
^ kapitel 11 : weiß nicht alles ^
"Lass Odin oder Thor deine Sorgen wissen. Es muss lästig für sie sein, ständig nach mir gefragt zu werden", vernahm Mara die Stimme von Loki, der vermutlich mit Frigga in seiner Zelle sprach. "Ja, es ist wirklich anstrengend, Jerome zu erklären, warum der Gott, der zufällig mein Bruder ist, ihn verzaubert hat", antwortete Mara seufzend, während sie vor Lokis Zelle stand.
"Raya?", rief Frigga überrascht aus. "Oh, hat der liebe Odin dir nicht erzählt, dass sie noch am Leben ist?", spottete Loki. Frigga wandte sich wieder Loki zu: "Du weißt, dass deine eigenen Taten dich hierhergeführt haben", sagte sie ernst. "Meine Taten", wiederholte Loki verächtlich, "ich habe nur die Lüge gelebt, die mir erzählt wurde, dass ich als König geboren sei."
"Er hat recht, Frigga!", stimmte Mara - Rayas früherer Bruder - zu. "Als König sollte man auch seine Fehler eingestehen", ermahnte Frigga ihn, "du hast Menschenleben genommen." "Nicht mehr als eine Handvoll im Vergleich zu denen, die Odin genommen hat", entgegnete Loki, und das war tatsächlich wahr.
"Dein Vater...", begann Frigga. "Er ist nicht mein Vater", unterbrach Loki sie scharf. "Dann werde ich euch jetzt allein lassen, lasst mich wissen, wenn Jerome vorbeischaut", mischte sich Mara kurz ein und verließ den Kerker. Ihr Weg führte sie zum Tesserakt. Als sie den Tesserakt berührte, durchzog ihre Haut ein blauer Schimmer, ihre Haare wurden schneeweiß, und ihre Ohren wurden spitz.
"Halt!" erklang plötzlich Odins Stimme hinter ihr. "Bin ich verflucht?", fragte sie. "Nein." "Was bin ich dann?", wollte Mara wissen und zog ihre Hand vom Tesserakt, bevor ihre Erscheinung wieder normal wurde. "Du bist zumindest zur Hälfte meine Tochter", erklärte Odin. "Was noch?" Mara ging auf ihn zu. "Die Schatulle war nicht das Einzige, was Großvater vom Schlachtfeld mitgebracht hat." "Nein", bestätigte Odin, während Mara stehenblieb und zu ihm sah.
"Nach der Schlacht ging er über das Feld und fand ein verlassenes Baby, das hilflos dem Tod überlassen war - Malekiths kleine Schwester", erzählte Odin weiter. "Malekiths kleine Schwester", wiederholte Mara leise. "Ja, das war deine Mutter", enthüllte er. "Warum hast du mich dann am Leben gelassen? Warum sie? Immerhin waren wir eure Feinde", hinterfragte Mara. "Weil du ein Kind warst und deine Mutter die wahre Liebe war...", begann Odin. "Nein, warum hast du mich verbannt?", unterbrach Mara ihn scharf. "Weil...", zögerte Odin.
"Sag es mir!" Mara erhob ihre Stimme. "Du willst die Wahrheit? Du bist nicht meine Tochter, und du warst es nie!", gestand Odin schließlich. "Wer bin ich dann?" Maras Stimme klang gebrochen. "Die Tochter einer Dunkelelfe. Du bist der Feind!", erklärte er, während sich Tränen in ihren Augen sammelten. Mara konnte nicht mehr, sie rannte an Odin vorbei und lief, lief so weit sie konnte. Bis sie schließlich gegen jemanden stieß.
"Hey, hey! Was ist los mit dir?" Jerome's besorgte Stimme drang an ihre Ohren, und Mara brach schluchzend in seine Arme zusammen. "Er hat gesagt, ich bin nicht seine Tochter. Er behauptet, meine Mutter... Rayas Mutter... sei eine Dunkelelfe gewesen. Er sagt, ich bin der Feind. Deshalb hat er Raya verbannt", erzählte sie unter Tränen. "Mara, ich werde immer an deiner Seite stehen, egal welches Blut in deinen Adern fließt. So wie du an meiner Seite gestanden hast", versicherte Jerome, während er sanft ihre Tränen wegwischte.
