11. Türchen
Es war ein kalter Wintertag, irgendwann in der Vorweihnachtszeit. Draußen war es grau, verschneit und außerdem arschkalt und irgendwie spiegelte das alles Manus Stimmung im Moment genau wieder.
Eigentlich wäre er heute mit Palle zur Aufnahme verabredet gewesen, wäre alleine vor seinem PC gesessen, während es um ihn herum schon langsamer dunkel wurde, die Finger eiskalt vom Zocken. Und trotzdem hätte er dabei gelacht (sich wahrscheinlich wieder aufgeführt wie ein Irrer), aber Spaß gehabt.
Heute nicht. Heute saß er zwar auch vor seinem PC und anstatt nur seiner Finger war sein ganzer Körper irgendwie zu kalt, aber seine Laune war so sehr im Keller, wie selten. Zu Palle in den TS gehen würde er in nächster Zeit wahrscheinlich nicht mehr - der würde ihn dort vermutlich auch gar nicht sehen wollen nach dem, was er ihm alles an den Kopf geworfen hatte.
Im Nachhinein wusste Manu selbst nicht mehr, wie es zu diesem Streit gekommen war, aber irgendwie war es dieses Mal eskaliert. Und was Palle ihm vorgeworfen hatte, ließ Manu nun einfach nicht mehr los. Stimmte das, was sein eigentlich bester Freund ihm unterstellt hatte?
Palle war eigentlich ein Mensch, der nicht aus der Ruhe zu bringen war. Aber gerade das gab Manu zu denken. Noch viel zu präsent waren seine Worte, schmerzten irgendwo in seiner Brust immer noch.
»Dir ist diese Freundschaft doch eh nichts wert.«
Natürlich war ihm die Freundschaft etwas wert! Kaum etwas war ihm so viel wert, wie seine Freunde, auch wenn er das vielleicht nicht immer ganz ausdrücken konnte! Er war nunmal kein Maudado, der zu jedem einfach lieb und knuffig war und dessen Freunde mit jedem seiner Sätze zu spüren bekamen, dass er sie lieb hatte.
»Genauso viel, wie all die Anderen? Wie Dario, Micha, Taddl? Wie lange dauert es, bis du mich auch für deinen nächsten ›besten Freund‹ einfach sitzen lässt?«
Dieser Satz hatte Manu kurz zum Stocken gebracht. Doch die Erklärung war sofort gefolgt.
»Alle paar Monate war es wer anders. Ein anderer Youtuber, mit dem du jeden Tag aufgenommen hast, den du zu deinem besten Freund gemacht hast. Den du dazu gebracht hast, dich wirklich gern zu mögen, so als besten Freund, trotz allem, trotz diesem ganzen Maskenjungen-Ding und allem. Und dann wurde jeder von ihnen wieder abserviert, für dein nächstes Opfer stehen gelassen. Ich bin doch auch nur einer von ihnen. Du bist eine herzlose Freundschafts-Hure. Und das schlimmste ist, dass du es nicht einmal zu merken scheinst.«
Es waren ein paar Sekunden Stille gefolgt - fassungslose Stille, unfähig, zu begreifen, was Palle ihm da vorgeworfen hatte. Dann war Manu geleaved, der ganzen Situation einfach entflohen, weg von dem, was er nicht mehr hören konnte.
Was für ein beschissener Freund er war.
Und das Schlimmste war: Er wusste nicht ein Mal, ob Palle recht hatte. War er wirklich so ein miserabler Freund? Es stimmte irgendwo, er war in den letzten Jahren mal mit dem Einen, mal mit dem Andren enger befreundet gewesen, hatte mehr hier oder dort zusammen aufgenommen. Er hatte es einfach immer so hingenommen, wenn die eine Freundschaft sich vielleicht etwas gelockert hatte, dafür eine neue entstanden war, hatte das nie so ernst gesehen. Hatten die Anderen das wirklich immer als Kündigung ihrer Freundschaft verstanden, eiskalt stehen gelassen, für den nächsten?
Manu brauchte jemanden, mit dem er darüber sprechen konnte, er brauchte die Bestätigung, dass dem nicht so war. Oder eben doch.
Ohne lange zu überlegen, rutschte Manu seinen Stuhl wieder ein Stück näher an den Tisch, setzte sich aufrechter hin und klickte Skype an. Während das Programm hochfuhr, ließ er ungeduldig den Zeiger über den Bildschirm huschen. Seine Entscheidung, wen er anschreiben würde, war schon lange gefallen.
Mit Taddl konnte er nicht reden, der würde wahrscheinlich eh nichts von ihm wissen wollen. Kurz vor seinem Abschied von Youtube hatte ihr Kontakt langsam nachgelassen - und Taddl hatte inzwischen ja aller Welt klar gesagt, was er von seiner Youtube-Zeit - ihrer gemeinsamen Zeit - hielt. Nämlich gar nichts mehr.
Micha war auch keine Möglichkeit, er hatte viel zu viel mit Palle zu tun, würde sich in diesen Streit voraussichtlich nicht mit hineinziehen lassen wollen - und wenn doch, würde er, wenn an Palles Vorwürfen etwas Wahres dran war, wahrscheinlich sogar dessen Meinung sein.
Endlich öffnete sich die Liste seiner offenen Gespräche und sofort begann Manu, die Namen nach Dario anzusuchen.
Es erschreckte ihn mehr, als er zugeben wollte, als er Darios Skypenamen schließlich entdeckte, so weit unten in der chronologischen Abfolge, wie er ihn niemals vermutet hatte. Hatte er wirklich so lange keinen Kontakt mehr mit Dario gehabt? Es war nicht so, dass sie sich gemieden hätten, es war durchaus vorgekommen, dass sie sich in den Gruppen, die für manche Aufnahmen entstanden, gesprochen hatten oder auch gemeinsam an größeren Projekten teilgenommen hatten - aber ihr letztes Telefonat, das sie wirklich nur um des jeweils anderen Willen geführt hatten, war jetzt so lange her, dass Manu kurz zweifelte, ob es wirklich eine gute Idee war, seinen damals besten Freund noch einmal anzuschreiben.
Was auch immer ihn dann dazu bewegt hatte, es doch zu tun - es dauerte kaum zwei Minuten, bis Darios Antwort kam.
Hey. Was kann man für dich tun?
Manu knetete unruhig seine Finger, irgendwie war er nervös. Auf ein Mal kam ihm wieder dieser eine ask.fm-Post von Dario in den Sinn, der ihm damals auf jeder Plattform unter die Nase gehalten worden war. Er hatte es so häufig gesehen, dass er noch heute den genauen Wortlaut kannte.
Würdest du Manu als deinen besten "Youtube-Freund" bezeichnen? - Ja. Ich würde auch das "Youtube" streichen.
Daraufhin hatte Dario einige Sticheleien ertragen müssen, dass sie sich ja nicht mal im Reallife kennen würden und sein »bester Freund« ihm nicht ein Mal sein Gesicht anvertraute, Dario hatte ihn jedoch immer in Schutz genommen und nie den Eindruck gemacht, als würde ihn das sonderlich stören.
Kann ich dich was fragen?
Die Antwort kam sofort und war so typisch Dario, dass es fast schon weh tat.
Schreiben oder telefonieren?
Warum war er immer noch so wahnsinnig hilfsbereit und lieb? Sollte er nicht eigentlich angepisst sein oder so, weil Manu sich so lange nicht mehr gemeldet hatte?
Nein. So war Dario nicht, so war er nie. Manus schlechtes Gewissen schien ihn inzwischen fast zu erdrücken.
Kannst du anrufen? Wenn es dir grad passt.
Dieses Mal ließ die Abtwort ein wenig länger auf sich warten.
Okay.
Es dauerte kaum mehr ein paar Sekunden, bis Darios Anruf reinkam und sofort drückte Manu auf den Annehmen-Knopf. Hatte er Angst, dass Dario es sich anders überlegen würde, würde er auch nur eine Sekunde zu lange zögern, oder warum war er so in Hektik?
Dario hatte sogar seine Webcam an, Manu konnte auf seinem Bildschirm beobachten, wie der hochgewachsene Junge unsicher lächelte. Entweder es war einfach Gewohnheit, dass er seine Kamera anschaltete, oder aber eine Art nostalgische Erinnerung an früher, als sie noch täglich geskyped hatten - Dario stehts mit angeschalteter Webcam.
So widersprüchlich das vielleicht auch sein mochte: Manu mochte es, seine Freunde beim Gespräch oder auch nur beim Zocken beobachten zu können. Und sowohl bei Dario, als auch bei Palle, war das nie ein Problem gewesen, beide hatte es nie gestört, wenn Manu sie sehen konnte, während sie nicht ein Mal sein Gesicht kannten.
Vielleicht hatte er Freunde wie sie wirklich nicht verdient.
»Hi, Manu.«
Dario lächelte leicht, sein Blick aber haftete an irgendetwas auf seinem Tisch.
»Hey, Dario.«
»Was gibt es? Ist es wegen dem Problem mit Varo? Kann man dir doch irgendwie helfen?«
»Was? Nein. Nicht so etwas.«
Dario schwieg, schien aber sichtbar darauf zu warten, dass Manu weiter sprach.
»Ich ... Ich hab mich mit Palle gestritten.«
Super, Manu. Damit hast du doch schon fast alles Wichtige gesagt, hier aufzuhören ist auf jeden Fall okay. Den Rest wird er sich ja eh denken können, deine Selbstzweifel und alles.
»Oh ...« Dario schien sichtlich unsicher, wie er darauf reagieren sollte, sein nächster Satz klang mehr nach einer Frage als nach einer Aussage. »Tut mir leid? Suchst du wen zum Aufnehmen, oder -«
»Nein. Es hat nicht direkt was mit Youtube zu tun. Du, Dario ... Palle hat da so ein paar Dinge gesagt und ich weiß nicht so recht ...«
Manu schwieg unsicher
»Was hat er denn gesagt?«
»Dass ... Ich - Wir waren ja mal eine Zeit lang echt gut befreundet, ne?«
»Wir beide? Ja ...?«
»Hattest du, als ... als das irgendwie nachgelassen hat ... Hattest du das Gefühl, ich hätte dich irgendwie abserviert oder so? Um mir einen neuen besten Freund zu suchen?«
»Ist es das, was Patrick behauptet?«
»Schon irgendwie.«
»Ihr habt euch gestritten, weil Patrick glaubt, du hättest mich damals einfach sitzen gelassen?«
»Nein. Er meinte ... Dass ich das immer so machen würde. Jemanden dazu bringen, mich irgendwie zu mögen, an mich zu binden oder so. Und dann einfach sitzen lassen und mir den nächsten besten Freund suchen. Taddl, Du, Zombey, er ...«
»Und jetzt weißt du nicht ...«
»Ob das stimmt, ja. Ich weiß nicht, wen ich sonst fragen kann.«
»Naja ... Es war halt schon irgendwie merkwürdig. Du warst halt auf ein Mal nicht mehr so häufig erreichbar, hattest nicht mehr so viel Zeit.«, Dario zuckte mit den Schultern, schob aber schnell ein: »Aber das war okay. Wirklich« hinterher.
Manu antwortete nicht, musste erst einmal verdauen, was Dario ihm eben bestätigt hatte. Palle hatte Recht gehabt.
Dario sah irgendwie besorgt aus, suchte nun auch die Kamera mit seinem Blick.
»Manu? Mach dir keinen Kopf deswegen. Keiner kann dich zwingen, jahrelang mit den selben Leuten aufzunehmen. Ich wusste, dass ich kein Recht hatte, deswegen sauer zu sein. Und ich glaube, Micha ging es ähnlich. Würde er dir das übel nehmen, würde er jetzt doch niemals noch so viel mit euch machen.«
»Ich bin ein miserabler Freund.«
»Was? Nein, Manu, quatsch.«
»Doch. Ich hab das nicht einmal gemerkt. Auch jetzt - ich hab mich wieder nur gemeldet, weil ich etwas brauche und darauf vertraut, dass du da bist. Es tut mir leid, Dario. Das war scheiße von mir.«
»Was? Nein! Manu, hör auf. Es ist okay, wenn du nicht mehr so viel Kontakt mit mir haben willst. Aber ich denke, hätte ich dich angeschrieben, wenn ich dich brauchen würde, hättest du mich doch auch nicht einfach stehen gelassen, oder?«
»Natürlich nicht.«
Manus Antwort war kaum mehr als ein leises Nuscheln, irgendwo, aber nicht neben seinem Mikrofon. Dario lächelte ermutigend in die Kamera.
»Siehst du. Also mach dir keinen Kopf. Du kannst mich jederzeit anschreiben, wenn du mich brauchst. Oder einfach irgendjemanden brauchst.«
»Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du zu lieb bist für diese Welt?«
Dario lachte leise.
»Quatsch. Red keinen Unsinn, Manu.«
»Aber du bist zu gut für mich. Ernsthaft. Ich hatte dich nie im Leben als besten Freund verdient.«
Dario grinste, verdrehte die Augen.
»Unsinn. Du warst ein guter Freund. Klar, gab es den einen oder anderen Punkt, aber das gibt es doch immer. Und trotzdem hatte ich immer Spaß, wenn wir geredet haben.«
Spaß. Manu war jemand, mit dem man Spaß haben konnte. Dario war jemand, der für einen da war. Klar, hatten sie auch mal ernstere Gespräche gehabt, vor allem Nachts. Aber meistens war da dann doch eher der Spaß an erster Stelle gestandnen.
»Was waren denn so ... Punkte?«
»Keine Ahnung. Versteh das jetzt nicht falsch, Manu, aber ... Du hast einem halt nie so wirklich das Gefühl gegeben, dass du einem vertrauen würdest.«
»Wirklich?«
Dario zuckte bloß mit den Schultern. Irgendwas an dem traurigen Lächeln, das er der Kamera schenkte, tat weh.
»Schon.«
Manu atmete tief ein, schloss die Augen und ließ das alles auf sich wirken. Er war wirklich ein beschissener freund gewesen. Gewesen? Wahrscheinlich war er das auch immer noch.
Er richtete seinen Blick wieder auf den Bildschirm, wo Dario wieder nur den Tisch betrachtete, im Monitor daneben Manus eigene Spiegelung.
Sollte er?
Manu zögerte. Er vertraute Dario, trotz allem immer noch voll und ganz. Und trotzdem ... er war GLP, er zeigte sich nicht!
Im Fenster hinter dem Schreibtisch konnte er sehen, wie es nun wieder zu schneien begonnen hatte, dicke, schwere Flocken, die alles irgendwie so unwirklich scheinen ließen. Warum hatte er dieses Jahr eigentlich keinen Adventskalender? Letztes Jahr hatte er so ein Schokoladen-Ding gehabt, von seiner Mutter. Und im Jahr davor ... Darios Adventskalender.
Dario hatte ihm damals einen Adventskalender geschickt gehabt, nachdem er erfahren hatte, dass Manu sonst keinen bekommen würde. Laut ihm war es, Zitat: »Absolut nicht vertretbar, wenn tolle Menschen keinen Adventskalender bekamen.« Das Manu sich einen kaufen sollte, war für ihn auch keine Option gewesen. (»So etwas kauft man sich doch nicht einfach selbst! Also wirklich!«) Also hatte Dario ihm einen Adventskalender geschickt. So einen echten, selbstgebastelten, mit einem kleinen Päckchen für jeden Tag, so richtig süß. Nein, es war nicht nur süß gewesen: Vielmehr war dieser Adventskalender, mit so viel Liebe zu jedem Detail, die so typisch Dario war, das ekelhaft liebevollste gewesen, was Manu jemals bekommen hatte.
»Dario?«
Auch, wenn rational alles dagegen sprach - Manu hatte schneller gehandelt, als er sich dagegen hatte entscheiden können. Dario verdiente nichts anderes. Er tat es nicht, um ihm zu beweisen, dass er ihm vertraute - sondern weil sein Gefühl es so wollte.
Seine Finger schoben die Maus zur Seite, ein Stück nach oben, Klick.
Die Kamera war eingeschaltet, nicht sonderlich scharf, ein wenig unterbelichtet, aber sie war da.
Dario reagierte spät, riss seinen Blick erst wenige Augenblicke, nachdem er seinen Namen gehört hatte, von seinem Schreibtisch und was auch immer da war, los, sah auf.
Es brauchte nicht lange, bis er realisierte, was gerade geschah, noch in der Bewegung zuckte er zurück, drehte den Kopf zur Seite und hielt beide Hände fast schon schützend vor seinen Bildschirm, die Augen zusammengekniffen.
»Manu?«
»Ich ... ich vertraue dir.«
»Du musst das nicht machen. So meinte ich das nicht. Ich weiß, dass du das nicht willst und das ist okay.«
Seine Chance, einen Rückzug zu machen. Eine Möglichkeit, seinen Verstand das wieder gerade rücken zu lassen, was sein Gefühl so durcheinander gewirbelt hatte. Aber er wollte nicht.
»Dario, ich vertraue dir. Wirklich, es ist okay.«
»Sicher?«
Er schien immer noch nicht überzeugt, lockerte aber langsam seine angespannte, fast schon abwehrende Haltung ein wenig, entspannte sich ein bisschen. Manu nickte.
»Ja.«
Erst jetzt nahm Dario die Hände ganz runter, drehte den Kopf ein Stück in Richtung Bildschirm - und sah seinen Freund das erste Mal.
Manu biss sich nervös auf die Lippe - er fühlte sich ein bisschen unwohl, die Situation war irgendwie merkwürdig. Dario jedoch lächelte nur lieb.
»Hey.« Darios Stimme war leise, irgendwie unbeholfen und fast schon schüchtern.
»Hey.«
»Danke. Das ist wirklich ... Danke, Manu.«
»Nein, ich ... Danke dir. Wirklich. Ich war ein beschissener Freund für dich.«
Dario schüttelte den Kopf, lächelte leicht und wandte seine Augen keine Sekunde von dem Bildschirm ab.
»Nein. Du bist ein guter Freund, Manu. Wirklich. Glaub mir, ich muss es wissen. Ich hätte nie gezögert, dich als meinen besten Freund zu bezeichnen, das weißt du.«
»Danke.«
Manus Stimme war leise, er wusste nicht ein Mal, ob Dario sie überhaupt gehört hatte. Nicht schlimm.
Sie schwiegen beide eine Weile lang, betrachteten bloß abwechselnd sich gegenseitig und alles um sie herum, grinsten sich ab und zu verlegen an.
»Darf ich ...«, Dario stockte, »wahrscheinlich nicht, versteh ich, klar. Aber ich wollte es nicht einfach machen, ohne zu fragen. Darf ich einen Screenshot machen oder so? Nur für mich, es würde nicht im Internet landen, versprochen.«
Manu atmete sich einen tiefen Zug von der Seele. Dario fragte ihm um Erlaubnis, er würde nicht einfach so, ohne seine Zustimmung, ein Foto machen.
Das war für Manu wohl das kritischste Thema was es gab - und trotzdem: Er hatte beschlossen, Dario zu vertrauen. Ganz oder gar nicht.
»Ja. Wie gesagt, ich vertraue dir. Aber, Dario ...«, wieder war da dieses Gefühlschaos, das ungefragt einfach die Steuerung seines Körpers zu übernehmen schien. »Wenn ... Das kommt jetzt wahrscheinlich so voll unerwartet und ... merkwürdig. Und das ist es eigentlich auch. Aber ... wenn du willst - du brauchst keinen Screenshot. Du kannst auch irgendwann ein echtes Foto machen.«
Dario sagte einen kurzen Moment lang nichts, lächelte aber.
»Du bist süß, Manu. Ja, gerne. Wenn dir das nicht zu viel wird. Ich würde mich freuen.«
Manu hielt kurz inne, lauschte in sich hinein. Nein, keine Spur von »zu viel«. Es verwunderte ihn selbst - aber da waren keine Zweifel, kein »was habe ich getan?«. Nur Zufriedenheit, vielleicht ein kleines bisschen Stolz und so etwas wie Vorfreude. Vorfreude - worauf? Auf diesen viel zu großen, viel zu lieben Typen, der dort zu grenzdebil in die Kamera grinste?
»Manu? Werden wir jetzt ... keine Ahnung, wieder mehr schreiben? Oder telefonieren?«
»Ja. Also, klar, wenn du willst. Ich würde schon gerne.«
Er hatte keine Millisekunde überlegen müssen.
»Ja.«
Wieso war Manu eigentlich nie aufgefallen, wie sehr er Dario in den letzten Monaten vermisst hatte? Sein stets leicht nachdenkliches Grinsen, seine unschuldige, in sich gekehrte Art, sein ganzes ruhiges Wesen, das sich so gut mit Manus ... mit Manus Allem ergänzte. Dieses ganze, liebevolle und viel zu liebenswerte Dario, das er nunmal war.
Und mitten aus dem Nichts war da auf einmal dieser neue Gedanke, dieser gerade so absurde Satz, der auf ein Mal durch sein Denken schwebte.
Sieht so aus, als müsste ich noch ein Weihnachtsgeschenk mehr besorgen.
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Hayho, Leute!
Dieser #Kürbistumor-OS ist Teil von TellMeJailys OS-Adventskalender, zu dem ich beitragen durfte.
Schaut dort auf jeden Fall auch vorbei, dort findet ihr weitere 23 wunderbare OSs von wunderbaren Autoren!
Euch allen noch eine wunderbare Advents- und Vorweihnachtszeit!
Liebe Grüße, minnicat3
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