14 Emme-Rock
Das heutige Türchen bringt euch zurück ins Schangnau (ja, ins ist hier richtig - das sagt man hier so. "Ich gehe ins Schangnau" - nicht "fahre nach Schangnau"; aber wir Emmentaler machen ja auch Löcher in unseren Käse ...) Patrizia Stettler will sich um ein Rockkonzert kümmern doch eine rätselhafte Leiche kommt ihr dazwischen. Es ist ein Einblick ins erste Kapitel des dritten Schangnau-Krimis rund um Patrizia Stettler und Ueli Suter.
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Die flache Wiese zwischen Bumbach und Kemmeriboden war bereit. In den vergangenen Wochen hatten hunderte von Freiwilligen, die meisten von ihnen zwischen siebzehn und dreißig Jahre alt, eine kleine Stadt der Unterhaltung aufgebaut. Wie an einem Weihnachtsmarkt mitten im Sommer errichteten sie kleine Hütten und Marktstände, schmückten alles mit Stroh, mit Tannenästen und mit bunten Tüchern. Das Wetter sollte stabil schön bleiben, wenig Wind und bestimmt keine Gewitter. Der Aufenthalt im Schwemmgebiet der kleinen Emme wäre sonst zu gefährlich gewesen und der Gemeinderat von Schangnau hätte die Bewilligung nicht erteilt.
Das erste Rockkonzert im kleinen Dorf. Das war eine große Sache und mit Patrizia Stettler und ihren Freundinnen Denise Kalberer und Rebecca Bircher saßen gleich drei powervolle Frauen im Organisationskomitee.
Als Höhepunkt hatten sie die weit über die Landesgrenze hinaus bekannte Rockband aus Bern engagieren können. Der Sänger und Kopf der Band hatte sogar auf eine Gage verzichtet. Die Ticketeinnahmen dieses Abends sollten der Kulturförderung Emmental überwiesen werden. Wohl auch deshalb legten sich alle Helferinnen und Helfer voll ins Zeug, damit das Open-Air einzigartig werden konnte. Eine mächtige, breite Bühne thronte mit dem Hohgant im Rücken und öffnete ihren Rachen, aus welchem in wenigen Stunden harmonische Blues- und Rockklänge dröhnen würden, der Emme zu, als sollten die quirlenden Wellen die Musik in die Welt hinaustragen. Es war ein imposantes Ensemble, welches nun für das Publikum bereitstand.
Mit ihren Schülerinnen und Schülern hatte Denise auf allen Social-Media-Kanälen mächtig Werbung betrieben. Sogar im SRF, dem landesweiten Popsender, wurde eine kleine Werbung im Veranstaltungskalender ausgestrahlt. Die Tickets waren, wohl auch durch die beliebte Band aus Bern, innert weniger Minuten ausverkauft und sämtliche Hotels der Region hatten schon seit Wochen keine freien Zimmer mehr. Patrizias Kolleginnen und Kollegen sorgten für einen reibungslosen Verkehrsfluss und für die Sicherheit auf dem Festgelände. Zum ersten Mal war Patrizia froh, bei Leib und Leben zu arbeiten und nicht bei der Verkehrspolizei, sonst hätte sie wohl niemals gleich fünf freie Tage beziehen können, um am Festival zu helfen. Ihr beruflicher Partner Ueli Suter hatte sie sogar genötigt, fünf Tage frei zu nehmen. Er meinte, dass sie nach dem Festival genügend Erholungszeit brauche, wonach sie ihn mit ihrem bösen Blick strafte. Innerlich aber lächelte sie über ihren liebevollen und etwas schrulligen Polizisten-Dad. Sie beide waren inzwischen ein eingespieltes Team und durch nichts in der Welt hätte Patrizia ihre Stelle bei der Mordkommission aufgeben wollen.
Schangnau war sich solches Verkehrsaufkommen nicht gewohnt, doch die Konzertbesuchenden in ihren Autos zeigten viel Geduld. Bereits mitten im kleinen Kern des Weilers Bumbach mussten sie anstehen. Ab da ging es nur noch im Schritttempo voran, durch die Enge beim Restaurant Alpenrose, vorbei an der Sägerei bis zu den vorbereiteten Parkplätzen auf der glücklicherweise trockenen Wiese. Auch die Shuttlebusse aus Escholzmatt, dem nächstgelegenen Bahnhof, waren überfüllt. Die Menschen diskutierten, sangen, lachten und warteten geduldig, bis die Tore sich öffneten und sie das Gelände fluten konnten. Es war eine fröhlich ausgelassene Stimmung, alle freuten sich auf ihre Lieblingssongs.
Patrizia und ihre Freundinnen waren rundum zufrieden. Zum ersten Mal seit ihrer ersten Organisationssitzung, konnten sie entspannt zusehen. Sie standen auf der kleinen Empore gegenüber der Bühne, die gleich auf dem Dach des Mischpults errichtet worden war und den VIPs vorbehalten galt. „Auf uns! Und auf ein ruhiges und unfallfreies Festival." Patrizia hielt ihr Glas mit Prosecco hoch und prostete ihren Freundinnen zu.
„Wer hätte das gedacht! Ey, wir haben Patent Ochsner hier! Im Schangnau!" Denise war sichtlich stolz auf ihr Programm. „Die füllen jedes Gelände und sei es noch so groß – und nun spielen sie hier, unter dem Hohgant. Das ist unglaublich."
„Die W. Nuss kommt nicht mehr länger aus Bümpliz, sie kommt von nun an aus Bumbach!", scherzte auch Rebecca strahlend. Im Hintergrund erklangen die ersten Akkorde der lokalen Vorband, welche das Festival eröffnen durfte. Es waren jugendliche Hobbymusiker aus Schangnau und Bumbach, die hörbar nervös waren. Aber das Publikum applaudierte und johlte respektvoll mit, die schiefen Klänge störten niemanden und sie wurden mit jeder Minute weniger. Die „Kuh-Buben", wie sie sich in Anlehnung an amerikanische Cowboys nannten, gaben ihr Bestes und hatten sichtlich Spaß auf der Bühne.
Patrizia bemerkte, dass die Sicherheitsleute nervös umhertigerten, kurz bevor ihr Handy vibrierte. Die Nummer des Sicherheitschefs. "Röbi? Was ist bei euch los?"
"Du - oder eine von euch oder alle - solltest möglichst schnell hinter die Bühne kommen. Ich erkläre es dir später. Mach schnell." Robert Kummer hatte keine Zeit für Erklärungen, er kniete neben dem leblosen Körper einer zirka zwanzigjährigen Frau.
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So, das muss genügen. Ich freue mich darauf, dieses Buch zu schreiben. Im nächsten Frühjahr, zirka März, je nach Fortschritt der Lektoratsarbeit, wird der erste Fall "Räbloch" im Handel erscheinen. Danach ist von meiner Seite her "Krähenbühl" geplant, den ihr im letztjährigen Adventskalender habt kennenlernen dürfen.
Ich wünsche euch einen ganz tollen Samstag. - Euer Bruno
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