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Eigentlich sollte er da sein.
Eigentlich wollte er einen Brief schreiben.
Eigentlich hatte er versprochen, sich in den letzten Jahren öfter zu melden.
Natürlich ist nichts davon eingetroffen.
Legolas, die langen, blonden Haare zu einem Zopf gebunden, wie er es in den letzten Monaten häufiger trug, lief unruhig zwischen den Bäumen des Düsterwaldes hin und her.
Bald erreichte er sein Zuhause und seufzte.
Er versuchte, sich so gut abzulenken, wie es ihm eben möglich war und durch die Wälder und Wiesen zu wandern hatte ihm immer geholfen, doch jetzt kannte er jeden Baum, jeden Stein und jedes Tier.
Es war frustrierend und vor allem einsam.
Der Elb unternahm diese täglichen Ausflüge, um sich von seinen Gedanken, seinen Gefühlen und den Stimmen in seinem Kopf abzulenken, die alle eines schrien:
Aragorn. Aragorn. Aragorn.
Alles in seinem Inneren (vor allem sein Herz) drehte sich nur noch um den dunkelhaarigen Waldläufer, welchen er seit genau drei Jahren nicht mehr gesehen hatte.
Drei Jahre war es her, dass sie Minas Thirith zurückerobert und den Krieg gegen Mordor gewonnen hatten.
Drei Jahre war es her, dass Aragorn zum König von Minas Tirith erklärt wurde und drei Jahre war es her, dass sie sich zum letzten Mal gesehen hatten.
Und es gab kaum etwas, das Legolas mehr schmerzte, als die nie vergessenen Worte seines einst so guten Freundes: 'Wir werden uns doch sicher einmal in besseren Zeiten wiedersehen, hab' ich recht?' 'Aber natürlich, Legolas, mein alter Freund. Briefe wirst du von mir erhalten und Besuche werde ich dir erstatten. So viele, dass du irgendwann müde von meiner Anwesenheit wirst.' Und Legolas hatte darauf nur gelächelt und Aragorn in den Arm genommen, bevor sie sich zum letzten Mal verabschiedeten.
Eine einsame Träne - ja, so einsam wie Legolas - kullerte seine Wange hinunter, als er sich hinlegte und einfach alles um sich herum ignorierte.
Legolas ging es, wie ihr warscheinlich schon mitbekommen habt, nicht sonderlich gut.
Er hatte sich in den letzten Jahren von allem und jedem zurückgezogen und auch Gimli oder Frodo nicht mehr gesehen.
Der Elb hatte sich eine Hütte mitten im Wald gebaut und lebte dort alleine, umgeben von Moos und Käfern.
(Gut, bedachte man die Käfer, dann war er alles andere als alleine.)
Keiner hatte seitdem nach ihm gesucht oder gefragt oder sich für ihn interessiert und Legolas war es egal, denn das einzige, für das er sich interessierte, war Aragorn.
Die Tage verstrichen, gingen so weiter wie jeder andere, doch etwas hatte sich verändert.
Er spürrte es im Flüstern des Baches und im Rascheln der Bäume.
Spürrte, wie sich die Tiere stumme Botschaften zuflüsterten und Ereignisse weitererzählten und irgendetwas ging vor sich.
So war er auch nicht wirklich überrascht, als er von langsamem Hufgetrappel geweckt wurde.
Langsam pellte er sich aus dem Bett, dachte gar nicht daran, einen Blick in den Spiegel zu werfen (die müden Augen, die ihm begegnen würden, hatte er schon zu oft gesehen), und warf sich etwas halbwegs annehmbares über, das im entferntesten an Kleidung erinnerte.
Müde wischte er sich über Augen und Haar, welches nun offen war, und verließ seine kleine Hütte.
Erst hatte er Schwierigkeiten, die Quelle des Hufegetrappels auszumachen und musste sich einige Male umsehen, bevor er zwischen den Bäumen ein schwarzes Pferd mit brauner Mähne erblickte, welches eine schlaffe Gestalt trug.
Es war ein Anblick, der Legolas nur allzu vertraut war und er ließ sein Herz etwas höher schlagen.
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