Vierzehntes Türchen ❄️
Percy Jackson ☃️
"Hi, ich bin Y/n und heute für euch zuständig. Was darf ich euch bringen?" Mit einem professionellen Lächeln sehe ich die kleine Gruppe vor mir an, die wie eine wirklich glückliche Familie aussieht. Eine Mutter, ein Vater, ein junger Mann - etwa in meinem Alter und ein kleines Mädchen, was wirklich umwerfend niedlich aussieht.
"Hallo Y/n." Die Mom lächelt mich herzlich an. "Kannst du uns etwas empfehlen? Wir sind heute zum ersten Mal hier und können uns nicht so recht entscheiden."
"Na klar." Ich lächle und werfe einen Blick auf die Karte. "An eurer Stelle würde ich tatsächlich einfach unsere Tapas nehmen und sie auf dem Tisch verteilen. Da dürfte für jeden Geschmack etwas bei sein und ihr könnt euch einmal durch die ganze Karte probieren OHNE zu platzen."
"Das schafft Percy auch so, oder Sally?" Der Mann lacht und sieht seinen Sohn an, der mit roten Wangen hinter der Karte verschwindet. Irgendwie hat er etwas Süßes an sich.
"Kann ich verstehen, mir geht es nach einer langen Schicht nicht anders." Springe ich ihm bei, was ihm jetzt doch ein kleines Lächeln entlockt.
"Tapas klingen großartig." Bestätigt er dann und so mache ich mich auf den Weg in die Küche, um dem Koch die Bestellung zu überbringen.
An diesem Abend bin ich öfter an dem Tisch, als ich es normalerweise wäre. Nicht etwa, weil die Familie besonders kompliziert oder Anspruchsvoll wäre, sondern... Weil sie so unkompliziert sind. Und weil es leicht ist, in ihrer Nähe den Stress zu vergessen, der im ganzen Lokal herrscht.
Deshalb bin ich auch etwas enttäuscht, als sie irgendwann nach der Rechnung fragen, denn so positive Gäste hat man selten - und nach ihnen kann es nur noch schlechter werden.
Das Trinkgeld ist mindestens genau so üppig wie ihre Freundlichkeit und gerade als ich das Geld in der Kasse verstauen will, fällt mir ein kleiner Zettel auf, der hinter dem Geld klemmt.
Es ist eine Handynummer.
»Ich fand dich wirklich toll. Würdest du mal mit mir ausgehen? Percy«
Sofort schlägt mein Herz schneller und ich verstaue den Zettel in meiner Handyhülle, um ihn auch bloß nicht zu verlieren, bevor ich durch den Rest meiner Schicht fliege.
Percys Zettel geht mir aber die ganze Zeit nicht aus dem Kopf und so schreibe ich ihm, noch bevor ich meine Schürze ausgezogen habe.
Und schon vier Tage später ist es soweit.
Percy und ich haben seit dem Abend beinahe pausenlos geschrieben, wenn wir nicht gerade arbeiten mussten und meine Vorfreude auf dieses Date ist für mich ins Unermessliche gestiegen.
Er ist zwar etwas schüchtern, doch genau das macht ihn noch süßer.
Deswegen kann ich auch nicht aufhören zu Lächeln, als ich mich schließlich auf den Weg zum Weihnachtsmarkt mache, auf dem wir uns treffen wollen. Ob Percy schon da ist? Wie wird die Begrüßung sein? Ob wir uns sofort umarmen? Oder wird es komisch zwischen uns werden?
Mein Kopf läuft auf hochtouren, sodass es einen Moment dauert, bis ich realisiere, dass Percy noch nicht da ist.
Okay, dann bin ich also die Erste. Aber es ist nicht schlimm, schließlich hat er noch ein paar Minuten Zeit.
Trotzdem checke ich im Minutentakt mein Handy, ob ich eine neue Nachricht von ihm bekommen habe.
Doch die Zeit vergeht... Und Percy taucht nicht auf.
Zuerst rede ich mir ein, dass er sich nur etwas verspätet.
Dann, dass ihm etwas dazwischen gekommen sein muss.
Dann, dass er mich eiskalt versetzt hat.
Und der Gedanke tut weitaus mehr weh, als er sollte.
Enttäuscht stecke ich mein Handy jetzt zurück in die Tasche und wende mich zum gehen. Nie hätte ich gedacht, dass Percy mich kommentarlos versetzt.
Ich bin keine drei Schritte weit gekommen, als jemand sich eilig durch die Menge schiebt.
Ich will wegschauen, doch...
Es ist Percy.
Und er sieht aus, als wäre er unter einen Laster gekommen. Seine Kleidung ist dreckig, teilweise zerrissen und er atmet keuchend, als er schließlich vor mir stehenbleibt.