Ein zartes Lächeln bildete sich auf Maras Lippen. "Ich liebe dich, Tiger", flüsterte sie und zog ihn in eine liebevolle Umarmung. "Und ich liebe dich, kleiner Schatten", erwiderte er. Für einige Minuten hielten sie einfach nur fest aneinander, bevor sie sich voneinander lösten und getrennte Wege gingen. Doch bevor sie ging, wies sie Jerome noch den Weg zu Lokis Zelle.
~~~
Als Mara am Bifröst ankam, war ihre Stimme fast ein Schrei: "Heimdall, wusstest du es?" Der Hüter des Bifröst senkte sein Haupt und antwortete leise, fast zögerlich: "Ja."
Die Wucht der Neuigkeit traf sie wie ein Schlag. Sie ließ sich auf die Stufen nieder und ihre Stimme war von Verletzung durchzogen, als sie fragte: "Warum hast du es mir nicht gesagt?" Die Mischung aus Wut und Verwirrung war deutlich in ihren Augen abzulesen.
Heimdalls Stimme war ruhig, aber trug eine Spur von Traurigkeit: "Ich wollte nicht, dass du denkst, du seist weniger wert, nur weil das Blut eines einst besiegten Feindes in dir fließt. Das hast du nicht verdient. Du bist etwas Besonderes, Raya. Du bist und bleibst meine Prinzessin. Egal, ob du nun auch ein Teil von Gwendolyn Stark bist. Ich habe immer über dich gewacht."
Ein Lächeln schlich sich auf Maras Gesicht, aber es war ein verlegenes Lächeln. "Immer?", wiederholte sie. Heimdall nickte sanft. "Ja, bei manchen Momenten dachte ich, du und zum Beispiel Jack Thompson würdet es vorziehen, alleine zu sein." Ein Lachen entkam Maras Lippen. "Ja, das wäre wirklich seltsam."
Heimdall wechselte plötzlich das Thema: "Du solltest Jerome von der Konvergenz erzählen und was sie bedeutet." Seine Aufmerksamkeit schien bereits anderweitig gerichtet zu sein.
"Wieso?", fragte Mara verwundert. "Weil er und dein früherer Bruder sonst trotz Lokis Magie das ganze Verlies auf den Kopf stellen könnten", erklärte Heimdall ruhig.
Mara sprang auf, ein Entschluss blitzte in ihren Augen auf. "Ja, du hast wahrscheinlich recht. Wir sehen uns bestimmt wieder, Heimdall." Sie rannte die Regenbogenbrücke entlang und in Richtung Verlies.
Doch dann hielt sie plötzlich an und rief: "Stopp!" Sofort löste sie die Illusion auf, die den Eindruck eines innigen Kusses zwischen Loki und ihr erweckt hatte. Nun sah es für andere so aus, als würden sie lediglich reden. Die beiden lösten sich voneinander und Mara konnte sich ein schelmisches Grinsen nicht verkneifen.
"Ich hatte nicht das gemeint, wirklich", sagte sie mit einem Augenzwinkern, "Aber geh ruhig zu ihm, ihr seht trotzdem süß aus. Aber ich muss den Tiger kurz ausleihen, wenn es dir nichts ausmacht, Loki." Ihr Grinsen wurde breiter. Die Haare der beiden Männer standen wild in alle Richtungen und sie sahen aus, als hätten sie in einen Sturm geraten.
Doch plötzlich verschwand Maras Lächeln. "Komm jetzt!", rief sie und zog Jerome hinter sich her. "Du wirst ihn natürlich zurückbekommen!" Ihre Stimme war entschlossen, aber auch voller Sorge um das, was vor ihnen lag.
Jerome und Mara schlenderten durch die blühenden Gärten, ihre Schritte begleitet vom leisen Rascheln des Grüns unter ihren Füßen. Inmitten dieser idyllischen Umgebung entfaltete sich eine lebhafte Konversation zwischen den beiden.
"Man, das war wirklich peinlich, Mara!" protestierte Jerome beinahe wie ein beleidigter Teenager. Sie lachten über den Vorfall, der sich gerade im Verlies ereignet hatte.
