Kapitel 29
Kapitel 29
Schon früh war Saori erwacht. Sogar so früh, dass die Sonne noch nicht einmal ihr Licht in Aarons Zimmer geworfen hatte. Jedoch zeigte der Himmel die ersten Verfärbungen des Tages. Das hatte sie mit einem kurzen Blick feststellen können, als sie ihren Kopf zur Balkontür gewandt hatte.
Aaron hielt sie fest im Arm, was sie zum Lächeln brachte. Ihr krankes Herz hüpfte vor Freude, wenn sie den jungen Engel nur ansah. Saori fühlte eine tiefe Wärme zu ihm. Jedes Mal, wenn sie nur an ihn dachte oder ihn sah. Fühlte sich so echte Liebe an?
Eigentlich wollte sie malen und ihre Gedanken auf Papier festhalten, doch sie traute sich nicht, sich aus seiner Umarmung zu befreien, weil sie ihn nicht aufwecken wollte. Stattdessen streichelte sie seinen Rücken zärtlich. So sanft, als würde ein Windhauch über seine Haut fliegen.
Die Ruhe tat ihr gut. Nur die Vögeln, welche so früh aufstanden, um den Tag einzuläuten, machten einen Krach. Diese zwitscherten fröhlich vor sich hin, was manchmal sogar als Störung empfunden werden konnte, wenn man schlafen wollte. Doch das wollte Saori nicht mehr. Sie wollte den Engel neben sich riechen, hören und einfach fühlen. Malen konnte sie später auch noch.
Heute hatte er wieder einen Tag, in dem er hier war und wahrscheinlich arbeiten musste. Außerdem konnte er ausschlafen, was sie ihm nicht kaputt machen wollte. Schon gestern hätte er gern länger geschlafen, doch hatte es nicht gekonnt.
Ihrer Meinung nach verdiente es Aaron, lange zu schlafen. Da er noch so jung war und sehr viel Verantwortung hatte, brauchte er es auch. Wobei er selbst gesagt hatte, dass Engel ab ihrer Volljährigkeit nicht mehr schliefen, sondern nur noch meditierten.
Nachdenklich betrachtete sie Aarons schlafende Gesicht und lächelte liebevoll. Er hatte sich sehr viel Mühe gegeben. Ihr sehr viel Zeit gelassen. Saori war sehr froh, dass sie ihre erste Erfahrung mit ihm zusammen erlebt hatte. Mit jemanden, der wirklich liebevoll und vorsichtig war.
Aaron drehte sich ein Stück und sein Arm rutschte von ihrem Rücken. Da sie aber noch so nah an ihm war, schien es ihn kaum zu stören.
Saori war versucht, aufzustehen. Aber sie entschied sich dagegen. Das Malen lief ihr nicht weg. Die Erinnerungen waren tief in ihr verankert und sie würde das Bild, was sie momentan im Kopf hatte, auch später wieder genauso geben können.
Stattdessen streichelte sie nun seine Brust. Noch immer genauso liebevoll und zärtlich wie zuvor seinen Rücken.
Dabei spürte sie das Kitzeln ihrer Kleidung. Noch immer trug sie dieses Gewand aus Bändern, das sie nicht so ganz einordnen konnte.
Das sollte sie bald allerdings ausziehen. Noch immer klebte alles zwischen ihren Beinen und sie traute sich nicht, ihre Hand dorthin zu legen. Damit baden konnte sie wohl auch nicht. Also musste sie warten, bis der Engel wieder aufwachte.
"Ist alles in Ordnung?", murmelte er und klang verschlafen.
"Schlaft ruhig weiter", sagte sie beruhigend und leise zu ihm. "Es ist noch nicht hell, also habt Ihr noch eine Weile", sprach Saori weiter. Ihre Hand legte sich auf seine Brust, um zu verdeutlichen, dass sie da war.
"Ich will dich nicht aufhalten", murmelte er, hatte die Augen aber gar nicht erst geöffnet.
Leise kicherte Saori und gab ihm einen Kuss auf die weiche Haut, bevor sie sich vorsichtig von ihm weg rollte, um aufzustehen.
Aaron rollte sich auf die Seite und öffnete leicht die Augen, um sie zu beobachten. Dennoch blieb er im Bett liegen.
Die Dämonin streckte sich ausgiebig und gähnte. Eigentlich mochte sie es nicht, so früh aufzustehen. Aber schlafen konnte sie nicht mehr. Sie drehte sich allerdings noch einmal zu Aaron um. "Ihr solltet wirklich schlafen", sagte sie eindringlich zu ihm und legte die Decke über den Engel. "Ich bin im Zimmer, versprochen."
"Lass mich dich beobachten, das entspannt mich", flüsterte er bittend.
"Ich wollte eigentlich baden gehen, aber in dem Teil geht das nicht. Das heißt, ich werde warten müssen, bis Ihr wirklich aufsteht, um mich davon zu befreien", erklärte Saori lachend. Ihre Stimme war sanft und leise, da sie nicht die Ruhe, die sonst in dem Zimmer herrschte, stören wollte.
Jedoch stand sie nun auf und ging in das Badezimmer, um sich ihre Malsachen zu holen.
Aaron folgte ihr mit seinen Blicken, wirkte aber nicht, als wäre er schon richtig wach.
Selbst als sie zurückkam, schien er sie zu beobachten. Ein scheues Lächeln war von ihr zu erkennen, bevor sie anfing zu malen. Ruhig und gelassen, aber hochkonzentriert, als würde sie die Erinnerungen durch ihre Finger in den Pinsel leiten, der das Bild auf die Leinwand malte.
