Kapitel 31
Kapitel 31
Schweigsam trocknete die Dämonin sich ab. Stumme Tränen liefen ihre Wangen hinab. Hatte sie sich noch vor kurzer Zeit so glücklich gefühlt, war nun tiefe Traurigkeit in ihr.
Sie sah Aaron nicht an, als sie sich das fertige Kleid anzog. Aaron hatte recht. Es war so am besten und nach den Erzählungen von Caius war die Insel sehr schön.
Aaron trocknete sich ebenfalls ab. "Du wirst die Insel mögen", prophezeite er. "Und Anoshka wollte schon lange ein Zimmer für ihre Arbeit dort haben", fügte er mit einem Lächeln hinzu.
Sie warf Aaron noch einen Blick zu, bevor sie einfach das Badezimmer verließ. Im Moment wollte sie nicht reden, sondern allein sein. Ihre paar Dinge zusammensuchen und die Katzen holen, bevor sie ging. Noch länger wollte sie das Unvermeidbare nicht hinauszögern.
Sie wusste, dass Aaron es ihr irgendwie schmackhaft machen wollte. Vielleicht war die Insel wirklich so schön. Mit seinem Geschmack bestand kein Zweifel daran. Wenigstens würde dann das Leben hier im Palast wieder den alten Gang haben. So wie es früher gewesen war. Und sie selbst würde nicht mehr in die unangenehme Situation kommen, dass jemand die Dämonin für eine Lady hielt. Es war also nur etwas positives.
Und trotzdem hatte sie das Gefühl, weit weg von Aaron zu sein. Als wäre er ab diesem Moment unerreichbar für sie.
Seufzend verließ sie Aarons Raum, bevor er aus dem Badezimmer kam, um sich auf die Suche nach den Katzen zu machen. Je neutraler sie war, desto einfacher würde es für sie sein.
Gedankenverloren lief sie langsam die Flure entlang, die sie kannte. Blieb sogar manchmal stehen, um sich an Dinge zu erinnern. Wo waren nur die Katzen geblieben?
"Suchst du etwas?", fragte Zephyr, die gerade die Flure entlang ging und beide Katzen auf den Arm trug.
„Die zwei", sagte Saori leise und nahm die kleinen Racker in den Arm. „Danke für alles Zephyr", kamen die Worte über die Lippen. Ihr war bewusst, dass Zephyr manchmal kommen würde. Aber sie würde trotzdem hier ihren Pflichten nachgehen müssen.
„Sag Ephraim schöne Grüße."
Das Dienstmädchen blinzelte. "Ist alles in Ordnung?", wollte sie wissen und wirkte überrascht. "Ephraim ist gerade unsere neue Wohnung einrichten", erklärte sie und wirkte unruhig.
„Du kannst Meister Aaron fragen. Ich ziehe in die andere Residenz", antwortete Saori mit einem traurigen Lächeln. Auch, wenn sie sich bei so vielen Leuten nicht wohl fühlte, so hatte sie sich daran gewöhnt gehabt. Kurz umarmte sie Zephyr, bevor sie einen Schritt zurücktrat und sie fragte, wo Mal wäre. Zumindest ein paar Kleider wollte sie mitnehmen.
"Wirklich?", fragte Zephyr. "Wir auch. Meister Aaron hat gesagt, dass wir dort gebraucht werden", erklärte das Dienstmädchen aufgeregt, bevor sie ihr sagte, dass Mal auf dem Markt war.
Saori runzelte die Stirn. „Nein, eure Arbeitsstelle ist hier", widersprach die Dämonin energisch.
„Hört auf, die anderen in diese Sache mit reinzuziehen! Sie bleiben hier im Palast!", warnte Saori den Engel in Gedanken. Es war ihr egal, ob er sie hörte oder nicht. Wahrscheinlich stellte er seine Ohren auf Durchzug.