Mara antwortete mit einem schelmischen Lächeln: "Ich musste irgendwie einen Grund finden, dich aus der Situation zu befreien. Und übrigens, ich rate dir, Loki ist keine gute Wahl." Sie fügte hinzu: "Und das ist nicht nur mein Rat, sondern auch Rayas klare Meinung."
Jerome schnaubte leicht: "Ach ja, du kennst ihn gar nicht!"
Inmitten der üppigen Gärten verlangsamte Mara plötzlich ihre Schritte und wandte sich rasch zu Jerome um. "Er war mein Bruder", begann sie mit einer Intensität in ihrer Stimme, die all ihre Emotionen einfing. "Er hat mich verstanden. Und ich habe ihn verstanden. Wir beide lebten im Schatten Thors, Tag für Tag. Wir beide müssen uns mit der Wahrheit über unsere wahre Herkunft auseinandersetzen, und du denkst, ich kenne meinen Bruder nicht?"
Jerome ließ seine Schultern leicht sinken und seufzte leise. "Mara, gut, ich verstehe. Ich kann auf mich selbst aufpassen. Aber sag mir bitte, was wolltest du eigentlich von mir?"
Mara schlug vor, sich auf einer Bank niederzulassen, und die beiden ließen sich langsam nieder. "Die Neun Welten reisen innerhalb Yggdrasils", begann sie, als würde sie in die Tiefen des Universums blicken. Die Worte schwebten in der Luft, während der Duft der Blumen und die sanfte Brise der Gärten sie umspielten. "Sie kreisen um Midgard, ähnlich wie eure Planeten um die Sonne. Alle fünftausend Jahre richten sie ihre Positionen entlang einer Linie aus", fuhr sie fort und begann, mit ihren Händen in der Luft zu gestikulieren, fast so, als würde sie die unsichtbaren Kräfte der Welten in Bewegung setzen.
Sie drehte ihre Handfläche nach oben, und Jerome folgte ihrem Beispiel. "Dieses Phänomen nennen wir die Konvergenz. In dieser Zeit verschwimmen die Grenzen zwischen den Welten. Du und Jane habt einen dieser Punkte entdeckt. Glücklicherweise blieb er offen. Doch wenn die Welten sich wieder voneinander entfernen, wird die Verbindung unterbrochen."
Jerome umfasste Maras Hand, und beinahe gleichzeitig küsste sie seine Wange liebevoll. Ein Lächeln spielte auf ihren Lippen, als sie seine Bemerkung hörte. "Du kannst wirklich gut erklären", lobte Jerome, ein Schmunzeln in seinen Augen.
"Was wird aus mir?" erkundigte er sich, und es lag eine Mischung aus Neugier und Verunsicherung in seiner Stimme.
"Ich werde dich retten, Tiger", hauchte Mara leise, während sie ihren Kopf auf seine Schulter legte. Die Nähe zwischen ihnen fühlte sich vertraut und tröstlich an. Doch dann erinnerte Jerome sich an etwas, das Rayas Vater erwähnt hatte. "Dein Vater sagte..."
"Rayas Vater weiß nicht alles", unterbrach Mara ihn energisch, fast wie eine Verteidigung. Jerome erkannte, dass dies nicht mehr die Stimme von Mara war, sondern die von Gwendolyn Stark - Raya war die Wissen über die nordische Mythologie besaß und in dieser Rolle gesprochen hatte. "Lass ihn das bloß nicht hören, Raya", mischte sich jemand plötzlich ein, und sofort schloss Mara diese Person in ihre Arme.
"Mutter!", flüsterte Raya, als die blonde Frau in ihren Armen auftauchte. Sie erwiderte die Umarmung mit einer Mischung aus Überraschung und Verlegenheit.
"Jerome, das ist Frigga, Königin von Asgard, Rayas Mutter", stellte Mara die beiden vor, während sich die Verlegenheit auf Jeromes Gesicht abzeichnete. Frigga strahlte eine sanfte Wärme aus, und ihre Anwesenheit schien eine seltsame Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu schaffen.
Die Szene in den blühenden Gärten fühlte sich beinahe surreal an, als Vergangenheit und Gegenwart aufeinandertrafen. Maras und Jeromes Blicke trafen auf die freundliche Präsenz von Frigga, Königin von Asgard und Rayas Mutter. Friggas Augen ruhten sanft auf Jerome, und ihr Lächeln verströmte eine Mischung aus Verständnis und Akzeptanz.
Jerome räusperte sich leicht und setzte ein schüchternes Lächeln auf. "Es ist mir eine Ehre, Euch zu treffen, Königin Frigga."
Frigga erwiderte sein Lächeln mit Herzlichkeit. "Die Ehre gebührt mir, Jerome. Es ist selten, dass ich die Gelegenheit habe, diejenigen zu treffen, die meiner Tochter so nahe stehen." Ihre Worte hatten eine Tiefe, die weit über das Offensichtliche hinausging.
Mara lächelte, als sie die Verbindung spürte, die zwischen Jerome und Frigga entstand. Es war, als würden zwei Welten, die sie gekannt hatte, auf harmonische Weise verschmelzen. "Jerome, Frigga liebte mich wie ihre eigene Tochter, sie war wie eine Mom nachdem meine starb."
Jerome nickte anerkennend und neigte leicht den Kopf vor Frigga. "Ich bin dankbar, Euch zu treffen, Königin Frigga. Mara hat mir viel über Euch erzählt."
Frigga hob eine Augenbraue in leichter Überraschung. "Oh, wirklich? Und was hat meine Tochter über mich erzählt?"
Jerome schmunzelte und warf Mara einen verschmitzten Blick zu. "Nun, sie hat mir erzählt, dass Ihr eine weise und liebevolle Mutter seid. Und dass Ihr ihr in schweren Zeiten zur Seite gestanden habt."
Frigga lächelte, und es war ein Lächeln, das von jahrhundertelanger Weisheit und Erfahrung geprägt war. "Es ist schön zu hören, dass meine Tochter von meiner Liebe und Unterstützung spricht."
Mara spürte die Wärme und Verbundenheit, die zwischen den Dreien herrschte. Es war ein seltenes und kostbares Gefühl, das sie zu schätzen wusste. "Jerome, ich wollte, dass du Frigga triffst, um zu verstehen, dass du hier nicht alleine bist. Wir sind eine Familie, und wir werden gemeinsam durch all das gehen."
Jerome nickte, und in seinen Augen spiegelten sich Dankbarkeit und Erleichterung wider. "Danke, Mara. Ich schätze wirklich alles, was du für mich tust. Selbst wenn diese ganze Situation unglaublich kompliziert ist."
Frigga legte sanft ihre Hand auf Jeromes Arm, ihre Berührung voller Wärme und Güte. "Die Komplexität des Lebens ist oft unausweichlich. Doch es sind die Liebe und die Beziehungen, die uns in den dunkelsten Momenten begleiten."
Jerome fühlte sich von ihren Worten berührt und nickte zustimmend. "Danke, Mutter. Aber vielleicht könntest du jetzt zu Thor und Jane gehen... und ein wenig mit ihnen reden?", schlug Mara vor, wobei sie Frigga einen bedeutungsvollen Blick zuwarf.
Ein Schmunzeln spielte um Friggas Lippen, als sie Maras Absicht erkannte. "Möchte mich jemand loswerden?" Ihre Worte trugen eine sanfte Verspieltheit in sich.
Mara presste ihre Lippen leicht aufeinander und erwiderte mit einem leichten Lächeln: "Vielleicht."
Frigga berührte zärtlich Maras Wange und ihre Augen trugen einen Ausdruck von Verständnis und Liebe. "Egal, ob du nun zwei Seelen in einem Körper bist. Ich werde dich immer lieben", sagte sie mit einer Gewissheit, die tief aus ihrem Herzen kam.
Mara lehnte sich leicht in die Berührung ihrer Mutter und spürte die Verbindung zwischen ihnen. Als Frigga sich schließlich von ihr löste und ging, verblieb ein Gefühl von Trost und Geborgenheit, das die Worte alleine nicht ausdrücken konnten.
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