Was ist aus meinem Schiff geworden?

Es war Tag in Port Royal, als Lord Beckett gedankenverloren an seinem Schreibtisch saß und vor sich hin starrte. Seine Geduld wurde langsam gehörig auf die Probe gestellt und er hasste es, zu warten. Da betrat seine rechte Hand, Mr. Mercer, den Raum und ging auf Lord Beckett zu, der ihn erwartungsvoll ansah, als Mercer ihm auch schon Bericht erstattete.

,,Das Letzte unserer Schiffe ist zurückgekehrt."

,,Irgendwas Neues von der Truhe?", wollte Beckett wissen, doch Mercer schüttelte den Kopf.

,,Nichts!"

,,Und was ist mit meinem Bruder?", halte Beckett nach.

,,Gerüchten zufolge, war er an Bord der Flying Dutchman, aber zuletzt befand er sich wohl in der Gesellschaft von Jack Sparrow."

,,Also, keine konkreten Hinweise.", schlussfolgerte der Lord und Mercer schüttelte kaum merklich den Kopf.

,,Nein! Aber eines der Schiffe hat einen Mann aus dem Meer gefischt.", entgegnete Mercer und zog eine Mappe mit Dokumenten aus seiner Jackentasche, welche er Beckett vorlegte. ,,Er hatte dies bei sich."

Beckett nahm die Mappe und öffnete sie. In ihr befanden sich jene Kaperbriefe, die ihm einst von Mila und Elizabeth Swann abgenommen worden waren. Und in der Spalte des Namens prangte ein ihm nicht unbekannter Name.

,,Ich war so frei meinen Namen einzutragen.", ertönte die Stimme von James Norrington und Lord Beckett sah auf.

Der ehemalige Commodore wurde von einem Soldaten bewacht, als Lord Beckett ihm schließlich andeutete, näher zu treten. Der Soldat ließ von James ab und verschwand, während James nun auf Lord Beckett zuging, der die Kaperbriefe auf den Tisch legte.

,,Wenn Ihr beabsichtigt dies einzufordern, verlange ich etwas dafür. Habt Ihr den Kompass?", fragte Lord Beckett herrisch, aber James schüttelte den Kopf.

,,Besser!"

Er griff in seine Jackentasche und zog einen Stoffbeutel hervor, den er präsent auf den Schreibtisch vor Lord Beckett legte. Als der Lord einen genaueren Blick darauf warf, konnte er erkennen, dass sich der Beutel hob und senkte und ein Lächeln des Triumphes schlich ihm über das Gesicht, als James Norrington den Inhalt identifizierte.

,,Das Herz von Davy Jones!"

                             ***

Bedrückendes Schweigen und tiefe Trauer umgab die Insassen des Beibootes, als sie durch die dichten Tümpel triebendirekt auf die Hütte von Tia Dalma zu. An den Ufern und im Wasser standen unzählige Menschen und jeder von ihnen, hielt eine einzelne brennende Kerze in den Händen. Auch hier hatte die Nachricht von Jack Sparrows Tod Trauer verbreitet und die Freunde konnten immer noch nicht wirklich begreifen, was am heutigen Tag geschehen war.

Sie erreichten schließlich die Hütte von Tia Dalma und betraten sie wortlos, ehe sie im Raum Platz nahmen und weiterhin schwiegen. Will saß gedankenverloren am Tisch und ließ immer wieder sein Messer auf die Fläche fallen, wodurch der Tisch bereits durch unzählige Kerben gezeichnet war. David saß bei Mr. Gibbs und sah zu Elizabeth, die trauernd und gedankenverloren vor sich hin starrte, während Mila bei Kate saß und ihrer Freundin tröstend einen Arm um die Schultern gelegt hatte. Jedem hier war die Trauer anzusehen und sie alle standen noch unter Schock wegen der Katastrophe, in welcher der Tag geendet war.
Tia Dalma ging durch den Raum und verteilte Tee, als sie vor Kate stehen blieb und sie mitfühlend ansah.

,,Das Schicksal ist grausam und manchmal nimmt es uns diejenigen, die wir am meisten lieben."

Kate wusste, was Tia Dalma damit sagen wollte und nickte kaum merklich, als sich die Voodoo-Priesterin auch schon abwandte und Elizabeth einen Krug reichte.

,,Gegen die Kälte...und den Kummer."

Elizabeth nahm ihn entgegen und weitere Tränen liefen ihr über die Wangen. Tia Dalma ging nun direkt auf Will zu, der immer noch gedankenverloren sein Messer in die Tischplatte fallen ließ.

,,Es ist ein Jammer. Ich weiß, dass du denkst, du hättest mit der Pearl...den Teufel hättest fangen und die Seele deines Vaters befreien können."

,,Das ist nicht mehr wichtig.", erwiderte Will tonlos. ,,Die Pearl ist Geschichte- genau, wie ihr Captain."

