19. Dezember ♡︎❄︎
Die Landung auf dem Steinboden des Internats war unsanft und in meinem Kopf schwirrten noch zu viele Gedanken herum, als dass ich sie ordnen könnte. Ich hatte Avery's Hand gezwungener Maßen während des Fluges losgelassen.
Als Stimmen ertönten, zog ich sie hastig hinter eine Säule. "Wir sollten uns vielleicht nicht unbedingt sehen lassen, wie wir während der Schulzeit noch hier sind...", zischte ich und Avery nickte zustimmend.
"Ja, aber jetzt mal im Ernst, letzte Chance- kommst du mit nach Paris? Auch, wenn es bedeuten würde, dass du einiges- okay, keine Ahnung wie viel, je nach dem wie lange wir weg sind, an Schulstoff verpassen würdest? Und, wenn es eventuell gefährlich werden könnte?", gab sie zurück, woraufhin ich fast schon beleidigt schnaubte.
"Schaust du eigentlich keine Filme?", fragte ich und sie sah mich irritiert an. "Ich habe jedenfalls genug gesehen, um zu wissen, dass ich mir das auf gar keinen Fall entgehen lassen kann- immerhin wartet da draußen ein Abenteuer und die Welt, die wir retten müssen!", strahlte ich.
Ausdruckslos sah sie mich einen Moment lang an. "Aus welchem deiner tollen Filme hast du das jetzt geklaut?", fragte sie todernst. Beleidigt verschränkte ich die Arme und lehnte mich gegen die raue Steinwand. "Aus keinem, das ist von mir.", nuschelte ich und wurde schon wieder rot.
"Jedenfalls... wie kommen wir nach Paris? Mit dem Zug?", fragte ich und Avery nickte. "Jep, hätte ich auch gesagt, ist ja nicht so weit bis zur französischen Grenze und von da aus... Keine Ahnung...", gab sie zurück und ich schnaubte- wager hätte sie sich wohl nicht ausdrücken können.
"Okay, dann... Gehen wir mal los?", fragte ich, doch Avery schüttelte den Kopf. "Keine Ahnung, wie lange wir in Paris bleiben werden, also packen wir besser das Nötigste in einen Rucksack oder so... Treffen wir uns in zehn Minuten vor deinem Zimmer? Welche Nummer?" - "104"-"Okayy, das finde ich, bis gleich!"
Mit diesen Worten war sie auch schon um eine Ecke gehuscht und verschwunden. Kurz blieb ich wie erstarrt stehen und sah zu der Stelle, an der gerade eben noch das Paar pechschwarzer Augen mich angesehen hatte. Dann setzte ich mich langsam in Bewegung, huschte einige Gänge entlang und orientierte mich dabei an den Zimmernummern.
102, 103, 104- da war es! Ich lauschte kurz an der Tür. Nichts. Hastig huschte ich hinein, griff nach meinem Rucksack und stopfte das Nötigste hinein- Zahnbürste und so weiter, Jeans und einen Pulli, einen riesigen Schal, eine Mütze, ein paar Müslirigel und Gummibärchenpäckchen, die Mum mir eingepackt hatte, und noch meine gesamten Ersparnisse- was definitiv nicht viel war, was ich nach einem Kurzen Rascheln des Sparschweines hörte, aber immerhin besser als nichts.
Erst, als ich einen Blick in den Spiegel warf, bemerkte ich, dass ich immer noch meinen Pyjama trug- verdammt, das hatte ich in dem ganzen Trubel völlig vergessen, und... was musste Avery jetzt nur von mir denken? Ich lief knallrot an bei dem Gedanken, dass sie mich die ganze Zeit so gesehen hatte, und streifte mir hastig Jeans und Pullover über, während ich den Pyjama kurzerhand unter mein Bett schob- wow, Ordnung 1a.
Mein Blick fiel auf die anderen Betten. Verdammt. Meine Zimmergenossinnen... Machten sie sich schon Sorgen? Ich war so dämlich, hatte ich herade ernsthaft vorgehabt, zu gehen, ohne den anderen etwas zu sagen.
Eilig kritztelte ich einen Zettel auf den ich notgedrungen irgendetwas von wegen nach hause fahren und Heimweh faselte, den ich nach einigem hin und her gut sichtbar in die Mitte des Zimmes legte. Ich versuchte, das schlechte Gewissen weitesgehend zu ignorieren, aber sie anzulügen, fühlte sich selbst nach der kurzen Zeit, in der ich die Bewohnerinnen von Zimmer 104 jetzt kannte, schlecht an.
Seufzend zog ich die Tür hinter mir zu. Lügen haben kurze Beine. Irgendwann würden sie die Wahrheit erfahren, ganz bestimmt.
"Alles okay?", fragte eine Stimme und ich schreckte aus meinen Gedanken. Avery stand matt lächelnd vor mir und ich musste schlucken. "Ja, schon gut", murmelte ich und setzte mich in Bewegung- nur, um kurz darauf der daraufhin leise kichernden Avery in die andere zu folgen.
Wir durchquerten das Internat und sogar die Innenhöfe ohne Probleme- genauer gesagt, durchquerten wir sie gar nicht, sondern kletterten umständlich über eine niedrige Stelle der Mauer. Den Weg in die Stadt hinab rannten wir, um nicht gesehen zu werden, und als wir schließlich im Bahnhof standen, durchflutete mich eine Welle der Erleichterung. Wir waren hier und wir würden nach Paris fahren und damit die Welt- oder sogar mehrere- vor dem Untergang retten. Die heldenhafte Zukunft als Filmheldin war mir fast schon gewiss.
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