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24 Trix

Sie trägt ihr Haar mit Pony-Tail, blond; ihr Rock ist kurz, das knappe Oberteil lässt gleichzeitig sehen und erahnen, eine Kombination, die den Jungs das Blut in die Hose treibt. Trix weiß ihre Erscheinung einzusetzen, nicht ein einziges Mal hat sie im letzten Semester ihre Hausaufgaben selbst erledigt. Für jedes Fach hat sie einen Möchtegernfreund, der ihr die sauberen Lösungen noch so gerne weiterreicht. Sollte der unwahrscheinliche Fall eintreten, dass einer der Lehrer diese kleine Betrügerei bemerkt, genügt ein perfekt eingeübter Blick, von der Seite mit halb geneigtem Kopf und das Problem besteht nicht länger. Männer bleiben nun mal Männer, egal wie alt sie sind.

So mogelt sich Trix, seit sie an der Oberstufe ist, durch die Schule, welche sie nur besucht, weil es obligatorisch ist und die Eltern zuhause nerven, wenn sie nicht hingeht. Die Mädchen bewundern sie, doch im Grunde sind sie bloß neidisch – nicht jeder kann schließlich eine wahrhaftige Schönheit sein. Einen Beruf wird sie nicht erlernen; wozu auch, wenn sie mit ihren mehreren hundert K Followern auf Social-Media Geld verdienen kann? Die Menschen sind dumm; Modefirmen und Kosmetikersteller bezahlen Trix Unsummen dafür, dass sie die Produkte ab und zu in die Handykamera hält. Am liebsten mitten im Winter, am Strand in Dubai.

„Beatrice? Was wolltest du zu den Hieroglyphen aus Ägypten sagen?"

Trix feilt sich die Nägel, während sie angestrengt ihren Kaugummi von einem Mundwinkel in den anderen wälzt. „Den was?" Sie blickt den neuen Geschichtslehrer gelangweilt an. Der Loser mit seinem billigen Baumwollpulli und den löchrigen Sportschuhen ist vor einigen Wochen an der Schule aufgekreuzt und will einfach nicht verstehen, wie das hier läuft.

„Hieroglyphen; Ägypten", erwähnt er mit ruhiger Stimme. An seinem durchdringenden Blick ist irgendwas Unbequemes.

Trix weicht den Augen aus, konzentriert sich wieder auf ihre Nägel. „Ist das ein Luxusresort? Gibt es dort einen Pool und eine Bar?" Die Klasse lacht.

Nun lächelt der Dicke doch tatsächlich. „Nein, aber jede Menge Orakel."

„Danke, ich bleibe bei Bitcoin, Dickerchen." Die Klasse lacht; Trix lässt sich von niemandem etwas vorschreiben; sie folgt ihren eigenen Regeln. Ihr zu widersprechen ist keine gute Idee; sie kann ganz schön bitchy sein.

Der Geschichtslehrer mit dem grauen Bart steht einfach nur da und fixiert Trix. Es ist kein lüsternes Starren, wie es sich die Jugendliche von den Jungs oder vom Sportlehrer gewohnt ist. Dieser Typ zieht sie nicht mit seinen Augen aus, wie es der Mathelehrer jeweils tut, nein, der armselige Großvater blickt geradewegs durch sie hindurch – und das ist ihr unheimlich. Es scheint, als könne er jeden ihrer Gedanken sehen.

„Sonst noch was?", keift sie schnippisch.

„Nein, keine weiteren Fragen." Wieder liegt ein Lächeln auf seinem Gesicht. Nicht dieses überhebliche Grinsen der selbstverliebten Fußballer; einfach ein warmes Lächeln, welches Trix irritiert. Sie hebt ebenfalls zögerlich ihre Mundwinkel, murmelt etwas Unverständliches und widmet sich erneut ihren Nägeln. In Ägypten interessieren sie nur die angesagten Ferienresorts, wo man die kalte Jahreszeit überbrücken kann.

❄️❄️❄️

Es hat geschneit. Trix lässt sich vom Vater zur Schule fahren; gehen ist bei diesem Wetter nicht möglich und die Schuhe würden dabei ernsthaften Schaden nehmen. Zudem ist die trendige Daunenwinterjacke nicht wasserdicht; muss sie auch nicht, denn die trägt Trix nur als Accessoire. Der Aufzug funktioniert nicht, Trix muss die Treppe hochsteigen. Dadurch kommt sie einige Minuten zu spät zum Unterricht, denn der Zwischenstopp im Waschraum musste selbstverständlich sein.