Saori hatte es so eingerichtet, dass sie Aaron beobachten konnte, weshalb er nicht sah, welches Bild sie malte. Aber so konnte auch er sie von vorn sehen.
Aaron genoss ihren Anblick sehr und auch die Tatsache, dass er einfach im Bett liegen und sie betrachten konnte. Es fühlte sich so gut an.
Die Melodie der Vögel wurde lauter, je heller es wurde. Weitere Vogelarten hatten sich unter die Musik, welche sie draußen fabrizierten, gemischt. Aber auch Saoris kleine Glocke an ihrem Dämonenschwanz war ein Teil davon. Diese Melodie, die von ihm ausging, klang entspannt und glücklich.
Gelegentliches kratzen der Pinsel war zu hören oder wenn sie Farben auf der Palette mischte. Immer wieder bekam Aaron einen Blick zu geworfen, um zu sehen, ob er schlief oder sie noch immer beobachtete.
Und er schien nicht genug davon zu bekommen, sie zu beobachten. Dabei lag er völlig entspannt im Bett. Fast wie eine Katze.
Saori wunderte sich, wie man so eine Ausdauer besitzen konnte, etwas zu beobachten. Jedoch schenkte sie dem nicht so viel Beachtung, da sie auf das Bild konzentriert war.
"Fertig. Wollt Ihr es sehen?", fragte die Dämonin ihn schließlich, als die Sonne bereits in das Zimmer schien und es mit den sanften, goldenen Strahlen erhellte.
"Natürlich", murmelte Aaron, der nun begann sich etwas zu strecken. Dabei spreizte er die Flügel und betrachtete Saori noch immer neugierig.
Sie legte die Farbpalette zur Seite und drehte das Bild vorsichtig um, da es noch teilweise nass war.
Auf dunklem Hintergrund war der Mond zu sehen. So hell, als wären sie tatsächlich draußen. Saori hatte die Helligkeit und die helle Aura, die er gehabt hatte, perfekt getroffen.
Aber es war nicht nur der Mond an sich, was das Bild besonders machte. Genau wie in der Dunkelheit glitzerte es auf dem Bild. Gold und grünlich, als würden kleine Regentropfen vom Himmel fallen. Im hellen Mondschein war jedoch etwas zu erkennen.
Zwei Gestalten, die anscheinend tanzten. Sie stellten genau das dar, was Aaron ihr am Vorabend gezeigt hatte. Genauso, wie die Schatten getanzt hatten sah es so aus, als würden sie auf der Leinwand sich bewegen.
Es war ein wunderschönes, romantisches Bild. Eines, voller Emotionen und Erinnerungen, die es zu etwas Besonderem machten. Wie Saori es geschafft hatte, selbst den Staub zum Vorschein zu bringen, war fraglich.
Aaron senkte die Lider. "Du bist wirklich talentiert", sagte er, weil er sich kaum sattsehen konnte. Ein so faszinierendes Blick und es war schön, den Abend aus dieser Perspektive zu betrachten.
Saori freute sich über das Lob, als sie auf das Bett zukam, sich aber nicht setzte. Ihre Hände wiesen einige Farbspuren auf, die sie nicht auf dem Bettlaken hinterlassen wollte.
"Nicht ich bin talentiert, Meister ... Ihr wart es, der mir diese Erinnerung geschenkt hat. Sie so zu betrachten bringt eine Menge Gefühle hoch", gestand sie mit einem Lächeln.
Aaron setzte sich auf und nahm Saori in den Arm, bevor er sich erhob. "Komm, mein kleiner Farbklecks. Lass uns ins Bad gehen", lachte er und küsste ihren Hals.
Sie erwiderte die Umarmung nicht, sondern hielt ihre Hände sogar von ihm weg. Es reichte, wenn sie bereits bunt war. "Ich brauche nur Eure Hilfe beim Ausziehen", lachte Saori leise. Seine Küsse kitzelten sie. Aber sie führten auch wieder zu dem Kribbeln, welches in ihrem Inneren anfing.
"Ich darf also nicht mit baden kommen?", fragte er und klang gespielt traurig, während er sie mit großen Augen anblickte und Richtung Bad trug.
Von unten sah sie ihn an und lächelte. „Ich möchte aber nicht in diesem Kleidungsstück baden", neckte sie den Engel. Da sie ihn nicht auch noch mit Farbe bekleckern wollte, ließ sie sich anstandslos tragen.
"Ich ziehe dich vorher aus", versicherte er ihr mit einem zweideutigen Grinsen.
„Ach so ist das? Ihr glaubt wohl, ich habe durch diese Nacht meine Scheu so einfach abgestellt?", fragte sie Aaron erstaunt. Dass das Erstaunen gespielt war, konnte man ahnen.
"Ich hatte es gehofft", grinste er.
Niedergeschlagen schüttelte sie den Kopf. „Ein klein wenig", gestand sie, fügte aber hinzu, dass es für sie nicht einfach wäre, das abzustellen. Sie hatte durchaus nichts dagegen, zusammen zu baden, aber die Unsicherheit war trotzdem nich da. Nur nicht so stark wie davor.
"Möchtest du den Badeanzug, oder willst du es versuchen?", fragte Aaron, der sie nicht drängen wollte.
Für einen kurzen Moment überlegte sie und sah Aaron nachdenklich an. „Ohne", sagte sie fest entschlossen und schluckte die Unsicherheit hinunter. Es war Aaron, der Engel, dem sie vertraute. Er hatte gesagt, sie sei schön. Und sie sollte es ihm glauben. Es war nur er, der sie sah.
Aaron schenkte Saori einen Blick, der verriet, wie stolz er auf sie war, dass sie sich langsam etwas mehr traute.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro