Kapitel 19
Kapitel 19
„Ihr wollt es tatsächlich riskieren, mit mir in der Nacht zu fliegen?", fragte sie ihn als Begrüßung und öffnete die Balkontür. Es war dunkel geworden, aber die Sterne und der Mond leuchteten um die Wette.
"Ja", lachte er und öffnete die Arme. Er brauchte jetzt ihre Umarmung.
Kopfschüttelnd kam sie zu ihm und legte die Arme um ihn. „Dann beschwert Euch nicht, wenn ich Euch die Ohren voll schreie. Ihr wisst, dass ich Angst vor der Dunkelheit habe", wies sie den Engel darauf hin. Der warme, gute Geruch von Aaron zog sie in seinen Bann. Erst jetzt stellte sie fest, dass sie ihm vermisst hatte.
Er schloss die Arme um sie und sog ihren Geruch ein. "Ich habe dich vermisst", gestand er und hob sie dann hoch. Dabei nutzte er seinen Staub, um ihre Flügel an den Körper zu legen.
„Ich Euch auch", gab sie ehrlich zu. „Warum wollt Ihr ausgerechnet in der Nacht fliegen?", fragte Saori den Engel, wobei sie jetzt schon nervös wirkte. Vor allem, weil er ihre Flügel geschlossen hatte.
"Weil die Nacht sehr schön sein kann", sagte er sanft. "Außerdem brauche ich dich und dein Staunen", gestand er und öffnete seine Flügel, um abzuheben.
„Dann könnten wir wieder in dem einen Zimmer sein, wo Ihr mir die Sternschnuppen gezeigt ...", begann sie gerade und stieß einen kleinen Schrei aus. Aaron musste wahnsinnig sein! Schon jetzt spürte Saori die alte Angst in sich aufsteigen, wenn es dunkel war und sie einhüllte.
"Schau mal", bemerkte er und deutete nach unten, wo sie abgeflogen waren. Ein sanfter Glitzer breitete sich in der Dunkelheit aus, der scheinbar zu Boden fiel.
„Was ist das?", fragte Saori erstaunt und hielt für einen Moment mit der Panik inne.
Aaron lächelte. "Gefällt es dir?", fragte er und machte eine kleine Kurve. Der Staub schien ihnen zu folgen, als würde Aaron ihn abgeben.
„Was ist das?", wiederholte die Dämonin ihre Frage. Und ob es ihr gefiel! Es sah richtig romantisch aus. Sie hatte die Arme um Aarons Nacken geschlungen und sah das Spektakel. Ihre Augen leuchteten dabei, was sie ihre Angst vergessen ließ. Das Mondlicht, welches den Staub richtig zum Glitzern brachte, erhellte die Nacht.
"Schau doch mal auf meine Flügel", bemerkte der Engel belustigt. Ob ihr klar war, dass diese genau so schimmerten?
Ihr Mund blieb offen stehen, als sie das tat. Seine hellblauen Flügel schimmerten und glänzten richtig. Verwirrung stand in ihr Gesicht geschrieben und sie konnte die Augen nicht davon lassen. „Wie macht Ihr das?", wollte sie von ihm wissen. Die kleinen Staubpartikel glitzerten durch die Nacht, was an einen sanften Nieselregen erinnerte, der sie einhüllte.
Saori war begeistert davon und fragte sich, wie er das überhaupt tun konnte.
"Das ist der Staub, den man im Normalfall nicht sieht", erklärte er ihr. "Meine Flügel produzieren ihn dauerhaft und ich lasse ihn fallen, ohne dass er eine Wirkung hat. Es sei denn, ich möchte das. Was du siehst ist normalerweise goldener Staub. Er schimmert im Mondlicht so schön."
„Was für eine Wirkung hat der Goldene Staub?", fragte sie Aaron. Ihre blaue Augen strahlten und sie fühlte sich richtig glücklich, das sehen zu dürfen. Ihr war das nie aufgefallen. Auch, weil sie nachts nie draußen war. Tränen stiegen in ihren Augen dabei auf, als alles um sie herum glitzerte. Es war wie in einem Traum oder Märchen.
