Kartenstudium zum Totenreich

Sie stachen in See und David entdeckte Tia Dalma, die an der Reling des Schiffes stand und auf das Wasser herab sah. Elizabeth und er gingen auf sie zu und blieben neben ihr stehen, als Elizabeth schließlich die Stille unterbrach.

,,Sao Feng kann sich nirgends mehr verkriechen. Denkt Ihr, er achtet den hohen Rat?", wollte sie wissen und Tia Dalma seufzte.

,,Ich kann es nicht sagen. Das Böse beherrscht diese Gewässer. Ein Dämon, der selbst die blutrünstigsten Piraten um Gnade winseln lässt."

,,Dann können wir wohl nur hoffen, dass sich alles zum Guten wendet.", sagte David und legte einen Arm um Elizabeth, die sich daraufhin an ihn lehnte.

David wusste, wie grauenvoll Davy Jones war, aber er wusste auch, dass sein Bruder Lord Beckett vor nichts und niemandem zurückschrecken würde, um seine Ziele zu erreichen. Und das Ziel seines Bruders war ohne Zweifel das Ende der Piraterie ihr aller Ende!

Mila ging unterdessen zu Kate, die am Heck stand und gedankenverloren auf das Wasser starrte. Die Braunhaarige stellte sich neben ihre beste Freundin und legte ihr eine Hand auf den rechten Arm.

,,Hey,ist alles in Ordnung?"

,,Das war vorhin ziemlich knapp. Wir hätten alle sterben können. Und wer weiß, was uns noch bevorsteht, bis wir unser Ziel erreicht haben.", setzte Kate an, ehe Verzweiflung ihren Blick heimsuchte. ,,Falls wir es erreichen!"

,,Wir werden ihn finden, Kate.", erwiderte Mila und warf ihrer besten Freundin einen zuversichtlichen Blick zu. ,,Und wir werden Jack zurückholen."

,,Ich hoffe, du hast Recht, Mila! Es ist nur...ich will keinen von euch verlieren, nur um ihn zurückzubekommen. Eher würde ich sterben."

,,Jeder von uns ist aus freien Stücken mit auf dieser Reise. Und ich werde nicht aufgeben, bis wir Jack gerettet haben.", versicherte Mila ihr und nun sah Kate sie leicht amüsiert an, was Mila irritierte. "Was ist?"

,,Nichts!", gab Kate zurück, grinste jedoch ein wenig. ,,Es ist nur kaum zu glauben, dass ausgerechnet du das sagst. Immerhin kannst du Jack nicht leiden."

Mila musste nun ebenfalls leicht grinsen, doch dann zuckte sie mit den Schultern und tätschelte Kate die Schulter.

,,Es ist nicht wichtig, was ich von ihm halte. Jack ist dir wichtig und deshalb werde ich dir zur Seite stehen. Bis zum Schluss!"

Kate sah Mila dankbar an und wusste nicht, was sie sagen sollte. Deshalb erwiderte sie nichts, sondern umarmte Mila und zog ihre beste Freundin eng an sich. Mila ließ es geschehen und erwiderte die Umarmung. Kate war unglaublich froh, dass Mila an ihrer Seite war und ihr Versprechen, hab der Piratin neue Hoffnung. Hoffnung, dass sie Jack wirklich retten konnten.

***

Nachdem sie in See gestochen waren und inzwischen schon mehrere Tage vergangen waren, war eine eisige Kälte über sie alle herein gebrochen. Das chinesische Schiff durchquerte eine Eislandschaft und jeder an Bord versuchte, sich irgendwie zu wärmen. David und Elizabeth saßen bei Kate, während Mila in Will s Nähe blieb, der versuchte, die Seekarten zu studieren.

,,Wir hätten uns wärmer anziehen sollen.", brachte David zitternd hervor und musterte abfällig die Schneeflocken, die vom Himmel auf sie herab fielen.

,,Singapur war immerhin wärmer.", gab Kate zurück und David nickte.

,,Aber dafür abscheulicher!"

Mila schmunzelte über ihre Freunde und sah, dass selbst der Affe Jack am ganzen Körper zitterte. Pintel und Ragetti saßen in der Ecke und auch an ihnen war die Kälte nicht vorbeigegangen, denn sie zitterten ebenfalls und an ihren Bärten hatten sich bereits Eiskristalle gebildet.

,,Niemand hat diese furchtbare Kälte erwähnt.", stotterte Pintel.

,,Es wird sich bestimmt für uns lohnen, dass wir so leiden.", erwiderte Ragetti, während Pintel einen verachtenden Blick Richtung Tia Dalma warf.

,,Warum bringt dieses Weibsbild Jack nicht auf den gleichen Weg zurück, wie sie es mit Barbossa getan hat?"