"Was? Nein. Wir wollten beiden auf die Insel", erklärte sie. "Dort gibt es ein neues Projekt, dass uns sehr gefällt", erklärte sie ganz aufgeregt. "Ich habe aber geglaubt, dass ich dich deshalb nicht mehr sehen kann."
„Er hat das eingefädelt", murmelte Saori verstimmt. Richtig freuen konnte sie sich in diesem Moment nicht. Zephyr hätte es ihr bestimmt erzählt, wenn sie es schon früher gewusst hätte. Diese Nachricht kam zu unerwartet, als dass sie glauben konnte, dass es schon so geplant gewesen war.
"Das ist möglich", lachte sie. "Er hat Tabitha ein Projekt übertragen, doch die scheint es nicht zu wollen, daher hat er sich entschieden es Ephraim und mir zu übertragen", sagte sie stolz.
„Tabitha kommt auf meinen Wunsch wieder her und ich gehe", sagte Saori leise.
"Ah, dann ist das vielleicht der Grund", grinste Zephyr. "Wenn Tabitha nicht mehr dort ist, kann sie das Projekt ja auch nicht mehr leiten und ehrlich gesagt bin ich nur ungern in ihrer Nähe."
„Was für ein Projekt sollt ihr denn leiten?", fragte sie leise. Die Dämonin kniff die Augen zusammen, um aufsteigende Tränen zurückzuhalten, bevor sie schwer schluckte.
Es war, wie es sein sollte. Sie war weg von Aaron und würde Tabitha hoffentlich nicht noch mehr Gründe geben, dass sie gehasst wurde. Das Dienstmädchen konnte sich wieder ihrer Aufgabe und Aaron widmen. Vor allem, da er so gut wie jeden Tag dort war, um zu arbeiten.
"Meister Aaron plant einen großen Garten für diese Kakteen", erklärte sie stolz. "Er möchte daraus Säfte produzieren, die auf dem Markt verkauft werden."
„Ich verstehe. Was ist dann aber mit deiner Ausbildung bei Anoshka oder Mal?", wollte sie wissen. Saori würde versuchen, das Beste daraus zu machen. Auch ohne Aaron.
"Die beiden sind auch regelmäßig da", erklärte sie. "Sie pendeln wohl zwischen den beiden Inseln."
Saori wusste nicht mehr, was sie sagen sollte. Es fühlte sich so an, als würde sie aus Aarons Leben verschwinden und auf einer anderen Insel ein neues Leben aufbauen. Inmitten von Leuten, die er für sie abkommandierte, dass sie ihn nicht vermissen und allein sein würde.
Zephyr nahm Saoris Hände, weil man ihr ansehen konnte, dass sie Angst hatte und traurig war. "Dieser Mann liebt dich", flüsterte sie. "Er wird Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um dich in Sicherheit zu wissen. Und wenn es dein Wunsch ist, dass Tabitha hier ist, dann wird er ihn erfüllen und trotzdem versuchen, dir ein gutes Leben zu bieten", sagte sie und war sich sicher. Außerdem hatte Saori gesagt, dass sie der Grund war, warum Tabitha zurückkehrte und Zephyr wollte nicht in der Nähe dieser Frau sein.
Ein gezwungenes Lächeln erschien auf ihren Lippen. „Ich weiß", sagte sie leise, wobei sie sich in diesem Moment nicht sicher war, was sie noch glauben sollte. Zephyrs Worte hörten sich zu schön an, um wirklich war zu sein. „Kann ich bitte für einige Minuten allein sein? Ich möchte mich von den Blumen verabschieden", bat sie Zephyr.
"Natürlich", sagte sie sanft und ließ ihre Hände wieder los. "Wir sehen uns später."
Mit den Katzen im Arm verließ Saori den Palast und hielt auf den Blumengarten zu. Langsam schritt sie dort durch die Reihen, ohne etwas zu berühren. Aber es gab viele Erinnerungen, die ihr als Bilder in den Sinn kamen. Die eine Blume, die durch ihre Träne wiederbelebt worden war zum Beispiel. Selbst jetzt sah sie noch hübsch aus.