"Im Moment keinen besonders starken", gab er zu und flog mit ihr zusammen durch den Staub hindurch, so dass Saori von diesem eingestäubt wurde. Überall dort, wo der Staub sie berührte, spürte sie ein sanftes Kribbeln, das ihren Körper fast wie Aarons Berührungen durchströmte.
Sie spürte eine Wärme in ihrem Körper sich ausbreiten. Nicht nur die Haut, sondern auch ihr inneres begann zu kribbeln. Eines, welches sie nicht kannte. Und doch fühlte es sich schön an. Die Frage, was für eine Aufgabe der Staub hatte, wurde dadurch vergessen. Die Dämonin gab sich dem neuen, unbekannten Gefühl hin, welches eine Hitze in ihr hinterließ. Was sogar Lust darauf machte, mehr von Aarons Umarmung zu spüren. Ihr fielen keine Worte ein, um das zu beschreiben oder etwas zu sagen. Aber sie war glücklich. Tief in ihrem Inneren fühlte sie eine Dankbarkeit, dass er da war. Doch das stärkste Gefühl, was sie im Moment hatte, war die Liebe zu ihm.
Aaron drehte ein paar Runden mit ihr, bevor er versuchte so gut wie möglich in der Luft zu stehen. "Sieh dir den Mond an", sagte er leise zu ihr und blickte selbst zu dem großen, runden Himmelskörper.
Noch nie war der Mond so groß und greifbar wie in diesem Moment gewesen. Riesengroß und hell leuchtete er, was den Staub sogar noch mehr wie kleine Kristalle glitzern ließ. Der Staub und die Sterne standen in einem Wettstreit, welches am hellsten leuchtete.
So dunkel kam ihr die Nacht in dem Moment nicht mehr vor. Für diese Schönheit fand sie keine Worte, aber sie nahm sie vor, das auf Papier festzuhalten. „Es ist wunderschön", hauchte sie glücklich und spürte einen Schauer über den Körper fahren, was sie leicht zittern ließ. Nun war sie wirklich glücklich, weil Aaron sich wieder über ihre Angst hinweggesetzt und ihr ermöglicht hatte, so etwas wundervolles sehen zu können. „Vielen dank für alles", hauchte sie und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen.
Er erwiderte den Kuss sanft. "Ich danke dir, dass du diesen Anblick mit mir genießen kannst", flüsterte er und genoss ihre Gefühle sichtlich. Es war, als würde Saoris Anwesenheit ihn völlig entspannen.
Saori schmiegte sich richtig an ihn und sah den Engel mit liebevollen Augen an. „Ihr seid sehr lieb", hauchte sie glücklich. Das Kribbeln auf der Haut und in ihr ließen nicht nach, aber das machte ihr nichts aus. Sie genoss es sogar sehr.
"Für dich gebe ich mein Bestes", sagte er sanft und küsste ihre Nase. "Du machst mich glücklich und das will ich festhalten."
„Dann lasst mich nicht los", lachte Saori leise. Ihr Blick blieb am Mond hängen und sie streckte sogar ihre Hand nach dem Staub, der noch immer um sie herum glitzerte, aus. So, als würde sie danach greifen wollen. Was eigentlich unmöglich war, denn der Wind wehte ihn weg.
Aaron bewegte plötzlich seine Flügel und ein grüner Staub mischte sich zu den Goldenen, was nur noch mehr Effekte erzeugte und dann sah sie ein kleines Häschen, dass durch die Luft hoppelte. Aus grünem, glitzernden Staub.
Für einen Moment war sie sprachlos, aber sie begann zu lachen und vor Vergnügen wie ein kleines Kind zu quietschen. Das Häschen sah so süß aus, wie es durch den Staub herumhüpfte und scheinbar auf den Mond zu hoppeln wollte.
Dann macht der Hase einen Sprung und verwandelte sich in zwei Gestalten mit Flügeln, die durch den Himmel tanzten.
„Was ist das?", fragte Saori neugierig, weil sie es nicht erkennen konnte. Die Gestalten sahen wie Schatten aus, weshalb es schwer war, es genau zu erkennen.