,,Weil Barbossa einfach nur tot war.", brachte Tia Dalma hervor und sah die beiden Piraten mit einem Todesblick an. ,,Und Jack Sparrow wurde...mit Leib und Seele an einen Ort gebracht, an dem nicht der Tod...sondern Bestrafung wartet. Der schlimmste Fluch, der nach dem Leben auf einen Menschen wartet. Denn er währt ewig. Jetzt wisst ihr, was euch auf den Grund des Meeres erwartet."

,,Schaurig!", murmelte David, der das Gespräch mit angehört hatte und Kate stieß ihn in die Seite. ,,Hey!"

,,Das ist nicht witzig, David! Jack ist an diesem Ort gefangen und um ihn zu retten, müssen wir ebenfalls dorthin. Das wird kein Spaziergang."

Mila sagte nichts, aber sie wusste, dass Kate Recht hatte. Es würde nicht einfach werden, Jack aus dem Reich von Davy Jones zu retten und würde er Kate nicht so viel bedeuten, hätte sie sich auch niemals auf diese Reise eingelassen. Es hatte sie ohnehin gewundert, dass Will für die Rettung von Jack gestimmt hatte, dabei konnte er ihn doch genauso wenig leiden, wie sie. Ihr Blick fiel wieder auf ihren Verlobten, der neben Tai Huang saß und nun begann, sämtliche Scheiben der Seekarte zu drehen.

,,Man kann alles bewegen. Sie kann unmöglich so genau sein, wie moderne Karten.", meinte Will.

,,Nein!", sagte Tai Huang und deutete auf die Karte. ,,Aber sie führt Euch zu mehr Orten."

Mila stand auf und ging auf die beiden zu, um ebenfalls einen Blick auf die mysteriöse Karte zu werfen. Unzählige geheimnisvolle Symbole waren auf ihr abgebildet und wenn man die Scheiben drehte, dann entstanden zum Teil Hinweise in Form von Schriften und sollten ihrem Leser ganz offenbar den Weg weisen.

,,Was bedeutet das alles?", fragte Mila an Will gewandt, doch der schüttelte kaum merklich den Kopf.

,,Ich weiß es nicht!", setzte er an, ehe er einen Kreis wieder drehte und ein Schriftzug sich vervollständigte. ,,Über den Rand...immer wieder."

Will drehte einen weiteres Kreis und ein weiterer Satz wurde lesbar, der Mila jedoch ein komisches Gefühl bereitete, als Will ihn vorlas.

,,Die Sonne versinkt...ein grüner Schein."

,,Was soll das heißen?", wollte Mila wissen.

,,Ich kenne jemanden, der es bestimmt weiß.", antwortete Will, als sein Blick Richtung Barbossa schweifte und er schließlich aufstand, um dem Captain die Karte zu geben.

Barbossa warf einen Blick auf die Karten und als er sie wieder sinken ließ, sahen ihn Will und Mila erwartungsvoll an, als auch Kate und David zu ihnen stießen.

,,Würdet Ihr das übersetzen, Captain Barbossa?", bat Will den Captain und dieser brachte ihm einen geheimnisvollen Blick entgegen, ehe er schließlich die Karte zusammenrollte und sich an Mr. Gibbs wandte, der an der Reling stand.

,,Habt Ihr ihn schon einmal gesehen, den Grünen Schein, Master Gibbs?"

,,Er ist mir das ein ums andere Mal begegnet.", setzte Mr. Gibbs an und David sah vielsagend zu Kate.

,,Master Gibbs erzählt wieder eine Geschichte."

,,Es kommt nicht so häufig vor. Beim letzten Sonnenstrahl wird der Himmel von einem Grünen Schein erleuchtet. Einige sehen dies in ihrem ganzen Leben nicht, andere behaupten, gesehen zu haben, was nicht war.", fuhr Mr. Gibbs fort und Kate schauderte bei der Vorstellung.

,,Klingt irgendwie unheimlich!"

,,Warum erscheint ein grüner Schein am Horizont?", wollte Mila wissen, doch statt Gibbs, lieferte Pintel ihr die Antwort.

,,Das bedeutet, dass eine Seele wieder zurück auf die Welt kehrt! Aus dem Reich der Toten!"

Mr. Gibbs warf Pintel einen beleidigten Blick zu, woraufhin dieser schluckte und eine Entschuldigung stammelte. Barbossa jedoch kümmerte das Gezanke unter den Matrosen nicht, sondern wandte sich an Will und die Freunde, während er ihnen einen vielsagenden Blick zuwarf.

,,Glaubt mir, junger Master Turner", setzte Barbossa an und gab Will die Karte zurück, der sie entgegen nahm. ,,das Reich der Toten zu finden, ist nicht das Problem."

,,Und was dann?",wollte Kate wissen, woraufhin ihr Vater ein geheimnisvolles Leuchten in den Augen bekam."

,,Sondern es zu verlassen!"

