12. Dezember ♡︎❄︎
Ich schlief in dieser Nacht nur wenige Minuten, die sich mit wirren Träumen, an die ich mich hinterher kaum mehr erinnern konnte, wie Stunden anfühlten.
Als ich aufwachte und nach einigem sinnlosen Hin-und-Herwälzen entschied, dass es keinen Sinn hatte, weiter krampfhaft zu versuchen, einzuschlafen, war es bereits halb zwei.
Leise stand ich auf, zog mir schnell einen Mantel über und vergrub meine Hände in dessen Taschen, während ich aus dem Zimmer huschte.
Zuhause war ich immer, wenn ich nicht schlafen konnte, durch mein Zimmerfenster in den Garten geklettert. Dort war ich dann ein wenig herumgelaufen oder hatte mich einfach in eine Decke gehüllt in die Hängematte am Pool gesetzt.
Ich erinnerte mich selbst jetzt noch nur zu gut daran, wie ich im Sommer auf der sich im Nachtwind wiegenden Hängematte den Mond beobachtet hatte, der sich glitzernd auf der Wasseroberfläche spiegelte.
Leise seufzend bemerkte ich, dass ich vor einem Fenster stehen geblieben war und geradewegs auf den inzwischen wolkenverhangenen Nachthimmel, der sich über dem Städtchen ausbreitete, sah.
Nachdenklich setzte ich in meinen Socken auf dem kalten Steinboden einen Fuß vor den anderen, während ich in Erinnerungen versank- nur, um der Gegenwart zu entkommen.
In dieser Nacht ließ ich zum ersten Mal meine Gefühle zu, während ich durch das Gebäude wanderte. Ich versuchte endlich einmal nicht, so zu tun, als ob es mir nichts ausmachen würde, dass ich fernab meines Zuhauses, meiner Freunde hier in einem Internat war, während meine Eltern sich auf einem anderen Kontinent befanden.
Ich weinte nicht, aber nicht, weil ich es unterdrückte, sondern weil da keine Tränen waren. Auch keine Traurigkeit. Nur eine Leere, die ich tagsüber vertrieb.
Als ich zum zweiten Mal den Blick hob, um zu sehen, wo ich stand, fand ich mich an dem Ort wieder, den ich wohl als Letztes erwartet hatte- ich stand schon wieder vor der Mauer mit dem Torbogen, und es bestand kein Zweifel daran, dass ich hier bereits zweimal gewesen war.
Ich musste beim Anblick des Torbogens schlucken und rieb mir den Kopf. Vorsichtig strich ich über die steinernen Verzierungen der Süßigkeiten, während ich in Gedanken ganz woanders war.
Doch was dann passierte, ließ mich aus meiner Trance erwachen und zurückschrecken. Mein Finger versank in massivem Stein, der bei genauerem Betrachten seine Farbe von grau zu einem so dunklen Schwarz veränderte, dass ich den Blick abwenden musste.
Keuchend wich ich an die gegenüberliegende Wand zurück, als sich die gleißende Dunkelheit über der gesamten Wand inklusive des Torbogens ausbreitete.
Die Farbe leuchtete so dunkel, dass ich mir geblendet die Hände vor die Augen schlagen musste und im selben Moment, in dem ich anfangen wollte, laut zu schreien, nahm ich Stimmen war.
Zwei immer näher kommende Stimmen, die lauter und lauter wurden. Wenn mich hier jemand erwischte, konnte ich den weiteren Aufenthalt hier vergessen- verdammt, warum hatte ich nicht früher daran gedacht, welche Folgen das Brechen der Schulregeln in der Probezeit hatte?!
Ich verfluchte mich selbst dafür, das strikte Verbot des Aufenthalts auf den Gängen während der Nachtruhe ignoriert zu haben und zitterte bei der Vorstellung, was passieren würde, wenn meine Eltern davon erfahren würden.
Wenn sie wüssten, dass ihre Tochter nicht einmal in der Lage war, vier Wochen lang keinen Mist zu bauen. Sie würden vielleicht heimreisen und sich selbst Vorwürfe machen, dass sie mich allein gelassen hatten, weil ich ja offensichtlich noch nicht bereit dazu war.
Sie wären enttäuscht. Der Gedanke ließ mich frösteln, während die Stimmen lauter und lauter wurden.
Ich war so durcheinander, dass ich nicht verstand, was sie sagten, aber ich verstand sehr wohl, dass die Personen, denen die Stimmen gehörten, immer näher kamen.
Mein Blick fiel auf die Wand und damit meinem letzten Ausweg. Es war mir egal, ob das hier nur ein Traum war. Es war mir egal, wie dumm es war, anzunehmen, eine Wand wäre ein Durchgang. Ich wollte einfach nur hier weg.
Und das tat ich auch. Mit einem großen Schritt und zusammengekniffenen Augen lief ich weiter, in der Erwartung, gleich unsanft aufzuprallen, genau in der Sekunde, als die Personen mich beinahe erreicht hatten. Dann fiel ich.
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