Ein Kompass für die Freiheit
Ein Kompass für die Freiheit
Will und David wurden durch die Flure gezerrt und ließen sich mitschleifen. Mila und Elizabeth saßen immer noch im Kerker und die beiden jungen Männer wollten auf keinen Fall etwas tun, was die beiden in Gefahr brachte. Die Soldaten schleiften sie in das Arbeitszimmer und dort stand Lord Beckett, der gerade seinem schleimigen Gefolgsmann Mr. Mercer ein paar Dokumente in die Hand drückte.
,,Und ich dachte, unser Tag könnte nicht noch schlimmer werden.", sagte David leise zu Will und dieser nickte.
,,Lord Beckett, die Gefangenen. Wie befohlen!", sagte ein Soldat und Lord Beckett wandte sich ihnen zu.
,,Die werden nicht nötig sein."
Er deutete auf die Eisenketten und sofort befreiten die Soldaten die beiden Männer davon. David verkniff sich ein Kommentar, denn sein Gefühl sagte ihm, dass er Lord Beckett lieber nicht verärgern sollte. Er wirkte unglaublich mächtig und gefährlich...von der peinlichen Perücke mal abgesehen.
Lord Beckett ging zu einem Tisch und goss Brandy in drei Gläser, während er sich nun direkt an Will und David richtete, die den Lord mit ausdruckslosen Mienen musterten.
,,Die East India Trading Company, bedarf eurer Dienste.", sagte er und hielt David und Will zwei Gläser hin.
Die zeigten jedoch keine Reaktion und deswegen ließ Beckett die Gläser wieder auf den Tisch sinken. Was erwartete er denn bitte? Erst ließ er sie verhaften und in den Kerker sperren und dann wollte er eine Trinkrunde mit ihnen? David hasste diesen Kerl jetzt schon abgöttisch und er war sich ziemlich sicher, dass es bei Will ebenfalls so war.
,,Wir beauftragen euch beide als unsere Bevollmächtigten, ein Geschäft mit einem gemeinsamen Freund abzuschließen... Captain Sparrow.", begann Beckett und David hob eine Augenbraue.
,,Freund, ja?"
,,Mehr ein Bekannter als ein Freund.", fügte Will hinzu, während Beckett zum Kamin ging, der trotz helllichten Tages brannte.
Er griff zu einem Eisen, welches im Feuer lag und zog es heraus.
,,Woher kennt Ihr diesen Mann?", hakte Will nach.
,,Wir hatten in der Vergangenheit miteinander zu tun. Und beide haben wir so unsere Spuren... hinterlassen.", ertönte die Antwort.
Beckett hob die Eisenstange hoch und David erkannte ein P, welches noch von der Glut glühte und er erinnerte sich dunkel an ein eingebranntes Mal, welches er auf dem Arm von Jack gesehen hatte.
,,Eine ziemlich heiße Spur, von Eurer Seite aus.", warf David ein und erntete einen düsteres Blick von Beckett.
Der Lord ließ sich trotzdem nicht aus der Ruhe bringen und Will nahm die Diskussion wieder auf.
,,Welche Spuren hat er auf Euch hinterlassen?"
David musste grinsen. Will entging aber auch wirklich nichts und für einen Moment lang, sagte Lord Beckett nichts, sondern schien nur zu schmollen. Dann legte er das glühende Brenneisen zurück ins Feuer und drehte sich zu den beiden Männern um. Er sah David nun genauer an und musterte ihn, was dem jungen Mann gar nicht gefiel. Warum sah er ihn nur so an? Das war unheimlich und David brachte ihm einen ausdruckslosen Blick entgegen.
Der ist doch hoffentlich nicht schwul!, dachte er sich und Beckett wandte den Blick schließlich ab.
,,Durch euer Zutun hat Jack Sparrow die Freiheit erlangt. Ich möchte, dass ihr Zwei euch zu ihm begebt und einen gewissen Vermögenswert sicherstellt, den er besitzt."
,,Sicherstellen! Mit Hilfe eines Degens?", warf Will ein.
Er starrte Beckett missbilligend an und David gluckste hörbar auf.
,,Gibt es ein Problem, Mr. Avery?", fragte Beckett und auf seiner Stirn sammelten sich Konzentrationsfalten.
,,Ihr schmeißt uns in den Kerker und jetzt sollen wir für Euch nach Jack Sparrow suchen? Wofür? Dass wir am Ende trotzdem gehängt werden? Da bringe ich es lieber gleich hinter mir."
Beckett schwieg und durchbohrte David wieder mit seinen Blicken. Er schien ein bisschen wütend zu sein, doch er fing sich wieder und schenkte ihm ein falsches Grinsen.
