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Der Ruf der Krähen

»Matthew?« Die blonde Gestalt schob sich an den Rand des Bettes. Wie Wellen flossen ihre Haare über ihre Schulter und an ihr hinab. »Du willst schon gehen?«

»Ich muss«, antwortete er und fuhr sich über sein Handgelenk, um das Kribbeln zu dämpfen. »Ich werde am Hof des Kaisers erwartet und er duldet keine Verspätung.«

Mit einem Seufzen erhob er sich und begann, sich anzuziehen. Er drehte sich nicht um, denn er wusste, ein Blick in die blauen Augen würde genügen, um ihn von seinen Verpflichtungen abzuhalten und weitere Verwarnungen konnte er sich nicht leisten, wenn er seine Stellung behalten wollte.

Er schlüpfte in seinen Gehrock, schwarz und von silbernen Fäden durchwoben, und brachte ein goldenes Abzeichen an seinem Kragen an - ineinander verschlungene Zahnräder. Er nahm seinen Zylinder vom Kleiderhaken und setzte ihn auf.

Arme schlossen sich von hinten um seinen Oberkörper und hielten ihn. Warmer Atem streifte seinen Nacken und eine sanfte Stimme traf sein Ohr. »Und du willst gehen, ohne dich gebührend zu verabschieden?«

Jedes Wort prickelte auf seiner Haut und ließ ihn für einen Moment sogar den Ruf des Kaisers vergessen. In einem kläglichen Versuch, sein Herz zu beruhigen, holte er tief Luft. »Versprichst du, mich dann gehen zu lassen?«, fragte er.

»Alles, was du möchtest.«

Er holte tief Luft und drehte sich um. Blaue Augen trafen seine, doch alles Licht in ihnen verschwand hinter der Mattheit der Trauer im Angesicht des nahen Abschiedes. Er hob eine Hand und legte sie auf die leicht gerötete Wange. »Will, ich hoffe, dass du weißt: Ich möchte wirklich nicht gehen, aber ich muss.«

Will wich seinem Blick aus. »Ich weiß«, hauchte er. »Manchmal habe ich nur Angst, dass du eines Tages nicht zurückkehren wirst.«

Matthew schluckte schwer. »Ich würde dich nie allein lassen; nur der Zwang würde mich von dir fernhalten können.« Er beugte sich zu ihm. »Ich liebe dich und selbst in einem ganz anderen Leben würde ich dich lieben, in einer anderen Zeit, in einem anderen Körper, bis der letzte Stern am Himmel verglüht ist. Ich würde dich selbst in vollkommener Dunkelheit oder im Wahn erkennen, wäre ich blind oder geblendet.«

Er holte tief Luft. »Ich möchte, dass du das weißt, und dich daran erinnerst, sollte ich eines Tages nicht zurückkehren.«

Seine Kehle schnürte sich zu, aber er schüttelte die Erinnerungen, die sich anbahnten, von sich. Irgendwann würde die Asche der Vergangenheit ihren Tribut fordern, aber es sollte noch nicht an diesem Tag sein.

Er ließ die Finger durch das lange blonde Haar streichen. Wie Seide rann es über seine Haut. Aus seinem Inneren löste sich ein leises Seufzen.

Er beugte sich hinunter und hauchte Will einen Kuss auf die Lippen. Sanft wanderte seine Hand in dessen Nacken und zog ihn näher an sich. Zu leicht wäre es, sich in ihm zu verlieren, in dem Geruch nach Frühling und frischem Tau auf einer nebeligen Wiese, in der Wärme seiner Haut, in dem Blau seiner Augen.

Eine leicht bittere Note legte sich auf seine Zunge, als er sich losriss. Er durfte nicht bleiben. Er durfte nicht.

»Ich kann nicht bleiben«, flüsterte er, mittlerweile eher, um sich davon zu überzeugen. Noch einmal zog er Will in eine Umarmung an sich, doch das Kribbeln in seinem Handgelenk brannte sich nur tiefer in seine Haut, sodass er sich gänzlich von seinem Engel löste.

Aetherion wartete.

Vals Kopf dröhnte, als er die Augen aufschlug, und Bitterkeit breitete sich in seinem Mund aus. Er verzog das Gesicht und richtete sich auf. Zu gern hätte er sich noch in die Wärme seiner Decke gekuschelt, aber die Geräusche aus dem Hauptraum erinnerten ihn an die Ereignisse der letzten Nacht und vor allem an seinen Gast.

Kaiton war offenbar ebenfalls erwacht. Das Schleifen von Metall auf Metall erklang. Messer, die zurück in die für sie vorgesehenen Vorrichtungen gesteckt wurden.

Ein leises Seufzen entkam Vals Lippen und er erhob sich. Die Wärme von Wills Berührung lag noch auf seiner Haut, während er sich ankleidete, so sehr er auch versuchte, sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Das Prickeln an seinem Ohr, die leise geflüsterten Worte.

