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Cuba Colibri

Um 17:54 verließen Antonia, Gurke und ich die Hausmeisterwohnung. "Und von all den coolen Leuten an der Uni hast du dir den frustrierten Dauerstudenten als Freund ausgesucht?", wiederholte meine Cousine lachend. "Wer weiß, in was für einen Saftladen du uns hier mitschleppst."

Ich zuckte die Schulter. "Pedro ist cool. Ich mag den Kerl. Und..." Schwungvoll zog ich die Visitenkarte aus der Hosentasche. "...der Saftladen hat sogar eine Visitenkarte. Die sind jetzt richtig seriös im Geschäft."

Antonia nickte anerkennend. "Na dann."

Einige Straßenkreuzungen später entdeckten wir zwischen einem kleinen Park mit Bank und dem Eingang zu einem 24/7-Asia-Kiosk unser Ziel. Über dem Eingang prangten in neongelben Lettern die Worte "Die BAR", wobei am B ein Teil der Leuchtröhre alle zwei Sekunden den Geist aufgab und der Schriftzug zwischen "BAR" und "PAR" wechselte. Die Front des Ladens bestand aus Holz, in welches auf einer Höhe von eineinhalb Metern mehrere Fenster einen Blick nach draußen ermöglichten. Mehrere dekorative Muster waren in die Holzpanele geritzt, dazwischen auch die russischen, griechischen und vermutlich arabischen Äquivalente des Wortes Bar.

Dumpfe Bässe, Gesprächsfetzen und heiße Luft waberten uns entgegen, als wir uns dem Eingang näherten. Ich trat als erster ein.

"Jackpot!" Mein Blick fiel zuerst auf drei Endzwanziger, die am Tisch rechts von mir saßen und Karten spielten.

"Hey!" Pedro kam mir mit einem Tablett auf dem Arm entgegen. "Freut mich, dass ihr da seid." Er hob die freie Hand zum Gruß. "Kannst du mir hier eben was abnehmen, Eddie?", murmelte er, bevor ich ein Tablett in die Hand gedrückt bekam. Pedro schob die drei Biergläser vom Tablett auf den Kartenspielertisch, machte einen Strich auf die Liste, die er aus seiner Hosentasche zog, und nahm das Tablett wieder an sich. "Ihr ruft, wenn ihr noch etwas braucht, Jungs!"

Die Kartenspieler brummten zustimmend.

Zusammen bahnten wir uns unseren Weg zur Bar. Die junge Frau hinter der Theke wischte einige Gläser trocken und legte sie neben die Spüle. Wenn mich nicht alles täuschte trug sie den selben Lippenstift und den selben Nagellack wie Antonia. Erdbeerrot und rosa wie Zuckerwatte. "Lass mich raten. Ihr seid Studenten. Bist du der mit den Guppies?"

Das hatte sich ja schnell rumgesprochen. Gurke grinste verlegen. "Nick mein Name."

"Nenn' ihn Gurke", fügte ich hinzu. "Kein Mensch nennt ihn noch Nick."

Sie legte das Tuch ab und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Wieso Gurke?"

Antonia griff sich grinsend einen Hocker und schlug die Beine übereinander, als sie sich hinsetzte. "Gurke wie die Gurke im Hamburger. Keiner will ihn haben, aber er ist immer mit dabei."

Die Thekenlady lachte, wobei zwei Reihen perfekter, weißer Zähne sichtbar wurden. Ein wenig erbeerrot klebte am linken, oberen Schneidezahn. "Ich bin für euch Maria."

"Ich hab' euch auch lieb, Leute", lachte Guke. "Denkt dran, dass ich derjenige bin, der meistens bei euch das Abendessen kocht."

"Wollt ihr etwas trinken?", fragte Maria, ganz die gute Gastgeberin.

Wir verbrachten den ganzen Abend in und an der Bar. Redeten über Gott und die Welt, über die Uni, den Papst und Suppengemüse. Ich fasse mich kurz: Am Ende des Abends hatte ich vier neue Freunde und einen neuen Job.

Pedro hatte es schon lange satt, immer nur die Getränke austeilen zu müssen. Er wollte sich nun gerne "mehr der Musik widmen". Den Kellnerjob machte ich jetzt. Unser kleines WG-internes Finanzproblem war also vorerst gelöst.

