Von Überzeugungskraft und Zweifeln
Von Überzeugungskraft und Zweifeln
Mila stand an der Reling und starrte auf das offene Meer hinaus. Es war mittlerweile Tag geworden und seit Stunden segelten sie nun in die Richtung, in die sie der Kompass von Jack führte. Doch Mila konnte nur an Will und David denken, die so unendlich weit entfernt zu sein schienen, als lägen Welten zwischen ihnen.
,,Mila, ist alles in Ordnung?"
Die Stimme von Kate holte sie in die Wirklichkeit zurück und Mila zuckte leicht zusammen, ehe sie den Blick vom Meer abwandte und sich dann mit dem Rücken gegen die Reling der Pearl lehnte.
,,Ja, mir geht's gut. Es ist nur...ich muss die ganze Zeit an Will und David denken. Ich meine, ich habe die Dutchman noch nie mit eigenen Augen gesehen, aber sie muss ein grauenvoller Ort sein. Und nach allem, was ich von Davy Jones jetzt gehört habe, ist er ein grausames Monster."
Kate senkte leicht den Kopf und die Schuldgefühle holten sie wieder ein. Mila hatte ja keine Ahnung, wie Recht sie damit hatte. Davy Jones war wahrhaftig ein Monster und Kate bekam immer noch Gänsehaut, wenn sie an ihn dachte.
,,Es tut mir leid, Mila. Wenn ich es nur verhindert hätte...", setzte Kate an, doch Mila warf ihr einen mitfühlenden Blick zu.
,,Was hättest du denn tun können, Kate? Gegen Davy Jones kommt wohl kaum jemand an. Sonst würden nicht alle nach der Truhe mit seinem schlagenden Herzen suchen."
Da war etwas dran, doch Kate fühlte sich unglaublich schlecht. Sie hatte Mila ja immer noch nicht gebeichtet, dass Jack in Wirklichkeit dafür verantwortlich war, dass Will und David auf der Dutchman gefangen waren. Ihre Schuldgefühle erdrückten Kate fast und sie konnte Mila kaum in die Augen sehen.
,,Sag mal, Kate...warum ist Jones eigentlich hinter Jack her?", riss Mila sie aus der Starre und deutete kaum merklich auf Jack. ,,Ich meine, hat er ihm etwas gestohlen oder schuldet er ihm auch etwas?"
Kurz zögerte Kate, doch dann beschloss sie, wenigstens in diesem Punkt ehrlich zu Mila zu sein. Sie hatte die Wahrheit verdient.
,,Es ist eher das Zweite. Jack schuldet Jones wirklich etwas."
,,Und was?", hakte Mila nach.
,,Seine Seele!"
Ungläubig starrte Mila ihre beste Freundin an, denn sie konnte kaum glauben, was Kate gerade gesagt hatte.
,,Seine Seele? Ernsthaft?"
,,Ja! Davy Jones...er hat die Black Pearl wohl für Jack aus der Tiefe geholt und ihm erlaubt, 13 Jahre ihr Captain zu sein. Doch nun, da die Frist abgelaufen ist..."
,,Soll Jack seinen Teil erfüllen und sich ihm ausliefern.", schlussfolgerte Mila und Kate nickte.
,,So ist es!"
,,Deswegen ist Jack hinter der Truhe her. Er will sich somit freikaufen.", sagte Mila.
,,Ja! Die Truhe erspart Jack ein Leben als Jones' Sklave. Und wenn er das Herz hat, kann er Davy Jones Befehle erteilen."
,,Tja, dann hoffe ich für ihn, dass er bedenkt, Will und David freizukaufen.", meinte Mila und Kate legte ihr eine Hand auf die Schulter.
,,Das werden wir!"
Die beide Freundinnen sahen sich an und Mila lächelte leicht. Auch, wenn sie Jack nicht vertraute, so war wenigstens auf Kate Verlass. Sie würde sie niemals hintergehen oder anlügendenn schließlich war sie ihre beste Freundin. Ein Gespräch zog nun jedoch die Aufmerksamkeit der beiden Freundinnen auf sich, denn Jack stand mit Elizabeth und Gibbs zusammen und starrte auf die Briefe, welche die Freiheit für Will und David bei der East India Trading Company bedeuteten.
,,Beckett!", zischte Jack und Elizabeth nickte.
,,Ja, sie sind unterschrieben. Von Lord Cutler Beckett von der East India Trading Company."
Angewidert streckte Jack die Zunge raus und sah herablassend auf die Dokumente herab. Gibbs war leicht verwirrt, ehe er eins und eins zusammenzählte.
,,Will und David haben für Beckett gearbeitet und kein Wort davon erwähnt."
Jack wurde nachdenklich, während Elizabeth gerade etwas zur Verteidigung ihres Verlobten und ihres zukünftigen Schwagers entgegenbringen wollte. Doch Gibbs brachte das nächste Argument hervor, welches selbst Mila und Kate beunruhigte, die das Gespräch nach wie vor von der Reling aus mit anhörten.
,,Beckett will den Kompass...und dafür gibt es nur einen Grund."
