04 Alles für die Katz
Mau – was ist das? Wer hat dieses Licht angemacht? Könnt ihr Menschen nicht einmal schlafen, bis es hell wird? Ist schon Zeit für Futter? Hunger wäre schon da; fressen geht immer! Ich lecke friedlich meine Pfoten und krümle mich aus der warmen Decke, strecke mich. Mein Fell ist schnell gepflegt, denn schließlich will ich hübsch aussehen, wenn mein Mensch demnächst um die Ecke tappst. Ob ich ihn wieder zum Stolpern bringen soll? Das ist jeweils sehr lustig; zwischen die Füße stehen, Buckel machen und schnurren. Mensch stolpert und kann mir dennoch nicht böse sein. Schnurren hilft in jeder Situation; es ist meine stärkste Entwaffnung.
Ach schade, er sitzt schon am Tisch, hat eine Tasse dieses übelriechenden dunklen und heißen Gebräus vor sich. Der Tisch ist kein Hindernis für mich, ein kleiner Hopser und ich bin oben. Mau! Guten Tag, hast du mich vermisst? Oh, die Tasse ist umgefallen, autsch, das ist heiß. Widerlich, die Brühe werde ich aus den Pfoten lecken müssen. Mensch, kannst du deine Tasse nicht festhalten, wenn ich dich begrüßen will?
Doch er schubst mich unsanft weg, ich falle vom Tisch. Er eilt weg, gibt laute Geräusche von sich, die nicht nett klingen. Wahrscheinlich ist er aber bloß neidisch, weil ich meine vierfache Körperhöhe springen kann und er sogar bei diesem niederen Tisch eine Leiter braucht, um hochzuklettern. Menschen sind ungeschickte Wesen. Sie sind so groß und können trotzdem nicht erfolgreich fliehen, kaum klettern und stürzen sich freiwillig ins Wasser, wenn es endlich einmal angenehm warm wird. Ich stelle mich neben ein Tischbein und gucke meinen Menschen möglichst unschuldig an. Er kommt mit einem Tuch zurück und reibt damit die Tischfläche.
Ich hopse auf einen Stuhl und gucke vorsichtig über die Tischkante. Mein Mensch hat unterdessen seine Pfütze weggewischt und die Tasse mit neuem Gebräu gefüllt. Keine Ahnung, weshalb er so etwas trinkt, wo es doch Wasser und leckere Milch gibt. Apropos Milch: Mau! Ich will auch Frühstück! Mau! Mein Mensch guckt mich an – er hat verstanden, steht auf und geht weg. Mit hastigen Schritten folge ich ihm zum Schrank, wo die Milch steht. Die Tür öffnet sich – in diesem Schrank brennt immer Licht – mein Mensch nimmt die Milch und gießt sie in meine Schüssel. Dazu streicht er mit einer Hand über mein Fell. Die Sache mit seiner Tasse scheint schon wieder vergessen. Ob ich schnurren soll? Hm, noch nicht. Man soll nie übertreiben.
Das raschelnde Geräusch klingt nach Futter; leckerer Geruch streicht um meine Nase, als die kleinen Kügelchen in meinen Napf kollern. Herrlich! Genüsslich schlabbere ich meine Milch und gönne mir zwischendurch einige Stücke des Trockenfutters. Mein Mensch streicht mir abermals über das Fell – nicht jetzt, bitte, ich frühstücke! Menschen merken selten, wann sie mich streicheln dürfen und wann eher nicht. Er geht weg, wenig später löscht er das Licht. Mich stört das nicht, ich kann auch bei Dunkelheit fressen.
Nach meinem Frühstück und einem längeren Morgenschlaf ist es endlich hell geworden. Ich kann meinen täglichen Rundgang um das Haus beginnen. Das kleine Türchen lässt mich raus und rein; letzthin hat mich eine aggressive Katze – sie wohnt im Garten nebenan – verfolgt und ist ungebremst in die Tür geknallt. Tja, meine Pforte öffnet sich nicht für jederkatz! Hoffentlich ist sie nicht auch wieder hier; ich kann sie nicht leiden. Sie hat ein hässlich langes, struppiges Fell und in ihrem Schwanz einen Knick. Wie kann man bloß so ungepflegt in der Öffentlichkeit auftreten? Egal, ich suche mir ein Örtchen, wo ich meinen Darm entleeren kann. Nicht in meinem Garten, natürlich, sondern nebenan. Da wohnt ein Hund, aber der ist meistens im Haus und stört mich nicht weiter. Ah, tut das gut; noch schnell scharren, dann geht es an die Körperpflege. Wir Katzen nehmen das sehr genau; ausgenommen das Biest von nebenan.