Trix stürmt zum Klassenzimmer, bereit für ihren Auftritt. Sie legt sich in Pose, öffnet die Tür – das Schulzimmer ist leer. Nur der Geschichtslehrer sitzt vorne, liest in einem Buch. Unsicher, was hier los ist, stöckelt Trix einige Schritte vor.

„Beatrice, setz dich. Möchtest du einen Tee?" Ihr Lehrer blickt nicht vom Buch auf, während er spricht. „Bedien dich, steht auf dem Sims."

Trix dreht den Kopf und entdeckt den Krug mit zwei Tassen auf dem Fenstersims, Teeduft dringt an ihre Nase; Orange, Zimt und Vanille.

„Würdest du mir bitte meinen Tee bringen? Das wäre wirklich sehr nett, danke."

Wie in Trance legt Trix ihre Gucci-Tasche auf einen Schülertisch, schreitet zum Fenster und reicht ihrem merkwürdigen Lehrer eine Tasse.

Nun hebt er endlich den Kopf und sofort fühlt sie sich wieder durchschaut. „Danke", erwähnt er nur, dann kostet er vom Tee. „Ah, das ist Weihnachten, nicht wahr? Draußen Schnee und drinnen Tee!" Er lächelt.

Trix schmunzelt ebenfalls über den Reim, nimmt die zweite Tasse und setzt sich dem Lehrer gegenüber. „Herr Klaus, was ist hier los? Wo sind die anderen?"

„Wer zu spät kommt, verpasst das Leben."

„Wie bitte?" Trix wird aus dem Mann nicht schlau. Er spricht kryptisch, wie der unheimliche, allwissende Joda in diesem dämlichen Film, den sie früher mal gesehen hat.

„Du bist zu spät. Du hast die anderen verpasst. Sie sind ohne dich gefahren."

Trix begreift gar nichts mehr. „Wohin? Es war kein Ausflug geplant."

„Vielleicht bist du der Ausflug, Beatrice."

Nun wird die Jugendliche nervös. Der alte Mann wird ihr unheimlich. „Was wird das hier? Ich rufe jetzt meinen Vater an." Das Handy hat keinen Empfang. Schockiert starrt Trix auf den kleinen Touch-Screen, klopft mit ihren künstlichen Fingernägeln dagegen.

„Was würdest du tun, wenn du keinen Empfang hättest?" Der Lehrer gießt sich Tee nach.

Trix würde am liebsten fluchtartig den Raum verlassen, bloß weg von hier, doch eine unheimliche Kraft hält sie auf ihrem Stuhl; als sei es wichtig, mit dem Mann zu sprechen. Allmählich entspannt sie sich; wahrscheinlich ist das nur ein heftiger Traum. Trix beschließt, sich diesem hinzugeben, insgeheim hegt sie den Wunsch eines raschen Erwachens.

„Ohne Empfang wäre mein Leben vorbei. Ich brauche die Unterhaltung, ich brauche die Zustimmung und ich brauche meine Freunde." Sie lehnt sich zurück, spürt, wie sich ihr Pullover spannt. „Und was brauchen Sie, Herr Klaus?" Ihre Mundwinkel zieht sie schelmisch hoch.

Der Lehrer überlegt lange; das Schweigen macht Trix unsicher. Er blickt ihr die ganze Zeit in die Augen, trinkt Tee, ruhig beginnt zu nicken. „Ich habe alles, danke. Ich bin gesund, mein Verstand arbeitet scharf, ich habe treue Freunde, Familie und darf mit interessanten Menschen wie dir zusammenarbeiten."

„Sie finden mich interessant?"

„Ach, Mädchen, nicht wie du mir unterstellen willst. Ihr Jugendlichen seid alle interessant, weil ihr anders denkt als wir Alten. Die Gesellschaft steht vor großen Herausforderungen, welche es zu lösen gilt. Wir können das nicht mehr tun; das ist nun eure Aufgabe."

Trix muss zugeben, leicht enttäuscht zu sein. Sie hätte den unheimlichen Lehrer zu gern eines versuchten Übergriffs bezichtig; das hätte ihr auf einen Schlag tausende neuer Follower gebracht. Doch der Kerl scheint tatsächlich nichts von ihr zu wollen. „Sie meinen, die alte Generation hat die Erde zerstört und wir sollen es nun richten? Vielen Dank aber auch, das ist zu gütig."

