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Jungkook Pov
"Wie findest du das?", frage ich Jin und zeige auf den Ring, der im weißen Licht des Ladens makellos glänzt. Wir sind bereits seit geschlagenen drei Stunden hier auf der Suche nach einem Geschenk das ich Taehyung als Dank für seine Hilfe und das erstellen der Internetseite mit meinem letzten ersparten kaufen kann.
Das, was mir ins Auge gestochen ist, ist ein schlichter silbener Ring, ca. einen Zentimeter breit und er sieht sogar aus als könnte er Taehyung passen. Dummerweise weiß ich nicht, was für eine Ringgröße er besitzt und gefragt habe ich ihn auch nicht, erstens weil diese Frage ziemlich komisch wäre, zweitens weil das Geschenk eines Ringes nicht von vorne herein geplant war und drittens weil es eine Überraschung werden soll.
"Findest du einen Ring nicht etwas übertrieben? Du willst ihm ja keinen Heiratsantrag machen." Er verdreht die Augen und sieht sich weiter um ohne mir eine wirklich klare Antwort auf die Frage gegeben zu haben.
Es ist wirklich nicht leicht ein Geschenk für jemand anderen zu kaufen, es begleitet einen stets die Angst das es dem anderen, der es erhält, nicht gefallen könne. Erschwert wird das ganze durch die Tatsache, dass ich quasi gar nichts über Taehyung weiß. Ich habe keine Ahnung was er in seiner Freizeit macht, was er für Hobbys hat und was ihm vielleicht gefallen könnte. Alles was ich weiß ist, dass er in einer Bar als Barkeeper arbeitet und damit kann ich nun wirklich nicht viel anfangen.
"Du hast recht", murmle ich und gehe Jin hinterher. "Ein Ring mag wirklich übertrieben sein, aber ich möchte ihm trotzdem etwas besonderes kaufen, etwas was man sich nicht jeden Tag leisten kann."
"Du meinst also es soll Teuer sein. Glaubst du nicht er würde sich über jedes Geschenk freuen, ganz gleich wie viel es kostet?" Er zieht eine Augenbraue nach oben und sieht mich besorgt an. Bereits als er mich von der Kanzlei, die ich für heute geschlossen habe, abgeholt hat, war er nicht wirklich begeistert von meinem Vorhaben. Er weiß, wie knapp es um mein Geld steht und gepaart mit der Situation, in der ich mich befinde, bereitet das ganze ihm mehr als nur Sorgen.
"Das kann sein, aber es ist meine Entscheidung. Ich möchte nicht auf das Geld achten müssen, wenn ich etwas perfektes finde, dann kaufe ich das, ganz gleich wie viel es kostet."
Er schnalzt genervt mit der Zunge. "Du tust ja quasi so als hätte dieser Kerl dir das Leben gerettet."
Jin ist normalerweise nicht die Art Mensch, die so abschätzig über andere spricht, vor allem dann nicht wenn er sie noch nicht einmal kennt, aber Taehyung scheint ihm wirklich ein Dorn im Auge zu sein. Das er Eifersüchtig ist bezweifle ich, ich denke tatsächlich das es sich dabei um seine Sorge mir gegenüber handelt. Er denkt, ich würde leichtfertig mit meinem letzten ersparten umgehen und eigentlich hat er sogar recht, aber ich möchte nicht so denken müssen.
"Auf eine gewisse Weise hat er das auch", sage ich und drehe mich zu ihm um ihm in die Augen sehen zu können. "Es ist erst eine Woche her, seit er diese Internetseite eröffnet hat und seitdem habe ich zwei neue Klienten dazu gewonnen, zwei mit ernsthaften Fällen, bei denen ich Stolz sein kann sie zu vertreten."
Die Reichweite des Internets ist faszinierend. Ich war nie wirklich der Online Typ, kannte mich nicht damit aus und habe deswegen darauf verzichtet es für die Verbreitung meiner Dienste und Kanzlei zu nutzen, aber ich bin froh, dass Taehyung es für mich getan hat und das er ab und zu rein guckt, weil ich mich nach wie vor nicht wirklich damit auskenne. Dank ihm fängt meine Kanzlei tatsächlich an zu blühen.
Noch dazu kommt, dass Mr. Byun, der Mann mit dem Sorgerecht der Katze, den Streit beiseite gelegt hat. Er hat mich gestern angerufen und sagte, dass er mir dankbar für die Hilfe ist, aber dass er jetzt in einer neuen Beziehung steckt, mit einem Mann und das seine Ex-Frau die Katze behalten dürfte, weil er über sie hinweg sei. Keine Ahnung was in seinem Privatleben gerade passiert, aber in meinem sieht es gerade mehr als nur gut aus und ich habe das Gefühl, dass ich das alles Tae verdanke. Seit ich ihn kenne, sind mir nur gute Dinge passiert.
"Sag mal, Jungkook."
Jins Stimme reißt mich zurück in die Realität und erst als ich ihm in die Augen sehe, bemerke ich das ich dämlich vor mich hin gegrinst habe während ich an all die Ereignisse der letzten Tage und vor allem an den Gutaussehenden Barkeeper gedacht habe.
"Hm?"
Er mustert mich von oben bis unten und tritt näher an mich heran. "Kann es sein, dass du auf diesen Kerl stehst?"
Seine Stirn ist gerunzelt, eine Augenbraue hochgezogen und sein Mund leicht geöffnet. Verwirrt sehe ich mich im Laden um, doch weit und breit ist niemand außer der Verkäuferin zu sehen die uns freundlich anlächelt, also drehe ich mich wieder zu ihm.
"Wen meinst du?"
Er schüttelt ungläubig den Kopf und schlägt mir mit der flachen Hand gegen die Stirn. "Ich meine Taehyung, du Idiot."
Ich trete einen Schritt zurück und sehe ihn Fassungslos an. "Nein, du weißt genau das ich auf Frauen stehe!"
"Ach ja?", fragt er zweifelnd. "Wann hattest du das letzte mal eine Freundin?"
Diese Frage ist unfair und zwar in sofern, dass er die Antwort auf diese bereits schon weiß. Jin ist mein älterer Bruder und zur gleichen Zeit mein einziger und bester Freund, er ist der einzige den ich zum reden habe, vor allem wenn es um Gefühlsthemen geht. Er weiß, dass meine letzte Beziehung bereits Jahre her ist.
"Ich habe zurzeit zu viel mit meinem Job zu tun, das weißt du. Ich habe keine Zeit für eine Beziehung."
Er verschränkt die Arme vor der Brust und schüttelt den Kopf. "Rede dir das ruhig weiter ein."
Ohne mir die Chance zu geben etwas darauf zu erwidern geht er einfach an mir vorbei und lässt mich sprachlos stehen. Habe ich etwa so viel über Taehyung gesprochen, dass selbst mein eigener Bruder das Gefühl bekommen hat ich würde in irgendeiner Art und Weise Gefühle vor ihn hegen? Für einen Mann? Ich selber hatte nicht das Gefühl und dennoch muss es so rüber gekommen sein.
Aber warum? Ich empfinde ja gar nichts für ihn und obwohl Jin das Gegenteil denkt, läuft da auch nichts zwischen ihm und mir. Alles, was ich ihm gegenüber empfinde ist Dankbarkeit, weil er mir in einer schweren Phase meines Lebens hilft. Man kann uns beide nicht einmal Freunde nennen, vielleicht Nachbarn, aber das wäre dann doch viel zu distanziert. Wenn wir also weder Freunde sind, noch Nachbarn, als was könnte man uns dann bezeichnen?
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