"Du bist noch da."
"Ich wollte grade gehen." Ich bemühe mich, jede Emotion aus meiner Stimme herauszuhalten, doch dann sehe ich das Blut, was aus einer Schnittwunde an seinem Arm quillt.
"Percy, was ist passiert? Du bist verletzt!" Meine Enttäuschung wandelt sich zu Sorge um ihn und so greife ich vorsichtig nach seinem Arm.
"Das? Halb so wild, das wasche ich gleich weg." Beruhigt er mich, bevor er sich auf die Lippe beißt.
"Ich weiß, dass ich zu spät bin und es tut mir unfassbar Leid. Ich war schon auf dem Weg, als ich einen Anruf bekommen habe und... das konnte nicht warten."
"Was konnte nicht warten?"
Ich spüre, dass Percy mir etwas verheimlicht und so konzentriere ich mich ganz darauf, wenn ich nicht vor Sorge um ihn durchdrehen will. Er ist verletzt!
"Das wird total absurd klingen... Gehen wir ein Stück?"
"Glaub mir, mit Absurd kenne ich mich aus..." Brumme ich, doch während Percy meine Worte scheinbar auf meinen Job bezieht, meine ich etwas ganz anderes. Denn schon seit meiner frühesten Kindheit habe ich das, was viele Menschen wohl als »das dritte Auge« bezeichnen würden. Was ungefähr so viel bedeutet wie, dass ich auf die harte Tour lernen musste, dass normale Menschen keine Zyklopen in der Stadt oder Nymphen im Park um die Wette laufen sehen.
"Versprich mir, dass du mich nicht gleich als einen Spinner abstempelst, okay?" Fleht Percy, während wir langsam etwas abseits von den Menschen laufen, in Richtung des Central Parks.
"Ich versuche es." Versichere ich ihm, denn... Obwohl es mich verletzt hat, dass er mich einfach so versetzt hat... Erkenne ich doch, dass es nicht aus einer bösen Absicht heraus geschehen ist.
"Es ist so... Wie gut kennst du dich mit der griechischen Mythologie aus? Den Göttern und alldem?"
"Du meinst, mit Zeus, Poseidon und Hades?"
"Sprich ihre Namen nicht aus, bitte." Sofort schaut er sich hektisch um, bevor er nickt. "Namen haben Macht. Zu viel Macht. Aber ja, genau damit."
"Ich weiß einiges." Gebe ich zu und Percy nickt.
"Okay... Also... Es gibt sie noch. Und sie haben Kinder."
"Die haben sie." Bestätige ich, spreche aber dieses Mal keinen der Namen aus, um Percy nicht weiter zu beunruhigen.
"Ja, aber sie haben nicht nur göttliche Kinder, sondern auch... Kinder mit sterblichen. Und aus diesen Verbindungen entstehen Halbgötter... Kinder... Wie ich." Er sieht mich vorsichtig an, doch als ich still bleibe, redet er hektisch weiter.
"Und wir sind eigentlich mehr oder weniger dafür da, ihnen auf der Erde hinterherzuräumen." Ein wütendes Donnergrollen ertönt, doch Percy lässt sich davon nicht einschüchtern.
"Ach komm, es stimmt doch!" Brummt er düster.
"Wann immer die Götter... indisponiert sind... Besser, Zeus?! schicken sie uns Halbgötter, um das Problem für sie zu lösen. Mein Vater ist Poseidon."
"Der Gott des Meeres."
"Genau. Und er hat mich wissen lassen, dass ein paar der Nymphen in Streit geraten sind. Glaub mir, das ist etwas, was du nicht erleben möchtest."
Er hält an einem der Brunnen an, während ich noch immer schweige.
"Hör zu, ich weiß, dass du mich jetzt vermutlich für einen kompletten Spinner hältst, aber es ist die Wahrheit. Das mit uns ist mir wirklich wichtig und..."
"Du blutest noch immer." Unterbreche ich Percy, der daraufhin eine Hand in das eiskalte Wasser hält.
"Es ist halb so wild, das ist gleich weg." Beruhigt er mich, während das Wasser...
Ja, seinen Arm hinauf fließt und die Wunde, die zuvor noch geblutet hat, einfach... Wegwäscht.
Und makellose Haut zurücklässt.
Erschrocken stolpere ich zurück, was Percy dazu bringt, eine Hand nach mir auszustrecken.
"Y/n..."
"Sie ist weg." Flüstere ich mit großen Augen und Percy nickt leicht.
"Ja, sie ist weg."
"Aber..."
"Ich weiß, es klingt absolut seltsam aber..."