,,Natürlich!", sagte Jack und sah Gibbs alarmiert an. ,,Er will die Truhe!"
,,Ja, er hat irgendwas über eine Truhe gesagt.", bestätigte Elizabeth, was die Sorgen der beiden Piraten nur noch verstärkte.
,,Wenn die Company die Truhe kontrolliert, kontrolliert sie die See.", entfuhr es Gibbs und Jack wirkte zunehmend abgeneigt.
,,Eine wahrhaft verstörende Vorstellung."
,,Und beunruhigend!", brachte Gibbs hervor, woraufhin Elizabeth ihn leicht erschüttert ansah, denn die Vorstellung gefiel ihr ebenfalls ganz und gar nicht, doch Gibbs fuhr unbeirrt fort. ,,Beunruhigend für jede Mutter, die einen Sohn hat, der Pirat ist."
Gibbs schien nun vollkommen durch den Wind zu sein, denn diese Erkenntnis war wirklich erschreckend. Er richtete seinen Blick auf die Crew und der Wille nach Freiheit und sein Überleben gewann die Oberhand.
,,Ich denke, es ist möglich mit diesen Segel noch etwas schneller zu fahren.", sagte er und verschwand, während er irgendwelche Befehle brüllte.
Mila und Kate tauschten einen kurzen Blick. Gibbs war schon immer ein wenig verrückt gewesen, aber nun schien er durchzudrehen. Doch viel sonderbarer war das Verhalten von Jack, der sich nun wieder Elizabeth zuwandte.
,,Hab ich die Erlaubnis zu fragen, wie sie in Euren Besitz gelangt sind?", fragte er und hob kurz die Briefe hoch.
,,Überzeugungskraft!", entgegnete Elizabeth kühl und Jack ging auf sie zu, woraufhin sie zurückwich.
,,Freundliche?"
,,Ganz entschieden nein!"
Elizabeth ließ sich nicht von Jack einschüchtern und das wusste dieser. Dennoch sah er zweifelnd auf die Briefe herab und warf der Gouverneurstochter einen herausfordernden Blick zu.
,,Will und David lassen sich dafür auf eine Abmachung ein und halten sich ehrenvoll daran und Ihr steht hier und habt den Preis in der Hand?"
Elizabeth war sprachlos und wollte gerade protestieren, als Jack plötzlich etwas von den Briefen vorlas, was nun auch die Aufmerksamkeit von James Norrington erregte, der dazu verdonnert worden war, das Deck zu schrubben.
Volle Begnadigung! Ein Posten als Freibeuter im Namen Englands und der East India Trading Company., las Jack vor, ehe er die Briefe kurzer Hand in seinem Mantel verschwinden ließ und sich von Elizabeth abwandte. ,,Als könnte man mich, für so einen geringen Preis kaufen."
,,Jack, die Briefe. Gebt sie mir zurück!", forderte Elizabeth, doch Jack blieb stur.
,,Nein! Überzeugt mich!"
Der Pirat sah über seine Schulter zu Elizabeth und etwas an seinem Blick gefiel Mila überhaupt nicht, denn sie hasste es, wenn Jack es auf seine schleimige Art und Weise bei Frauen versuchte. Und dass er selbst vor ihrer Schwester nicht Halt machte, war für Mila unbegreiflich.
Aber auch Kate war sauer, denn sie konnte nicht leugnen, dass sie einen leichten Stich der Eifersucht verspürte. Wollte Jack etwa was von Elizabeth? Er wusste doch, dass sie mit David verlobt war und ich musste doch klar sein, dass er Kate mit seinem Verhalten verletzte.
Jedoch schien das dem Piraten nicht bewusst zu sein, denn seine volle Konzentration war auf Elizabeth gerichtet, woraufhin Mila angewidert das Gesicht verzog.
,,Entschuldige mich. Aber ich sehe mir diese Schmierenkomödie nicht länger an."
Sie ließ Kate zurück und diese sah weiterhin zu Jack und Elizabeth.
,,Ihr wisst, dass David mir beigebracht hat, wie man einen Degen benutzt.", sagte Elizabeth herausfordernd, doch Jack zeigte sich unbeeindruckt und drehte sich zu ihr um.
,,Wie schon gesagt...überzeugt mich!"
Ein verführerisches Funkeln leuchtete in seinen Augen und Elizabeth starrte ihn einen Moment lang perplex an, was sie sprachlos machte. Unfähig, etwas zu sagen, wandte sie sich ab und gesellte sich zu Kate an die Reling, während Jack Richtung Steuerrad verschwand. Zwar war Kate unsicher und ein wenig sauer, doch sie ließ es sich nicht anmerken. Und Elizabeth war nicht die Einzige, denn auch Norrington lehnte sich nun an das Holz und sah Elizabeth grinsend an, die ein Lächeln nicht verbergen konnte.
,,Es ist doch erstaunlich. Es gab mal eine Zeit, da hätte ich alles dafür gegeben, diesen Blick bei Eurer Schwester zu sehen, wenn sie an mich denkt."
,,Ich weiß nicht wovon Ihr sprecht!", blockte Elizabeth ab, doch Norrington hielt an seiner Meinung fest.
,,Doch, ich denke das wisst Ihr!"
Elizabeth drehte sich um und sah Norrington abwehrend an, was Kate verwirrt beobachtete.
,,Das ist doch absurd. Ich vertrau ihm, das ist alles."
,,Auf einmal? Ich dachte, du würdest Jack nicht vertrauen.", entgegnete Kate und verschränkte die Arme vor der Brust.
,,Ach, ich weiß es doch auch nicht!", gab Elizabeth zurück, woraufhin Norrington sich entfernte und sich noch einmal zu ihr umdrehte.
,,Habt Ihr Euch denn niemals gefragt, wie es dazu kam, dass Euer derzeitiger Verlobter und der Eurer Schwester auf der Flying Dutchman gelandet sind?"
Nachdem James dieses Argument offenbart hatte, ließ er Elizabeth stehen, die ihm nur sprachlos nachsah. Kate sah, wie sie dann den Kompass von Jack hervor holte, den Mila ihr offenbar gegeben hatte. Kurz sah Elizabeth auf den Kompass und als sie zu Jack sah, klappte sie ihn energisch und wütend zu, ehe sie verschwand. Kate sah ihr noch nach und wusste nicht, wie sie das Verhalten von Milas Schwester einordnen sollte. Hatte Elizabeth etwa wirklich Gefühle für Jack? Und er für sie? Es verunsicherte Kate und machte sie fast wahnsinnig. Deshalb beschloss sie, sich Norrington vorzunehmen. Vielleicht wusste er ja etwas. Sie ging auf ihn zu, während er sich wieder dem Deck zuwandte.
,,Ihr seid erbärmlich! Wisst Ihr das?", sagte Kate und stemmte die Hände in die Hüften, während James nur missbilligend zu ihr aufsah.
,,Ach, ja?"
,,Ja! Schon klar! Ihr seid immer noch sauer, weil Mila Euch wegen Will abserviert hat und weil Euer Leben vollkommen sinnlos geworden ist, aber deshalb müsst Ihr Elizabeth doch keine Schwärmerei für Jack unterstellen."
Kate konnte ihre Wut kaum zügeln und natürlich entging Norrington das nicht. Er legte den Lappen weg, erhob sich und grinste Kate breit an. Diese sah ihn nur sauer an und zog eine Augenbraue hoch.
,,Was ist daran bitte so lustig?"
,,Ihr seid eifersüchtig.", ließ James die Bombe platzen, doch Kate stritt es natürlich ab.
,,Nein, das bin ich nicht!"
Doch es war zu spät! James hatte es bereits erkannt und er schüttelte lachend den Kopf, während er sich gegen einen Mast lehnte und Kate amüsiert ansah.
,,Doch, das seid Ihr! Glaubt mir, ich kenne das. Eifersucht ist ein grauenvolles Gefühl. Sie zerfrisst dich von innen nach außen und so sehr man sie auch abstellen will, sie kommt immer wieder."
Norrington sah Kate triumphierend an und ging auf sie zu, bis er direkt vor ihr stand und ihr einen herausfordernden Blick zu.
,,Ihr gebt es nicht zu, aber Ihr habt Euer Herz bereits an Sparrow verloren und da er offenbar auch Interesse an Elizabeth zeigt, scheint Euch das ziemlich aufzuregen. Es macht Euch förmlich wahnsinnig und Euch quält trotz allen anderen Problemen doch nur eine einzige Frage: liegt Jack Sparrow überhaupt was an mir?"
Kate war unfähig, etwas zu sagen. Auch, wenn es ihr nicht gefiel, Norrington hatte mit seinen Worten direkt ins Schwarze getroffen. Und natürlich war ihr Schweigen Antwort genug, denn der ehemalige Edelmann zuckte nur mit den Schultern.
,,Seht Ihr! Ihr leugnet es gar nicht erst. Also habe ich Recht! Scheint so, als könnten wir uns beide in ein Boot setzen, Miss Kate. Immerhin haben wir eine große Gemeinsamkeit."
,,Und die wäre?", zischte Kate förmlich.
,,Wir sind beide unglücklich in jemanden verliebtwissen aber doch genau, dass derjenige für uns unerreichbar ist. In meinem Fall ist es, weil das Herz von Mila jemand anderem gehört. Aber bei Euch ist es bei Weitem niederschlagender."
,,Was meint Ihr?"
Seine Worte verunsicherten Kate und Norrington beugte sich zu ihr vor, während er ihr einen so eindringlichen Blick zuwarf, der Kate fast durch Mark und Bein ging.
,,Ihr seid in Jack Sparrow verliebt, von dem jeder weiß, dass er sich niemals auf eine ernste Beziehung einlassen würde. Für ihn gibt es nichts Wichtigeres als die Black Pearl und er selbst. Tief im Inneren kennt Ihr die Wahrheit doch bereits, Kate. Die Wahrheit, dass Ihr nie etwas anderes für ihn sein werdet, als ein Zeitvertreib. Jack wird Euch eines Tages fallen lassen und Euch...Euch wird auf ewig das Herz gebrochen!"
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