Unerwartetes Wiedersehen
Unerwartetes Wiedersehen
Mila und Elizabeth bereiteten alles vor und wollten ihren Plan, das Schiff Richtung Tortuga zu bringen, in die Tat umsetzen. Den ganzen Tag hatten sie darüber gesprochen, wie sie genau das am besten anstellen sollten und nun war den beiden Schwestern die geniale Idee gekommen. Gemeinsam schlichen sie sich an Deck und kletterten auf den mittleren Mast des Schiffes, wo sie das Brautkleid von Mila herausholten, welches sie mit langen dünnen Fäden an zwei Besenstielen befestigt hatten.
,,Jetzt kann der Spaß anfangen.", gluckste Elizabeth und Mila grinste.
,,Ich hoffe nur, das funktioniert auch wirklich."
,,Natürlich! Den Männern an Bord wird gleich Angst und Bange werden."
Und mit diesen Worten ließ Elizabeth das Kleid ihrer Schwester herunter, sodass es so aussah, als würde es von alleine umher schweben. Sie sah nach unten und ließ es geschickt am Fenster der Kapitänskajüte vorbeifliegen. Mila musste an sich halten, um nicht loszulachen, denn nur kurze Zeit später kamen der Captain und die zwei Männer, welche am Tage schon einen furchteinflößenden Blick auf das Kleid geworfen hatten, und starrten voller Furcht auf Mila s Brautkleid, welches immer noch wie von Geisterhand umher schwebte. Nun ließ Elizabeth das Kleid in der Luft vor den Männern schweben und hielt die Besen so, dass der linke Ärmel des Kleides auf den Captain deutete, woraufhin die Männer zurückwichen und schockiert auf ihren Captain sahen.
Nun kamen zwei weitere Männer hinzu und der Truppe stand die Angst deutlich ins Gesicht geschrieben. Sie starrten zitternd auf das Kleid und Mila deutete auf das Meer, woraufhin Elizabeth nickte und den linken Ärmel des Kleides nun Richtung Meer zeigen ließ.
,,Sie will, dass wir irgendwas machen", sagte einer der Matrosen und der Captain trat vor.
,,Sie versucht uns etwas zu sagen."
Elizabeth grinste triumphierend und setzte noch einen drauf. Sie ließ das Kleid über die Reling hinweg schweben, woraufhin die Männer natürlich an die Reling stürmten und dem Kleid nachsahen. Doch genau in diesem Moment flog es direkt auf sie zu und fegte über sie hinweg, woraufhin sich die Männer erschrocken duckten. Dann ließ Elizabeth das Kleid ihrer Schwester gegen die brennende Lampe fliegen, woraufhin diese vom Tisch zu Boden fiel und begann, die Botschaft anzuzünden, die Mila vorher dort platziert hatte. Doch die Männer, dumm wie sie waren, achteten nicht auf die sich ausbreitenden Flammen, sondern folgten ihrem Captain, der auf die andere Seite der Reling deutete.
,,Auf der anderen Seite. Sucht nach einem Zeichen!"
Mila verdrehte die Augen und stöhnte leise auf.
,,Das darf doch wohl nicht wahr sein."
,,Vollidioten!", warf Elizabeth ein, doch da griff ihre Schwester kurzer Hand nach einem Seil und ließ sich langsam nach unten gleiten, wo sie auf den Tisch landete und sich auf die Essfläche setzte.
Die Männer diskutierten noch, ob Seetang als ein gutes oder schlechtes Zeichen galt, als Mila, natürlich immer noch als Mann verkleidet, auf sich aufmerksam machte und auf die brennende Botschaft deutete.
,,Was haben wir denn hier?"
Die Männer folgten ihrem Ruf und traten neben sie, während sie auf den Boden starrten. Dort hatte das Feuer sich entfaltet und das Wort Tortuga brannte lichterloh. Die Männer starrten sich an und als der Captain den unverzüglichen Befehl gab, Kurs auf den Piratenhafen zu nehmen, sah Mila unauffällig zu Elizabeth hoch, die ihr ein siegreiches Lächeln schenkte. Es hatte funktioniert...ihr Plan war aufgegangen!
***
Auf Tortuga saß Kate inzwischen seit mehreren Stunden neben Mr. Gibbs in einer Kneipe an einem Tisch. Jack saß ein paar Meter von ihnen entfernt und fuchtelte wie wild mit seinem Kompass herum, während Kate gähnte und gelangweilt die Augen verdrehte. Seit Stunden waren sie inzwischen hier und jagten dem irren Versuch nach, die geforderten 98 Seelen für Davy Jones zusammenzubekommen. Doch bis jetzt waren sie nicht sonderlich erfolgreich und die blonde Piratin starrte inzwischen desinteressiert vor sich hin und lauschte der Musik, während sie nur noch mit halben Ohr mitbekam, wie Mr. Gibbs die Männer ansprach, die bei ihnen anstanden und bei ihnen anheuern wollten.
,,Und wie kommst du darauf, dass du der Mannschaft der Black Pearl würdig bist?", fragte Gibbs äußerst professionell und Kate warf einen abschätzenden Blick auf den gegenwärtigen Kandidaten.
Er hatte seine besten Jahre schon eindeutig hinter sich, trug nichts weiter als ein langes weißes Hemd am Körper und einen langen Stock als Gehstütze in der rechten Hand. Seine langen weißen Haare waren ungepflegt und im Allgemeinen sah der Kerl aus, als wäre er der Gosse entsprungen.
,,Naja, ich war noch nie auf See. Ich dachte, solang ich noch jung bin, soll ich mir mal die Welt ansehen.", entgegnete der Mann und Kate wandte bei dem Wort jung ihren Blick ab, um nicht im Lachanfall zu verfallen.
,,Das wirst du! Mach dein Zeichen!", forderte Gibbs und als der Mann seine Unterschrift auf das Pergament gesetzt hatte, humpelte er davon, als auch schon der nächste Freiwillige vortrat.
,,Meine Frau ist mit meinem Hund durchgebrannt...und ich bin seit einem Monat betrunken. Und es kümmert mich einen scheiß Dreck, ob ich lebe oder sterbe."
Die Augen von Kate weiteten sich ein wenig und sie schüttelte ungläubig den Kopf.
,,Perfekt!", entgegnete Gibbs und deutete erneut auf die Liste, ehe er sich wieder an die anderen Kandidaten wandte. ,,Der Nächste!"
Nun trat ein dunkelhäutiger Mann vor und blickte etwas beschämt drein, als er auch schon gleich seine Argumente einwarf.
,,Ich hab nur einen Arm und mein Bein ist steif!", brachte er jedoch nur hervor, doch natürlich nahm Gibbs ihn auch, denn sie brauchten schließlich jeden einzelnen Mann.
,,Wie lange soll das noch so weitergehen?", meinte Kate tonlos an Gibbs gerichtet, der sie vielsagend ansah.
,,Bis wir die geforderten Seelen zusammen haben."
,,Dann sitzen wir in drei Jahren noch hier.", gab Kate zurück und sah kurz zu Jack, der nach wie vor mit seinem Kompass kämpfte, als auch schon der nächste Kandidat vor sie und Gibbs trat.
,,Schon als ganz kleiner Junge habe ich mir immer gewünscht zur See zu fahren...für immer."
,,Das geht schneller, als du denkst. Setz dein Zeichen.", antwortete Gibbs und der Mann strahlte.
,,Ich danke Euch vielmals!"
,,Bald nicht mehr.", murmelte Kate zu sich selbst, denn die armen Männer hatten ja keine Ahnung, worauf sie sich da eingelassen hatten.
,,Wie kommen wir voran?", brach Jack plötzlich sein Schweigen und Kate sah ihn sarkastisch an.
,,Na, blendend! 98 Seelen...ein Kinderspiel!"
Sie verdrehte die Augen und schüttelte fassungslos den Kopf. Jack hatte ihnen das alles eingebrockt und nun saß er da und verhielt sich, als könnte man mal eben so 98 Seelen sammeln. Auch Gibbs schien ein wenig sauer deswegen auf ihn zu sein und sah brummend in Jacks Richtung.
,,Diese Vier inbegriffen...haben wir Vier!"
Doch Jack schüttelte schon wieder den Kompass und achtete gar nicht weiter auf Gibbs und Kate. Die setzten ihre höflichen Gesichter auf, als sich ihnen der fünfte Kandidat näherte und vor ihnen stehen blieb, woraufhin Gibbs ihm ein mattes Lächeln schenkte.
,,Und wie lautet deine Geschichte?"
,,Meine Geschichte ist genau dieselbe wie Eure Geschichte! Ihr seid nur ein Kapitel weiter!"
Kate hob den Kopf und zog ihre Augenbrauen hoch, als sie einen äußerst verdreckten und obendrein noch betrunkenen Mann sah und daraufhin den Blick schnell wieder abwandte.
,,Faszinierend!", entgegnete sie, als der Mann auch schon fortfuhr.
,,Ich hab einen Mann durch die sieben Weltmeere gejagt. Die Verfolgung hat mich meine Crew gekostet, meinen Posten...und mein Leben.", sagte der Mann und griff kurzer Hand nach der Flasche Rum, die vor Kate auf dem Tisch stand und nahm einen kräftigen Schluck.
Sowohl Gibbs als auch Kate warfen einen genaueren Blick auf den Mann und plötzlich erkannten sie, dass es niemand Geringeres war, als James Norrington persönlich.
,,Commodore?", brachte Gibbs ungläubig hervor, woraufhin James ihn blaffend ansah.
,,Nein! Eben nicht mehr. Habt Ihr mir nicht zugehört?"
,,Norbert...was für eine Überraschung!", entgegnete Kate, denn sie konnte ihn schon damals nicht leiden und das hatte sich bis heute nicht geändert.
,,Ihr", zischte James und deutete anklagend auf Kate. ,,Ich hätte Euch und Sparrow gemeinsam am Galgen baumeln lassen sollen.", knurrte er, doch Kate sah ihn unbeeindruckt an.
,,Faszinierende Vorstellung! Übrigens, netter Aufzug. Ist das jetzt die neueste Mode?", entgegnete sie provokant und deute auf sein verdrecktes, ungepflegtes und obendrein mächtig stinkendes Erscheinungsbild.
Denn der ehemalige Commodore trug zwar nach wie vor seine Uniform, die aber inzwischen kaum mehr als eine zu erkennen war und auch sein Hut hatte schon eindeutig bessere Tage gesehen. Von seiner Perücke war ebenfalls nichts mehr übrig, denn die weißen Haare waren zerzaust, verklebt und standen ihm teilweise wirr vom Kopf ab. James Norrington funkelte sie wütend an und Kate dachte schon, er würde ihr augenblicklich den Kopf abreißen. Doch dann wandte er sich an Gibbs und stützte sich mit den Händen auf dem Tisch ab.
,,Ich hätte euch fast gekriegt! So kurz war ich davor und dann...kam dieser Hurrikane!"
Norrington hatte sich zu Gibbs vorgebeugt und Kate wich zurück, als ein Anflug von Alkohol vom ehemaligen Commodore entwich und sich einen Weg in ihre Nase bahnte.
Vom Commodore zum Trunkenbold-ausgezeichnete Karriere!, dachte sie sich und schielte zu Gibbs, der James nun ungläubig und schockiert zugleich ansah.
,,Gütiger! Ihr wolltet doch nicht wirklich durch ihn durchsegeln?"
,,Also komm ich nun in die Crew...oder nicht?", hakte Norrington nach und als Gibbs etwas hilflos zu Kate sah, schüttelte diese den Kopf.
,,Lieber nicht!"
Daraufhin erntete sie einen Todesblick von Norrington und wandte den Blick ab, während sie ungläubig den Kopf schüttelte. Der ehemalige James Norrington war schon schlimm genug gewesen. Und als er unbedingt Mila hatte heiraten wollen, war er bei Kate sowieso unten durch gewesen, da deshalb um ein Haar Mila und Will nicht zueinander gefunden hatten. Und, dass die Zwei füreinander geschaffen waren, hatte Kate schon bei der ersten Begegnung bemerkt.
Aber der gegenwärtige Norrington war ja noch viel schlimmer. Nicht nur, dass er sturzbetrunken und damit ein hoffnungsloser Fall war, er wäre nur Ballast und Kate hatte ein ungutes Gefühl dabei, ihn anzuheuern.
,,Ihr habt noch gar nicht erwähnt, wo Ihr hinfahrt. ", fügte Norrington noch zu und Kate stand auf, während sie ihm einen gleichgültigen Blick zuwarf.
,,Ach, Norbert...unser Reiseziel ist nichts für schwache Nerven. Das würde Euch nur überfordern und wir wollen den ehemaligen Commodore von Port Royal doch nicht unnötig belasten."
,,Ach, wirklich?", sagte Norrington und ein bedrohlicher Unterton lag in seiner Stimme, als er plötzlich den Tisch packte und Richtung Gibbs umkippte, sodass dieser samt Stuhl zu Boden ging. ,,Irgendwo hin, wo es nett ist?", fuhr Norrington ihn noch an.
Dann drehte er sich um und breitete einladen die Arme aus, während alle in der Kneipe ihn erschüttert anstarrten. Niemand sagte etwas und alle sahen nur auf den ehemaligen Commodore, der sich in Kates Augen gerade voll zum Idioten machte.
,,Und? Bin ich es nun wert, meinen Dienst zu leisten, unter Captain Jack Sparrow?"
Kate sah sich um und starrte völlig perplex auf Jack, der sich, mit nichts weiter als einem Palmwedel als Tarnschutz, aus dem Staub machen wollte. Doch James zückte seine Pistole, lud sie durch und richtete sie auf besagten Piraten.
,,Oder sollte ich Euch jetzt töten?"
Jack hielt inne und warf einen unsicheren Blick über seinen Palmwedel hinweg. Abschätzend musterte er James Norrington und grinste verschlagen.
,,Ihr seid angeheuert."
,,Das kann nicht dein Ernst sein.", brachte Kate ungläubig hervor und Norrington schenkte Jack einen verschmitzten Blick.
,,Entschuldigt! Eine dumme Angewohnheit!"
Doch ehe er auch nur daran denken konnte zu schießen, warfen sich auf einmal zwei der Männer, die eben noch frisch bei der Pearl angeheuert hatten, auf ihn und hielten ihn davon ab, Jack ins Jenseits zu befördern.
,,Ganz ruhig, Matrose! Das ist unser Captain, den du da bedrohst."
James riss seinen Arm hoch und es fiel ein Schuss, woraufhin die Kugel am Kronleuchter abprallte, zurücksauste und einem Gast scheppernd das Glas in der Hand zerschmetterte. Daraufhin schlug der Gast einem anderen Mann ins Gesicht und kurz darauf entstand eine wilde Prügelei, die Kate mit fassungslosem Blick verfolgte, ehe Jack s Stimme sie aus der Erstarrung riss.
,,Es wird Zeit zu gehen!", sagte er und Kate war ganz seiner Meinung.
,,In der Tat!"
Sie reichte Gibbs ihre Hand und half ihm auf.
,,Kommt schon, Mr. Gibbs...verschwinden wir von hier!"
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