Kapitel 57
Sechzig Jahre alt.
»Weißt du noch, als ich dir auf den Malediven sagte, wie schade ich es finde, dass du die Welt nicht durch meine Augen sehen kannst?« Schnell nickte ich, sah auf die untergehende Sonne und staunte nicht schlecht. In meinem endlosen Leben kam ich bis jetzt nicht einmal auf die Idee Sonnenuntergänge zu betrachten. Mir schien so, als müsste ich die Anfänge meines neuen Bewusstseins für interessantere Dinge nutzen, dabei lagen diese interessanten Dinge direkt vor mir. »Wow...«, brachte ich heraus und schaute auf die einzelnen Details der Sonne. »Wieso schauen wir Idioten uns das erst nach sechzig Jahren zusammen an?« Ich blickte zu Taddl, welcher mich liebevoll ansah. »Glaub mir. Am Anfang meines neuen Lebens war ich so deprimiert ein Vampir zu sein, da ich alleine irgendwo aufwachte ohne Hilfe. Ich weiß bis heute nicht, wer mich verwandelt hat und es machte mich unheimlich traurig, sodass ich jahrelang nur selten raus ging und nie die Sonne ansah, weil ich sie hasste. Wegen ihr brannte meine Haut.« Überrascht sah ich ihn an und nickte schließlich. »Aber jetzt mag ich die Sonne, auch wenn ich davon viel leiden muss.« Er lachte und drückte mir einen sanften Kuss auf die Lippen.
»Es ist so unbegreiflich wie alt ich eigentlich bin. Normalerweise müsste ich jetzt in einem Schaukelstuhl sitzen und vor mich hin altern, aber..« Ich sah zu Taddl, der auf der Couch saß und mir wie immer interessiert zuhörte. Sein Blick galt nur mir. »Tut mir leid. Ich rede zuviel darüber, aber es beschäftigt mich jede freie Sekunde meines unendlichen Lebens. Alleine die Vorstellung, dass wir niemals von innen verfaulen, wir nicht grau und faltig werden, unsere Gelenke niemals wehtun..«-»Du verschwendest selbst dein unendliches Leben mit etwas, worüber du nicht nachdenken sollst. Du bist nunmal ein Vampir geworden, es ist nicht änderbar und du weißt gar nicht, wie du mich jedes Mal verletzt. Du reibst mir ständig meinen Fehler unter die Nase. Ardian, ich habe verstanden, dass ich einen verdammt großen Fehler getan habe, aber irgendwann reicht's mir auch!« Genervt stand er auf und verschwand ins Schlafzimmer. Und wehe du liest meine Gedanken, hörte ich Taddl in meinem Kopf sagen, was mich seufzen ließ.
Stunden vergingen, in denen ich am Schreibtisch saß und spaßeshalber Matheaufgaben rechnete. Mir fehlte mein Studium, da ich zu gerne ein Professor an der Universität für Mathematik geworden wäre. Aber vielleicht konnte ich ja eines Tages wieder mit dem Studium beginnen und dann doch Professor werden. Dann hätte ich einen Job und könnte das Geld, was ich verdienen würde spenden, da ich genug hatte um ein schönes Leben zu führen. Doch irgendwann wurde mir die Rechnerei zu blöd, weshalb ich aufstand und ins Schlafzimmer ging. Vor mir stand ein in Boxershort gekleideter Taddl, da er sich gerade umzog. Ich biss mir auf die Lippe, während ich seine Brust betrachtete und lief langsam zu ihm. Als er merkte, was in mir vorging, ließ er das Shirt fallen und wartete darauf, dass ich seine Brust berührte. Die Schmetterlinge in mir flogen wie verrückt, und auch wenn wir streit hatten, schien alles wieder perfekt zu sein.
Meine Hand legte sich auf seine Brust und fuhr sie hinab. »Du bist so wunderschön.«, hauchte ich, weshalb er meine Hand ergriff und sie bestimmt woanders hinlegte. Genau da, wo normalerweise das menschliche Herz liegt. »Hätte ich ein Herz, es würde ein Herzinfarkt bekommen, denn jedes Mal, wenn ich dich sehe.. Dann bin ich einfach glücklich.« Seine Hände legten sich auf meine Hüfte, zogen mich nahe an sich und drückte seine Lippen auf meine.
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Ein bisschen Kitsch ist immer mal gut.
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