Nun lacht Klaus herzhaft. „Siehst du? Dein Verstand arbeitet schnell. Genau das meine ich! Kompromissloses Denken und das lose Mundwerk, es zu sagen. Weiter so!"

Über diese Worte muss Trix schmunzeln. So positiv hat bisher niemand über ihre Schlagfertigkeit gesprochen. Im Gegenteil, meistens hat sie sich dadurch Ärger eingefahren. „Warum Geschichte? Warum nicht Philosophie oder Psychologie?"

„Gute Frage. Weil wir aus unseren Fehlern lernen müssen und uns deshalb mit der eigenen Vergangenheit beschäftigen sollten, denke ich. Du kennst einen Menschen erst dann, wenn du weißt, was er erlebt hat; woher er kommt. Diese Vielfältigkeit an Erlebtem, diese Sammlung von Fehlern ist wichtig und unglaublich spannend. Warum hast du aufgehört zu lesen?"

Woher weiß er das? In ihrem Kopf tauchen Bilder im Nebel auf, sie sieht ein kleines Mädchen, Beatrice, das mit der Taschenlampe unter der Decke heimlich Bücher liest, anstatt zu schlafen. Sie sieht eine Mutter, die das weiß und nur so tut, als sei sie böse, dann aber mit dem Mädchen in die Bibliothek fährt, um neue Bücher zu holen. Sie sieht eine Jugendliche, die ein Buch zur Seite legt und mit strahlenden Augen ein Smartphone aus der Schachtel klaubt. In ihrem Hals bildet sich ein Kloß. „Ich habe nie gerne gelesen", lügt sie vor sich selbst, „Es hat mir nie etwas bedeutet. Leere Worte auf Papier; das ist langweilig."

„Worte sind des Menschen mächtigste Waffe. Sie können verzaubern, verletzen, heilen und täuschen. Worte lassen Herzen schmelzen oder zerreißen; Verletzungen durch Worte heilen langsamer als Schnittwunden; es gibt keine Medizin dagegen. Warum also hast du damit aufgehört?"

„Warum ist das wichtig? Wen interessiert's? Ich habe mich verändert und ich bin zufrieden mit meinem neuen Leben." Schnell führt sie die Tasse zum Mund um nicht weiterreden zu müssen.

„Bist du das?"

Nein, verdammt. „Aber sicher! Ich habe sehr viele Freunde im Netz." Innerlich erschrickt sie über ihre zweite Lüge.

„Wie der Fischer. Das Nein stand aber vor dem Ja. Was soll es denn nun sein, Beatrice? Nein oder Ja? Unglücklich oder Zufrieden?" Klaus gießt Tee nach. Der Mann ist furchteinflößend.

„Können Sie meine Gedanken lesen? Wer sind Sie?"

„Wer bist du?"

Trix sagt nichts; eine Träne kollert ihr über die Wange. Der Kerl hat ihr gesamtes Leben, das Kartenhaus, in welches sie sich verkrochen hat, zum Einsturz gebracht. Mit wenigen Worten. Sie sehnt sich nach den Nachmittagen mit ihren Freundinnen; nach den Sonntagen auf dem Sofa, mit einem spannenden Buch. Sie sehnt sich nach den Familienausflügen, an welchen sie immer weniger teilgenommen hat, weil sie lieber ihre Social-Media-Kanäle bediente. Merkwürdig: In der letzten Stunde – oder war es gar länger? – hat sie kein einziges Mal ihr Telefon vermisst.

„Noch etwas Tee?", fragt Herr Klaus, doch er kennt die Antwort längstens.

„Nein. Ich muss jetzt gehen. Vielen Dank, Herr Klaus. Und frohe Festtage für Sie und ihre Liebsten."

Als Trix aufstehen will, vernimmt sie auf einmal Lärm. Geräusche, wie sie von einer Klasse kommen, die nach der letzten Schulstunde in die Weihnachtsferien entlassen ist. Ihre Mitschülerinnen und Mitschüler rennen an ihr vorbei, Herr Klaus steht vorne an der Tafel und packt seine Sachen; Bücher, Laptop, Smartphone. Er hält kurz inne, blickt auf und blinzelt ihr zu.

Schmunzelnd verlässt Beatrice das Schulzimmer, ihre Tasche hängt locker über der Schulter.

❄️❄️❄️

Ich wünsche euch allen von Herzen frohe Weihnachten. Ganz egal, ob ihr wie ich alleine feiert oder im Kreis der Familie oder mit Freunden. Habt ein tolles Fest der Freude.

Mit viel Liebe – Euer Bruno

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