Drittes Türchen ❄️
Natasha Romanoff ☃️
Etwas enttäuscht schaue ich auf die zahlreichen DVDs in meinem Regal. Es ist Anfang Dezember, die Weihnachtszeit ist in vollem Gange... Und so sehr ich Weihnachten auch liebe, dieses Jahr bin ich absolut nicht in Stimmung dafür. Zu viel ist in den letzten Monaten passiert. Zu viele schlechte Nachrichten haben uns getroffen und zu viele Kämpfe fanden direkt vor der Tür statt.
Ein Seufzen kommt über meine Lippen, als ich meinen Lieblingsfilm aus dem Regal ziehe, ihn in der Hand wiege... Und dann doch wieder ins Regal stelle. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, jetzt gemütlich zwei Stunden in meinem Bett zu liegen und die Welt auszuschließen.
Das leise Klopfen an meiner Tür reißt mich aus meinen Gedanken.
"Hier steckst du also."
Natasha.
Für einen Moment schaut die schöne Russin mich einfach an, bevor ihr Blick auf den Film in meiner Hand fällt.
"Ich konnte Weihnachtsfilmen nie etwas abgewinnen." Gesteht sie schließlich, was mir ein kleines Schulterzucken entlockt.
"Ich bin dieses Jahr auch echt nicht in Stimmung. Aber deswegen bist du nicht hier, oder?"
"Nein. Tony will uns alle mit seinem Essen vergiften und ich möchte ungern allein sterben. Hast du Lust?"
"Das klingt ja unglaublich verlockend..." Ich muss etwas lachen. "Aber warum nicht, ich bin dabei."
Schnell stelle ich den Film zurück. Weihnachtsfilme kann ich auch später noch schauen. Zeit mit Natasha und den anderen verbringen nicht. Es ist selten geworden, dass wir alle zur gleichen Zeit im Haus sind.
Also verschwende ich für den Abend keinen Gedanken mehr an all die Weihnachtsfilme, sondern verbringe meine Zeit lieber mit den Menschen, die für mich einer Familie am nächsten kommen.
Doch schon einen Tag später stehe ich wieder vor meinem Regal, und obwohl ich noch immer nicht wirklich Lust darauf habe, lege ich den ersten Film in meinen alten DVD Player. Vielleicht kommt meine Weihnachtsstimmung ja mit einem der Filme.
Doch vergebens.
Nach dem ersten Film nicht den Hauch von Weihnachtsstimmung verspüre, lege ich völlig frustriert den zweiten ein und lehne mich auf der Couch zurück...
Als Natasha, wie schon am Abend zuvor, an die leicht geöffnete Tür klopft.
Sie schiebt den Kopf ins Zimmer.
"Was schauen wir?"
Ich halte die DVD- Hülle hoch und mit einem wissenden Nicken lässt Natasha sich mit einem Bier in der Hand neben mich sinken.
"Auch eins?"
"Gerne."
Grinsend hält sie mir eine frische Flasche zum Anstoßen hin, bevor sie neugierig auf den Bildschirm schaut. Doch lange bleibt sie nicht still.
"Da müsste man eigentlich ein Trinkspiel draus machen. Du weißt schon, jedes mal, wenn er übertreibt, einen Trinken."
"Das würden wir nicht lange durchhalten." Wehre ich zuerst ab, doch Natasha lässt nicht locker.
"Warum versuchen wir es nicht einfach?"
Einen Moment lang zögere ich, bevor ich schließlich doch nicke.
"Ach, warum eigentlich nicht?" Schließlich lässt die Weihnachtsstimmung in diesem Jahr sowieso auf sich warten - warum also nicht nach eigenen Regeln spielen? So habe ich wenigstens einen guten Anreiz, all die Filme zu schauen, die mich sonst so glücklich machen.
Natasha fängt an zu grinsen und springt auf, um mehr Bier zu holen und es in meinem Kühlschrank zwischenzulagern, während ich den Film pausiere. Wenn, dann schauen wir den Film auch ganz zusammen.
Wenig später sitzt die rothaarige Assassine auch schon wieder neben mir. "Dann lass uns mal starten."
Zu Beginn bin ich skeptisch.
Jeder einzelne Schluck fühlt sich irgendwie... seltsam an, doch mit steigendem Pegel steigt auch mein Spaß an dem ganzen, bis ich kichernd an Natashas Schulter lehne.
Die Zeit vergeht wie im Flug und als der erste Film vorbei ist, schauen wir uns einen zweiten und einen dritten an, bis ich schließlich schon auf dem Weg zu meinem DVD Player taumele. Vielleicht war es doch ein bisschen viel Alkohol?