                                                                                            ~~~

Die Dinge pendelten sich ein. Ich verbrachte meine Tage an der Uni, kochte mit Gurke, ging abends in die Bar und ließ mich irgendwann nach Mitternacht völlig fertig ins Bett fallen. Am nächsten Tag war ich wieder hellwach. Es ging weiter.

Gurke war wieder überzeugter Single. Antonia verbrachte unzählige Nachmittage mit von neuen Dates im Café König am Stadtpark. Ich trank mit Maria und Pedro nach Ladenschluss ein Bier.

Gurke schaute mit "seinen Jungs" jeden Donnerstagabend über den Beamer in der Schulaula einen historischen Actionstreifen mit viel Gekloppe an. Maria studierte abends die Entwicklung des DAX und machte sich mit dem Werbekugelschreiber ihrer Kreissparkasse Notizen. Ich tapezierte unsere Wohnung mit Postern des menschlichen Skeletts zu.

                                                                                              ~~~  

Die besten Ideen entstehen, wenn man sie eigentlich nicht erwartet. Unsere Idee entstand an einem Freitag. Die Bar war alles andere als brechend voll. Außer den Kartenspielerfreunden von Tisch 13 waren nur meine Leute da. Das Karenina, der schicke Schuppen gegenüber, feierte gerade Neueröffnung und gab kostenlose Cocktails aus. Kein Mensch kam unter diesen Bedingungen zu uns.

Maria, Gurke, Antonia und ich hockten an der Bar und versuchten uns auf Gurkes Vorschlag hin im Cocktailmixen. Dabei durchsuchte Antonia auf ihrem Tablet sämtliche Internetforen nach guten Rezeptideen, während Maria auf eigene Faust alle auffindbaren Zutaten in den Mixer schüttete und Gurke und ich als Versuchkaninchen herhalten mussten. Pedro legte Musik auf. Es gab keine genauen Vorgaben, was auf seine Playlist kam, hauptsache, es hatte genug Bass.

"KiBa mit Schuss" wurde unser Liebling. Wir jagten unzählige Begriffe durch spanische Online-Übersetzer, benannten ihn letztendlich doch nur in "Cuba Colibri" um und setzten ihn standartmäßig auf die Getränkekarte.

"¡Chinchín, amigos!", rief ich, mittlerweile von meinen linguistischen Kenntnissen fest überzeugt, und prostete Gurke zu. "¡Viva el Cuba Colibri!"

"¡Viva el bar!", stimmten die anderen mit ein.

Der Rest des Abends verschwamm in meiner Erinnerung zu einem Nebel aus Marias Lachen, Musik mit wummerndem Bass, kirschlikörlastigen Cocktails und den Worten "eigentlich können wir alles machen".

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Als ich am nächsten Morgen aufwachte, fiel mein Blick zunächst auf Marias Lippenstift, der neben mir lag, dann auf einen Stapel von Zetteln, deren Deckblatt die Aufschrift "Se Bissnessplän" trug. Mir dämmerte etwas.

Ich tastete vorsichtig nach den Zetteln und zog sie zu mir herüber. Was hatten wir da gestern aufgeschrieben?

Hiermit unterzeichnen wir, Antonia Papadopoulou, Eduard Papadopoulos, Nick Bamberg, Caroline Imner und Simon Peters die Gründung der Agentur für Alles GmbH. Die Unterzeichnenden verpflichten sich zu ihrer Mitarbeit als gleichberechtigte Partner des Unternehmens.

Wir hatten alle unterschrieben. Mit dem gestrigen Datum.

Eine Seite mit der Rezeptur des "Cuba Colibri" segelte aus dem Stapel. Es folgten einige Tabellen, in Antonias Handschrift beschrieben, mit Kostenaufstellungen und Steuersätzen, die ich nicht ganz überblickte. Dann eine Seite, auf der jedem von uns verschiedene "Kompetenzen" zugewiesen wurden. Ich besaß demnach die Kompetenzen "der Grieche, Mediziner, Computer und so". Sehr aufschlussreich. Wir hatten sogar ein Schild gemalt. Mit Filzstiften. Die Festnetznummer der Hausmeisterwohnung war darauf angegeben, darunter die Öffnungszeiten "täglich von 17:00-19:00 Uhr" und eine E-Mail-Adresse, welche wir vermutlich gestern neu erstellt hatten.

"Schickes Make-Up", holte Maria mich aus meinen Gedanken. Sie bückte sich nach dem roten Lippenstift und ließ sich grinsend neben mich auf den Boden fallen.