"Ich habe es mir nicht eingebildet."
"Was hast du dir nicht eingebildet?"
"Wenn das mit den Göttern stimmt... Dann gibt es sie wirklich, oder? Zyklopen. Nymphen. Monster."
"Es stimmt... Woher...?" Jetzt ist es an Percy, mich komplett verwirrt anzuschauen.
"Was bist du?"
"Ich... Ich weiß es nicht. Aber ich sehe Dinge, die sonst keiner sieht. Zyklopen. Nymphen. Monster..."
"Greifen sie dich an?" Percys Stimme wird schärfer, doch ich schüttle den Kopf.
"Nein. Aber ich sehe sie. Das habe ich schon immer."
Ich schaue an ihm vorbei auf die Bäume, die schon beinahe im dunklen liegen.
"Dort zum Beispiel, ich sehe sie..." Hinter Percy tauchen die Dryaden auf, die ich schon seit so vielen Jahren sehe und als er sich umdreht, schleicht sich ein Lächeln auf sein Gesicht.
"Du siehst sie. Also... Glaubst du mir?"
"Mir bleibt ja wohl nichts anderes übrig, oder?"
"Das stimmt. Und es tut mir wirklich Leid, dass ich zu spät war. Wasser und Technik, das verträgt sich nicht wirklich, sonst hätte ich dich angerufen." Er zieht sein Handy aus der Tasche, was noch immer tropft.
"Ich muss Dad wirklich bitten, den Schutz auch auf Handys auszuweiten. Mom und Paul schließen schon Wetten ab, wie alt eins dieser Dinger maximal werden kann."
"Und, wie ist der Stand?"
"Zwei Wochen. Irgendwie gerate ich immer zwischen die Fronten." Percy seufzt, bevor er mich vorsichtig von der Seite anschaut.
"Also... verzeihst du mir?"
"Lass es nicht zur Gewohnheit werden, Jackson. Ich warte nicht jedes Mal auf dich." Ich schaue ihn herausfordernd an, doch er lacht nur voller Erleichterung. "Das wirst du nicht müssen, versprochen."
Ohne uns abzusprechen, schlagen wir erneut den Weg zum Weihnachtsmarkt ein, um uns mit einem heißen Glühwein aufzuwärmen. Auch, wenn wir deutlich später dran sind als erwartet, heißt es schließlich nicht, dass wir uns nicht trotzdem einen schönen Abend machen können, oder?
Und den haben wir definitiv.
Percy bringt mich öfter zum Lachen als ich es erwartet habe und mit ihm vergeht die Zeit wie im Flug.
Erst, als um uns herum alle Buden schließen, machen wir uns schließlich auf den Heimweg. Percy besteht darauf, mich noch bis nach Hause zu begleiten, auch, wenn ich ihm versichere, dass ich schon ein großes Mädchen bin. Trotzdem lässt er sich davon nicht abbringen und um ehrlich zu sein... Genieße ich es auch, Hand in Hand mit ihm durch die dunklen Straßen von New York zu wandern.
Ja, ich wäre auch alleine nach Hause gekommen, doch so... fühlt es sich wirklich schöner an. Sicherer.
An meiner Haustür stoppt Percy schließlich.
"Es war ein wunderschöner Abend..."
"Das war es." Mit einem Lächeln halte ich inne.
"Danke, dass du gewartet hast. Und mich nicht für verrückt erklärt hast. "
"Oh, wer sagt, dass ich das nicht habe, Jackson?" Ich kann ein kleines Lachen nicht unterdrücken, als ich Percys entsetzte Miene sehe. Er braucht einen Moment, um meinen kleinen Scherz zu verstehen, bevor er ebenfalls lacht und sich dann nervös durch den Nacken fährt.
"Dann, ähm... Gute Nacht, y/n. Sehen wir uns wieder?"
"Auf jeden Fall." Langsam schließe ich meine Tür auf, was Percy dazu veranlasst, mich noch ein letztes Mal in seine Arme zu schließen.
"Telefonieren wir?"
"Auf jeden Fall."
Sein Lächeln wird noch etwas breiter, bevor er mir einen zarten, unschuldigen Kuss auf die Wange drückt.
Er hat sich bereits abgewandt, doch hält dann noch einmal und schnell überbrücke ich die Distanz zwischen uns, um ihn für einen kurzen Moment richtig zu küssen.
"Gute Nacht, Percy."
"Gute Nacht, Y/n."
Während er in der Nacht verschwindet, lehne ich mich glücklich an die Wand.
Vielleicht habe ich mich doch nicht in ihm getäuscht.
Auf jeden Fall kann ich es kaum noch erwarten, ihn bald wiederzusehen.
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