Er schüttelte sich. Diese kurzen Ausschnitte aus Matthews Leben wirkten so real, realer als ihm jeder Traum je war. Aber was sollten sie ansonsten sein?

Sicherlich würde - was auch immer es war - bald wieder aufhören.

Als das Klirren aus dem Hauptraum verklungen war, öffnete er die Tür. Kaiton stand vor dem Bücherregal und betrachtete das Bäumchen, den Kopf leicht geneigt. Er trug seinen Mantel wieder und seine Haare standen ein wenig ab.

Vals Mundwinkel zuckten, ehe er sich erinnern konnte, dass Kaiton ihm einen großen Teil der Wahrheit verschwiegen, wenn nicht sogar Lügen erzählt hatte. Der Anflug des Lächelns verschwand wieder.

»Mach ihn nicht kaputt«, begrüßte er Kaiton.

Dieser wandte sich nicht zu ihm um und neigte nur den Kopf in die andere Richtung. »Hatte ich nicht vor«, antwortete er.

»So, wie du ihn ansiehst, könnte man glauben, du würdest ihn in Flammen stecken wollen.«

»Möchte ich nicht.« Erst jetzt drehte sich Kaiton um. »Es ist nur ... ungewöhnlich.«

Val zuckte mit den Schultern und ging in die Küche. Einzig ein Tresen trennte sie vom Wohnzimmer. Er öffnete einen Schrank, der einst gelb angestrichen gewesen war, aber nun blätterte die Farbe ab und hinterließ nur graubraunes Holz.

»Tee? Oder Kaffee?«, fragte er und schob all die Tassen mit Blümchenmuster zur Seite, um nach den einzigen beiden in schlichtem Schwarz zu greifen.

»Sollten wir nicht zu Anthony gehen?«, fragte Kaiton. Er trat zu ihm und stützte sich auf dem Tresen ab. Für einen Moment glühte sein Auge auf, aber er wandte sich ab, blinzelte mehrfach und es ermattete wieder zu einem satten Rot.

Das einzige Licht fiel durch das Fenster in den Raum, doch die Sonne verbarg sich hinter dichten Wolken, sodass sich die Welt nur in dumpfes Grau kleidete. Selbst in Kaitons Haaren hatte sich das Grau die Oberhand erkämpft, seine Haut war fahl und Ringe lagen unter seinen Augen.

»Es wird ihn schon nicht umbringen, wenn er noch ein wenig länger auf uns warten muss«, sagte Val. Er entzündete eine Öllampe auf dem Tresen, um Kaiton ein wenig Farbe einzuhauchen. Ein goldener Schimmer legte sich auf seine Wangen, golden glänzte nun das Grau in seinen Haaren.

Doch ein Schatten lag über seinen Augen, den auch das Licht nicht durchbrechen konnte. Sein Kiefer mahlte, aber erst einige Sekunden später sprach er: »Die Kiste gestern hat Wärme ausgestrahlt. Ich denke, dort waren Leichenteile enthalten. Frische Leichenteile.«

Val seufzte leise. Es war lange her, seit er diese Unterhaltung das letzte Mal geführt hatte. »Waren es nicht.«

Kaiton hob nur eine Augenbraue, sodass Val weiter ausholte: »Anthony handelt mit Prothesen. Je nachdem, aus welchem Material sie sind und welche Funktionsweise sie haben, ähneln sie Körperteilen.«

Er hob seine knöcherne Hand und streckte sie nach Kaiton aus, aber ehe er ihn berühren konnte, wich dieser zurück. Val rollte nur mit den Augen. »Meine Hand ist nicht so kalt wie die eines Toten, obwohl sie eigentlich nur aus Knochen besteht. Zwar auch nicht so warm, als wäre sie ganz lebendig, aber ... Schau.«

Kaiton hob seine Augenbraue nur höher, aber er richtete den Blick auf die Knochenhand. Das rote Auge glühte auf und ermattete kurz darauf wieder. »Hm«, machte er nur, ließ Val jedoch nicht an seinen Gedanken teilhaben und auch in der Dunkelheit in dessen Blick fand er keine Regung.

»Ich würde keine Leichenteile schmuggeln«, meinte Val.

Kaiton trat wieder an den Tresen heran und stützte sich auf, sein Kinn in eine Hand gelegt. Er neigte den Kopf. »Vielleicht hat er dir einfach nichts erzählt. Es wird Gründe geben, weshalb er nicht wollte, dass wir in die Kiste schauen.«

Val atmete geräuschvoll aus. »Weil Prothesen wertvoll sind und er nicht wollte, dass ein ›Neuling‹ von dem Rausch des Goldes überwältigt wird und ich ihn dann im Zweifel töten müsste.«

Von Kaiton kam keine Antwort und er ging auch nicht auf die subtile Anschuldigung, dass er gar kein Neuling war, ein. Sein Blick lag nur stumm auf Val und er schien etwas zu überlegen.

