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Vergangene Liebe

»Wie hatte meine Mutter dich genannt?«

Kaiton fuhr kerzengerade hoch und starrte Val aus schreckgeweiteten Augen an. Er sah sich um und brauchte einen Moment, bis er erkannte, wo er sich befand. Mit einem tiefen Atemzug ließ er einen Teil der Anspannung von sich abfallen. Er rieb sich den Schlaf aus den Augen und sortierte seine Haare, die trotzdem weiterhin von seinem Kopf abstanden. »Was?«

»Wie hat meine Mutter dich genannt?«, wiederholte Val. Vermutlich war es nicht der klügste Schachzug gewesen, direkt nach dem Aufwachen in den Hauptraum zu platzen und Kaiton mit einem Ausruf zu wecken.

Eine tiefe Furche grub sich zwischen Kaitons Augenbrauen und sein Blick verfinsterte sich. »Hinterhältig.«

»Das meinte ich nicht.« Val trat einen Schritt näher.

Auf Kaitons Wangen legte sich leichte Röte und er wandte den Blick ab. Val hatte sich nicht vernünftig angezogen, ehe er in den Hauptraum getreten war, und trug nur eine Hose, aber weder Hemd noch Socken.

»Sie hatte gesagt, dass du sie an jemanden erinnerst«, meinte Val. »Weißt du, welchen Namen sie nannte?«

Kaiton schüttelte den Kopf. »Ich habe mich ehrlicherweise ein wenig an dem ›hinterhältig‹ aufgehalten.«

»Dann werden wir heute meine Mutter besuchen.«

»Valentine«, begrüßte seine Mutter ihn, nachdem sie ihm geöffnet hatte. Sie wohnte in den Außenbezirken der Stadt. ›Es ist ruhiger‹, hatte sie stets gesagt und Val musste ihr zustimmen. Er wäre nicht so weit ins Innere gezogen, hätte sich dort nicht seine Berufsmöglichkeit eröffnet.

»Und dein Freund ist auch dabei«, begrüßte sie Kaiton, der ihr nur höflich zunickte. »Kommt erstmal hinein und dann könnt ihr mir sagen, weshalb ihr hier seid.«

Sie ließ beide an sich vorbei in den Flur und schloss die Tür hinter ihnen.

Es war schon eine Weile vergangen, seit Val das letzte Mal hier war – mehr als ein halbes Jahr. Er nahm seinen Mantel ab und hängte ihn an den Kleiderhaken, ehe er seine Stiefel auszog, da er keine Standpauke von seiner Mutter wollte, weil er den ganzen Dreck von draußen hineinschleppte.

Kaiton nahm nur seinen Hut ab. Diese Sache hatte Val nicht bedacht, als er beschlossen hatte, dass sie hierher aufbrachen.

»Das muss dir nicht unangenehm sein«, sagte Meya an Kaiton gewandt. »Ich habe doch auch meinen Sohn nicht vertrieben, nur weil ihm ein Arm fehlt. Und seinen Freund werde ich ebenfalls nicht abweisen.«

Kaitons Blick verfinsterte sich und richtete sich funkensprühend gegen Val.

»Ich habe ihr nichts gesagt«, meinte Val schnell. »Wann hätte ich das denn machen sollen?«

»Mir muss man so etwas nicht sagen«, sprach Meya. »Und du musst dich wirklich nicht schämen. Ich habe drei Kinder großgezogen und alles gesehen, was es zu sehen gibt.«

Kaitons Kiefer spannte sich an.

»Aber, wenn du darauf bestehst«, sagte Meya, »dann gib wenigstens acht, dass du nicht den ganzen Dreck mit hineinschleppst.«

Als Antwort brummte Kaiton etwas Unverständliches. Er knöpfte tatsächlich seinen Mantel auf, unter dem er eines seiner flickenbesetzten Hemden trug, und hängte ihn an den Haken. Die Stiefel klopfte er nur ab, behielt sie aber an.

»Da das nun geklärt ist, kommt doch ganz hinein«, sagte Meya. »Ich mache euch etwas zu trinken. Du nimmst bestimmt Kaffee?«, fragte sie an Kaiton gerichtet.

Er antwortete ihr nur mit einem knappen Nicken.

»Ich habe eigentlich nur eine kleine Frage«, meinte Val. »Wir wollten nicht allzu lang bleiben.« Er folgte ihr in die Küche. Es war ein schmaler Raum. Zwischen den Schränken, dem Ofen und dem Tisch gab es kaum genug Platz, sich zu bewegen.

»Eine kleine Frage, aus der viele weitere entstehen werden«, sagte sie und deutete ihnen an, sich zu setzen. Sie wandte sich ab und holte Tassen aus einem der Schränke.

Val seufzte und kam der Weisung nach. Kaiton stand noch kurz in der Tür und musterte die Küche, ehe auch er Platz nahm.

»Du hattest gesagt, Kaiton würde dich an jemanden erinnern«, sagte Val.

Meya nickte. »An Mr. Norwood.«

»Will Norwood?«, hakte er nach. Kälte legte sich in seinen Nacken. Sie fuhr mit ihren Fingern an seinem Rücken entlang und hinterließ eine Spur aus Frost.