Die Bücher in Aarons Nachttisch hatte sie vergessen. Dass sie diese zurückbringen wollte. Aber das war wohl nicht mehr wichtig.
Sie würde die letzten Minuten hier auf der Insel noch genießen, bevor sie diese hinter sich ließ. Auch der See wurde von ihr besucht. Hier kamen gute und schlechte Erinnerungen in ihr hoch.
Saori würde Tabitha das geben, was diese sich wünschte. Mehr Zeit mit Aaron zu verbringen.
Dass sie die Insel jeder Zeit wieder betreten konnte, schien ihr gar nicht in den Sinn zu kommen. Es war, als würde man sie abschieben.
"Saori?", fragte Leika plötzlich, die hinter ihr in den Garten gekommen war.
Erschrocken drehte sie sich zu der älteren Frau um und nickte. Leika musste nichts sagen. Sie wusste, dass es an der Zeit war zu gehen.
"Die Kutsche steht bereit", erklärte sie leise.
„Ich weiß", erwiderte Saori, die ihre Katzen fester in der Hand hielt.
Leika lächelte schief. "Ich weiß, dass es für dich wie ein Abschied wirkt, aber du weißt, dass du jeder Zeit wieder herkommen kannst oder?", fragte sie und führte sie in Richtung der Kutsche.
„Ich werde nicht zurückkommen", sagte Saori, während sie Leika folgte. Ihr Blick war gesenkt, als die Kutsche in Sicht kam und blieb wortlos stehen. Die Katzen fest an sich gedrückt.
"Wieso denn nicht?", fragte Leika überrascht und folgte ihr.
„Weil ich es nicht werde. Es ist nicht mein Zuhause und nicht mein Platz, wo ich hingehöre. Können wir bitte losfahren?", bat sie Leika nun. Sie wollte nicht länger warten. Es war besser, es so schnell wie möglich hinter sich zu bringen.
Für einen Moment dachte sie daran, wie Aaron ihr die Pferde gezeigt hatte, bevor sie die Katudjalls das erste Mal gesehen hatte. Es waren schöne, aber auch manchmal beängstigende Zeiten gewesen.
"Wir warten noch auf Aaron", erklärte Leika ihr. "Er fliegt mit uns mit", sagte sie und hielt Saori die Kutschentür auf.
War ja klar gewesen, dass sie keine Ruhe haben würde. Sie wollte es nicht, würde sich aber nicht wehren können. Wortlos stieg sie ein und setzte sich in eine Ecke, wobei sie ihre Katzen, die sie eifrig abschleckten, auf dem Schoß.
"Ich frage mich, warum ihr beide nicht fliegt", murmelte Leika und zuckte die Schultern, bevor sie zu einer anderen Kutsche ging.
Kurz darauf kam Aaron in die Kutsche und setzte sich Saori gegenüber. Sein intensiver Blick musterte sie.
Das Mädchen wich seinem Blick aus und starrte aus der Kutsche. Saori fühlte sich unwohl. Beinahe genauso wie am Anfang, als er ständig bei ihr gewesen war und sie fast nicht allein gelassen hatte.
"Du bist traurig", stellte er fest und wirkte selbst traurig darüber. "Warum bist du traurig?"
Hilflos zuckte sie mit den Schultern. So richtig wusste sie es selbst nicht. War es das Gefühl der Abschiebung? Obwohl es ihre eigene Entscheidung gewesen war, dass Tabitha wieder zurückkam. Oder war es das Gefühl, etwas zu verlieren, auch wenn Aaron noch irgendwie in ihrem Leben war? Doch nun wusste sie wenigstens etwas: Sie gab das auf, was sie sehr mochte, nur damit andere glücklich waren. Auch, wenn es sich nur um eine Person handelte.
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