"Dankeschön." Ich stutze. Meine Hand fuhr reflexartig an meinen Mund. Der erdbeerrote Abdruck meiner Unterlippe prangte an meinem Zeigefinger. Großer Gott.

"Steht dir gar nicht mal so schlecht", lachte sie.

"Willst du mir auch deinen Nagellack ausleihen?"

"Gerne."

Erst jetzt realisierte ich, dass wir uns nicht mehr in der Bar befanden, sondern im Lehrerzimmer der Grundschule. Antonia hatte gerade die Kaffemaschine angeschmissen, während ich mit Maria auf dem Boden irgendwo vor dem Aktenschrank lag und Gurke sich auf dem Sofa breitgemacht hatte. Ich dachte nach. Wir hatten gestern Abend irgendwann die Bar velassen und waren alle zusammen zu Fuß durch die Innenstadt zur Hausmeisterwohnung gelaufen. Ich weiß noch, dass Antonia sich im Karenina einen Cocktail geholt hatte. "Nicht vergleichbar mit unseren", hatte sie den Leuten im Luxusschuppen zugerufen. Ich hatte zu dem Zeitpunkt schon genug Colibris intus gehabt.

Pedro kam zur Tür hereingestürmt "Ihr glaubt's nicht, Leute!", rief er. "Der Stadtanzeiger hat sich tatsächlich gemeldet und uns die 50€ für die Zeitungsannonce abgebucht! Und wir haben schon eine E-Mail im Postfach!"

Gurke schnarchte geräuschvoll. Dann war alles still. Nur der Zeiger der Uhr über der Schiefertafel tickte leise vor sich hin. Tick. Tack. Tick. Tack.

Maria lachte laut auf. "Sag bloß wir haben wirklich über Nacht einen Laden gegründet?"

"Nicht irgendeinen Laden, meine Liebe", warf Pedro ein. "Die Agentur für alles haben wir gegründet. Warte, ich hab' die Zeitungsannonce hier." Er räusperte sich und las in Marcel Reich-Ranitcki-Tonfall: "Sie brauchen Hilfe? Wir kümmern uns um ihre Sorgen von A wie atheistische Trauerfeier bis Z wie Zahnarztphobie. Wir sind Spezialisten bei der Beschaffung von Kontakten und Informationen und schenken Ihnen unsere Aufmerksamkeit und Lösungskompetenz in allen Lebenslagen. Tarif nach Vereinbarung." Pedro nickte."Dazu die E-Mail-Adresse und die Adresse und Telefonnummer von der Bude hier."

"Großartig", kam es trocken von Antonia.

"Wir haben schon sowas wie einen ersten Auftrag", kündigte mein Mitstudent aufgeregt an. Er war völlig aus dem Häusschen."Warum sagst du eigentlich nichts, Eddie? Du warst gestern verdammt begeistert von der Idee."

"Wie sind wir auf die Idee gekommen?", fragte ich.

"'Wir sind jung und brauchen das Geld' hast du gesagt. 'Und eigentlich könnten wir alles machen. Warum tun wir's dann nicht?'"

Langsam kehrte die Erinnerung zurück. Wir hatten im Stadtpark gesessen und geredet. Über unsere Studiengänge. Darüber, was wir alles tun konnten. Was wir gerne tun würden. Pedro sprach über die Schulden, die Otto, der Inhaber der Bar, hatte. Wir kamen irgendwann zu dem Entschluss, dass wir Otto mit der Bar helfen mussten.

Es war im wahrsten Sinne des Wortes eine Schnapsidee. Wir wollten ein Unternehmen aufmachen, eines, dass alles konnte. Weil wir alles konnten. Oder weil wir uns zumindest dachten, dass wir uns alles beibringen könnten und Leute kannten, die wir anheuern könnten, falls wir mit irgendetwas doch nicht fertigwerden. Es klang ein wenig größenwahnsinnig. Doch je länger ich darüber nachdachte, desto mehr gefiel mir die Idee wieder und ich verstand, warum ich so euphorisch gewesen war. Es klang nach einem Abenteuer. Wie aus diesen amerikanischen Detektivserien die zur Primetime auf sämtlichen Privatsendern liefen. Und war ein gewisses Maß an Größenwahnsinn nicht ganz gesund?

"Von wem ist die E-Mail, Pedro?", wollte ich wissen.

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