,,Zu den Verhandlungen kommen wir gleich. Und was Eure Frage angeht, Mr. Turner, Ihr sollt den Gegenstand mit Handel sicherstellen.", entgegnete Beckett und nahm einen weiteren Schluck Brandy.
Dann ging er zu einem Tisch, öffnete ein hölzernes Kästchen und zog eine kleine Ledermappe hervor. Er hielt sie präsentierend in die Luft und David tauschte einen kurzen Blick mit Will. Irgendwas stimmte hier gewaltig nicht und Beckett war nicht gerade vertrauenswürdig.
,,Ein Kaperbrief! Ihr bietet ihm letztendlich eine volle Begnadigung an. Er wird frei sein... ein Freibeuter im Dienste Englands!"
David verdrehte die Augen und musterte Beckett. Dieser Kerl war wahrhaftig arrogant und besaß eine Seele, so schwarz wie der Teufel. Wie konnte der ein Edelmann von Format sein? Es war David ein absolutes Rätsel, wer diesem Mann folgen wollte.
,,Der Traum eines jeden Piraten!", murmelte er sarkastisch.
,,Ich möchte stark bezweifeln, dass für Jack eine Anstellung das gleiche ist wie Freiheit.", sagte Will und schloss sich somit der Meinung von David an.
Beckett lachte kurz spöttisch auf und er starrte gedankenverloren nach vorn.
,,Tse, Freiheit!", höhnte er und verwahrte den Kaperbrief wieder in dem Kästchen.
Er strich liebevoll über das Holz und betrachtete die Initialen der Trading Company. Dann wandte er sich vom Tisch ab und ging hinaus auf den Balkon. Will und David sahen sich kurz an, dann folgten sie ihm widerwillig und traten neben den Lord an das Geländer. Draußen herrschte wildes Treiben, denn Soldaten liefen zu ihren Posten. Bewohner von Port Royal gingen dem Alltag nach und Schiffe wurden beladen.
,,Jack Sparrow gehört zu einer aussterbenden Art.", begann Lord Beckett und starrte auf das Ziffernblatt einer Uhr, welches direkt vor ihnen von einem Krahn hochgehoben wurde. ,,Die Welt wird klein, die weißen Flecken auf der Landkarte werden langsam gefüllt. Jack muss seinen Platz in der neuen Welt finden, oder er wird zugrunde gehen.", fuhr er fort.
David musste nun an den verrückten Piraten denken. Er kannte Jack zwar nicht besonders lange, doch er war sich absolut sicher, dass Jack eher sterben würde, als sich Beckett und seiner Company anzuschließen. Der Lord lehnte sich nun mit dem Rücken an das Geländer und warf Will einen triumphierenden Blick zu.
,,Ähnlich wie Ihr, Mister Turner. Für Euch und Eure Verlobte steht ein Galgen bereit.", setzte er an, machte eine Pause und sah dann zu David. ,,Genauso wie für Euch und Eure Verlobte, Mr. Avery."
David seufzte und hatte sofort Elizabeth vor Augen, wie sie immer noch in der Zelle saß. Er könnte nicht ertragen, wenn ihr etwas passierte und würde alles tun, um sie zu beschützen. Will schien an Mila zu denken und genau das Gleiche zu empfinden, denn er warf David einen vielsagenden Blick zu und der junge Mann nickte zum Zeichen seiner Einverständnis. Denn er und Will waren mittlerweile so gute Freunde geworden, dass er sofort wusste, was der Braunhaarige gedacht hatte. Will wandte sich nun wieder Lord Beckett zu und umfasste mit seiner rechten Hand das Geländer des Balkons.
,,Dann bekommt Ihr beides, Jack und die Black Pearl!", sagte er entschlossen, doch Beckett sah ihn nun verwundert an.
,,Die Black Pearl?"
,,Den Vermögenswert, den Ihr wollt und er besitzt.", erklärte David, doch Beckett schüttelte kaum merklich den Kopf.
,,Ein Schiff? Wohl kaum! Der Gegenstand, um den es sich handelt, ist um ein Vielfaches kleiner und auch erheblich wertvoller. Etwas, das Sparrow immer an seinem Körper trägt, in jeder Minute. Ein Kompass."
Lord Beckett sah die beiden Männer an und David starrte zur Seite. Auch Will senkte leicht den Blick, was dem Lord ein triumphierendes Lächeln ins Gesicht spielte.
,,Ah, Ihr wisst, wovon ich spreche. Bringt mir diesen Kompass. Das ist eure einzige Chance!", betonte Beckett und warf Will und David einen entschlossenen Blick zu.
Will nahm es hin und begab sich auf den Weg nach draußen. Als David ihm folgen wollte, hielt Lord Beckett ihn jedoch zurück.
,,Mr. Avery, einen Moment noch bitte."
David hielt inne und Will sah ihn abwartend an.
,,Geh schon mal vor. Ich komme gleich nach."
Will nickte und verließ den Raum. David drehte sich zu dem Lord um, der ihn interessiert wieder musterte und David wurde das verdammte Gefühl nicht los, dass Beckett etwas wusste, was er nicht wusste. Und wenn David eine Sache mehr hasste, als alles andere, dann im Dunkeln gelassen zu werden.
,,Was wollt Ihr noch, Lord Beckett? Ist eine Suche nach dem verrücktesten Piraten der Welt nicht schon Forderung genug?", sagte David und Beckett schmunzelte.
,,Nun, Ihr habt Euch in der Vergangenheit mit besagtem verrückten Piraten verbündet und ihm am Ende zur Flucht verholfen."
,,Nur, um meine Verlobte und ihre Schwester zu retten. Es gab keine andere Möglichkeit. Sie sind...", begann David, doch Beckett unterbrach ihn.
,,Von Piraten entführt worden. Ich weiß! Und ich weiß auch, dass Eure verschollene Freundin Kate, die Tochter von dem verstorbenen Piraten Captain Barbossa ist. Ein Grund mehr, sie zu finden und mir auszuliefern."
David starrte Beckett an und seine Wut auf ihn, wuchs mit jeder Sekunde.
,,Ich werde Euch Kate garantiert nicht ausliefern.", zischte David zwischen geschlossenen Zähnen hervor.
,,Oh, keine Sorge! Das wird nicht nötig sein. Ich besitze genug Möglichkeiten, um alle Piraten aufzuspüren, die ich will. Aber hier geht es nicht um Kate Summer oder Kate Barbossa, wie auch immer Ihr sie nennt. Es geht um Euch, Mr. Avery."
,,Was ist mit mir?", entgegnete David eiskalt.
,,Was wisst Ihr, von Lord John Beckett?"
David sah ihn desinteressiert an und war sichtlich angespannt. Warum fragte Beckett ihn bloß so merkwürdige Sachen? Da war doch ganz sicher etwas faul. Denn dieser Mann hatte immer Hintergedanken und würde über Leichen gehen, um zu kriegen, was er will.
,,Nichts! Warum? Sollte ich etwas über ihn wissen?"
Beckett nahm wieder einen Schluck Brandy und sah David dann ernst an.
,,Er war mein Vater und ein überaus edelmütiger Mann. War immer ehrlich und er hielt sich an die Gesetze. Doch leider, hatte er auch eine Schwäche für Piratenblut. Jammerschade!"
,,Verzeiht, Lord Beckett! Aber ich interessiere mich nicht für die Geschichten Eures Vaters. Warum erzählt Ihr mir sie bitte?"
David war ungeduldig und wollte unbedingt zu Elizabeth, bevor er und Will sich auf die Suche nach Jack begaben. Denn wer wusste, wo sich dieser Pirat rumtrieb und ob sie die Suche nach ihm überleben würden.
,,Weil es wichtig ist, Mr. Avery. Ihr solltet wissen, dass mein Vater mich zurückließ und meinen Bruder mit sich nahm. Ein paar Tage später erfuhr ich dann, dass beide von Piraten getötet worden waren. Seine Schwäche hat meinen Vater letztens doch ins Grab gebracht."
,,Das tut mir ehrlich leid, Lord Beckett. Aber würdet Ihr bitte zum Punkt kommen?"
Beckett sah ihn ernst an und lehnte sich leicht vor, um seiner Haltung noch ein wenig mehr Entschlossenheit zu verleihen.
,,Der Punkt ist, dass es plötzlich Hinweise darauf gab, dass Einer von beiden überlebt hatte. Nur wusste man bis jetzt nicht, ob es mein Vater oder mein Bruder war. Doch jetzt ist klar, dass es nicht mein Vater war, der überlebt hat...sondern mein Bruder."
David wünschte sich an einen anderen Ort. Dieses Familiendrama von Beckett langweilte ihn zu Tode und Beckett musste eindeutig sehr verzweifelt sein, wenn er einem Gefangenen davon erzählte. Offenbar hatte er wahrhaftig keine Freunde.
,,Dann hoffe ich, dass Ihr Euren Bruder findet und alles für Euch gut wird. Kann ich jetzt bitte gehen?", fragte David, doch Beckett hob eine Hand.
,,Ich habe meinen Bruder bereits gefunden und hoffe, dass er hinter mir stehen wird."
,,Schön! Und wer ist Euer Bruder, wenn Ihr mir die Frage gestattet? Immerhin kenne ich nun Eure halbe Familiengeschichte."
Beckett lächelte leicht und hob dann sein Glas Brandy hoch, während er David vielsagend ansah und seine Augen abenteuerlustig leuchteten.
,,Ihr seid es, David!"
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