"Tanzende Engel", erklärte Aaron und lachte leise. "Na gut, ein tanzender Engel", korrigierte er belustigt und ließ die Tanzenden näher kommen.
Je näher sie kamen, desto besser konnte Saori die Umrisse erkennen. „Seid das Ihr?", fragte sie den Engel, denn die Gestalt erinnerte sie an ihn. Auch wenn es nur Schatten waren. Die andere Gestalt wurde von Saori eingehender gemustert. „Und ... ich?", kamen die Worte tonlos über die Lippen.
Die Tränen, die sich einen Weg auf ihren Wangen bahnten, begannen durch den Staub zu glitzern. Aaron war wirklich der Meinung, dass sie eines Tages fliegen konnte. Dass er seinen Traum wahr machen konnte, mit ihr zusammen im Himmel zu fliegen. Das war so süß, dass sie anfing zu weinen. Er glaubte an Saori. Mehr als alle andere jemals in ihrem Leben.
"Halt mich so fest, als würden wir tanzen", sagte er sanft und küsste ihre Träne weg. "Aber bleib an mich geschmiegt."
Nur zögernd ließ sie seinen Nacken los und folgte seiner Bitte. Ihre Hände fanden die richtigen Stellen, wo sie liegen sollten. Dabei versuchte sie sich festzuhalten, ohne ihm weh zu tun. Die blauen Augen, die neugierig und liebevoll zu ihm aufsahen, trafen seine eisblauen. Der Moment fühlte sich magisch für Saori an. Hatte sie zuvor beim tanzen nur ungern in seine Augen gesehen, so fühlte es sich nun sehr innig an.
"Und jetzt nicht erschrecken", bat er. Saori spürte, wie sich plötzlich ihre Flügel öffneten und sie den Wind in den Federn spürte. Dann begann sich Aaron mit ihr sanft zu drehten und im Flug zu tanzen. Dabei nutzte er seine Fäden, um auch ihre Flügel so zu bewegen, wie es sein müsste.
Der Ruck fühlte sich seltsam an, was sie beinahe aus dem Gleichgewicht brachte. Doch seine weißen Fäden gaben ihr den Halt, um sich sicher zu fühlen. Vergessen waren die Zweifel und die Angst in der Dunkelheit. Selbst die zwei Gestalten, die noch als Schatten tanzten, waren außen vor. Für Saori gab es nur noch Aaron und sie. Ein Moment, den sie nie vergessen würde. Das Tanzen in der Luft und mit den neuen Flügeln war ungewohnt und so neu für sie. Aber es war sehr viel schöner. Es fühlte sich sogar intim an, ihm so nahe zu sein, damit sie nicht fiel. Ob er wohl ihr Herzschlag fühlen konnte, wie schnell es gerade war?
Aaron bewegte sich langsam, weil er wusste, dass zu hektische Bewegungen ihre Flügel noch nicht mitmachen würde. Doch er genoss ihre Nähe, ihre Gefühle und ihren Duft in vollen Zügen. Für ihn war es, als würde die Welt stillstehen.
Immer wieder sah sie Aarons eisblauen Augen leuchten, sobald er von dem Mondlicht angeleuchtet wurde und ihres im Schatten lag. Jedes Mal war es, als würde die Zeit stehen bleiben. Saoris Gesicht strahlte, weil sie glücklich war und sich in ihrem Herzen eine tiefe Liebe zu ihm bemerkbar machte.
Es verging über eine Stunde, in der sie sich in der Dunkelheit drehten und tanzten. Doch Aaron wusste, dass er ihre Flügel nicht länger beanspruchen sollte, weshalb er sie sanft küsste und fester an sich zog. "Auch, wenn ich mir wünschen würde, dass wir das ewig machen können. Noch bist du nicht kräftig genug", flüsterte er leise.
„Eines Tages ...", versprach Saori heiser. Es war ihr vorgekommen, als wären nur wenige Minuten vergangen. Damit versprach sie Aaron indirekt, an sich zu arbeiten, damit sie es eines Tages mit ihm zusammen tun konnte. Ihren Kopf schmiegte sie an seine Schulter und vergrub ihr Gesicht an seinem Hals, auf den sie sanfte Küsse hauchte.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro