15. Dezember ♡︎❄︎
Ich weiß nicht, wie viel Zeit verging, doch irgendwann schlug ich die Augen auf. Es dauerte eine Sekunde, bis ich realisierte, dass mich etwas- jemand aus meinem vorherigen Zustand gerissen hatte.
Denn als ich hochsah, blickte ich direkt in ein Augenpaar, das ich garantiert schon gesehen hatte- das Mädchen mit den kurzen, karamellbraunen Haaren beugte sich über mich und hatte mir, wenn man mal die Tatsache beachtete, dass meine rechte Wange verdächtig brannte, zu diesem Zwecke gerade eine schallende Ohrfeige verpasst.
Der restliche Schmerz brach erst im nächsten Moment stoßwellenartig über mich herein. Meine Haut brannte, meine Hände schmerzte aufgrund der Glassplitter darin, meine Muskeln fühlten sich schlaff und schwer an, während meine Lunge, die zuvor so eingeengt gewesen war, immer noch nicht wieder ganz regelmäßig funktionierte.
Lange Rede, kurzer Sinn: Mir tat so ziemlich alles weh. Endlich konnte ich wieder klare Gedanken fassen und bei der dringendsten Frage, die mir beinahe augenblicklich in den Kopf geschossen kam, vergaß ich vorerst meinen eigenen Schmerz und wollte mich eilig aufsetzen.
Etwas wackelig setzte ich mich auf und wagte mich dann darauf, aufzustehen- wobei ich gründlich scheiterte und das Mädchen, das bis jetzt noch, genau wie ich, kein Wort von sich gegeben hatte, schnellte vor und packte mich am Arm.
Ich spürte, wie ich knallrot anlief und wenn ich mich nicht täuschte, erröteten selbst ihre Wangen leicht und sie zog ihr Hand zurück.
"Ähm...", ich räusperte mich und könnte augenblicklich im Boden versinken. Dümmer hatte ich ein Gespräch wohl nicht beginnen können...
„Also... Hi, Andriana. Ich meine, ich bin Andriana, nicht du, es sei denn, du heißt auch so, was unwahrscheinlich wäre, aber möglich, allerdings schon nicht so logisch, na ja, was ich sagen wollte, ich bin Andriana, hi, und du bist...?", murmelte ich und sah peinlich berührt zu Boden- was ich, um ehrlich zu sein, nicht sonderlich lange aushielt, denn bereits, als sie mit einem kleinen Grinsen zu sprechen begann, sah ich wieder zu ihr.
„Hi! Ich bin Avery.", entgegnete sie auf den missglückten Versuch meinerseits, ein Gespräch anzufangen. „Wir haben uns schon mal gesehen, oder?", fragte sie und ich brauchte einen Moment, bis ich verstand, was sie gesagt hatte. „Äh ja, klar, also ich meine..."
Erneut räusperte ich mich und spürte förmlich bereits die Schweißtropfen auf meiner Stirn. Ich war vollkommen aus der Fassung- grässlicher Traum. Warte- Traum? Ich musste schlucken, denn meines Wissens nach waren Träume Produkte des Unterbewusstseins, und wie zum Schloss Graustein konnte ich dann ihren Namen wissen. Abgesehen davon kam es sehr selten vor, dass ich mir während eines Traumes bewusst war, dass ich nur träumte.
Nur. Pah.
Ich stockte und versuchte, den unangenehmen Gedanken zu verdrängen, als mir endlich wieder einfiel, was mir direkt nachdem ich geweckt worden war in den Sinn gekommen war- der Zwerg.
Verdammt, ich haspelte und stotterte hier ernsthaft herum, während es deutlich Wichtigeres gab. „Was ist mit dem Zwerg?", stieß ich hervor und sah mich hektisch um.
„Der... oh, du meinst den Fee. Ich bin zu spät gekommen, aber du hast ihm offensichtlich das Leben gerettet. Das war... großartig." Wäre es möglich gewesen, dann würde ich jetzt wohl noch röter werden.
Endlich entdeckte ich den Zwerg- Verzeihung, Fee. Er lehnte mit genervtem Gesichtsausdruck an einem Stein und reichte mir dem Anschein nach etwa bis zum Knie.
Mit dieser mürrischen Laune wirkte er gleich weniger bemitleidenswert auf mich, doch ich bereute die Entscheidung nicht, in gerettet zu haben. Im Gegenteil.
Mein Blick wanderte wieder zu dem Mädchen. Avery.
„Schöner Name...", dachte ich und lächelte ihr unsicher zu. Plötzlich wurde mir heiß- wehe jetzt passierte das Gleiche wie wenige Tage zuvor im Bus und ich hatte das eben laut ausgesprochen... wobei genau das der Fall zu sein schien.
Belustigt fragte mein Gegenüber: „Der Fee oder ich?" „Du, also, ich meine, du und der Zw- Fee, beide.", stammelte ich und könnte im Grunde ebensogut gleich vor lauter Peinlichkeiten mein eigenes Grab schaufeln.
Ein markerschütternder Schrei unterbrach meine Gedanken, gefolgt von einem weiteren. Dann hörte ich endlich damit auf, daran zu zweifeln, dass das hier die gnadenlose Realität war. Kein Traum. Und das war das Beunruhigendste von all dem.
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