Ich habe auf jeden Fall den Überblick verloren.
Natasha ist ähnlich angeheitert und als ich mich dieses Mal neben sie fallen lasse, hält sie ihr Handy hoch.
"Pizza?"
"Pizza." Bestätige ich, doch irgendwie gleitet mein Blick schnell von ihrem Handy... rein in ihren Ausschnitt.
Und mir gefällt, was ich sehe.
Mit einem Schlag bin ich wieder nüchtern.
Bisher habe ich mich nie für Frauen interessiert.
Liegt es jetzt nur am Alkohol, oder...
"Y/n!" Unterbricht Natasha meine Gedanken und als ich sie mit roten Wangen anschaue, grinst sie nur.
"Pizza ist bestellt. Soll ich mein Oberteil ausziehen, damit du besser gucken kannst?"
"Ich..."
Zum ersten Mal überhaupt fehlen mir die Worte und meine Wangen röten sich, während sich all die Worte in meinem Kopf zu einem undurchdringlichen Chaos verknoten. Wie soll ich erklären, was in meinem Kopf vorgeht, wenn ich es selber nicht weiß, nicht verstehe?
Wieder unterbricht Natasha meine Gedanken.
"Y/n, es ist vollkommen in Ordnung. Du musst es nicht verstehen, manchmal muss man es einfach... erforschen."
Sie hält mir meine Bierflasche entgegen, bevor sie ohne zu zögern ihr Shirt über den Kopf streift und meine Aufmerksamkeit nun ganz auf sich lenkt.
Der Weihnachtsfilm ist vergessen, genau wie unser Trinkspiel.
Es sind nur noch Hintergrundgeräusche ohne jede Bedeutung.
"Tasha..."
"Shh. Denk nicht nach."
Ihre Lippen sind nur noch wenige Zentimeter von meinen entfernt, weit genug, um im Zweifel einen Rückzieher zu machen...
Doch will ich das wirklich?
Oder will ich dem einfach nachgeben, meine Lippen auf ihre drücken und ihren Körper an meinem spüren?
Dieses Mal gelingt es mir, meinen Kopf auszuschalten.
Ich überbrücke die letzte Distanz zwischen uns und in der Sekunde, in der Natashas Lippen meine berühren, kann ich nur noch daran denken, wie gut sie sich anfühlt.
Ihr Körper schmiegt sich perfekt an meinen und auch, wenn das alles, an was ich je geglaubt habe, durcheinanderbringt, will ich nicht, dass dieser Moment endet.
"Tasha..." Flüstere ich rau an ihren Lippen, was sie zum Lächeln bringt.
"Ja?"
"Das... Wow..."
"Ja, es fühlt sich gut an." Ihre Lippen necken meine und ich gebe mich ihr hin, bis ein lauter Knall uns auseinander fahren lässt, als hätten wir gerade etwas Verbotenes getan.
Ein Blick auf den Fernseher verrät mir, dass wir nicht gleich zu einer neuen Mission aufbrechen müssen und so lache ich verlegen auf.
"Ich hätte nie gedacht, dass ich mal so schreckhaft sein werde."
"Und ich hätte nie gedacht, dass ich Weihnachtsfilmen doch irgendwann mal etwas abgewinnen kann."
Natasha grinst, doch ihre Augen liegen nicht auf dem Bildschirm, sondern ruhen ganz auf meinen roten Wangen.
"Das Trinkspiel war eine gute Idee."
"Es hat alles durcheinandergewürfelt, an was ich geglaubt habe." Halte ich dagegen, doch sobald mein Blick auf ihre Lippen fällt, ist all das schon wieder vergessen.
"Das war es wert, oder?" Sie grinst leicht, bevor sie auf den Fernseher deutet.
"Schauen wir weiter?"
"Gerne."
Ich nehme einen Schluck von meinem Bier und dieses Mal schauen wir beide wieder auf den Fernseher... Während sich unsere Finger verschränken, unsere Schultern sich berühren.
Ein warmes Gefühl steigt in meinem Bauch auf.
Vielleicht ist es noch keine Weihnachtsstimmung, aber ein Gefühl von Heimat.
Und das hat ganz sicher mit der rothaarigen Assassine neben mir zu tun, die jetzt beinahe sanft einen Kuss auf meine nackte Schulter drückt.
Sie ist in diesem Jahr mit Abstand mein schönstes Geschenk zum Fest der Liebe.
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