Elftes Türchen ❄️
Jake „Hangman" Seresin ☃️
Enttäuscht liege ich in dem sterilen Krankenhausbett. Bis zum Schluss habe ich gehofft, dass ich rechtzeitig entlassen werde, um mit meinen Kollegen zur Top Gun Weihnachtsfeier gehen zu können, doch das Glück war nicht auf meiner Seite.
Dabei war dieser Abend alles, worauf ich in den letzten Wochen hingefiebert habe. Seit unserer Mission haben wir uns nicht mehr in großer Runde gesehen... Und jetzt macht mir dieser dämliche Unfall einen Strich durch die Rechnung.
Und nicht nur durch meine Pläne für den Abend, sondern auch durch meine Pläne für Weihnachten, denn selbst wenn ich rechtzeitig entlassen werde, komme ich nicht mehr zu meiner Familie.
Weihnachten ist für mich damit so versaut, dass ich nicht einmal die Musik ertrage, die seit Tagen auf der Station gespielt wird.
Vielleicht ist das auch der Grund, warum ich nicht einmal hochschaue, als es an der Tür zu meinem Zimmer klopft. Da meine Freunde vermutlich alle bei der Feier sind, wird es eine der Krankenschwestern sein, und so zwinge ich mich zu einem freundlichen "Ja?", auch, wenn mir eher danach wäre, den Kopf in den Sand zu stecken.
Doch es ist keine Schwester, die mein Zimmer betritt.
Das erste, was ich sehe, ist ein künstlicher Weihnachtsbaum. Dann eine kleine Tüte mit passendem Schmuck und...
Hangman?
Erstaunt sehe ich meinen Kollegen an.
Seit der Mission haben wir beinahe keinerlei Kontakt mehr gehabt und auch so haben wir uns nie besonders nah gestanden, weshalb ich ihn jetzt mit einem "Was machst du denn hier?" begrüße.
"Freundlich wie immer, meine liebe Y/n." Er lässt sich davon nicht aus der Ruhe bringen, sondern räumt mit einer Hand den kleinen Beistelltisch leer und stellt den kleinen Baum darauf ab.
"Ich bin hier, um dir ein bisschen Weihnachten in diese trostlose Umgebung zu bringen. Phoenix hat erwähnt, dass du dich hier vor uns versteckst."
"Verstecken trifft es nicht ganz." Ich hebe meinen Arm, der noch immer in einem Gips steckt, hoch.
"Hätte ich mich nur verstecken wollen, wäre ich nicht hier."
"Wie schlimm ist es?"
"Drei gebrochene Rippen, der Arm ist hin und der Knöchel verstaucht."
"Damn, du solltest echt nicht fliegen. Was ist passiert?"
"Ich bin nicht geflogen. Mich hat ein Auto übersehen und ihm war sein Führerschein wichtiger als mein Leben, also hat er sein Heil in der Flucht gesucht."
Hangman... Jake nickt leicht.
"Scheiße. Wie fühlst du dich?"
"Ganz ehrlich? Zum kotzen." Ich weiß nicht, wieso ich ausgerechnet ihm gegenüber so ehrlich bin, doch er lässt sich auf meiner Bettkante nieder, als wären wir alte Freunde und sieht mich fragend an.
"Hast du Schmerzen?"
"Das geht, die Pumpen mich hier mit Medikamenten zu. Aber ich wäre gern auf der Feier gewesen, oder Weihnachten bei meiner Familie, statt hier alleine zu liegen. Das war es mit Weihnachten für mich."
Er nickt leicht und zieht dann mit einer Hand den Tisch näher zu meinem Bett.
"Und genau aus dem Grund bin ich hier. Jetzt hast du einen Baum, den wir gemeinsam schmücken werden, Gesellschaft, alkoholfreien Glühwein und irgendwo in der Tasche sollten auch noch ein paar Kekse sein."
"Du hast gebacken?"
"Nein, aber in deiner Lieblingsbäckerei gekauft." Gesteht er etwas verlegen und stellt mir die Kekse auf den Nachttisch.
"Du musst nicht hier sein..."
"Ich weiß. Aber was, wenn ich es will?" Er lächelt leicht.
"Was, wenn ich mir grade keinen besseren Ort vorstellen könnte, an dem ich sein wollen würde?"
"Dann würde ich dir sagen, dass du verrückt bist. Aber... Ich bin froh, dass du hier bist."
"Na also." Er drückt mich ganz vorsichtig für einen Moment an sich, bevor er mir den kleinen Baum vor die Nase schiebt.
"Da ich nicht weiß, wann du entlassen wirst und Weihnachten ohne einen Baum nicht geht, schmücken wir jetzt diese Miniaturausgabe. Solltest du pünktlich rauskommen, wiederholen wir das mit einem großen Baum."
"Du bist doch verrückt... Danke." Meine Augen leuchten, als wir vorsichtig die kleinen Kugeln an den Baum hängen und immer wieder von dem Alkoholfreien Glühwein trinken. Aus Ermangelung an Gläsern trinken wir abwechselnd aus der Flasche, doch das dämpft meine aufkommende Weihnachtsstimmung nicht.
Die Weihnachtsmusik im Hintergrund erscheint mir mit einem Mal nur noch halb so nervig und als der Baum schließlich fertig geschmückt ist, sehe ich Jake dankbar an.
