Mit den Waffen zweier Frauen
Mit den Waffen zweier Frauen
In Port Royal war inzwischen die Nacht hereingebrochen und die kleine Stadt war zur Ruhe gekommen. Mila saß immer noch in ihrer Zelle und ihre Gedanken waren nur bei Will und David. Dass die Beiden einen Pakt mit Beckett eingegangen waren, war ja schon beunruhigend, doch dass Beckett unbedingt den Kompass von Jack wollte, dabei hatte sie überhaupt kein gutes Gefühl.
Was will diese Ratte nur mit dem Ding?, dachte sie sich und dann musste sie wieder daran denken, dass Beckett ihre Hochzeit gesprengt hatte, denn sie trug auch immer noch ihr Hochzeitskleid. Unter normalen Umständen wären sie und Will nun schon verheiratet und sie wünschte sich nichts sehnlicher, als ihre große Liebe zu heiraten. Es war doch schon so kompliziert gewesen, wie Will und sie überhaupt zueinander gefunden hatten. Musste das Schicksal ihnen nun wieder Steine in den Weg legen?
,,Mila, es wird alles gut! Sie werden Jack finden und dann kommen wir hier raus.", sagte Elizabeth plötzlich und schenkte ihrer Schwester ein aufmunterndes Lächeln.
Mila lächelte matt zurück und hoffte inständig, dass sie Recht hatte. Will und David mussten es einfach schaffen und hoffentlich konnte Kate Jack wirklich dazu bringen, ihnen den Kompass auszuhändigen. Ihre beste Freundin schien ja irgendwie Einfluss auf Jack zu habenwarum auch immer.
,,Hey, ihr Süßen! Kommt schon! Wir beißen nicht!"
Mila und Elizabeth sahen zu den Piraten, die neben ihnen in der Zelle hockten und begierig die Hände durch die Gitterstäbe nach ihnen streckten. Elizabeth wandte angewidert den Blick ab, doch Mila verdrehte nur die Augen und starrte stur geradeaus. Diese Kerle waren widerwärtig, doch sie würde ihnen nicht noch die Genugtuung geben, sie zu beachten.
Plötzlich ertönten Schritte und die Zellentüren von ihr und Elizabeth wurden aufgeschlossen, woraufhin die jungen Frauen verwirrt die Köpfe hoben. Ihr Vater, Gouverneur Swann, tauchte auf und winkte seine Töchter zu sich.
,,Kommt schnell!"
Das ließen sich die Schwestern nicht zwei Mal sagen und verließen ihre Zellen. Gouverneur Swann führte seine Töchter durch die dunklen Gänge der Kerker und schwieg, doch Mila war viel zu wissbegierig, als dass er damit durchkommen würde.
,,Vater! Würdest du uns bitte sagen, was hier vor sich geht?"
,,Ja! Wir konntest du unsere Freiheit einhandeln?", fragte Elizabeth irritiert.
,,Das konnte ich nicht! Aber beim König hat unser Name immer noch Gewicht. Ich habe eine Überfahrt nach England organisiert, der Captain ist ein Freund von mir.", erwiderte er schließlich, woraufhin Mila entsetzt stehen blieb und ihren Vater schockiert ansah.
,,Nein! Will und David sind auf der Suche nach Jack!"
Sie würde garantiert nicht davonlaufen, während der Mann, den sie liebte und ihr bester Freund die Karibik durchkämmten und nach Jack suchten. Denn dieser Pirat war, ob man es glaubte oder nicht, immerhin ihre einzige Hoffnung auf Freiheit. Auch Elizabeth sah ihren Vater fassungslos an und wusste nicht, was sie sagen sollte.
,,Auf Will Turner und David Avery können wir uns nicht verlassen!", protestierte Gouverneur Swann und packte Mila leicht am Oberarm, um sie mit sich zu ziehen.
Widerwillig ließ die Braunhaarige es geschehen, doch sie funkelte ihren Vater nun böse an.
,,Sie sind sehr viel ehrenwerter, als du es ihnen zugestehst."
,,Ja! Und sie würden alles tun, um uns zu retten. Das solltest du doch wissen. Immerhin haben sie schon einmal alles riskiert, um uns zu beschützen.", wandte Elizabeth ein, die neben Mila herlief.
,,Wir haben keine Zeit für solche Geschichten! Beckett hat nur eine Begnadigung angeboten. Nur Eine! Und diese wurde Jack Sparrow versprochen! Selbst, wenn Will und David Erfolg haben...erwartet nicht, dass ich dabei zusehe, wie meine Töchter den Gang zum Galgen antreten."
Der Gouverneur brachte seine Töchter aus dem Gefängnis und vor ihnen stand schon eine Kutsche bereit. Mila riss sich von ihrem Vater los und schüttelte den Kopf.
,,Ich werde Will nicht im Stich lassen! Er würde niemals zulassen, dass mir was passiert. Das weißt du!", warf sie ihrem Vater an den Kopf und ihr schossen Tränen in die Augen.
Will liebte sie doch und sie liebte ihn...mehr als ihr eigenes Leben! Und er hatte ihr versprochen, zu ihr zurückzukehren. Sie konnte jetzt doch nicht einfach aus Port Royal verschwinden.
Der Gouverneur sah sie nun mitfühlend an und legte ihr eine Hand an den rechten Arm.
,,Ich weiß, mein Schatz! Aber ich könnte es nicht ertragen, dich und deine Schwester zu verlieren. Bitte, hört dieses eine Mal auf mich und steigt jetzt ein."
Er brachte Elizabeth und Mila dazu in die Kutsche zu steigen und nun war es Elizabeth, die ihren Vater missmutig ansah, der den Kopf leicht senkte.
,,Vielleicht...kann ich ja dafür sorgen, dass Will und David einen fairen Prozess erhalten."
,,Ein fairer Prozess bedeutet für sie den Strick.", entgegnete Elizabeth.
,,Dann gibt es nichts, was euch hier noch hält!"
Mit diesen Worten schloss der Gouverneur die Tür der Kutsche und setzte sich auf den Kutschbock. Die Kutsche setzte sich in Bewegung und Elizabeth sah zu Mila, der ein paar Tränen über die Wangen liefen.
,,Sie schaffen es! Ganz sicher!"
,,Und was wenn nicht? Was, wenn sie bei der Suche sterben oder zurückkommen und Beckett sie tötet? Ich kann Will nicht verlieren, Liz. Ohne ihn...könnte ich nicht leben!", brachte Mila matt hervor und ihre Stimme klang zerbrechlich.
Elizabeth senkte den Kopf und auch sie konnte spüren, wie ihr die Tränen kamen. Sie könnte es auch nicht überleben, wenn David nicht mehr zu ihr zurückkehren würde. Wie gerne wäre sie jetzt bei ihm! Sie sehnte sich nach seiner Stimme und seinen treuen Augen, in denen sie sich immer wieder verlor und wünschte sich nichts sehnlicher, als endlich wieder mit ihm vereint zu sein.
Das plötzliche Stoppen der Kutsche, riss sie aus ihren Gedanken und nun konnten die beiden Frauen hören, wie ihr Vater vom Kutschbock sprang.
,,Wartet in der Kutsche!", sagte er leise und er entfernte sich.
Mila horchte auf und ihr Gefühl sagte ihr, dass etwas nicht stimmte. Und mit einem Mal wollte sie nur noch eins: zu Will! Und das konnte sie nicht, wenn sie sich von ihrem Vater wegschleifen ließ. Sie stand auf und Elizabeth sah sie fragend an.
,,Mila, was hast du vor?"
,,Ich kann nicht irgendwo hinfahren und nichts tun. Will und David brauchen Hilfe und ich werde sie nicht im Stich lassen.", erwiderte sie und stieg unauffällig aus der Kutsche.
Elizabeth zögerte keine Sekunde, sondern folgte ihrer Schwester. Sie eilten geduckt durch die Straßen und achteten darauf, unbemerkt zu bleiben. Zwar wusste Elizabeth nicht, wohin Mila wollte, doch sie würde ihrer Schwester bis in den Tod folgen.
Als die Braunhaarige jedoch ein großes Haus ansteuerte, welches der blonden Gouverneurstochter nur allzu bekannt vorkam, stoppte sie und hielt ihre Schwester zurück. Denn sie standen nun direkt vor dem Haus von Lord Beckett!
,,Mila! Was wollen wir hier?", flüsterte Elizabeth entsetzt.
,,Du hast Vater vorhin doch gehört. Es gibt nur eine Begnadigung und diese ist für Jack. Aber wenn wir Will und David retten wollen, dann müssen sie auch begnadigt werden."
,,Und wie willst du das erreichen? Beckett wird sie kaum freiwillig rausrücken.", entgegnete Elizabeth und schüttelte den Kopf.
,,Deshalb werden wir auch mit ihm verhandeln!"
,,Ach, ja? Und wie bitte?"
Elizabeth sah sie erwartungsvoll an und in ihren Augen lag Skepsis. Doch Mila hatte schon wieder dieses abenteuerliche Funkeln in den Augen, welches sie immer hatte, wenn sie etwas im Schilde führte.
,,Mit den Waffen einer Frau!"
***
Sie schlichen durch die Gänge und Mila hatte es irgendwie geschafft, ihnen zwei Pistolen zu besorgen. Elizabeth fragte gar nicht erst, wo ihre Schwester die Waffen aufgetrieben hatte. Denn Will hatte Mila einige Verteidigungskünste beigebracht und offenbar gehörte dazu auch, sich einer Waffe zu bemächtigen.
Hinterher hatten die Schwestern schließlich nach zwei Begnadigungen gesucht und zum Glück waren sie fündig geworden. Zwar waren die Dokumente auch schon mit der Unterschrift des Königs versehen, doch um ihnen Gültigkeit zu verleihen, musste auch Lord Beckett sie unterzeichnen. Deshalb begaben sie sich nun auf direktem Wege zu ihm.
Endlich erreichten sie das Arbeitszimmer von Lord Beckett und Mila schlich vorne weg, während Elizabeth ihr leise folgte. Im Raum brannte noch eine Kerze und im schwachen Licht konnten die Schwestern den Lord sehen, der an einem hölzernen Tisch stand und ihnen den Rücken zugewandt hatte. Zuerst herrschte absolute Stille im Raum, doch schließlich hob Lord Beckett den Kopf und brach das Schweigen.
,,Zweifellos habt ihr entdeckt, dass Loyalität nicht länger die Devise ist, nach der man handelt, so wie euer Vater es glaubt!", sprach er mit ruhiger Stimme, denn er hatte die beiden Frauen kommen hören.
,,Und was dann?", erwiderte Mila kalt und ließ den Edelmann nicht aus den Augen.
Lord Beckett drehte sich langsam um und wandte sich den beiden Schwestern zu, die nun aus dem Schatten traten und ihn missbilligend ansahen.
,,Ich fürchte, Devisen sind die Devise, nach denen man handelt!"
,,Dann nehme ich mal an, dass wir zu irgendeiner Übereinkunft kommen können!", antwortete Mila leicht spielerisch und ging auf den Lord zu.
,,Wir sind hier, um zu verhandeln!", brachte Elizabeth fordernd hervor.
Lord Beckett blieb stehen und sah die zwei Gouverneurstöchter ruhig und gelassen an. Wahrscheinlich dachte er nicht einmal im Traum daran, dass sie ihm irgendwie gefährlich werden könnten, doch er hatte die Rechnung ohne Mila gemacht.
,,Ich höre zu!", sagte er und schon hielt ihm die Braunhaarige die Pistole an die Stirn, direkt zwischen seine beiden Augen. ,,Ich bin ein sehr konzentrierter Zuhörer!"
Elizabeth grinste in sich hinein, denn Beckett sah nun nicht mehr ganz so entspannt aus, wie vorher. Mila sah in ihrem Hochzeitskleid zwar umwerfend und unschuldig aus, aber sie konnte auch anders. Und das, bekam Beckett nun zu spüren. Nun holte Elizabeth die beiden ledernen Mappen mit den Begnadigungen hervor und hielt sie triumphierend in die Höhe, während Mila den Lord in Schach hielt.
,,Diese Dokumente hat der König unterzeichnet!", sagte Elizabeth und Lord Beckett nickte kaum sichtlich.
,,Ja, und sie sind ungültig, solange meine Unterschrift noch nicht darauf ist... und mein Siegel."
,,Sonst wären wir auch nicht mehr hier.", entgegnete Mila und es klang fast wie ein Zischen, doch dann wurde sie wieder ruhiger und fuhr fort. ,,Ihr habt Will und David beauftragt einen Kompass zu holen, der Jack Sparrow gehört. Er wird Euch nicht das Geringste nutzen!"
,,Erklärt mir das.", forderte Beckett.
,,Ich war auf der Isla de Muerta, ich habe den Schatz gesehen, mit meinen eigenen Augen... Es gibt da etwas, das Ihr wissen solltet.", sprach Mila weiter.
Elizabeth dachte an die Zeit zurück, wo sie und ihre Schwester von dem Piraten Barbossa entführt worden waren. Hätten Will und David sie nicht mit der Hilfe von Kate und Jack gerettet, dann würden sie heute wohl nicht hier stehen und dem schleimigen Schambolzen von Lord ins Gesicht sehen können. Dieser schmunzelte nur und wandte sich ab, obwohl Mila nach wie vor die Pistole auf ihn gerichtete hatte.
,,Aha, ich verstehe... Ihr denkt, der Kompass führt nur zur Isla de Muerta, also hofft Ihr, mich vor einem schlimmen Schicksal zu bewahren."
Mila verdrehte die Augen. Als ob sie auch nur im Traum daran dächte, diesen Kerl in irgendeiner Art und Weise zu beschützen. Von ihrer Seite aus, konnte er irgendwo auf der Isla de Muerta verrotten. Beckett stand nun vor der großen Landkarte und war natürlich wieder die Ruhe in Person. Der musste sich ja ziemlich sicher fühlen!
,,Aber seid unbesorgt! Ich interessiere mich nicht für das verfluchte Aztekengold, meine Interessen sind nicht so... primitiv.", sagte er und wandte sich wieder an Mila und Elizabeth. ,,Es gibt sehr viel mehr in den Gewässern als nur eine Schatztruhe."
Die Schwestern tauschten einen kurzen Blick und Mila verengte ihre Augen. Was hatte dieser Lord nur vor? Etwas gefiel ihr an seiner Tonlage überhaupt nicht und sie konnte spüren, dass er etwas im Schilde führte. Beckett lächelte leicht und warf ihnen einen siegessicheren Blick zu, während er langsam auf Mila zuging und offenbar dachte, er hätte längst gewonnen.
,,Vielleicht möchtet Ihr darüber nachdenken, Euer Angebot zu erhöhen!"
Mila jedoch ließ nicht mit sich spielen und hielt ihm kurzer Hand die Pistole unters Kinn. Somit hatte sie die Oberhand und Beckett ließ es sogar zu. Elizabeth sah zu ihrer Schwester, die den Lord nun zum Schreibtisch führte und dort klappte sie die beiden Mappen auf und warf ihm einen wütenden Blick zu.
,,Vergesst bei Euren Erwägungen nicht, dass Ihr mich meiner Hochzeitsnacht beraubt habt!"
Sie deutete auf die Dokumente und Beckett griff nun zu Feder und Tinte, um die Dokumente zu unterschreiben. Er seufzte und wirkte ziemlich desinteressiert, was Milas Vorwurf anging.
,,Ja, das tat ich!", begann er und unterschrieb die Papiere. ,,Eine unterbrochene Vermählung...", er hielt das Siegelwachs an die Kerze, sodass es auf die Dokumente tropfte, ehe er seinen Siegelring drauf drückte. ,,oder die Macht des Schicksals!"
Er betrachtete kurz die Dokumente, eher er die Mappen zuklappte und in die Hand nahm.
,,Ihr nehmt große Mühen auf Euch, wenn es um Jack Sparrow s Freiheit geht.", meinte er und klang ein wenig amüsiert, woraufhin Elizabeth das Gesicht verzog.
Mila jedoch entriss ihm die Mappen und sah ihn wütend an.
,,Die sind nicht für Jack!"
,,Tatsächlich? Dann geht es eben um Mr. Turners Freiheit. Und um die, von Mr. Avery.", entgegnete er und warf Elizabeth einen kurzen merkwürdigen Blick zu, ehe er sich wieder Mila zuwandte. ,,Ich will diesen Kompass! Vergesst das nicht, bei Euren Erwägungen!"
Lord Beckett durchbohrte die Braunhaarige fast mit ihren Blicken und die warf Elizabeth einen vielsagenden Blick zu. Diese eilte an ihre Seite und dann entfernten sich die Frauen von Beckett, wobei Mila jedoch nicht die Pistole senkte. Bevor sie sich umdrehten, warf Mila noch einen letzten Blick auf Lord Beckett. Dieser Kerl plante etwas. Und ganz egal, was es auch war.. es konnte nichts Gutes sein!
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