Türchen 16
Die Straßen waren dunkel, trist und grau. Die Luft wurde mit dem erdrückendem Geruch von Matsch, Moos, Abgasen und Rauch erfüllt. Die Menschen heizten im Winter unglaublich doll, sodass man fast das Gefühl bekam, sie wurden ihr Haus gleich mit in Brand setzten. Dadurch wurde alles in der Umgebung stickig und man hatte das Gefühl nicht genügend Luft zum Atmen zu bekommen, wie ein Asthmatiker, der zu lange eine Strecke gerannt, war.
Genauso kam sich auch Tessa vor, welche eigentlich gerade mit einer Freundin spazieren gehen wollte. Aber sie musste absagen und so kam es dazu das Tessa allein weiter lief und sich Gedanken machte, ob die Freundschaft überhaupt einen Sinn macht. Tessa mochte Clarie, aber diese kommandierte sie die ganze Zeit rum oder ließ sie für den nächst besten Typen stehen. So funktioniert eine Freundschaft aber nicht, wenn man sich nur trifft um ein Seelenmülleimer zu spielen. Tessa wollte das nicht länger und beschloss morgen mit ihrer "Freundin" darüber zu reden.
Auf dem Weg nach Hause kam ihr schon ein schwarz- weißes Etwas entgegen. Natürlich konnte die Katze nicht zu hause bleiben und sich in Sicherheit hüten. Nein mein Kater musste über die Straße, wie Topmodel, stolzieren...
Mit etwas gehobener Stimmung nahm ich Socke auf den Arm und er genoss die Aufmerksamkeit. Als ich in unsere Einfahrt einbiegen wollte, schoss plötzlich ein Blondschopf hervor. Clarie.
"Hey Tessa! Ich konnte heute leider nicht, aber kannst du dir vorstellen Justin hat mich stehen gelassen!" rief sie empört aus, sodass die ganze Nachbarschaft ihre Probleme mitbekam. Ich schob sie beiseite, woraufhin sie zum zweiten Mal an diesem Tag stehen gelassen wurde. Mich kümmerte es nicht mehr, da sie sich nicht um mich und meine Probleme kümmert. Mit festem Schritt ging ich die Einfahrt hoch, wobei nicht mal Socke ihr hinterher schaute.
Nach einer schlaflosen Nacht mit vielen Gedanken über meine enttäuschende Freundschaft mit Clarie, stand ich nun vorm Schultor, welches mir den Weg zum Schulhof öffnete. Mit unsicheren Schritten lief ich durch das rostige Tor und überquerte den Schulhof. Die vereinzelten Pfützen auf dem Hof durchnässten meine Schuhspitzen. Die Treppen zum Eingang waren nass und etwas rutschig, sodass man jeden Schritt mit Bedacht wählen musste.
Im Klassenraum war die Luft schon vor Unterrichtsbeginn stickig und die an geklappten Fenster halfen dabei auch nicht viel. Clarie saß schon auf dem Platz neben mir, wobei sie mir ihre besten Killerblicke zu warf. Wenn ich könnte, würde ich sogar freiwillig tot umfallen. "Morgen!" schmiss sie mir an die Stirn und scrollte weiter durch ihre Nachrichten. "Clarie wir müssen reden." versuchte ich ihr klar zu machen, aber sie sah mich nur mit genervten Gesichtsausdruck an und verdrehte die Augen. "Wenn es sein muss. Warum willst du mit mir reden? Du hast mich gestern einfach stehen gelassen, obwohl ich dich brauchte!" fauchte sie mich an.
Schließlich stieg langsam Wut in mir hoch, wie der Motor eines Autos, der gerade warm wird. "Du brauchtest mich? Was wenn ich dich brauche du bist nie für mich da! Nie! Immer erzählst du mir von deinen Problemen, aber meine hörst du dir erst gar nicht an, sondern tust sie mit einer Handbewegung weg. Fast so als ob nur du Probleme hast! Weißt du es gibt noch mehr Menschen auf dieser Welt, die einen Freund brauchen, der sich um sie kümmert oder ihnen zu hört. Aber du, Clarie, denkst, du könntest dir alles raus nehmen. Es gibt noch viel schlimmere Probleme als deine. Also hör auf!" schrie ich sie an. Mir war es egal, ob mich meine ganze Klasse plus Lehrer anstarrten. Mir war es egal, ob sie mich nun hasste oder nicht. Ich musste das los werden, sonst hätte ich kein Leben mehr.
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