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Finstere Lügen II

»Ich habe Informationen zu den Trengroves«, ergriff Kaiton das Wort, ehe es ihm jemand aus der Gruppe entreißen konnte. Sein Ton war kühl, viel kühler, als Val von ihm gewöhnt war. »Sie führen keinen Schwarzmarkt an. Der Kaiser gab ihnen die Erlaubnis.« Er holte einen der Briefe aus dem Tresor hervor und hielt ihn in die Höhe.

Eine junge Frau in seiner Nähe griff danach und sie überflog ihn. Ihre Augen weiteten sich. »Das kann doch nicht sein«, brachte sie hervor. »Wie kann er so etwas zulassen?«

»Offenbar ist er einer ihrer Kunden«, erklärte Kaiton nüchtern.

Raunen ging durch den Raum, bis die junge Frau wieder das Wort an ihn richtete. »Mehr habt Ihr dort nicht gefunden?«

Kaiton schüttelte den Kopf. »Das war alles von Bedeutung.«

Das war nicht alles von Bedeutung, aber Val hütete seine Zunge. Er hatte genau gesehen, dass Kaiton zwei Briefe an sich genommen hatte, doch nun erzählte er nur von einem? Selbst seine eigenen Leute log er an?

Er nickte der Gruppe zu und wandte sich ab. Diejenigen, die ihm im Weg standen, traten zur Seite und beäugten Val nur misstrauisch, als er ihm folgte. Von dem Hauptraum ging ein weiterer Korridor ab, dunkel getäfelt und nur vereinzelt von Lampen erhellt. Sie passierten mehrere Türen, bis sie vor einer stehen blieben und Kaiton diese öffnete.

Der Raum dahinter war düster. Unter der Erde erreichte kein natürliches Licht von außen das Zimmer.

Kaiton entzündete eine Öllampe und stellte sie auf einen Tisch in der Mitte. Die Kammer war klein, kleiner noch als Vals Wohnung. Als Küche gab es nur einen Schrank, ein Waschbecken und einen Ofen. In der anderen Ecke stand ein ungemachtes Bett und daneben eine Kommode.

Während Val noch seinen Blick durch den Raum schweifen ließ, griff Kaiton unter die Matratze und ruckte an ihr. Sie klappte nach hinten und eine Sitzfläche schob sich darunter hervor. Er stopfte die Reste des Lakens in die Ritzen und damit war aus dem Bett ein Sofa geworden.

Nach getaner Arbeit wühlte er in der Kommode herum und zog ein Fläschchen hervor. »Hier«, sagte er und hielt es Val entgegen, der es zwar annahm, aber nicht ganz wusste, was er damit anfangen sollte.

»Für deine Hand«, erklärte Kaiton. »Gelenke haben immer so ihre Tücken.«

Erst jetzt erkannte Val, dass es sich bei dem Inhalt der Phiole um Öl handelte. »Hilfst du mir?«, fragte er. »Mit nur einer Hand ist es tendenziell schwierig.«

»Natürlich.« Kaiton ließ sich auf dem Sofa nieder und deutete Val an, Selbiges zu tun.

Er folgte der Weisung und reichte ihm die Hand. Bis jetzt hatte er sie zur Faust geballt gelassen, ohne es zu bemerken, und öffnete sie erst langsam, als Kaitons Finger über die Knochen strichen. Meistens bemerkte er gar nicht, wie dumpf jede Berührung an der Hand war und dass er weder Kälte noch Wärme, keine Feuchtigkeit und auch keinen Schmerz empfand. In den letzten Monaten hatte er sich daran gewöhnt und er sah sich ohnehin nicht in der Position, sich darüber zu beschweren, wenn die Empfindungen abgestumpft waren. Schließlich war es ein kleiner Preis dafür, dass er überhaupt eine Hand besaß.

Doch nun erwischte er sich bei der Frage, wie sich wohl Kaitons Haut anfühlen würde, ob seine Hände warm oder kalt waren. Und wieder einmal bemerkte er den Geruch – nach Frühling, nach Tau. Sie waren durch die Kanalisation und durch Räume voller Leichen gekrochen und trotzdem trug er diese feine Note von Leben an sich.

Val beobachtete Kaiton dabei, wie er das Öl zwischen die Gelenke träufelte und vorsichtig einmassierte.

»Du kennst dich damit aus?«, fragte Val, hauptsächlich, um sich von seinen Gedanken abzulenken.

Kaiton gab nur ein leises Brummen von sich, aber er behielt den Blick starr auf die Knochenhand gerichtet. In unregelmäßigen Abständen glühte sein Auge auf und warf einen rötlichen Schimmer auf seine Wangen.

»Welches Gelenk ist es bei dir?«, hakte Val nach. Unter dem Mantel und den klobigen Stiefeln könnte man so einiges verborgen halten.

Kaiton stockte. Für einen Moment hielt er sogar die Luft an.

»Ich kann natürlich auch raten, wenn du es mir nicht sagen möchtest.«

Von Kaiton erhielt er keine Antwort, aber dieser hob den Blick zumindest an, um seinem zu begegnen. Sprenkel wirbelten in dem Grau, malten Leben in die eigentlich triste Farbe.

Vals Mundwinkel hoben sich. »Dein Knie ist es nicht«, sagte er. »Dafür gehst du zu gleichmäßig.«

Ein dunkler Schatten legte sich über Kaitons Augen, den selbst das rote Glühen nicht durchdringen konnte.

»Und dir fehlt auch kein Arm, wie ich bereits bemerkt habe.«

»Mein Knöchel«, brummte Kaiton. »Es ist mein Knöchel.«

Val lachte leise. »War das so schwer?«

Er erhielt nur ein Schnauben von Kaiton, der sich erneut der Knochenhand widmete. »Das sollte reichen«, meinte er und erhob sich. Er verstaute das Ölfläschchen zurück in der Schublade. »Draußen hat es sich mittlerweile bestimmt wieder beruhigt. Du kannst also aufbrechen.«

»Ich würde lieber sichergehen und noch ein wenig hierbleiben«, sagte Val.

Kaiton schnaubte erneut. »Wie du willst«, murrte er. »Ich kann dir aber keinen Tee anbieten.«

»Das überlebe ich schon.«

Der Ausdruck in Kaitons Gesicht sagte aus, dass er auf Gegenteiliges gehofft hatte.

Val betrachtete ihn noch kurz. »Warum ist es für dich so eine große Sache?«, fragte er. Er kannte niemand anderen, der seine Prothesen so gezielt geheim hielt.

»Ist es nicht«, gab Kaiton zurück. Eine deutliche Lüge, doch Val hakte nicht weiter nach. Vielleicht würde er es ihm irgendwann von sich aus verraten. Aber es gab noch eine andere Sache, die er bemerkt hatte, als sein Blick über Kaiton geschweift war. Das Einschussloch in dem Mantel.

»Und was ist mit deinem Oberkörper?«, fragte er. »Du wurdest von der Kugel getroffen, aber ... irgendwie auch nicht.«

»Sei einfach still«, zischte Kaiton, doch es lag kaum Nachdruck in seiner Stimme. Es war eine der deutlichsten Bestätigungen, die er je von ihm gehört hatte.

Die einzige Möglichkeit, wie der Schuss Kaiton nichts anhaben konnte, war, wenn ein Teil aus seinem Oberkörper fehlte. Val hakte nicht nach, obwohl weitere Fragen auf seiner Zunge brannten. Wenn er nicht doch aus der Kammer geworfen werden wollte, dann durfte er nicht zu tief in Kaitons Wunden hineingraben und sollte die persönlichen Gespräche zunächst ruhen lassen.

»Der Kaiser hat den Menschenhandel also erlaubt«, sagte Val. Kein wirklich angenehmeres Thema, aber weniger persönlich und ohnehin hatte er nie behauptet, gut Unterhaltungen führen zu können.

Kaiton presste die Lippen zusammen und nickte. Er setzte sich wieder neben Val auf die Couch. »Ich dachte, wenn ich einen Beweis für die Machenschaften der Trengroves finde und eine Audienz bei Aetherion erbitte, könnte er ihnen vielleicht das Handwerk legen. Aber so ...« Er ließ die Hände in seinen Schoß fallen.

»Die Sache ist dir wirklich wichtig?«

»Wie auch nicht?«, fragte Kaiton zurück. »Es ist Menschenhandel. Du kannst mir nicht sagen, dass es dich vollkommen kalt lässt.«

Val setzte zu einer Antwort an, schloss den Mund aber wieder, ehe er ein Wort hervorgebracht hatte. Er hatte schon lang für Anthony gearbeitet und wusste von all denjenigen, die versucht hatten, ihn abzuwerben. Größtenteils hatte ihm zwar eine bessere Belohnung gewunken, doch er hatte stets abgelehnt, wenn er erfahren hatte, dass eine Lieferung Menschen beinhaltete. Aber das war es. Er hatte nie versucht, etwas an den Zuständen zu ändern. Er hatte tatenlos mitangesehen, wie mehr und mehr Leute in der Stadt verschwanden.

»Verstehe«, meinte Kaiton nur, nachdem keine Antwort kam.

»So ist es nicht«, sagte Val schnell. »Ich lebe von klein auf an in der Stadt. Ich bin mit den Strukturen hier aufgewachsen und habe mir nie Gedanken darüber gemacht, dass ich sie vielleicht ändern könnte.«

»Das mag eine Erklärung sein«, sagte Kaiton, Härte lag in seiner Miene. »Aber man sollte doch trotzdem irgendwann dazu in der Lage sein, für sich selbst zu denken, und nicht darauf ausweichen, was einem als Kind widerfahren ist. Es bietet nur eine Grundlage, aber was man damit macht, bleibt einem selbst überlassen.«

»Bist du dir sicher, dass du es verstehst?«, fragte Val. »Du kommst von außerhalb. Dort mag es anders sein und dich wurden andere Werte gelehrt. Hier hält jeder seinen Kopf unten und hofft nur, nicht gesehen zu werden und zu überleben.«

Kaiton schwieg für einen Augenblick und er wich Vals Blick aus. »Ich lebte, bis ich fünfzehn war, hier«, sagte er. »Erst dann verließ ich die Stadt, auf der Suche nach ...« Er wog seine nächsten Worte ab. »... auf der Suche nach meiner Familie. Auf dieser Reise erfuhr ich von den Trengroves und kehrte letztlich hierher zurück.«

»Das ... wusste ich nicht«, brachte Val hervor. Kaiton hatte soeben seine gesamte Argumentation zerstört.

»Mir wäre es auch lieber, du wüsstest es nicht«, entgegnete Kaiton. »Es ist Zeit, dass du gehst. Ich komme in den nächsten Tagen wieder zu dir, sodass wir Anthonys Wohnung untersuchen können.«

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