***

Es war bereits Nacht geworden und das Schiff hatte die Eislandschaft und damit auch die Kälte endlich hinter sich gelassen. Nun war der Himmel dunkel, aber auch klar und die Sterne funkelten am Himmel. Mila sah nach oben und senkte den Kopf, als eine vertraute Stimme hinter ihr ertönte.

,,Mila, alles in Ordnung?"

Will kam zu ihr an die Reling und musterte sie leicht besorgt. Mila jedoch sah nun auf das offene Meer, konnte aber die Trauer auf ihrem Gesicht nicht verbergen.

,,Weißt du, Will, die ganze Zeit wünsche ich mir nichts sehnlicher, als dass wir beide endlich heiraten können und irgendwo ein Leben beginnen, wo wir glücklich sein können. Aber jedes Mal, wenn ich denke, wir könnten glücklich sein, taucht ein neues Problem auf oder wir müssen ein gefährliches Abenteuer bestreiten.", brachte sie niedergeschlagen hervor.

Will sah sie an und nach kurzer Überlegung, zog er sie in seine Arme und sie vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter.

,,Eines Tages werden wir dieses Leben haben. Ich verspreche es dir!"

Mila zog sich aus der Umarmung zurück und wollte etwas sagen, als Will sich hinunter beugte und sie küsste. Mila erwiderte den Kuss und verschränkte ihre Arme in Wills Nacken. Nichts wünschte sie sich sehnlicher, als endlich ein gemeinsames Leben mit ihm zu führen. Viel zu schnell war ihr Kuss beendet und Will legte seine Stirn an die von Mila.

,,Ganz egal, was auch passiert...ich liebe dich. Und das wird sich niemals ändern."

,,Ich liebe dich auch!", erwiderte Mila und Will lächelte daraufhin leicht.

Dann entzog sich Mila der Umarmung von Will und ging zu Mr. Gibbs und Marty, die in einer Ecke saßen und über etwas redeten. Will sah seiner Verlobten noch nach, als plötzlich Kate neben ihm auftauchte und ihm einen ausdruckslosen Blick entgegen brachte.

,,Kate! Was ist los?", wollte Will wissen, doch Kate verschränkte die Arme vor der Brust.

,,Ich habe gehört, was du mit Sao Feng besprochen hast."

Will sah sie für einige Sekunden schockiert an, doch dann seufzte er und wandte seinen Blick von Kate ab.

,,Ich weiß, was du jetzt denkst, Kate."

,,Ach, wirklich? Das glaube ich kaum! Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, was dein Grund ist, weshalb du Jack retten willst. Aber jetzt weiß ich, dass du nur die Pearl willst.", entgegnete sie scharf und Will sah sie vielsagend an.

,,Ich habe meinem Vater versprochen, ihn zu befreien. Und ich halte meine Versprechen. Aber um ihn retten zu können, brauche ich die Black Pearl. Und mal ehrlich, Kate,glaubst du wirklich, Jack würde für jemanden von uns ans Ende der Welt reisen und das Reich von Davy Jones betreten?"

Der Braunhaarige sah die Piratin eindringlich an und darauf wusste Kate keine Antwort. Würde Jack es tun? Würde er ins Reich der Toten segeln, um jemanden von ihnen zu retten? Sie war sich nicht sicher, denn Jack konnte immerhin ziemlich egoistisch sein. Aber er hatte auch seine guten Seiten und Kate wollte daran glauben, dass er im Grunde ein ehrenhafter Mensch war. Aber ihr Schweigen bestätigte die Erwartung von Will.

,,Hab ich es mir doch gedacht!"

,,Trotzdem hättest du es uns sagen müssen, Will. Und vor allem Mila musst du sagen, was du vorhast. Denn wir wissen beide, was erforderlich ist, damit du deinen Vater befreien kannst.", erwiderte Kate und nun war sie es, die Will vielsagend ansah.

Er sah zu Mila rüber und ein Blick von Schuldgefühlen erfüllt, zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Ja, es würde nicht ausreichen, Davy Jones zu finden. Man müsste ihn auch töten und dies hatte einen hohen Preis. Will wandte sich wieder an Kate und sah sie bittend an.

,,Bitte sag ihr nichts, Kate."

,,Sie ist meine beste Freundin, Will. Sie hat die Wahrheit verdient."

,,Ich weiß! Aber ich möchte es ihr selber sagen.", sagte er und Kate nickte.

,,In Ordnung!"

Kate war einverstanden und hoffte, dass Will es Mila auch wirklich sagen würde. Sie wollte nicht, dass ihre beste Freundin aus zweiter Hand davon erfuhr, aber Mila musste auch wissen, dass Will seinen Vater befreien wollte. Immerhin könnte er deswegen sein Leben aufs Spiel setzen und das konnte unmöglich in Milas Sinne sein. Und als Will ging, blieb Kate zurück und sie wusste, dass er nicht beides haben konnte. Er würde sich entscheiden müssenMila oder sein Vater!