"Das war wirklich schön."
"Und eine gute Einstimmung für das, was noch kommt." Jake grinst leicht, was meine Sorge, dass er gleich schon gehen könnte, dämpft..
"Weihnachtsfilme ohne Baum, wo kämen wir denn da hin?"
Weihnachtsfilme?
"Mach mal ein bisschen Platz da." Er grinst und streift seine Schuhe ab, bevor er sich neben mir ins Bett setzt - allerdings mit etwas Abstand, sodass er nicht Gefahr läuft, mir versehentlich wehzutun.
Danach stellt er sich den Laptop auf die Beine, den Bildschirm mehr zu mir gedreht.
"Wir haben jeden beliebigen Streamingdienst zu Verfügung, also such dir einfach einen Film aus, auf den du Lust hast."
"Du bist ein Schatz."
Dankbar lege ich meinen Kopf auf seine Schulter, bevor ich mich durch die gigantische Auswahl an Filmen scrolle, bevor ich schließlich bei einem hängen bleibe. Fragend sehe ich Jake an, der mir bestätigend zunickt.
Als die ersten Töne des Intros beginnen, muss ich noch ein bisschen mehr Lächeln. Diesen Film habe ich in meiner Kindheit mit meinen Eltern geschaut. Wieder und wieder und wieder.
Damals habe ich mir geschworen, die Tradition fortzusetzen, selbst, wenn ich Weihnachten mal nicht zuhause verbringen kann. Doch ohne Jake wäre das in diesem Jahr wohl nicht passiert.
Ich tauche komplett in die Handlung ein, weshalb mir die Blicke entgehen, die Jake mir immer wieder zuwirft.
Irgendwann legt er ganz vorsichtig seinen Arm um mich, doch noch immer achtet er darauf, nicht an eine meiner zahlreichen Blessuren zu kommen.
"Geht das so?" Fragt er leise und mit einem kleinen Lächeln nicke ich, bevor ich noch etwas näher zu ihm rutsche und mich so gut es geht an ihn kuschle.
Jake lächelt und für einen kurzen Augenblick spüre ich seine Lippen auf meiner Stirn, bevor wir beide wieder auf den Bildschirm schauen.
Doch auf den Film konzentrieren kann ich mich kaum noch.
Es ist, als wäre mir erst jetzt bewusst geworden, wie nah Jake mir in diesem Augenblick ist.
Und wie glücklich ich darüber bin.
Bisher war Jake nie mehr als ein Kollege von einer Mission, doch jetzt, wo er neben mir liegt... Kann ich es mir nicht vorstellen, das es je wieder anders zwischen uns sein könnte.
"Jake?" Flüstere ich deswegen leise und als er mich anschaut, drücke ich ihm einen kleinen Kuss auf die Wange.
"Danke."
"Wofür?" Überrascht sieht er mich an, was mich noch mehr zum Lächeln bringt. Er tut all das ohne jeden Hintergedanken.
"Das du hier bist. Für den Baum, die Kekse, die Gesellschaft... Vor allem für die Gesellschaft. Ich habe wirklich geglaubt, dass es das schlimmste Weihnachten überhaupt werden würde, aber jetzt... Weiß ich, dass es nicht so ist. Danke. Ich bin wirklich froh, dass du hier bist."
"Das hast du jetzt schon mehrmals gesagt. Pass auf, dass ich mir nicht noch was darauf einbilde." Gibt er mit einem Zwinkern zurück und streicht mir sanft eine Strähne aus dem Gesicht.
"Vielleicht kannst du das aber." Die Worte kommen mir über die Lippen, noch bevor ich darüber nachdenken kann. Jakes Lächeln wird noch breiter, als er mir einen weiteren sanften Kuss auf die Stirn gibt.
"Ich würde alles tun, um dich lächeln zu sehen, Darling."
"Bleibst du?"
"Für immer, wenn du das willst." Seine Hand wandert beinahe zärtlich über meine Wange.
Es geht um so viel mehr als diese eine Nacht im Krankenhaus und das wissen wir beide. Doch es macht mir keine Angst.
"Gut. Ich gewöhne mich schließlich langsam an deine Gesellschaft... Bagman."
"Du kannst ja grade auch nicht flüchten." Er lacht und dieses Lachen berührt mein Herz noch mehr als alles andere zuvor. Ich kuschle mich näher an ihn, bevor ich ihm einen sanften Kuss auf die Lippen drücke.
"Glaub mir, würde ich dich nicht hier haben wollen, wäre ich schneller weg, als du schauen könntest."
"Na, dann hoffe ich doch mal, dass es niemals so weit kommen wird." Seine Lippen streifen meine sanft, bevor er vorsichtig die Decke richtet und seinen Kopf an meinen legt.
Wir haben alle Zeit der Welt.
Und als ich dieses Mal meinen Kopf zurück auf seine Brust lege, weiß ich, dass ich jede Sekunde davon auskosten werde.
Auch, wenn ich es mir niemals hätte ausmalen können, dass der arrogante Jake Seresin irgendwann der Mann wird, bei dem mein Herz sicher ist, weiß ich jetzt, dass es so ist.
Jake ist so viel mehr als seine Maske.
Und der Jake dahinter - ist liebenswerter als jeder andere Mensch, den ich in meinem Leben je getroffen habe.
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