,,Aye! Und schon kommt einem die Welt ein bisschen dunkler vor.", meldete sich Gibbs zu Wort, der bis eben auf die Sümpfe gestarrt hatte. ,,Bis zum Schluss hat er uns zum Narr gehalten. Aber ich denke am Ende...hat seine ehrliche Seite gesiegt!"

,,Wohl wahr!", stimmte David zu, als Gibbs seinen Krug erhob.

,,Auf Jack Sparrow!"

,,Nie gab es so einen Captain, wie Jack!", brachte Ragetti traurig hervor und Pintel nickte zustimmend.

,,Er war ein Gentleman unter den Piraten!"

,,Er war ein Held!", fügte Mila hinzu, woraufhin Kate ihr ein dankbares Lächeln schenkte.

,,Er war ein guter Mensch!", sagte Elizabeth, als sie schließlich alle einen Schluck aus ihren Krügen nahmen.

Alle tranken schweigsam, während sie trauernd vor sich hin starrten. Kate konnte die Tränen nicht zurückhalten und sie bemühte sich erst gar nicht, es zu versuchen. Der Verlust von Jack hatte ein tiefes Loch in ihr Herz gerissen und sie wusste nicht, wie sie weitermachen sollte. Sie würde ihn nie wiedersehennie wieder seine verrückte Art und Weise erleben können und keine Abenteuer mehr mit ihm bestreiten. Das alles war fort...Jack war fort-für immer!

Mila sah hilflos neben sich zu Kate und sie wünschte sich nichts sehnlicher, als ihre beste Freundin aufmuntern zu können. Aber es gab nichts, was sie ihr sagen könnte uns was die Trauer von Kate lindern würde. Jack war tot und egal, wie egoistisch und durchgeknallt der Pirat auch gewesen sein mochteKate hatte ihn geliebt! Und Mila konnte sich nicht einmal ansatzweise vorstellen, wie schmerzhaft das für Kate sein musste.

,,Ich wünschte, wir könnten etwas tun, Kate.", sagte Mila leise und Kate sah sie niedergeschlagen an.

,,Ich weiß das zu schätzen, Mila...aber es gibt nichts, was mir helfen könnte."

David sah zu seiner besten Freundin und hatte den gleichen Wunsch wie Mila: dafür sorgen, dass es Kate besser ging! Nur war das nicht so leicht, denn wie sollte es Kate besser gehen, wenn Jack tot war? David erhob sich und sah Kate traurig an.

,,Wenn es einen Weg gäbe, ihn irgendwie wieder zurückzuholen...Kate!"

Alle hoben den Kopf und sahen David an, als Tia Dalma auf einmal vor ihn trat und ihn entschlossenja, schon beinahe herausfordernd ansah.

,,Würdest du es tun?"

Sie sah David ernst an, ehe sie sich an alle Anwesenden im Raum wandte und sie mit ihrem dunklen geheimnisvollen Augen ansah, die ein mystisches Leuchten bekamen. ,,Was würde jeder von euch dafür tun, hm? Würdet ihr ans Ende der Welt segeln und darüber hinaus, um den einmaligen Jack zurückzuholen und seine kostbare Black Pearl?"

Spannung breitete sich im Raum aus, als Mr. Gibbs und die anderen Verbliebenden der Crew sich erhoben und entschlossen auf Tia Dalma sahen.

,,Aye!", brachte Gibbs hervor und die anderen Matrosen schlossen sich ihm an.

,,Aye!"

,,Aye!"

,,Aye, Aye!", krächzte der Papagei von Cotton, als Tia Dalma auf die Freunde sah.

Mila und Kate erhoben sich fast gleichzeitig mit Will und warfen nun ebenfalls entschlossene Blicke auf die Voodoo-Priesterin.

,,Ja!", sagte Mila und Kate war entschlossener als jeder Einzelne.

,,Sofort!"

,,Aye!", hauchte Will und alle sahen nun zu Elizabeth und David.

,,Ja!", stimmte Elizabeth zu und David nickte.

,,Aye!"

,,Na, gut!", setzte Tia Dalma an, ehe sie ehrfürchtig in die Runde schaute und dann wieder ernst wurde. ,,Aber wenn ihr dem Irrsinn trotzen wollt...und den grausigen Untiefen, am Ende der Welt...dannbraucht ihr einen Captain, der sich in den Gewässern auskennt!"

,,Und wen?", fragte David, als Tia Dalma sich abwandte und zu der Wendetreppe ihrer Hütte sah.

Alle Anwesenden traten neben sie und starrten gebannt auf die Treppe, wo nun Schritte zu hören waren. Dann erblickten die Freunde ein Paar schwarzer Stiefel und sie alle sahen auf, als sie urplötzlich erstarrten und entgeistert auf einen Piraten starrten, der ihnen nur allzu bekannt vorkam.

,,Dann sagt mir", hauchte Captain Barbossa und schaute abenteuerlustig grinsend in die Runde, während der Affe Jack auf seiner Schulter saß und freudig kreischte. ,,was ist aus meinem Schiff geworden?"