Jetzt ist es an der Zeit, den schnuckeligen Kater zu suchen, der vor einiger Zeit in der Nähe aufgetaucht ist. Seine frische Spur kann ich schon deutlich riechen. Hurtig tipple ich über den Gehweg, überquere die gefährliche Fläche, auf der die lauten und stinkenden Maschinen vorüberbrausen und ducke mich unter einem Zaun hindurch. Da ist er ja. Mein Kater! Mau! Er dreht sich um, mein Herzchen poppt schneller als sonst. Freudig trabt er auf mich zu. Wir beschnuppern einander – er riecht so gut!
Ob ich ihm das Gesicht lecken darf? Ich versuche es, doch er haut mir die Pfote um die Ohren. Na warte! Das kriegst du zurück. Wir rennen wild durch den Garten, klettern auf Bäume, spielen Fangen. Er ist so langsam! Mühelos hole ich ihn ein, springe ihn an und schon kullern wir als pfotiges Fellknäuel über den Rasen. Ein kleiner Biss hier, eine Klatsche da. Wir genießen die sanfte Prügelei, in welcher wir unsere Krallen nicht ausfahren. Wir sind Freunde; und ich hoffe, sogar etwas mehr als das. Auf jeden Fall haben wir Spaß, bis wir uns erschöpft in die Sonne legen. Ach, mein Kater!
❄️❄️❄️
Mein Mensch ist irgendwann zurückgekehrt, in seiner lauten Maschine, die ich bereits am Klang erkenne. Das war der Moment, als ich mich von meinem Kater verabschieden musste; doch er begleitete mich noch bis zum Garten. Morgen wieder, mein Liebster. Jetzt muss ich mich um meinen Menschen kümmern. Jeden Tag kommt er müde von seiner Reise zurück. Ich habe keine Ahnung, was er den ganzen Tag so macht, aber es scheint anstrengend zu sein. Seine Aura ist nicht dieselbe wie am Morgen.
Lustlos reicht er mir mein frisches Fleisch, gießt neue Milch nach und legt sich danach auf das weiche Sofa. Vor ihm beginnt der lästig piepsende Kasten zu leuchten, Bilder huschen vorüber und Geräusche, wie sie auch draußen vorkommen, klingen aus den seltsam eckigen, schwarzen Türmen links und rechts des Flimmerkastens.
Schnell schnappe ich einige Fleischbrocken, dann renne ich zu meinem Menschen und hüpfe ihm auf den Schoß, fressen kann ich auch später noch. Schnurren; ganz viel Schnurren. Mensch, jetzt ist Kuscheln angesagt. Er streichelt mein Fell, seine Aura hellt sich langsam auf. Ich scheine eine beruhigende Wirkung auf ihn zu haben. Laut schnurrend drehe ich mich einige Male im Kreis, bevor ich mich hinlege, zusammengerollt auf seinen Beinen. Er kräuselt mit seinen krallenlosen Fingern meinen Nacken. Das tut so gut; beiden von uns.
Mein Held ist mein Kater, das ist logisch. Aber meinen Menschen würde ich für nichts in der Welt hergeben. Es ist meine Aufgabe, für ihn da zu sein. Manchmal denke ich, ohne uns Katzen könnten die Menschen ihren Alltag kaum durchstehen. Und zum Dank geben sie uns Futter – Katze sein ist so schön.
Schnurr.
❄️❄️❄️
Bei der heutigen Geschichte musste ich an unsere Katze Mischka denken, eine Siamkatze. Meine Mutter hatte immer Katzen. Sie erkannten, wie übrigens Hunde auch, mein Auto tatsächlich bereits am Klang und rannten freudig herbei, wenn ich heimkam.
Mischka konnte sogar Keksdosen öffnen. Sie liebte Kekse. Einmal lag sie schlafend (!) auf meinem Schoß. Ich wollte in einen Keks beißen - doch die Katze war schneller. 🤭
Durch meinen heutigen Lebensstil kann ich kein Haustier bei mir haben; das wäre nicht fair. Allerdings bringt mich eine gute Freundin langsam aber sicher den Hunden näher. Das müsste aber ein schön großer Hund sein. Solche kenne ich mindestens zwei nette.
In diesem Sinne wünsche ich euch einen schnurrenden vierten Dezember.
Euer Bruno
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro