Siebzehntes Türchen ❄️
Micu x Gregor Kobel ☃️
"Greg? Mit wem gehst du eigentlich zur Weihnachtsfeier?" Neugierig stupste Nico Gregor an, der mit leicht geschlossenen Augen neben ihm saß.
Wer sagte, dass Fußballmannschaften keine Waschweiber waren, hatte eindeutig keine Ahnung. Nirgends wurde so viel getratscht wie in der Kabine
Und seit der BVB bekannt gegeben hatte, dass es auch in diesem Jahr eine Weihnachtsfeier für alle Vereinsmitglieder geben würde, gab es natürlich kein anderes Thema mehr.
Warum? Das konnte Gregor sich wirklich nicht erklären. Bei den meisten war es doch sowieso keine Überraschung, wen sie mitbringen würden - schließlich waren viele von ihnen schon verheiratet oder in langjährigen Beziehungen. Und da war es doch offensichtlich, wer die Begleitung sein würde.
Alles andere würde zumindest einen riesen Skandal abgeben - und Gesprächspotential für die nächsten 500 Kabinenaufenthalte liefern.
Da Nico sich durch sein Schweigen nicht abschrecken ließ, zuckte er mit den Schultern. Es war kein Geheimnis, dass er Single war und vermutlich allein kommen würde. Zumindest hatte er auch lange kein Date mehr gehabt. Noch etwas, was in der Kabine heiß diskutiert worden war.
"Wahrscheinlich komm ich alleine."
Nicht, dass es nicht jemanden gab, mit dem Gregor gern hingegangen wäre, doch...
In dieser Situation fehlte ihm einfach der Mut, diese eine, in seinen Augen so besondere Person anzusprechen.
Doch das würde er nicht mit Nico besprechen, sondern mit sich allein ausmachen. Also setzte er wie üblich auf Ablenkung.
"Und du? Hast du Marie schon gefragt?"
"Noch nicht, aber ich will es nach dem Spiel machen. Sie ist am Wochenende wieder da." Sofort fingen Nicos Augen an zu leuchten. Er hatte vor einigen Monaten sein Herz verloren und war somit offiziell ihr Problem geworden.
Erneut fing Nico an, von seiner Freundin zu schwärmen, was Gregor dazu verleitete, erneut die Augen zu schließen.
Doch er döste nicht vor sich hin, sondern spann sich im Kopf einen Plan zurecht. Einen, von dem mehr abhing als alles andere.
Morgen würde er ihn in die Tat umsetzen.
Und er hoffte so sehr, dass er Erfolg haben würde.
Er hatte Erfolg.
Da er sich wieder einmal nicht getraut hatte, die Person seiner Träume selbst anzusprechen, hatte er sich dumm gestellt und bei seinem Physiotermin das Gesprächsthema auf die Weihnachtsfeier gelenkt. Sein Physio, Tim, war immer eine gute Informationsquelle, auch, wenn dieser nichts von seinem Nebenjob ahnte und so erfuhr er, mit wem alle aus dem Team zur Feier gehen würden.
Und Micu hatte kein Date.
Der Weg für ihn wäre also frei...
Wenn er nicht so verdammt feige wäre.
Doch das war er, weshalb er am Tag X allein auf dem Weg zur Weihnachtsfeier war, in der verzweifelten Hoffnung, dass nicht doch noch jemand Micus Wert erkannt und um ein Date gebeten hatte.
Und er hatte mehr Glück als Verstand.
Als er ankam, entdeckte er Micu bereits in der Nähe des Glühweins - allein.
Sein Herz machte einen Satz.
Micu sah wunderschön aus und sah just in diesem Moment auch noch in seine Richtung, um ihm zur Begrüßung zu winken.
Sofort waren alle anderen unwichtig.
Im Vorbeigehen begrüßte er einige seiner Teamkollegen, doch er blieb nie stehen, sondern schob sich durch die Menge, bis er schließlich bei Micu angekommen war.
"Hi."
"Hi." Das Lächeln, das er bekam, war überrascht - die Umarmung dafür umso herzlicher. Sofort wurde Gregors Lächeln noch breiter.
"Du siehst gut aus." Eröffnete er dann das Gespräch, doch schlug sich innerlich direkt gegen die Stirn. Was, wenn Micu es falsch verstand und dachte, er würde sich nur auf den heutigen Abend beziehen? Und dass es sonst anders war? Was, wenn seine Worte deswegen verletzend gewesen waren? Was, wenn er damit direkt alles kaputt gemacht hatte? Was...
Wenn er wieder alles zerdachte?
Denn statt ihm den Kopf abzureißen, lächelte Micu. "Danke. Du siehst aber auch echt nicht schlecht aus."
Und damit war das Thema beendet - und Gregor taute mehr und mehr auf. Micu machte es ihm leicht. So leicht, das er gar nicht merkte, wie die Zeit verging.
Erst, als Micu sich räusperte, realisierte er, wie voll der Saal mittlerweile war.
"So sehr ich die Zeit mit dir auch genieße... Wird dein Date nicht eifersüchtig, wenn du so viel bei mir bist?"
Erschrocken sah Gregor auf.
"Mein Date?" Er sah sich um, bis sein Blick an Nico hängen blieb.
"Mein Arbeits-Ehemann flirtet grade mit seiner Freundin, der wird mich also nicht vermissen. Weder heute, noch morgen, noch irgendwann."
Micu folgte seinem Blick und musste lachen, als sie Nico erkannte, der jetzt völlig verwirrt in ihre Richtung sah. Vermutlich fragte er sich, warum die beiden ihn so anstarrten und lachten. Doch dann wandte er sich wieder seinem Date zu - und Gregor sah erneut Micu an.
"Also... Du bist auch alleine hier?"
Wieder so eine dumme Frage, wäre Micu in Begleitung, wären sie nicht die letzten beinahe 90 Minuten so ungestört gewesen.
"Ja."
Obwohl er es eigentlich gewusst hatte, freute er sich dennoch über die Zusätzliche Bestätigung.
Vielleicht war es das, was ihm Mut verlieh, seinen nächsten Satz auszusprechen.
"Ich bin nur alleine hier, weil ich mich nicht getraut habe, diese eine, besondere Person anzusprechen und um ein Date zu bitten."
Micu nickte leicht, als wäre das nur logisch gewesen.
"Ist sie hier? Wenn ja, steh nicht länger hier bei mir rum, sondern frag sie. Der Abend ist noch lang und noch ist es nicht zu spät."
"Ja, sie ist hier..." Gregor schluckte, doch löste seinen Blick nicht von Micu - und langsam schien die Erkenntnis durchzusickern.
"Ich? Aber..."
Gregor nickte leicht.
"Du. Schon lange. Und ich hoffe, du hasst mich jetzt nicht, aber ich wollte dich schon so lange fragen, aber ich habe mich nie getraut... Ich mag dich, Micu. Schon seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe."
"Gregor..." Micu schluckte und deutete dann mit dem Kopf auf die Tür.
"Es ist nicht so einfach. Da gibt es was, was ich dir noch sagen muss, aber..." Hier waren zu viele Menschen, das war ihm klar. Er hatte Angst vor dem, was er gleich hören würde, dennoch folgte er Micu nach draußen, wo die ersten Schneeflocken diesen Winter langsam vom Himmel fielen.
Eine malerische Kulisse für eine Szene, die Gregor sich schlimmer ausmalte als ein verlorenes Championsleague Finale.
Was würde Micu ihm wohl sagen wollen?
Gab es schon jemanden?
Jemand besseren?
Würde ihm Abscheu entgegenschlagen?
"Greg... Ich bin Trans."
Damit hatte er nicht gerechnet.
"Du bist...?"
"Trans, ja. Ich kam als Frau zur Welt, aber ich weiß mittlerweile, dass ich im falschen Körper geboren wurde. Das ich keine Frau bin, keine Frau sein kann, keine Frau sein WILL."
Micu sah unsicher auf den Boden, weshalb Gregors Reaktion umso überraschender zu kommen schien.
Er machte das einzig richtige - und nahm Micu in den Arm.
"Ich weiß. Es hat sich intern schon herum gesprochen - und es ist mir egal. Ich habe mich in dich verliebt, nicht in dein Geschlecht. Und wenn du dich nicht als Frau fühlst - dann ist das so. Für mich ist das kein Problem. Als ich dich das erste Mal gesehen habe, habe ich mich in dich verliebt, in dein Herz, deinen Charakter. Und für mich ändert das rein gar nichts."
"Aber die Öffentlichkeit..."
"Ist mir egal, Micu. Ich lasse mir nicht vorschreiben, wen ich lieben darf und wen nicht. Weder von meinen Freunden, noch von meiner Familie, noch von der Öffentlichkeit. Deswegen... Würdest du mit mir auf ein Date gehen?"
"Liebend gerne." Micus Reaktion wärmte sein Herz und so lächelte er glücklich - bevor er kurz noch einmal ernst wurde.
"Ich kenne mich mit dem Thema Trans sein nicht besonders gut aus, also... Entschuldige ich mich jetzt schon einmal für etwaige dumme Fragen."
"Mach dir nichts draus - ich mach das grade auch zum ersten Mal." Micu schmunzelte, was Gregor ein weiteres Lachen entlockte.
"Na dann steht dem ganzen ja nichts mehr im Weg."
Er ließ Micu los - aber nur, um ihre Finger zu verschränken.
"Gehen wir wieder rein?"
"Gerne."
Und als sie Hand in Hand die Feier betraten, war es Nico, der sie anstarrte.
"ICH WUSSTE ES!" Brüllte er daraufhin quer durch den Raum, doch während Micu erschrocken den Kopf einzog, hielt Gregor ihre verschränkten Hände hoch.
"Da habt ihr die Antwort auf die Frage, wer mein Date ist." Ihm machte die Aufmerksamkeit nichts, weshalb er Micu sanft näher zu sich zog und klar machte, wo von nun an sein Fokus liegen würde.
Und das seine Mannschaftskollegen für den Rest des Abends Pech hatten.
Für ihn gab es nur noch Micu.
Doch nicht nur für diesen Abend, sondern für den Rest seines Lebens.
Ein schöneres Weihnachtsgeschenk hätte der Verein ihm nicht machen können.
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