»William, genau«, sagte sie. Sie nahm erst zwei dampfende Tassen und stellte sie Val und Kaiton vor die Nase, ehe sie nach ihrer eigenen griff. Anstatt sich aber zu ihnen zu setzen, lehnte sie sich gegen den Küchenschrank.

»Ich habe ihn schon so lang nicht mehr gesprochen«, sagte sie. »Es muss bald dreißig Jahre her sein. Er meinte ständig, er würde noch auf jemanden hoffen.« Sie seufzte leise. »Er war ein so charmanter junger Mann. Ebenso wie dein Freund. Auch er hat immer lieber Kaffee als Tee getrunken und er hatte diesen unverwechselbaren Geruch nach Frühling. Sein Besuch war stets eine wirkliche Freude.«

Sie lächelte schwach. »Doch er hielt sich für eine Bürde und hat sich ständig entschuldigt, dass er bei mir auftaucht. Ich versicherte ihm stets, dass ich mich über ihn freue. Als ich ihn fragte, was ihn bedrückte, erzählte er es mir. Damals – ich war noch nicht auf der Welt – hat er seinen Liebhaber verraten. Sein Freund hatte den Kaiser stürzen wollen. Er hatte schon alle Informationen, die notwendig waren und als er sein Ziel fast erreicht hatte, da verließ William ihn. Er sagte mir, er sei den leichten Weg gegangen und dass er ihm hätte beistehen sollen, dass er mit ihm hätte sterben sollen. Doch stattdessen hat er ihn verraten. Mir fällt nur gerade der Name des Ärmsten nicht ein.«

»Matthew«, brachte Val hervor. »Matthew Brigham.«

»Ah, genau, das war er«, sagte Meya. »Ich habe leider nie mit ihm sprechen können. Vielleicht wusste er, dass William ständig bei mir war, sodass er sich nicht zu mir gewagt hatte.«

Val hatte schon geahnt, dass irgendetwas Matthews Pläne vereitelt hatte. Er hätte nur nie vermutet, dass es sein eigener Partner gewesen war.

Nur er wusste nicht, weshalb Will es getan hatte. In jeder Erinnerung schienen sie so vertraut miteinander. Sie verfolgten dieselben Ziele und Will hatte ihm sogar geholfen. Weshalb also der Verrat?

»Wir ... wir sollten wohl wieder aufbrechen«, meinte Val und erhob sich.

»Bevor du gehst«, sagte seine Mutter, »könntest du dir vielleicht die Blumen oben anschauen? Noch sind alle grün, aber ich traue ihnen nicht so ganz.«

Val stieß ein Seufzen aus. Am liebsten wäre er nun für sich und würde überlegen, was er mit dem, das er erfahren hatte, anfangen sollte. Aber er konnte die Bitte, nach seinen Pflanzen zu sehen, nicht abschlagen. Ohne seine Fürsorge würden sie sterben.

»In Ordnung«, sagte er.

Kaiton erhob sich ebenfalls, gab Meya ein kurzes Nicken und folgte Val.

Stille lag über ihnen, als sie die Treppe hinaufstiegen, und wartete nur darauf, dass einer der beiden sie brach.

Zuerst prüfte Val die Pflanze, die im Obergeschoss neben der Treppe stand. Seit er ausgezogen war, hatte sie schon nicht mehr geblüht, aber die Blätter strahlten in kräftigem Grün.

»Was hat das zu bedeuten?«, durchbrach Kaiton die Stille. »Warum bin ich wie Will?«

»Du bist nicht wie Will«, sagte Val schnell. »Auch wenn es ... Gemeinsamkeiten gibt. Und ich weiß nicht, was diese Zusammenhänge bedeuten.« Alles, was ihm als Erklärung einfallen würde, war entweder vage oder weit hergeholt.

Wenn er selbst Matthews Erinnerungen hatte und Kaiton Ähnlichkeiten mit Will hatte, wie sehr waren sie in die Vergangenheit eingewoben?

Sein Blick schweifte zu Kaiton, der diesen erwiderte. Kühle lag in seinen Augen, aber Val konnte nicht sagen, welchen Ursprung sie hatte. Er ahnte nur, dass diese Kälte nicht gegen ihn gerichtet war.

Er drückte die Klinke zu einem Raum hinunter und trat ein. In diesem Zimmer sammelten sich die meisten Pflanzen. Einige blühten auf in Weiß, Gelb und Violett. Andere kleideten sich in schlichtes, aber kraftvolles Grün. Nur eine kleine, die in der Ecke stand, zeigte braune und gelbe Blätter.

Val stieß ein Seufzen aus. Diese Pflanze hatte ihm von allen stets die meisten Probleme bereitet, aber er hatte sich geweigert, sie aufzugeben.

Inmitten des Grüns standen ein Bett und ein Kleiderschrank, beides beinahe von den Ranken eingenommen. Einst war dies sein Zimmer gewesen und, nachdem er ausgezogen war, hatte seine Mutter alles gelassen, wie es war. Sie kam nur hinein, um die Blumen zu gießen.

»Ich verstehe nicht, weshalb ich Matthews Erinnerungen habe«, flüsterte Val. »Vielleicht gibt es zwischen ihm und mir ähnliche Zusammenhänge wie zwischen Will und dir.«

Die Kühle in Kaitons Blick wurde nun zu Frost, der feine Eiskristalle in dem Grau seiner Iris glitzern ließ. Er wandte sich ab und Abscheu durchzuckte seine Miene. »Will war ein Verräter und ich bin ihm ähnlich.« Er schnaubte. »Als müsste ich mich nicht schon mit genug Vorwürfen auseinandersetzen.«

»Was auch immer war«, sagte Val schnell, »und was auch immer Will getan hat, ich denke nicht, dass ihr dieselben seid.« Er trat einen Schritt auf ihn zu. »Und auch, wenn wir uns noch nicht so lange kennen und du mir oft genug Gründe gegeben hast, dir nicht zu trauen, glaube ich, dass du ehrlich bist, wenn es um deine Ziele geht.«

Weiterhin lag Kälte in Kaitons Blick, doch langsam begann das Eis zu schmelzen. »Danke«, murmelte er.

Vals Mundwinkel hoben sich leicht. Er zog Kaiton in seine Arme und drückte ihn an sich.

Kaiton spannte sich kurz unter der Berührung an, ehe er die Umarmung erwiderte. Eher holperig, eher unsicher und weiterhin ungelenk. »Ich hatte am Anfang nicht geglaubt, dass du so bist«, nuschelte er in Vals Schulter.

»Ich nehme das mal als Kompliment.«

Ein leises Brummen kam von Kaiton. Er atmete tief aus und ein weiterer Teil der Anspannung verschwand aus seinem Körper.

Val legte eine Hand auf dessen Kopf und strich ihm sanft durch die Haare. Die Strähnen waren weich und ließen seine Fingerspitzen angenehm kribbeln. Er nahm einen tiefen Atemzug und mit ihm den Geruch nach Frühling auf – nach Leben, nach dem Versprechen einer besseren Zeit.

Langsam löste er sich von ihm. »Wir sollten wohl wieder nach unten gehen.« Er räusperte sich, da er die Rauheit in seiner Stimme bemerkte. Wenn er noch lang hierblieb, dann würde er sich nicht mehr so leicht von Kaiton losreißen können.

Kaiton nickte stumm. Sein Blick fiel auf die kümmerliche Pflanze in der Ecke. »Du willst sie nicht mitnehmen und wieder gesund pflegen?«

»Hier geht es ihr besser als bei mir«, sagte Val. »Fast jede Pflanze ist bei mir eingegangen, sodass ich sie zurückbringen musste. Vielleicht ist irgendetwas mit meiner Wohnung los.«

Er öffnete die Tür und hielt sie Kaiton auf. Zurück unten angekommen, steckte er seinen Kopf in die Küche. »Wir werden wieder aufbrechen.«

Seine Mutter zuckte zusammen, als hätte er sie aus ihren Gedanken geholt. »Oh, ihr seid schon wieder unten? Ich dachte, ihr würdet noch länger in deinem Zimmer bleiben, um ...« Sie sprach die Worte nicht aus, sah aber vielsagend zu Val.

»Nicht hier, wenn ich doch weiß, dass du die ganze Zeit unten stehst, um zu lauschen«, antwortete er.

Sie stieß ein schweres Seufzen aus. »Ich verstehe schon.« Sie folgte ihnen noch in den Flur, in dem sich beide wieder anzogen.

»Valentine, ich hoffe, du planst, an Weihnachten herzukommen?«, fragte Meya. »Und du bist selbstverständlich auch eingeladen«, ergänzte sie an Kaiton gerichtet.

»Natürlich werde ich herkommen«, sagte Val. »Hast du von Beth und Leia gehört?« Seine Schwestern hatten die Stadt verlassen, sobald sie alt genug geworden waren, um auszuziehen. Manchmal fragte er sich, weshalb er es ihnen nicht gleichgetan hatte.

»Sie tauchen doch immer erst einen Tag vorher auf. Mit Hund oder Mann, obwohl das ganze restliche Jahr Funkstille war.«

Ein schwaches Lächeln legte sich auf Vals Lippen. »Irgendwie erwarte ich trotzdem immer, dass sich etwas ändert.«

»Das nennt man Wahnsinn«, meinte seine Mutter. »Aber wem hat ein wenig Wahnsinn schon wirklich geschadet? Doch ich will euch zwei nicht länger aufhalten. Nachher soll es schließlich noch regnen.«

Zum Abschied schloss Val sie in ihre Arme. »Bis zum nächsten Mal.«

Erst als sie wieder auf der Straße standen, ergriff Kaiton das Wort. »Bevor wir zurückgehen, könnten wir noch bei jemandem vorbeischauen?«

Val wandte sich zu ihm um. »Klar«, sagte er. »Bei wem?«

Die Hutkrempe verdeckte den Blick auf Kaitons Augen. »Nur bei einer Bekannten, die mir vielleicht einige Informationen geben kann.«

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