»Du hast deine Täuschung nicht besonders lang aufrecht gehalten.« Val wandte sich von ihm ab und öffnete eine Schublade, aus der er ein kleines Sieb holte. Er füllte es mit getrockneten Blättern und Früchten, die nach Heidelbeeren dufteten, und legte es in eine der Tassen.

»Es hat keinen Sinn, noch eine Maske zu tragen, wenn doch durch sie hindurchgesehen wurde«, sagte Kaiton. »Dann kann ich sie auch ablegen.«

»Oder du hast sie nur gewechselt.«

Kaiton schnalzte abschätzig mit der Zunge, aber er antwortete nicht.

Leise Violinenmusik klang durch die Wände. Schwere Noten reihten sich aneinander und trugen eine triste Melodie.

»Mein Nachbar«, erklärte Val und seufzte. Es war Zeit, Kaiton von der Leine zu lassen. Ansonsten würde er sich irgendwann losreißen und nicht mehr wiederkommen. »So oder so«, sagte er. »Du hast meine Frage nicht beantwortet: Kaffee oder Tee?«

»Kaffee«, meinte Kaiton.

Als Val und Kaiton die Wohnung verließen, war es bereits nachmittags. Am Himmel vermischte sich die dichte Wolkendecke mit dem finsteren Rauch, der hinter der Stadt aufstieg. Kein einziger Sonnenstrahl bahnte sich durch den schleierhaften Nebel. Noch fiel kein Regen, aber der Geruch nach Feuchtigkeit lag in der Luft.

Wenige Menschen bewegten sich auf den Straßen und diese hasteten nur ihren Weg entlang, ohne einen Blick nach links oder rechts zu werfen. Jeder wollte vor dem Regen seine Geschäfte abgewickelt haben und wieder im Trockenen sein. Hüte lagen tief in den Gesichtern, Augen waren gen Boden gerichtet.

Val sah zu Kaiton. Dieser trug den Blick erhoben und ließ ihn durch die Gassen und Straßen schweifen. Trotzdem schien er in seiner eigenen Welt zu sein und die Musterung gar nicht zu bemerken.

Sie bogen in einen schmalen Weg ab und blieben vor dem Hintereingang zu dem Haus, in dem auch Anthonys Wohnung lag, stehen. Val steckte seine Finger in ein Rädchen und drehte es. Ein anderes drückte er in Richtung der Tür und ein drittes bewegte er wieder im Kreis, doch diesmal in die andere Richtung. Letztlich schob er einen Riegel zur Seite und deutete Kaiton an, einzutreten.

»Wie bist du gestern eigentlich hineingekommen?«, fragte er.

Kaiton antwortete nur mit einem vagen Schulterzucken. Was hatte Val auch anderes erwartet?

Er tastete nach dem Lichtschalter und legte ihn um. Zunächst erklang ein Summen. Die Lampen flackerten, ehe sie gänzlich erstrahlten und den Flur in ein weißes Licht tauchten.

Über eine hölzerne Treppe, die bedrohlich unter jedem Schritt knarzte, gelangten sie in das Dachgeschoss und vor Anthonys Wohnung.

Val hob eine Hand und klopfte an die Tür. Sie war dunkel gestrichen, aber von dem unteren Rand blätterte sich die Farbe schon ab und enthüllte schwarze Punkte in dem Holz. »Anthony?«, rief er. »Wir sind es. Ich denke, du bist uns eine Erklärung schuldig.«

Aus dem Inneren kam keine Antwort. Nicht einmal Schritte oder das Knarren der Dielen. »Anthony?« Nicht das Surren und Knacken der Elektrizität oder das Schleifen von Metall auf Metall, das stets mit dem Mechaniker einher ging. »Anthony!«

Kaiton schob ihn zur Seite. Sein Auge glühte rot auf und zuckte hin und her, untersuchte die Wohnung. Wortlos holte er einen Dietrich hervor und fädelte ihn in das Schloss. Nach einigen Sekunden erklang ein Klicken und die Tür schwang auf.

Krähen krächzten auf. Schwarze Federn wirbelten durch den Raum und die Vögel flohen durch das eingeschlagene Fenster. Süßlich-beißender Geruch strömte Val entgegen. Ein leises unregelmäßiges Tropfen hallte laut in seinen Ohren wider.

Erstarrt blickte er auf die Szenerie vor sich. Galle brannte in seiner Kehle.

Von der Decke hing ein Körper. Ein Arm des erloschenen Kronleuchters durchbohrte seinen Hals. Dunkle Höhlen, wo einst Augen gelegen hatten, sahen auf die Ankömmlinge hinab. Die Brust - aufgebrochen. Innereien wickelten sich um die Rippenbögen und verteilten sich auf dem Boden.

»Anthony ...« Val bemerkte kaum, wie das heiser gesprochene Wort seine Lippen verließ.

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