anstrengend", gestand er und wünschte, dass sie bei ihm war. Warum kam sie nicht? Wollte sie nicht?
"Das tut mir leid für Euch. Morgen wird es bestimmt besser. Ephraim hatte vor, Euch zu den Plänen für eine Erweiterung der Plantage zu fragen", kam es aus ihrer Richtung. Leichte Wellen schlugen gegen sie, als Ronny auf sie zupaddelte und sich an ihr hochzog, um auf dem Bauch zu liegen. Dabei kratzte er sie unabsichtlich, was Saori die Luft scharf einziehen ließ. "Ronny, pass ein bisschen besser auf", tadelte sie den Kater, der es sich auf ihrer Brust gemütlich machte.
Aaron senkte die Lider. "Der Tag wird nur gut, wenn du an meiner Seite bist", sagte er ehrlich und verstand noch immer nicht, warum sie nicht zu ihm kam. "Hast du mich denn gar nicht vermisst?"
"Doch, habe ich", antwortete die kleine Dämonin. Inzwischen hatte sie ihre Augen geöffnet, die starr an die Decke sahen, wo sich ebenfalls kleine Lichter befanden und es somit wirken ließ, als wären es Sterne.
"Und wieso kommst du dann nicht zu mir?", fragte er und klang traurig.
"Ich entspanne mich und lasse mich treiben. Es fühlt sich schön an, beinahe schwerelos zu sein und alles hinter sich zu lassen", antwortete Saori. Sehr wohl konnte sie hören, dass es ihm nicht gefiel, weshalb sie beschloss, das Treiben auf ein andermal zu verschieben. Dabei war sie bereits mehrere Stunden im Wasser.
Mit einem Ruck richtete sich die Dämonin im Wasser auf und hielt Ronny fest, damit er nicht fiel, bevor sie langsam in Aarons Richtung schwamm.
Dieser breitete die Arme aus. "Ich brauche dich und deine Nähe", gestand er ihr. "Ich habe sie heute so sehr vermisst."
Anstatt in seine Arme zu kommen, schwamm sie an ihm vorbei und setzte erst Ronny am Rand ab. "Und sei brav", warnte sie den Kater, der sich zurückzog und es sich auf einer Liege bequem machte.
Erst dann kam sie zu dem Engel und setzte sich neben ihn, wobei sie sich leicht an ihn lehnte.
Aaron zog sie sofort an sich und atmete ihren Geruch ein, was ihn dazu brachte, sich zu entspannen. "Was hast du heute gemacht?", fragte er und klang neugierig, spürte dabei aber nach ihren Gefühlen.
Das Dämonenmädchen berichtete ihm, was sie getan hatte, in einer Kurversion. Dafür holte sie umso weiter aus, als sie von dem Gespräch mit den Geschwistern berichtete. Auch, wenn sie am Tisch den Anschein gegeben hatte, nicht zuzuhören, hatte sie durchaus alles mitbekommen. "Ephraim ist sehr stolz, dass Ihr ihm die Möglichkeit gebt, sich frei zu entfalten. Er hat Spaß mit dem Projekt. Und Zephyr hat sich heute einen Stachel von einem Kaktus eingefangen. Sie war wütend auf Ephraim, weil er sie ausgelacht hat", erzählte Saori lächelnd. Sie erinnerte sich daran, wie Zephyr geflucht hatte. Ihre Worte waren vielleicht undamenhaft gewesen, aber es hatte sich süß angehört.
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